Richard Baxter (1615 – 1691)

  Englischer anglikanischer Theologe, der u. a. auch als Feldprediger im Parlamentsheer Oliver Cromwells tätig war und später auch für seine non-konformistischen Glaubensüberzeugungen eine kurze Zeit im Gefängnis verbringen musste. Bekannt wurde Baxter als Vater und Namensgeber des »Baxterianismus«*, einer gemäßigten Form des englischen Puritanismus, der eine streng calvinistische Richtung im England des 16./17. Jahrhunderts vertritt.

* Baxterianismus heißt in England der mildere Calvinismus , welcher zwar lediglich die Erwählung einer begrenzten Anzahl Menschen zur Seligkeit, aber keine vorher bestimmte Verwerfung annimmt.

Siehe auch Wikipedia , Heilgenlexikon und Kirchenlexikon
 

Inhaltsverzeichnis

Vom priesterlichen Wandel
Habt Acht auf euch selbst!
  Vom rechten Wandel
Die Ruhe der Heiligen
 

Vom priesterlichen Wandel
Die Abschiedsrede des Paulus an die Ältesten von Ephesus
Aber von Milet sandte er nach Ephesus und ließ die Ältesten der Gemeinde rufen. Als aber die zu ihm kamen, sprach er zu ihnen: Ihr wisst, wie ich mich vom ersten Tag an, als ich in die Provinz Asien gekommen bin, die ganze Zeit bei euch verhalten habe, wie ich dem Herrn gedient habe in aller Demut und mit Tränen und unter Anfechtungen, die mir durch die Nachstellungen der Juden widerfahren sind. Ich habe euch nichts vorenthalten, was nützlich ist, dass ich's euch nicht verkündigt und gelehrt hätte, öffentlich und in den Häusern, und habe Juden und Griechen bezeugt die Umkehr zu Gott und den Glauben an unsern Herrn Jesus.
Und nun siehe, durch den Geist gebunden, fahre ich nach Jerusalem und weiß nicht, was mir dort begegnen wird, nur dass der Heilige Geist in allen Städten mir bezeugt, dass Fesseln und Bedrängnisse auf mich warten. Aber ich achte mein Leben nicht der Rede wert, wenn ich nur meinen Lauf vollende und das Amt ausrichte, das ich von dem Herrn Jesus empfangen habe, zu bezeugen das Evangelium von der Gnade Gottes. Und nun siehe, ich weiß, dass ihr mein Angesicht nicht mehr sehen werdet, ihr alle, zu denen ich hingekommen bin und das Reich gepredigt habe. Darum bezeuge ich euch am heutigen Tage, dass ich rein bin vom Blut aller; denn ich habe nicht unterlassen, euch den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen.
So habt nun Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist eingesetzt hat zu Bischöfen, zu weiden die Gemeinde Gottes, die er durch sein eigenes Blut erworben hat. Denn das weiß ich, dass nach meinem Abschied reißende Wölfe zu euch kommen, die die Herde nicht verschonen werden. Auch aus eurer Mitte werden Männer aufstehen, die Verkehrtes lehren, um die Jünger an sich zu ziehen. Darum seid wachsam und denkt daran, dass ich drei Jahre lang Tag und Nacht nicht abgelassen habe, einen jeden unter Tränen zu ermahnen. Und nun befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade, der da mächtig ist, euch zu erbauen und euch das Erbe zu geben mit allen, die geheiligt sind. Ich habe von niemandem Silber oder Gold oder Kleidung begehrt. Denn ihr wisst selber, dass mir diese Hände zum Unterhalt gedient haben für mich und die, die mit mir gewesen sind.
Ich habe euch in allem gezeigt, dass man so arbeiten und sich der Schwachen annehmen muss im Gedenken an das Wort des Herrn Jesus, der selbst gesagt hat: Geben ist seliger als nehmen. Und als er das gesagt hatte, kniete er nieder und betete mit ihnen allen.
Apostelgeschichte 20, 17-36

Liebe Brüder, schreibt dies Worte an eure Stubentür mit großen Buchstaben,
damit ihr sie immer lesen möget! Könnten wir nur drei oder vier Zeilen davon lernen, was würden wir für Prediger sein!

Zuerst wird darin unser allgemeiner Christenberuf beschrieben: »Ich habe dem Herrn gedient in aller Demut und mit vielen Tränen«; sodann unser besonderer Beruf: »Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde«!

Der Inhalt unserer Lehre: »Bekehrung zu Gott und Glaube an unseren Herrn Jesum Christum«; der Ort und die Art des Lehrens: »öffentlich und von Haus zu Haus«; der Eifer und die Inbrunst: »Denket daran, dass ich nicht abgelassen habe drei Jahre Tag und Nacht einen jeden mit Tränen zu ermahnen«. Das muss Seelen dem Herrn gewinnen und erhalten.

Die Treue und Geradheit eines Predigers: »Ich habe euch nichts verhalten, dass ich euch nicht verkündigt den ganzen Rat Gottes«; seine Uneigennützigkeit und Selbstverleugnung um des Evangeliums willen: »Ich habe euer keines Silbers noch Gold noch Kleid begehrt; denn ihr wisset selber, dass mir diese meine Hände zu meiner Notdurft und derer, die mit mir gewesen sind, gedient haben; ich hab`s euch alles gezeigt, dass man also arbeiten müsse und der Schwachen sich annehmen und gedenken an das Wort Jesu: Geben ist seliger denn nehmen«; seine Geduld und Ausdauer: »Ich achte der keines, auch halte ich mein Leben selbst nicht teuer, auf dass ich vollende meinen Lauf mit Freuden und das Amt, das ich von dem Herrn Jesu empfangen habe«; sein Gebet: »Ich befehle euch Gott und dem Wort seiner Gnade, der da mächtig ist, euch zu erbauen und das Erbe zu geben unter allen, die geheiligt werden«; und sein unbeflecktes Gewissen:

»Darum nehme ich euch an diesem heutigen Tag zu Zeugen, dass ich rein bin von aller Blut«.


Das schreibt mit unauslöschlicher Schrift in eure Herzen, so werdet ihr der Kirche mehr Segen bringen, als wenn ihr euch zwanzig Jahre lang mit den niedrigeren Gegenständen beschäftigt, die ihr alle wissen und verstehen möget, die ihr alle wissen und verstehen möget, und bleibet doch ein tönendes Erz und eine klingende Schelle. S.57f.
Aus: Richard Baxter, Der evangelische Geistliche Enthalten in: Das teure Predigtamt. Gebete und Weisungen für den Dienst am Wort aus dem Schatz der Kirche. Im Furche-Verlag Berlin

Habt Acht auf euch selbst!
Sehet zu, dass das Werk der Gnade völlig zustande gekommen sei in eurem Herzen.

Habt Acht auf euch selbst,
geliebte Brüder, dass euch die errettende Gnade Gottes nicht etwa fehle, die ihr andern anbietet; dass ihr nicht selbst unbekannt seid mit den kräftigen Wirkungen des Evangeliums, das ihr predigt, und indem ihr der Welt die Notwendigkeit eines Heilands verkündiget, euer eigenes Herz um ihn sich nicht kümmere und an ihm und seinen Gnadenwohltaten keinen Anteil habe.

Habt Acht auf euch selbst,
dass ihr nicht verloren gehet, während ihr anderen zurufet, dass sie sich hüten möchten, verloren zu gehen; dass ihr nicht hungert, während ihr andern Speise bereitet. S.59
Aus: Richard Baxter, Der evangelische Geistliche Enthalten in: Das teure Predigtamt. Gebete und Weisungen für den Dienst am Wort aus dem Schatz der Kirche. Im Furche-Verlag Berlin

Vom rechten Wandel
Habt Acht auf euch selbst, damit euer Wandel nicht eurer Lehre widerspreche, und ihr die Steine des Anstoßes den Blinden in den Weg leget, über die sie ins Verderben stürzen. Damit ihr mit eurem Leben nicht niederleget, was ihr mit eurer Zunge predigt, und so selbst dem Erfolg eurer Arbeit am meisten hinderlich seiet.

Es ist schon ein großes Hindernis für unser Werk, wenn andere Leute in unserer Gemeinde die ganze Woche insgeheim das zu widerlegen suchen, was wir aus dem Worte Gottes öffentlich am Sonntag verkündigt haben, weil wir nicht gegenwärtig sind, um ihre Torheit ans Licht zu ziehen; aber viel größer wird das Hindernis, wenn ihr euch selber widersprechet und eure eigenen Werke eure Zunge Lügen strafen oder wenn, was ihr in einer oder zwei Stunden mit dem Mund aufgebaut habt, ihr die ganze Woche mit den Händen niederreißet. Das ist das rechte Mittel, dass die Leute glauben, das Wort Gottes sei nur ein eitles Märchen und predigen sei nichts anderes als schwatzen.

Wer denkt, wie er spricht, wir auch handeln, wie er spricht.

Ein stolzes, herrisches Wort, ein nutzloser Streit, eine geizige Handlung gibt vielen Predigten den Todesstoss und vernichtet viele Früchte eurer Arbeit. S.71f.
Aus: Richard Baxter, Der evangelische Geistliche Enthalten in: Das teure Predigtamt. Gebete und Weisungen für den Dienst am Wort aus dem Schatz der Kirche. Im Furche-Verlag Berlin

Die Ruhe der Heiligen
Um recht zu verstehen, was die Ruhe der Heiligen ist, müssen wir wissen, daß sie folgendes voraussetzt:

1. Es sind Menschen, die noch auf Erden wandeln, welche diese Ruhe suchen. Die Engel und Verklärten besitzen sie schon, und die Teufel und Verdammten haben keine Hoffnung mehr, sie zu erlangen.

2. Die, welche sie suchen, müssen ein Ziel vor sich haben, nach dem sie streben, und an dem sie diese Ruhe finden. Das Ziel kann nur Gott sein, der das höchste Gut ist. Wer irgend etwas anderes für seine Seligkeit hält, der ist von vornherein auf dem Irrwege. Die erste Sünde, die zur Verdammnis abführt, ist, daß man etwas außer Gott zu seinem Ziel und zu seiner Ruhe macht. Und der erste Schritt, der zum ewigen Heile führt, ist, daß man Gott allein zu seinem Ziel und zu seiner Seligkeit macht.

3. Sie müssen einsehen, daß sie noch fern von ihrem Ziele sind. Das eben ist das Traurige, daß der Mensch seit dem Sündenfall fern ist von Gott. Wir haben durch den Sündenfall Gott selber verloren und wurden ausgeschlossen von seiner beseligenden Nähe. Seitdem sind wir ohne Gott in der Welt. Deswegen gibt es auch kein wahres Glück mehr für uns auf Erden. Nicht allein aber, daß wir von der Nähe Gottes ausgeschlossen wurden, wir haben auch eine Richtung genommen, wo wir uns immer mehr von Gott entfernen. Wenn Christus kommt mit seiner erneuernden Gnade, findet er keinen still sitzend, sondern alle ziehen in ihr ewiges Verderben fort und eilen der Hölle zu, bis er erst durch den Weckruf seines Heils sie zum Stehen bringt, und sie sich bußfertig zu ihm bekehren.
S.285f.
Aus: Jakob Studer, Für alle Tage, Ein christliches Lesebuch, Fretz & Wasmuth Verlag AG. Zürich