Johann Arndt (1555 –1621)
Deutscher
evangelischer Pfarrer in Braunschweig, der
1611 Generalsuperintendent des Herzogtums Lüneburg wurde. Arndt ist Verfasser und Herausgeber der sechs »Bücher
vom wahren Christentum«. Die Sammlung wurde später noch
durch das Gebetbuch »Paradies-Gärtlein« ergänzt, das eines der bedeutendsten und verbreitetesten deutschen
Erbauungsbücher ist. Mit Johann Gerhard hat
er unter Verwendung von Weigelschem Gedankengut
eine neue Form lutherischer Frömmigkeit
begründet, die zunächst umstritten war, seit 1625
aber anerkannt ist. Siehe auch Wikipedia, Heiligenlexikon und Kirchenlexikon |
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Inhaltsverzeichnis
Vorrede
zum 1. Buch des wahren Christentums Und Gott sprach Von der großen Liebe Gottes Das ewige Licht |
>>>Christus Alles und in allem Christus Von der Erlösung durch Christi Blut |
Vorrede
zum 1. Buch des wahren Christentums
Was für ein großer und schändlicher Missbrauch des heiligen
Evangeliums in dieser letzten Welt sei, christlicher lieber Leser, bezeuget
genugsam das gottlose unbußfertige Leben derer, die sich Christi und seines
Worts mit vollem Munde rühmen und doch ein ganz unchristliches Leben führen,
gleich als wenn sie nicht im Christentum, sondern im Heidentum lebten. Solch
gottlos Wesen hat mir zu diesem Büchlein Ursach gegeben, damit die Einfältigen
sehen möchten, worin das wahre Christentum stehe, nämlich in Erweisung
des wahren, lebendigen, tätigen Glaubens durch rechtschaffene Gottseligkeit,
durch Früchte der Gerechtigkeit. Wie wir darum nach Christi Namen genennet
sind, dass wir nicht allein an Christum glauben, sondern auch in Christo
leben sollen und Christus in uns, wie die wahre Buße aus dem innersten
Grunde des Herzens gehen müsse, wie Herz, Sinn und Mut müsse geändert
werden, dass wir Christo und seinem heiligen Evangelium gleichförmig
werden, wie wir durchs Wort Gottes müssen täglich erneuert werden
zu neuen Kreaturen. Denn gleichwie ein jeder Same seinesgleichen bringet, also
muss das Wort Gottes in uns täglich neue geistliche Früchte bringen,
und so wir durch den Glauben neue Kreaturen worden sein, so müssen wir
auch in der neuen Geburt leben. Summa: wie Adam in uns sterben und Christus
in uns leben soll. Es ist nicht genug, Gottes Wort wissen, sondern man muss
auch dasselbe in die lebendige tätige Übung bringen.
Viele meinen, die Theologia sei nur eine bloße Wissenschaft und Wort-Kunst,
da sie doch eine lebendige Erfahrung und Übung ist. Jedermann studieret
jetzo, wie er hoch und berühmt in der Welt werden möge, aber fromm
sein will niemand lernen. Jedermann suchet jetzo hochgelehrte Leute, von denen
er Kunst, Sprachen und Weisheit lernen möge. Aber von unserm einigen Doktor
und Lehrer Jesu Christo will niemand lernen Sanftmut und herzliche Demut, da
doch sein heiliges lebendiges Exempel die rechte Regel und Richtschnur unsers
Lebens ist, ja die höchste Weisheit und Kunst, daß wir ja billig
sagen können: Omnia nos Christi vita docere potest,
das ist: Das Leben Christi kann uns alles lehren.
Jedermann wollte gern Christi Diener sein, aber Christi Nachfolger will niemand
sein. Er spricht aber Johannes (12, 26): ,,Wer mir dienen
will, der folge mir nach.“ Darum muß ein rechter Diener und
Liebhaber Christi auch ein Nachfolger Christi sein. Wer Christum lieb hat, der
hat auch lieb das Exempel seines heiligen Lebens, seine Demut, Sanftmut, Geduld,
Kreuz, Schmach, Verachtung, ob‘s gleich dem Fleische wehe tut. Und ob
wir gleich die Nachfolge des heiligen und edlen Lebens Christi in dieser Schwachheit
nicht vollkömmlich erreichen können, dahin auch mein Büchlein
nicht gemeinet, so sollen wir‘s doch lieb haben und danach seufzen. Denn
also leben wir in Christo und Christus in uns, wie St. Johannes (1.
Joh. 2, 6) spricht: »Wer da saget, daß
er in ihm bleibet, der soll auch wandeln, gleichwie er gewandelt hat.«
Jetzo ist die Welt also gesinnet, daß sie gern alles wissen wollte; aber
dasjenige, das besser ist denn alles Wissen, nämlich Christum lieb haben
(Eph. 3, 19), will niemand lernen. Es kann aber Christum niemand lieb haben,
er folge denn auch nach dem Exempel seines heiligen Lebens. Viele sind, ja die
meisten in dieser Welt, die sich des heiligen Exempels Christi schämen,
nämlich seiner Demut und Niedrigkeit. Das heißet sich des Herrn Christi
geschämet, davon der Herr sagt (Mark. 8, 38):
»Wer sich meiner schämet in dieser ehebrecherischen Welt, des wird
sich auch des Menschen Sohn schämen, wenn er kommen wird.«
Die Christen wollen jetzo einen stattlichen, prächtigen, reichen, weltförmigen
Christum haben, aber den armen, sanftmütigen, demütigen, verachteten,
niedrigen Christum will niemand haben noch bekennen noch demselben folgen. Darum
wird er einmal sagen: »Ich kenne euer nicht«
(Math. 7, 23). Ihr habt mich nicht wollen
kennen in meiner Demut, darum kenne ich euer nicht in eurer Hoffahrt.
Nicht allein aber ist das gottlose Leben und Wesen Christo und dem wahren Christentum
ganz zuwider, sondern es häufet täglich Gottes Zorn und Strafe, also,
daß Gott alle Kreaturen wider uns rüsten muß zur Sache, daß
Himmel und Erde, Feuer und Wasser wider uns streiten müssen, ja die ganze
Natur ängstet sich darüber und will brechen. Daher muß elende
Zeit kommen, Krieg, Hunger und Pestilenz. Ja die letzten Plagen dringen so heftig
und mit Gewalt herein, daß man fast vor keiner Kreatur wird sicher sein
können. Denn gleichwie die greulichsten Plagen die Ägypter überfielen
vor der Erlösung und Ausgang der Kinder Israel aus Ägypten, also werden
vor der endlichen Erlösung der Kinder Gottes schreckliche, greuliche, unerhörte
Plagen die Gottlosen und Unbußfertigen überfallen. Darum hohe Zeit
ist, Buße zu tun, ein ander Leben anzufangen, sich von der Welt zu Christo
zu bekehren, an ihn recht zu glauben und in ihm christlich leben, auf daß
wir unter dem Schirm des Höchsten und dem Schatten des Allmächtigen
sicher sein mögen (Ps. 91, 1). Dazu uns auch
der Herr vermahnet (Luk. 21, 36): »So
seid nun wacker allezeit und betet, daß ihr würdig werden möget,
zu entfliehen diesem allen.« Solches bezeuget auch der 112.
Psalm (V. 7).
Dazu werden dir, lieber Christ, diese Büchlein Anleitung geben, wie du
nicht allein durch den Glauben an Christum Vergebung deiner Sünden erlangen
sollst, sondern auch, wie du die Gnade Gottes recht sollst gebrauchen zu einem
heiligen Leben und deinen Glauben mit einem christlichen Wandel zieren und beweisen.
Denn das wahre Christentum stehet nicht in Worten oder im äußerlichen
Schein, sondern im lebendigen Glauben, aus welchem rechtschaffene Früchte
und allerlei christliche Tugenden entsprießen als aus Christo selbst.
Denn weil der Glaube menschlichen Augen verborgen und unsichtbar ist, so muß
er durch die Früchte erwiesen werden, sintemal der Glaube aus Christo schöpfet
alles Gutes, Gerechtigkeit und Seligkeit. Wenn er nun beständig erwartet
der verheißenen Güter, die dem Glauben versprochen sind, so entsprießet
aus dem Glauben die Hoffnung. Denn was ist die Hoffnung anders denn ein beständiges,
beharrliches Erwarten der verheißenen Güter im Glauben? Wenn aber
der Glaube dem Nächsten die empfangenen Güter mitteilet, jetzo entspringt
aus dem Glauben die Liebe und tut dem Nächsten wieder also, wie ihm Gott
getan hat. Wenn aber der Glaube in der Probe des Kreuzes bestehet und sich dem
Willen Gottes ergibt, jetzo wächset die Geduld aus dem Glauben. Wenn er
aber im Kreuz seufzet oder Gott für empfangene Wohltaten danket, jetzo
wird das Gebet geboren. Wenn er Gottes Gewalt und des Menschen Elend zusammenfasset
und sich unter Gott schmieget und bieget, jetzo wird die Demut geboren. Wenn
er sorget, daß er nicht möge Gottes Gnade verlieren oder, wie St.
Paulus (Phil. 2, 12) spricht: »mit
Furcht und Zittern schaffet«, daß er selig werde, jetzo ist
die Gottesfurcht geboren.
Also siehest du, wie alle christlichen Tugenden des Glaubens Kinder sind und
aus dem Glauben wachsen und entsprießen und können nicht vom Glauben
als von ihrem Ursprung getrennet werden, sollen‘s anders wahrhaftige,
lebendige, christliche Tugenden sein aus Gott, aus Christo und aus dem heiligen
Geist entsprossen. Darum kann kein Gott wohlgefällig Werk ohne den Glauben
an Christum sein. Denn wie kann wahre Hoffnung, rechte Liebe, beständige
Geduld, herzlich Gebet, christliche Demut, kindliche Furcht Gottes ohne Glauben
sein? Es muß alles aus Christo, dem Heilbrunnen, durch den Glauben geschöpfet
werden, beides Gerechtigkeit und alle Früchte der Gerechtigkeit.
Du mußt dich aber wohl vorsehen, daß du ja beileibe deine Werke
und anfangenden Tugenden oder Gaben des neuen Lebens nicht mengest in deine
Rechtfertigung vor Gott. Denn da gilt keines Menschen Werk, Verdienst, Gaben
oder Tugend, wie schön auch dieselben seien, sondern das hohe vollkommene
Verdienst Jesu Christi, durch den Glauben ergriffen. Darum siehe dich wohl vor,
daß du die Gerechtigkeit es Glaubens und die Gerechtigkeit des christlichen
Lebens nicht ineinander mengest, sondern wohl unterscheidest, denn dies ist
das ganze Fundament unserer christlichen Religion.
Nichts desto weniger aber mußt du dir deine Buße lassen einen rechtschaffenen
Ernst sein, oder du hast keinen rechtschaffenen Glauben, welcher täglich
das Herz reiniget, ändert und bessert. Sollst auch wissen, daß der
Trost des Evangeliums nicht haften kann, wo nicht rechtschaffene wahre Reue
und göttliche Traurigkeit vorhergehet, dadurch das Herz zerbrochen und
zerschlagen wird, denn es heißet: »Den Armen
wird das Evangelium geprediget« (Matth. 11,5).
Und wie kann der Glaube das Herz lebendig machen, wenn‘s nicht zuvor getötet
wird durch ernstliche Reue und Leid und wahre Erkenntnis der Sünden? Darum
sollst nicht gedenken, daß die Buße so schlecht und leicht gehe.
Bedenke, wie ernste und scharfe Worte der Apostel Paulus gebrauchet, da er gebietet,
das Fleisch zu töten und zu kreuzigen samt den Lüsten und Begierden,
seinen Leib aufzuopfern, der Sünde abzusterben, der Welt gekreuziget zu
werden. Wahrlich dies geschiehet nicht mit Zärtelung des Fleisches. Die
heiligen Propheten malen auch die Buße nicht lieblich ab, wenn sie ein
zerbrochen zerschlagen Herz und einen zerknirschten Geist fordern und sagen:
Zerreißet euere Herzen, heulet, klaget und weinet. Wo findet man jetzo
solche Buße? Der Herr Christus nennet sich selbst hassen, verleugnen,
absagen alledem, was man hat, will man anders sein Jünger sein. Solches
gehet wahrlich nicht mit lachendem Munde zu. Dessen allen hast du ein lebendig
Exempel und Bild in den sieben Buß-Psalmen. Die Schrift ist voll des göttlichen
Eifers, dadurch die Buße nebst ihren Früchten erfordert wird bei
Verlust der ewigen Seligkeit. Darauf kann der Trost des Evangeliums seine rechte
natürliche Kraft erzeigen. Beides aber muß Gottes Geist durchs Wort
in uns wirken.
Von solcher ernsten wahrhaften innerlichen Herzens-Buße und von derselben
Früchten handelt dies mein Büchlein und von der Praxis und Übung
des wahren Glaubens, auch wie ein Christ alles in der Liebe tun soll; denn was
aus christlicher Liebe geschiehet, das gehet auch aus dem Glauben. Es sind aber
in demselben, sonderlich im Frankfurtischen Druck, etliche Reden nach Art der
alten Skribenten, Taulers, des Thomas von Kempen und anderer, mit eingemischet,
die das Ansehen haben, als wenn sie menschlichem Vermögen und Werken zuviel
zueignen, dawider doch mein ganzes Büchlein streitet. Darum soll der christliche
Leser freundlich erinnert sein, daß er fleißig sehe nach dem scopo
»Zweck« und Ziel des ganzen Büchleins,
so wird er befinden, daß es vornehmlich dahin gerichtet ist, daß
wir den verborgenen angebornen Greuel der Erbsünde erkennen, unser Elend
und Nichtigkeit betrachten lernen, an uns selbst und an allem unserm Vermögen
verzagen, uns selbst alles nehmen und Christo alles geben, auf daß er
alles allein in uns sei, alles in uns wirke, allein in uns lebe, alles in uns
schaffe, weil er unserer Bekehrung und Seligkeit Anfang, Mittel und Ende ist.
Aus: Der Protestantismus des 17. Jahrhunderts. Herausgegeben
von Winfried Zeller (S.51f.)
In der Reihe: Klassiker des Protestantismus. Herausgegeben von Christel Matthias
Schröder Band V, Sammlung Dieterich
Carl Schünemann Verlag Bremen
Und
Gott sprach
Dein göttliches Wort, o Herr, sei unser Licht, das
uns erleuchtet; der Same, dadurch wir geistlich lebendig werden; das Manna,
das uns speiset; der Wein, der uns erfreuet. Ja, laß dein Wort uns lieber
sein denn viel tausend Stück Goldes und Silber‘s. Hilf uns, diesen
Schatz bewahren, und laß uns im Glauben, in der Liebe, in der Geduld,
in der Hoffnung, nach dem Inhalt deines Wortes recht gegründet, befestigt
und gestärkt werden zum ewigen Leben. Amen.
Christus Jesus, der wahrhaftige hochgelobte Gott in Ewigkeit, ist der ganzen
Schrift einiger Zweck und Kern und ist uns gegeben zu einer Arznei und Reinigung
unseres Verderbens.
Dahin gehet die ganze Heilige Schrift, daß sie Christum ins Herz bringe
und einpflanze durch den Glauben.
Gottes Wort ist ein kräftiges Wort, ja die Kraft Gottes, von dem mächtigsten
Herrn ausgegangen; es ist heilig von dem Allerheiligsten; wahrhaftig von der
ewigen Wahrheit entsprossen; ewig von dem Ewigen; unüberwindlich von dem
Unüberwindlichen; gerecht von dem Gerechten; ein Richter aller Dinge von
dem, der aller Welt Richter ist.
Die Kraft des Wortes Gottes umschließt alle Kraft des Himmels und der
Erde. Es ist ein kräftiges Wort, denn sobald es geredet ist, sobald ist
es geschehen. Dictum factum. Wie ein Feuer, sobald
es auf ein Pulver fällt, sobald ist‘s geschehen, was geschehen soll:
also ist Gottes Wort ein Feuer, eine durchdringende, lebendige Kraft.
Was der Herr im heiligen Abendmahl namhaftig machet und mit deutlichen Worten
nennet, daselbe gibt Er uns auch, denn Er wird nicht anders reden und anders
tun: was Er sagt, das tut er.
Wenn ich einem ein Papierlein darreiche, darin ein Stück Goldes ist, so
sage ich: nimm hin, das ist ein Stück Goldes. Ungereimt wäre es demnach,
wenn ich sagte: nimm hin, das bedeutet ein Stück Goldes.
Gott hat aller gläubigen Christen Leben und Wandel, Kreuz und Verfolgung,
Glauben und Hoffnung in der Heiligen Schrift dermaßen abgebildet, daß
es der Glaube bald annimmt, als wäre es von ihm allein gesagt; so daß
gleichsam der gläubige Mensch sein eigen Herz in den Beispielen der Heiligen
siehet, dergleichen auch sein Kreuz, seinen Trost, seine Hilfe und Errettung.
Also wird nimmermehr ein Gewissen der Menschen zur Ruhe kommen, es wende sich
denn von ganzem Herzen zu Christo und glaube einfältig seinem Wort und
lasse alle Menschenlehre, so aus der Vernunft gesponnen ist, dahinfahren.
Unser Herz wird durch Gottes Wort neu geboren als durch Gottes Samen, welcher
die fleischlichen Lüste ändert, und macht neue geistliche Bewegungen
und Gedanken, gibt einen neuen Geist, welcher unsere Gemüter nach dem Bilde
Gottes erneuert... Und daraus wächst als aus dem lebendigen Samen die wahre
Erkenntnis Gottes, Gottes Liebe und der Glaube, Gebet, Gottesfurcht und der
ganze inwendige neue Mensch mit allen seinen Gliedern.
Ein jeglicher Glaubensartikel oder beständiger Lehrpunkt unserer christlichen
Religion muß in der Schrift in hellen, klaren deutlichen Worten wie sie
lauten begriffen und gegründet sein, sonst könnte man keine Gewißheit
unserer Religion haben.
Gleichwie alle Morgen das Himmelsbrot fiel, also empfinden wir täglich
im Glauben des Heiligen Geistes Trost und Kraft. Die geistliche grüne Aue
ist sein göttliches Wort. Und Gottes Wort ist uns täglich so neu,
als wenn es gestern zu uns geredet wäre.
Gott redet in seinem Wort so freundlich mit uns und hat sich so holdselig dargestellt,
daß kein Vater und Mutter ihre weinenden Kinder freundlicher und liebkosender
anreden könnte. Bist du nicht mein liebes Kind und mein trauter Sohn? Darum
bricht mir mein Herz, ich muß mich dein erbarmen, spricht unser Gott (Jer.
31, 20).
Damit nun Gott selbst unsere Seele sättige und speise, so hat er sich mit
aller seiner Gnade und Liebe ins Wort verwickelt. Denn, wenn es nur bloßes
Wort wäre ohne Gottes Kraft und Leben, könnte es unsere Seelenspeise
nicht sein. Weil aber Gott im Wort ist, so speiset er die Seele, erquickt sie,
macht sie lebendig.
Die ganze Heilige Schrift ist nichts anderes, als ein Gespräch der gläubigen
Seele mit Gott. Und so oft ein gläubiges Herz Gott seine Not klagt oder
zu Gott seufzt, so oft antwortet ihm Gott darauf durch innerlichen Trost, oder
durch den Trost seines göttlichen Worts.
Erstlich wird unser Seelenleben und Gesundheit durch Gottes Wort erhalten; denn
Christus ist das lebendige und wesentliche Wort Gottes. Es wird aber im Wort
vorgetragen und ausgeteilet, derhalben, wer das Wort fasset und glaubet, der
hat Christum, das Leben selbst, und also befindet sich‘s nun, daß
der Mensch geistlich aus dem Worte Gottes lebt. Zum andern, so lebet auch der
Mensch leiblich aus dem Worte Gottes. Denn woher hat das Brot die Kraft, das
es dich speiset? Aus dem Wort und der Ordnung Gottes. Das Brot tut’s aus
sich selbst nicht, deshalb nähret dich weder deine Arbeit, noch deine Sorge,
sondern das Wort Gottes, das aller Dinge Kraft ist. Darum die Epistel an die
Hebräer am 1. sagt: Gott hält und trägt alles durch sein kräftiges
Wort.
Wenn alles am Brot gelegen wäre, und Gott ohne daselbe nicht erhalten könnte,
so sollst du dennoch wissen, daß es Gott gar leicht ist, aus Steinen Brot
zu machen. Weißt du nicht, daß Gott Himmel und Erde aus nichts gemacht
hat? Das ist ja mehr, denn aus Steinen Brot machen. Weißt du nicht, daß
Gott aus der Finsternis Licht gemacht hat? Aus der Erde einen lebendigen Menschen?
Das alles ist mehr, denn aus Steinen Brot machen. Woraus hat Gott das Himmelsbrot
gemacht, damit er die Juden in der Wüste speisete? Aus seinem Worte. Wo
kam das Wasser her, das aus dem Felsen sprang? Aus Gottes Wort, und ist im Himmelsbrot
vorgebildet das Vertrauen auf Gott. Denn die Juden mußten, was einen Tag
gefallen war, alles aufessen. Damit lehret sie Gott der Herr, daß sie
allein von seiner Gnade leben, und aus seinem Munde und Worte gespeiset werden,
nicht aber aufs Brot, sondern auf sein Wort sehen sollten.
Was ist aber die Ursache, daß der Herr wenig Glauben finden wird auf Erden,
wenn er kommen wird? Das ist die Ursache, daß Gottes Wort jetzo vom meisten
Haufen der Welt verworfen und verleugnet wird, denn wo kein Wort Gottes ist,
da kann auch kein Glaube sein. Denn der Glaube hanget am Worte und wächset
aus dem Worte als aus einem Samen.
Hüte dich vor denen, die da sagen, es könne kein Mensch wissen, ob
er bei Gott in Gnaden sei, und jedermann müsse an Gottes Gnade zweifeln.
Dem widersprich und sage: mein Glaube lehrt mich, nicht zu zweifeln, sondern
festiglich zu glauben: Gott hat gesagt, er sei mein Vater; Gott hat gesagt:
seine Gnade waltet über alle, die ihn fürchten.
In soviel Religionsstreiten laß die verachtete Einfalt des Wortes Gottes
deine einzige Festung sein. S.33ff.
Aus: Johann Arndt, Vom gottseligen Leben
Eine Auswahl aus Johann Arndts Werken, herausgegeben und eingeleitet von Gertrud
Wasserzug
R. Brockhaus Verlag Wuppertal
Von
der großen Liebe Gottes
Bei dir, o Herr, ist Freude die Fülle und liebliches
Wesen; außer dir ist lauter Pein und Bitterkeit. Ach, schenke uns deine
wahre Liebe, damit wir dich in allen Dingen, und alles in dir suchen, finden,
auch in dir allein hier zeitlich und dort ewig erfreuet werden mögen durch
Jesum Christum unsern Herrn. Amen.
Weil Gott die höchste Liebe ist, hat er sich gern mitteilen wollen mit
allen seinen Gütern. Sollte er sich aber mitteilen, so mußte er seinesgleichen
haben, der ihn aufnähme. So wollte er sich auch einer solchen Kreatur mitteilen,
die ihn dafür mit reiner herzlicher Gegenliebe aufnehmen und wieder lieben
könnte. Darum hat er den Menschen nach seinem Bilde geschaffen, welches
vornehmlich stehet in der vollkommenen Liebe.
Nun ist zwar ein großes Wunder, daß Gott aus unaussprechlicher Gnade
und Liebe vergisset der großen Beleidigung und des Ungehorsams und der
Verachtung, damit ihn das menschliche Geschlecht verachtet. Aber daß er
ihnen über das noch seinen Sohn geschenket hat und solch einen schrecklichen
Tod lassen leiden, wer kann doch das ausdenken!
Durch die Liebe Gottes in Christo leben wir alle. An dieselbe Liebe sollen wir
uns halten in unserem ganzen Leben, es gehe uns, wie es wolle. Und gleichwie
die Schiffleute in großem Ungestüm des Meeres Anker auswerfen, an
die sich das Schiff hält: also, wenn diese Welt, welche ein ungestümes
Meer ist, das Schifflein unseres Herzens bewegt durch die Wellen der mannigfachen
Laster, sollen wir uns an die Liebe Gottes und Christi halten als an einen Anker
und uns nicht so bald von der Liebe Christi abreißen lassen.
Wenn wir die Freundlichkeit und Güte Gottes bedenken, die er uns im Werke
der Erlösung und Heiligung bezeigt, so werden wir unser Leben lang, ja
in Ewigkeit genug zu preisen und zu loben haben. Denn es ist ein viel größeres
Werk, die Welt erlösen, als die Welt erschaffen; den Menschen lassen geistlich
neu geboren werden, als leiblich lassen geboren werden.
Ob wir Gott wohl mit unzähligen Sünden täglich beleidigen, so
bleibt er doch getreu und ist bereit, so oft wir Buße tun, uns wieder
zu Gnaden anzunehmen (Jer. 3, 12). Er hat Geduld mit uns und wartet Tag und
Nacht auf uns, bis wir wiederkehren. Denn seine Liebe ist so brünstig und
so feurig, daß sie durch keine Sünde und Undankbarkeit ausgelöscht
werden kann, wenn wir nur Buße tun.
Diese unaussprechliche Gnade Gottes in Christo, wenn sie das Herz recht empfindet,
ist so lebendig und kräftig in den Gläubigen, daß sie sich allein
an dieser Gnade begnügen lassen, wie denn auch diese Gnade Gottes weit
höher und besser ist denn alles, was man wünschen, bitten und begehren
kann. Ja, diese unaussprechliche Gnade Gottes sättigt das gläubige
Herz, also daß man nichts mehr wünschet, ja daß man Himmel
und Erde dagegen für nichts hält, wie der liebe Assaph im 73. Psalm
Vers 25 spricht, da er die Kraft dieser Gnade empfängt: Herr! wenn ich
nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde, ja nichts frage ich
nach meinem Leib und Leben, denn deine Gnade ist besser denn Leben.
Wir müssen erkennen, daß in dem einzigen Wort Vater ein vollkommener
Trost liegt, der allein genug wider allerlei Trübsal und größer
ist als alles Elend. Und damit wir ihn recht kennen lernen, was er für
ein Vater sei, nennet ihn Paulus einen Vater der Barmherzigkeit, von welchem
alle väterliche Barmherzigkeit ihren Ursprung hat.
Ach, lieber Herr, sollte deine Barmherzigkeit nicht so stark sein, mich armen
kranken Menschen aufzurichten, weil ich mich selbst nicht aufrichten kann. Hast
du mich doch geliebt, ehe ich dich geliebt habe (1. Joh. 4,19). Ist doch deine
Barmherzigkeit so stark, daß sie sich selbst überwunden hat; denn
sie hat dich selbst ans Kreuz geheftet und in den Tod gesenkt. Wer ist so stark,
der dich Starken überwinden kann, außer deiner Barmherzigkeit? Wer
hat doch so große Macht gehabt, dich zu fangen, dich zu binden, zu kreuzigen,
zu töten als deine Liebe, mit der du uns geliebt hast, da wir noch tot
in Sünden waren (Eph. 2,1).
In dir, o Gott, leben, weben und sind wir. Dein Aufsehen bewahret unsern Odem.
Sei gelobt, daß du dich um uns bekümmerst und so treulich für
uns sorgst. Sei gelobt, daß du alle Geschöpfe uns zum Dienst verordnet
hast und sie zu unserem Bedarf erhältst. Die Fußstapfen deiner gnädigen
Vorsehung erblicken wir in unserm ganzen Leben.
Mein himmlischer Vater weiß alle meine Trübsal und Armut, ja, mein
Herr Christus fühlt meinen Hunger und meine Armut an seinem heiligen Leibe,
aber ich muß also seinem Bilde ähnlich werden, ich muß ihm
helfen, sein Kreuz tragen, er wird mich in meiner Armut wunderlich speisen und
erhalten. Ob ich gleich im Kreuz und in Armut bin, so glaube ich doch, daß
ich sein liebes Kind bin, wie mein Herr Christus darum nicht aufhörte Gottes
Sohn zu sein, ob er gleich in Hunger und Armut geriet. Denn er spricht, er habe
seine Gläubigen so lieb als seine eigne Seele; er bewahret sie wie einen
Augapfel im Auge. Darum glaube ich, er sei doch mein lieber Gott und Vater,
auch mitten im Kreuz und in meiner Armut.
Also läßt es unser lieber Vater im Himmel dabei nicht bleiben, daß
er uns mit so holdseligen und freundlichen Worten durch die Propheten und Apostel
zu sich ruft, sondern er gibt und wirft uns auch noch viele gute Gaben, viele
fruchtbare Zeiten vom Himmel zu und erfüllt unsere Herzen mit Speise und
Freude. Dieses sind lauter Hände und Boten Gottes, die uns zu ihm führen
und uns seine Liebe bezeugen und einbilden sollen, auf daß wir den Geber
selbst in den Kreaturen und Gaben empfangen.
Hat Gott Himmel und Erde aus nichts gemacht, und erhält alles, so wird
er dich, das kleine Stäublein der Erde, auch erhalten können.
Es kann niemand wissen, was Liebe sei, als wer sie selbst hat und tut. Und also
geht die Erkenntnis eines jeglichen Dinges aus der Erfahrung, aus der Tat und
Empfindung, aus den Werken der Wahrheit. Wer nun die Liebe nicht übt, der
weiß nicht, was Liebe ist, ob er gleich viel davon redet. Christus ist
lautere Liebe, Demut, Sanftmut, Geduld und Tugend.
Die Liebe Christi ist so stark, sie zieht uns alle nach sich aus der Hölle
und aus dem Tode, denn die Liebe hat ihn zu uns heruntergebracht.
Die Liebe Gottes ist ein göttlicher Same in uns, aus dem alles Gute wächst.
Wenn ein Mensch siehet Gottes Herrlichkeit und überströmende Liebe
und Gnade, dann fangen an die Gnadenströme herabzufließen in eine
solche gläubige und demütige Seele durch das Gebet. Durch solche Gnade
Gottes wird auch der Heilige Geist über uns mehr und mehr ausgegossen und
seine Gaben vermehrt und durch den Heiligen Geist die Liebe Gottes in unser
Herz gepflanzt (Röm. 5,5). Denn wenn eine
gläubige Seele siehet ihre Nichtigkeit, und daß gleichwohl Gottes
Sohn selbst sich so tief heruntergelassen und nicht allein Mensch geworden,
sondern um so elender Kreatur willen so ein schweres, hartes, unaussprechliches
Kreuz erlitten: so wird in dieser Demut solches edle Flämmchen der Liebe
Gottes vermehrt, und die Liebe durch den Glauben in Gott gezogen, also daß
sie in Gott und Christo alle Menschen liebt um der großen Liebe Gottes
willen; denn sie siehet, wie hoch sie selbst und alle Menschen in Christo geliebt
werden. Und weil sie in Gott gezogen und in Gottes Liebe beschlossen ist, so
liebt sie auch alles, was Gott liebt. S.37ff.
Aus: Johann Arndt, Vom gottseligen Leben Eine Auswahl
aus Johann Arndts Werken, herausgegeben und eingeleitet von Gertrud Wasserzug
R. Brockhaus Verlag Wuppertal
Das ewige
Licht
Und Gott sprach: Es werde
Licht! Und es ward Licht.
(1. Mose 1, 3)
Lobe den Herrn, meine Seele. Herr, mein Gott, du bist sehr herrlich, du bist
schön und prächtig geschmückt. Licht ist dein Kleid, das du anhast.
(Psalm 104, 1. 2)
Aus der Sonne Licht leuchtet reine, innige, heiße und brünstige Liebe
Gottes. Denn wem hat Gott die Sonne geschaffen? Nicht sich selbst. Er bedarf
keiner Sonne und keines erschaffenen Lichts. Er ist selbst
das ewige, unendliche
Licht. Die Sonne
hat er uns erschaffen. Sie leuchtet
uns. Darum leuchtet Gottes Liebe
aus der Sonne.
Wir fragen billig, ob denn nicht der allmächtige
Gott, der der großen
Welt und den leiblichen
Dingen ein äußerlich Licht
geschaffen hat, auch der Seele
ein geistlich innerlich Licht
verordnet habe. Und dies Licht der Seele
ist Gott selbst, unser Herr Jesus
Christus und der Heilige Geist. So »mache
dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt und die Herrlichkeit des Herrn
gehet auf über dir« (Jes. 60, 1).
Wie die Sonne die Welt erleuchtet, so erleuchtet Christus
unsere Seele. »Das
war das wahrhaftige Licht, welches alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt.
In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht
scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat`s nicht begriffen«
(Joh. 1, 9. 4. 5). Darum wird er von den Propheten
die Sonne der Gerechtigkeit genannt: »Euch, die
ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit«
(Mal. 3, 20).
Aus diesem ewigen Licht kommt das Licht der Gnade, das
Licht der Weisheit
(>>Sophia) und Erkenntnis Gottes, das Licht
der Wahrheit und des Lebens, das Licht der Freude, das Licht des Trostes, das
Licht der Herrlichkeit Gottes, das Licht des Glaubens.
Das Licht ist die höchste Zierde, ist Schmuck
und Herrlichkeit der Schöpfung.
Und der heiligen Engel Zierde und Schmuck ist die Klarheit des Herrn. Bei der
Verkündigung der Weihnacht vor den Hirten auf dem Felde trat mit dem Engel
des Herrn die Klarheit des Herrn hervor und umleuchtete sie (Luk.
2, 9). Auch der Auserwählten höchster Schmuck im ewigen Leben
wird die Klarheit und das Licht sein. »Dann werden
die Gerechten leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich« (Matth.
13, 14). »Die, so viele zur Gerechtigkeit
weisen, werden leuchten wie die Sterne immer und ewiglich« (Dan.
12, 3). Gleichwie das Licht schönste Zierde und Schmuck in dieser
vergänglichen Welt ist, wird das ewige Licht die höchste Zierde und
Herrlichkeit der zukünftigen Welt, des himmlischen Jerusalems, sein. »Die
Stadt bedarf keiner Sonne noch des Mondes, dass sie ihr scheinen, denn die Herrlichkeit
Gottes erleuchtet sie, und ihre Leuchte ist das Lamm« (Offb.
21, 23).
Je mehr des Lichtes, desto edler ist das Geschöpf. Wie wir sehen
an den Engeln, an Sonne, Mond und Sternen, an Edelgesteinen und Metallen. Aus
den Auserwählten werden im ewigen Leben werden im ewigen Leben all ihre
Gaben leuchten. »Eine andere Klarheit hat die Sonne,
eine andere Klarheit hat der Mond, eine andere Klarheit haben die Sterne. Denn
ein Stern übertrifft den anderen an Klarheit. So auch die Auferstehung
der Toten« (1. Kor. 15, 41. 42).
Das Licht erfreut und bringt Freude mit sich. Was
wird das ewige Licht für Freude mit sich bringen, wenn der Tag des ewigen
Lichtes anbrechen wird! Sollte uns das ewige Licht nicht mehr erfreuen können
als das vergängliche Licht, das so viel Trübsal auf Erden bescheinen
muss?
Das Licht erweckt die Schlafenden. Also weckt uns Christus,
unser Licht, auf vom Schlafe der Sünden. »Wache
auf, der du schläfst, und stehe auf von den Toten, so wird dich Christus
erleuchten« (Eph.
5, 14).
Das Licht zeigt uns den Weg. Also spricht Christus
unser Herr: »Ich bin das Licht der Welt; wer mir
nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht
des Lebens haben« (Joh. 8, 12).
Das Licht führt mit sich eine verborgene Lebenskraft. So ist Christus
unser Herr, ein solch Licht, in welchem das Leben war (Joh.1,
4). »Der Herr ist mein Licht und mein Heil,
vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft, vor
wem sollte mir grauen?« (Psalm 27, 1).
Das Licht offenbart alles. So kann sich auch nichts
vor dem unendlichen Licht Gottes verbergen,
was in allen Geistern, was in allen Menschenseelen verborgen
ist, so dass sich auch der geringste Gedanke des menschlichen Herzens vor Gott
nicht verbergen kann. »Keine Kreatur ist vor ihm
unsichtbar, es ist aber alles bloß und entdeckt vor seinen Augen«
(Hebr. 24, 13). »Unsere
Missetaten stellest du vor dich, unsere unerkannte Sünde ins Licht vor
deinem Angesicht« (Psalm 90, 8). »Du
verstehst meine Gedanken von ferne. Ich gehe oder liege, so bist du um mich
und siehest alle meine Wege. Denn siehe, es kein Wort auf meiner Zunge, das
du, nicht alles wissest. Spräche ich: Finsternis möge mich decken!
so muss die Nacht auch Licht um mich sein« (Psalm
139, 2-4. 11).
Das Licht und die Sonne wird ein Zeuge der Verklärung unseres Leibes und
unserer Seele in der Auferstehung sein. Zwar geschieht die Verklärung
unserer Seele zum Teil schon in diesem Leben durch den Heiligen Geist. Aber
es ist nur ein geringer Anfang und unvollkommen. Dort aber werden Leib und Seele
verklärt werden mit ewiger, unaufhörlicher Klarheit und Herrlichkeit.
»Es wird gesät verweslich und wird auferstehen unverweslich. Es wird
gesät in Unehre und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät
in Schwachheit und wird auferstehen in Kraft. Es wird gesät ein natürlicher
Leib und wird auferstehen ein geistlicher Leib« (1.
Kor. 15, 42-44).
Als Christus vor seinen erwählten Jüngern auf dem Berg verklärt
ward, da »leuchtete sein Angesicht wie die Sonne
und seine Kleider wurden weiß als ein Licht« (Matth.
17, 2). Das war das himmlische, übernatürliche, weiße
Licht der ewigen Sonne. Es wird Klarheit auch aus uns leuchten dürfen,
wenn wir bei Gott ewig wohnen und bei ihm sein werden allezeit.
Allmächtiger Gott und Vater der Lichter, der
du in der ersten Schöpfung das Licht aus der Finsternis hast hervorleuchten
lassen, auch dem Menschen helle Augen des Leibes und der Seele gegeben, das
er deine Wunder sehen und dich preisen kann, lass mich dein mir geschenktes
Gnadenlicht dahin anwenden, dass ich dich und deine Werke recht betrachte und
Jesus, die Sonne der Gerechtigkeit, in mir wirke,
leuchte und die Finsternis der Unwissenheit und Sünde
vertreibe, damit ich dich, der du wohnest in einem Licht, da niemand
zukommen kann, dermaleinst im ewigen Licht schaue von Angesicht zu Angesicht.
S.11-13
Aus: Arnds Hausbuch: Vom wahren Christentum. Zu neuem Segensgang in gestraffter
und verjüngter Gestalt herausgegeben von Karl Kelber weiland Pfarrer im
Fränkischen.
Sonnenweg-Verlag,
Neuffen/Württ.