Anaximander [griech. Anaximandros] aus Milet (610 – 546 v. Chr.)

Griechischer Naturphilosoph, der Schüler und Nachfolger des Thales sowie Lehrer des Anaximenes war. Von den Babyloniern übernahm er den Gnomon (Schattenweiser) und bestimmte damit die Sonnwenden . Anaximander verfertigte die erste griechische Erdkarte und einen Himmelsglobus. In hohem Alter schrieb er die erste die Natur erklärende Prosa-Schrift, in der er das Weltbild Hesiods weitgehend entmythologisierte. Er lehrte, dass alle Dinge aus einem einfachen, eigenschaftslosen Urstoff, dem Apeiron (»Grenzenloses«), durch Trennung in Gegensätze entstehen und in das Apeiron zurückkehren

Siehe auch Wikipedia

Inhaltsverzeichnis
Das Unendliche ist der Urgrund, Ewigkeit der Bewegung,
Zahllose Welten, Unendliche Wiederkehr


Das Unendliche ist der Urgrund

Die Dinge sind entweder Anfang [bzw. Prinzip] oder von Anfang Hergeleitetes. Das Unbeschränkte hat keinen Anfang, sonst wäre ihm eine Schranke gesetzt. Als Anfangsgrund sei es auch ungeworden und unvergänglich. Denn jedes Entstandene muss notwendig ein Ende nehmen, wie jedes Vergehen einmal zum Abschluss kommen muss. Somit gibt es, wie eben schon gesagt, keinen Anfang des Anfangs, sondern scheint dieser vielmehr Anfang alles übrigen zu sein, alles zu umfassen und alles zu steuern, so wie jene behaupten, die neben dem Unbeschränkten keine weitere Ursachen, wie Vernunft [Anaxagoras] oder Liebe [Empedokles], ansetzen. Und dieses sei das Göttliche. Denn es sei unsterblich und unvergänglich, wie Anaximander und die Mehrheit der Naturphilosophen behaupten. Aristoteles: Physik
Aus: Die Vorsokratiker I, Milesier, Pythagoreer, Xenophanes, Heraklit, Parmenides, Griechisch/Deutsch. Auswahl der Fragmente, Übersetzung und Erläuterungen von Jaap Mansfeld
Reclams Universalbibliothek Nr. 7965 (S. 71-73) © 1983 Philipp Reclam jun., Stuttgart Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Reclam Verlags


Anaximander, des Praxiades Sohn aus Milet, der Schüler und Nachfolger des Thales, hat als Urgrund und Element der Dinge das Unendliche angenommen, indem er als erster diesen Namen für den Urgrund gebrauchte. Er bezeichnet aber als Urgrund weder das Wasser noch ein anderes der sogenannten Elemente, sondern eine andere unendliche Substanz, aus der sämtliche Himmel entstanden seien und die Welten in ihnen. »Woraus aber die Dinge ihre Entstehung haben, darein finde auch ihr Untergang statt, gemäß der Schuldigkeit. Denn sie leisteten einander Sühne und Buße für ihre Ungerechtigkeit, gemäß der Verordnung der Zeit.« Offenbar hat Anaximander, der den Wandel der vier Elemente ineinander beobachtet hatte, nicht eins von diesen als Grundlage (Substrat) annehmen wollen, sondern ein anderes neben ihnen . . . Simplicius zu Aristoteles, Physik 24. 13ff. Diehls= 12 A 9 (vgI. B 1)

Als Materie ist das Unendliche die Ursache ... Es gebrauchen aber auch alle die anderen Denker das Unendliche als Materie.

Aristoteles, Physik III 7 207 b 35ff. = 12 A 14

Anaximander nahm das Unendliche als Urprinzip »Damit des Werden nicht aufhört.« Aristoteles, Physik III 8. 208 a 8 = 12 A 14

Dieses
(das Unendliche) sei ewig, und es altere überhaupt nicht. Und es umfasse sämtliche Welten. Hippolytos I 61 = 12 A 11

Ewigkeit der Bewegung
Die Bewegung sei ewig, bei der die Himmel entständen. Hippolytos I 6,2 = 12 A 11

(von Anaximander und einigen Physikern der Folgezeit): Und sie setzten die Bewegung als ewig voraus. Denn ohne Bewegung gäbe es weder Entstehen noch Vergehen. Simplicius zu Aristoteles, Physik 1121, 5ff. Diels = 12 A 17

Anaximander
nimmt die Entstehung der Dinge nicht infolge einer qualitativen Veränderung des Urelementes an, sondern infolge einer Ausscheidung der Gegensätze auf Grund der ewigen Bewegung..
. Simplicius zu Aristoteles, Physik 24, 13ff. Diels = 12 A 9

Zahllose Welten
(Anaximander behauptet), dass sich aus dem Unendlichen die Himmel ausgeschieden hätten und überhaupt sämtliche Welten, die unendlich <an Zahl> seien. Pseudoplutarch, Stromateis 2 = 12 A 10Von den Philosophen, die eine unendliche Zahl von Welten angenommen haben, hat Anaximander behauptet, dass sie gleich weit voneinander entfernt seien. Aetius II 1, 8 = 12 A 17Anaximander erklärte, dass das Vergehen und viel früher das Entstehen erfolge, indem sie <die Welten> alle seit unendlicher Zeit periodisch wiederkehrten. Pseudoplutarch, Stromateis 2 (aus Theophrast)

Unendliche Wiederkehr
Anaximander erklärte, dass das Unendliche die alleinige Ursache von Entstehung und Untergang des Ganzen sei... Er behauptete aber, dass der Untergang und viel früher die Entstehung erfolge, indem sich seit unendlicher Zeit alle diese Vorgänge wiederholten.
Pseudoplutarch, Stromateis 2 (aus Theophrast)
Kröner Stuttgart, Kröners Taschenausgabe Band 119, Die Vorsokratiker herausgegeben von Wilhelm Capelle Die Fragmente und Quellenberichte übersetzt und eingeleitet von Wilhelm Capelle (S.81-86) Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Alfred Kröner Verlags, Stuttgart