Alain, Pseudonym von Emile Chartier (1868 – 1951)

Französischer Essayist und Philosoph. Alain ist ein Meister des Essays, der die Weisheit Montaignes mit der Leidenschaft Pascals vereinigt: er gibt kein System, er erklärt nichts, er hat keine Lösungen bereit, er fühlt und im ursprünglichen Sinn des Worts, ein Weisheitslehrer, der die Menschen zu leben lehrt. Den höchsten Wert erkennt er in der persönlichen Freiheit des Menschen, und alle politische Macht erscheint ihm daher als ein notwendiges Übel, das nur erträglich ist, wenn sie so gering als möglich bleibt und durch die Kritik der Regierten an der Regierung gemäßigt werden kann

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Aphorismen
Ziel aller Frömmigkeit ist, Gott zu überreden, und zwar in dem Bewusstsein, dass es ein sicheres Mittel der Überredung nicht gibt, es sei denn dieses: sich selbst überreden und Gottes Willen tun, selbst eh‘ wir diesen Willen kennen. So wird der Mensch zur Hingabe seiner selbst, zum gedankenlosen Opfer getrieben. Diese Idee von Gottesdienst und Opfer ist dem Umgang mit den Nächsten entnommen und dem Hindernis, das dem Menschen im Menschen erwächst.

In der Kindheit liegt die Blütezeit der Religionen. Dem Kind ist das Kind ein Gott.

Alle Götter laufen mit meiner Feder. Sie sollen Gewicht geben, so will ich es, und zumindest Gleichnis sein, wenn sie nicht Beweis sein können.

Aus: Französische Geisteswelt (293, 295, 302)
Herausgegeben von Joachim Schondorff mit einem Geleitwort von Hermann Noack
Verlag Werner Dausien