Marie von Ebner-Eschenbach, geb. Gräfin Dubsky (1830 – 1916)

Österreichische Schriftstellerin, die 1898 als erste Frau mit dem höchsten zivilen Orden Österreichs, dem »Ehrenzeichen für Kunst und Wissenschaft« ausgezeichnet und von der Universität Wien zum Ehrendoktor der Philosophie ernannt wurde. Die aristokratische Grundhaltung der Marie von Ebner-Eschenbach ist geprägt von sozialem Verantwortungsgefühl. Ihre Erzählprosa ist formal im Realismus angesiedelt, ihre Klugheit offenbart sie in ihren »Aphorismen«.

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Inhaltsverzeichnis

Gott
Dankbarkeit
Egoismus
Ehrfurcht
Eitelkeit
Freiheit
Gedanken
Geduld
Gewalt
Glauben
Glück
Güte
Gut und Böse
Hass
Kraft
Leid/Leiden
Liebe
Mitleid
  Pflicht
Recht
Reue
Schicksal
Strafe
Tod
Treue
Tugend
Vertrauen
Verzeihen
Wahrheit
Weisheit
Welt
Wille
Zufall und Notwendigkeit



Gott
Schüchterne Dummheit und verschämte Armut sind den Göttern heilig. S.5

Je weiter unsere Erkenntnis Gottes dringt, je weiter weicht Gott vor uns zurück.
S.26

Dem großen Dichter muß man ein starkes Selbstgefühl zugute halten. Eine gewisse Gottähnlichkeit ist dem nicht abzusprechen, der aus seinem Geiste Menschen schafft. S.26

Der Platz des Unparteiischen ist auf Erden zwischen den Stühlen, im Himmel aber wird er zur Rechten Gottes sitzen. S.37

Schaffen führt zum Glauben an einen Schöpfer. S.51

Es schreibt keiner wie ein Gott, der nicht gelitten hat wie ein Hund. S.51

Vor Verleumdung kann nicht einmal der liebe Herrgott sich schützen. S.56
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Herr, mein Gott, du hast eine Entschädigung für alle Leiden des Lebens, du hast ein Zeichen der Vergebung für alle Schuld. Herr, mein Gott, gönne jedem einzelnen des gequälten Menschenvolkes diese Entschädigung, gib jedem dieses Zeichen — schenke jedem einen sanften Tod. S.353
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Meistererzählungen (Das Schädliche), Mit einem Anhang: Aphorismen und Erinnerungen. Herausgegeben von Albert Bettex, Manesse Verlag

Dankbarkeit
In jede hohe Freude mischt sich eine Empfindung der Dankbarkeit. S.24

Wir sind für nichts so dankbar wie für Dankbarkeit
. S.28

Wenn wir auch der Schmeichelei keinen Glauben schenken, der Schmeichler gewinnt uns doch. Einige Dankbarkeit empfinden wir immer für den, der sich die Mühe gibt, uns angenehm zu belügen.
S.28

Das Gefühl schuldiger Dankbarkeit ist eine Last, die nur starke Seelen zu ertragen vermögen
. S.35

Die nicht zu danken verstehen, die sind die Ärmsten.
S.56

Immer klagen die Hilfreichen über den Undank der Armen. Wollen wir denn nicht unbelohnt gut sein
. S.59
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Egoismus
Je mehr du dich selbst liebst, je mehr bist du dein eigener Feind. S.4

Es gibt eine schöne Form der Verstellung: die Selbstüberwindung — und eine schöne Form des Egoismus: die Liebe.
S.10

Der Umgang mit einem Egoisten ist darum so verderblich, weil die Notwehr uns zwingt, allmählich in seinen Fehler zu verfallen.
S. 21

Nächstenliebe lebt mit tausend Seelen, Egoismus mit einer einzigen, und die ist erbärmlich
. S.29

Der Egoismus glücklicher Menschen ist leichtsinnig, seiner selbst unbewußt. Der Egoismus unglücklicher Menschen ist verbissen, bitter und von seinem Recht zu bestehen überzeugt. S.33

Bis zu einem gewissen Grade selbstlos sollte man schon aus Selbstsucht sein.
S.34

Eigensinn Mangel an Bildung. Eifersucht — Geiz.
S.53

Selbsterkenntnis ist ein unfehlbares Mittel gegen Selbstliebe.
S.54
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Ehrfurcht
Der niemals Ehrfurcht empfunden hat, wird sie auch niemals erwecken. S.24

Die wahre Ehrfurcht geht niemals aus der Furcht hervor. S.31
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Eitelkeit
Wo die Eitelkeit anfängt, hört der Verstand auf. S.11

Wo wäre die Macht der Frauen, wenn die Eitelkeit der Männer nicht wäre? S.13

Die Eitelkeit weist jede gesunde Nahrung von sich, lebt ausschließlich von dem Gifte der Schmeichelei und gedeiht dabei in üppigster Fülle. S.14

Es gibt nichts Böses, freilich auch kaum etwas Gutes, das nicht schon aus Eitelkeit getan worden wäre. S.15

Eitelkeit ist mächtiger als Scham. S.32

Die Wunden, die unserer Eitelkeit geschlagen werden, sind halb geheilt, wenn es uns gelingt, sie zu verbergen. S.39

Wir sind leicht bereit, uns selbst zu tadeln, unter der Bedingung — daß niemand einstimmt. S.39

Es ist schwer, den, der uns bewundert, für einen Dummkopf zu halten. S.40

Ein Hauptzweck unserer Selbsterziehung ist, die Eitelkeit in uns zu ertöten, ohne welche wir nie erzogen worden wären. S.43

An dem Manna der Anerkennung lassen wir es uns nicht genügen, uns verlangt nach dem Gifte der Schmeichelei. S.44

Glaube deinen Schmeichlern — du bist verloren; glaube deinen Feinden — du verzweifelst. S.44

Wir sind so eitel, daß uns sogar an der Meinung der Leute, an denen uns nichts liegt, etwas gelegen ist. S.46

Wir werden alt, unsre Eitelkeit wird immer jünger. S.56

Gib dem recht, der recht hat, und er findet dich liebenswürdig; gib dem recht, der unrecht hat, und er betet dich an. S.57

Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Freiheit
Es muß sein! — grausamster Zwang. Es hat sein müssen! — bester Trost. S.32

Soweit deine Selbstbeherrschung geht, so weit geht deine Freiheit. S.40

Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit. S.43

Wir sind Herr über unsere gerechtfertigten Neigungen und werden von den ungerechtfertigten am Narrenseil geführt. S.44
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Gedanken
Gedanken, die schockweise kommen, sind Gesindel. Gute Gedanken erscheinen in kleiner Gesellschaft. Ein göttlicher Gedanke kommt allein. S.32

Hab einen guten Gedanken, man borgt dir zwanzig. S.35

Steril ist der, dem nichts einfällt; langweilig ist, der ein paar alte Gedanken hat, die ihm alle Tage neu einfallen. S.39

Nur der Denkende erlebt sein Leben, am Gedankenlosen zieht es vorbei. S.40

Es steht etwas über unseren schaffensfreudigen Gedanken, das feiner und schärfer ist als sie. Es sieht ihrem Entstehen zu, es überwacht, ordnet und zügelt sie, es mildert ihnen oft die Farben, wenn sie Bilder weben, und hält sie am knappsten, wenn sie Schlüsse ziehen. Seine Ausbildung hängt von der unserer edelsten Fähigkeiten ab. Es ist nicht selbst schöpferisch, aber wo es fehlt, kann nichts Dauerndes entstehen; es ist eine moralische Kraft, ohne die unsere geistige nur Schemen hervorbringt; es ist das Talent zum Talent, sein Halt, sein Auge, sein Richter, es ist — das künstlerische Gewissen. S.45
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Geduld
Die meiste Nachsicht übt der, der die wenigste braucht. S.6

Wer Geduld sagt, sagt Mut, Ausdauer, Kraft. S.11

Stark im Tun, schwach im Dulden, ist Männerart. Schwach im Tun, stark im Dulden, ist Frauenart. S.57
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Gewalt
Alle irdische Gewalt beruht auf Gewalttätigkeit. S.33

Wer Gleichheit zu schaffen verstände, müßte der Natur Gewalt antun können. S.50
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Glauben
Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, so ist es der Glaube an die eigene Kraft.S.5

Der Gläubige, der nie gezweifelt hat, wird schwerlich einen Zweifler bekehren. S.11

Wer nichts weiß, muß alles glauben. S.11

Was ein Mensch glaubt und woran er zweifelt, ist gleich bezeichnend für die Stärke seines Geistes. S.12

Es gibt Gelegenheiten, in denen man sonst ganz wahrhaftigen Menschen keinen Glauben schenken darf. Zum Beispiel dem Großmütigen, wenn er von seinen Ausgaben, und dem Sparsamen, wenn er von seinen Einnahmen spricht. S.12

Die Taten reden, aber den Ungläubigen überzeugen sie doch nicht. S.26

Da zuletzt doch alles auf den Glauben hinausläuft, müssen wir jedem Menschen das Recht zugestehen, lieber das zu glauben, was er sich selbst, als was andere ihm weisgemacht. S.34

Der Kritizismus kann dich zum Philosophen machen, aber nur der Glauben zum Apostel. S.47

Alles Wissen geht aus einem Zweifel hervor und endigt in einem Glauben. S.47
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Glück
Auch in ein neues Glück muß man sich schicken lernen. S.14

Der sich keine Annehmlichkeit versagen kann, wird sich nie ein Glück erobern. S.16

Ein wahrer Freund trägt mehr zu unserem Glück bei als tausend Feinde zu unserem Unglück. S.19

Mehr noch als nach dem Glück unserer Jugend sehnen wir uns im Alter nach den Wünschen unserer Jugend zurück. S.20

Wenn wir an die Freuden denken, die wir erlebt haben oder noch zu erleben hoffen, denken wir sie uns immer ungetrübt. S.25

Späte Freuden sind die schönsten; sie stehen zwischen entschwundener Sehnsucht und kommendem Frieden.S.29

Im Grunde ist jedes Unglück gerade nur so schwer, als man es nimmt. S.32

Daß andere Leute kein Glück haben, finden wir sehr leicht natürlich, daß wir selbst keines haben, immer unfaßbar. S.33

Im Unglück finden wir meistens die Ruhe wieder, die uns durch die Furcht vor dem Unglück geraubt wurde. S.36

Die Genußsucht frißt alles, am liebsten aber das Glück. S.48

Die Heiterkeit des Unglücklichen ist oft rührender als seine rührendste Klage. S.50

Man sollte nicht sprechen von der Kunst, glücklich zu sein, sondern von der Kunst, sich glücklich zu fühlen. S.53

Wenn wir eine Freude ganz ungetrübt genießen sollen, muß sie einem Menschen zuteil werden, den wir lieben. S.53

Die Einsamkeit ist kein Glück, aber die Zweisamkeit ist oft ein Unglück. S.56

Kein Genußsüchtiger schreit so wild nach Freuden, wie ein Flagellant nach seiner Geißel schreit. S.58
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Güte
Die Güte, die nicht grenzenlos ist, verdient den Namen nicht. S.7

Der Geist ist ein intermittierender, die Güte ein permanenter Quell. S.9

Wenn ein edler Mensch sich bemüht, ein begangenes Unrecht gutzumachen, kommt seine Herzensgüte am reinsten und schönsten zutage. S.11

Gutmütigkeit ist eine alltägliche Eigenschaft, Güte die höchste Tugend. S.34
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Gut und Böse
Die Konsequenzen unserer guten Handlungen verfolgen uns unerbittlich und sind oft schwerer zu tragen als die der bösen. S.5

Einer der seltensten Glücksfälle, die uns werden können, ist die Gelegenheit zu einer gut angewendeten Wohltat. S.5

Man muß das Gute tun, damit es in der Welt sei. S.7

An das Gute glauben nur die wenigen, die es üben. S.10

Es würde sehr wenig Böses auf Erden getan werden, wenn das Böse niemals im Namen des Guten getan werden könnte. S.10

Das Vernünftige ist durchaus nicht immer das Gute, das Vernünftigste jedoch muß auch das Beste sein. S.29

Dem, der uns Gutes tut, sind wir nie so dankbar wie dem, der uns Böses tun könnte, es aber unterläßt. S.35

Die großen Augenblicke im guten wie im bösen Sinne sind die, in denen wir getan haben, was wir uns nie zugetraut hätten. S.36

Ein böser Mensch vermag leichter einen guten, als ein guter einen bösen Vorsatz auszuführen. S.37
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Hass
Der Haß ist ein fruchtbares, der Neid ein steriles Laster. S.7

Verschmähtes Erbarmen kann sich in Grausamkeit verwandeln wie verschmähte Liebe in Haß. S.12

Wisset, die euch Haß predigen, erlösen euch nicht. S.37

Wenn wir nur das Unrecht hassen und nicht diejenigen, die es tun, werden wir unsere Kampfgenossen und unsere Feinde lieben. S.41
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Kraft
Eiserne Ausdauer und klaglose Entsagung sind die zwei äußersten Pole der menschlichen Kraft. S.4

Ein Nichts vermag das Vertrauen in die eigene Kraft zu erschüttern, aber nur ein Wunder vermag es wieder zu befestigen. S.24

Wenn unsere Schwächen unserer Stärke nie zu Hilfe kämen, sie würde oft versagen. S.59
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Leid / Leiden
Die Leidenschaft ist immer ein Leiden, auch die befriedigte.S.5

Der Gedanke an die Vergänglichkeit aller irdischen Dinge ist ein Quell unendlichen Leids — und ein Quell unendlichen Trostes. S.13

Der Schmerz ist der große Lehrer der Menschen. Unter seinem Hauche entfalten sich die Seelen. S.14

Das Gemüt bleibt jung, solange es leidensfähig bleibt. S.31

Wir sträuben uns gegen das Leiden, wer aber möchte nicht gelitten haben? S.45

Kein Leiden braucht so viel Teilnahme und findet so wenige wie das selbstverschuldete. S.53

Es klagt mancher über ein Übel, der doch von ihm nicht befreit werden möchte. S.57

Der sich nicht weh tun kann, wird andern nie wohl tun.S.58
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Liebe
Die meisten Menschen brauchen mehr Liebe, als sie verdienen. S.5

Die Liebe hat nicht nur Rechte, sie hat auch immer recht. S.8

Wohl jedem, der nur liebt, was er darf, und nur haßt, was er soll. S.20

Für die Anspruchsvollen plagt man sich, aber die Anspruchslosen liebt man. S.20

Wenn man nicht aufhören will, die Menschen zu lieben, muß man nicht aufhören, ihnen Gutes zu tun. S.20

Liebe alle Menschen, der Leidende aber sei dein Kind. S.24

An Rheumatismen und an wahre Liebe glaubt man erst, wenn man davon befallen wird. S.25

Die uns gespendete Liebe, die wir nicht als Segen und Glück empfinden, empfinden wir als eine Last.S.26

Die Menschen, die wir am meisten verwöhnen, sind nicht immer die, die wir am meisten lieben. S.26

Wenn jeder dem andern helfen wollte, wäre allen geholfen. S.31

Die Liebe überwindet den Tod, aber es kommt vor, daß eine kleine üble Gewohnheit die Liebe überwindet. S.31

Die allerstillste Liebe ist die Liebe zum Guten. S.37

Einen Menschen kennen, heißt ihn lieben oder ihn bedauern. S.39

Wir sind in Todesangst, daß die Nächstenliebe sich zu weit ausbreiten könnte, und richten Schranken gegen sie auf — die Nationalitäten. S.41

Nichts macht uns feiger und gewissenloser als der Wunsch, von allen Menschen geliebt zu werden. S.50

Liebe vergeht, Gleichgültigkeit vergeht nicht. S.53

Wenn zwei Menschen zugleich anfangen, einander zu lieben, das ist ein großes Glück. Ein noch größeres Glück aber ist, wenn beide auch zu gleicher Zeit aufhören, einander zu lieben. S.54

Vaterlandsliebe errichtet Grenzpfähle, Nächstenliebe reißt sie nieder. S.59
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Eine Frau, die liebt, wird nicht treulos, bildete ich mir ein. Die Pflicht ist nur ein schwacher Halt im Vergleich zu dem, den die Liebe bietet, die allgewaltige.
Falsch! — falsch, wie das Generalisieren immer ist, dieser trübe Born, aus dem Dummköpfe ihre Weisheit schöpfen. S.331
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Meistererzählungen (Das Schädliche), Mit einem Anhang: Aphorismen und Erinnerungen. Herausgegeben von Albert Bettex, Manesse Verlag


Mitleid
Mitleid ist Liebe im Negligé. S.5

Das Mitleid des Schwächlings ist ein Licht, das nicht wärmt. S.6

Wenn ein Mensch uns zugleich Mitleid und Ehrfurcht einflößt, dann ist seine Macht über uns grenzenlos. S.7

Aus dem Mitleid mit anderen erwächst die feurige, die mutige Barmherzigkeit; aus dem Mitleid mit uns selbst die weichliche, feige Sentimentalität. S.28

Unsere Zeit ist um einen Sinn reicher als die klassische, das Mitleid hat ihn uns erschlossen. S.53
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Pflicht
Macht ist Pflicht — Freiheit ist Verantwortlichkeit. S.9

Die unerträglichsten Heuchler sind diejenigen, die jedes Vergnügen, das ihnen geboren wird, von der Pflicht zur Taufe tragen lassen. S.16

Wenn du sicher wählen willst im Konflikt zweier Pflichten, wähle diejenige, die zu erfüllen dir schwerer fällt. S.19

Die bedauernswertesten Menschen sind diejenigen, welche Pflichtgefühl besitzen, aber nicht die Kraft, ihm zu genügen. S.22

Der Arbeiter soll seine Pflicht tun, der Arbeitgeber soll mehr tun als seine Pflicht. S.38

Auch der ungewöhnlichste Mensch ist gehalten, seine ganz gewöhnliche Schuldigkeit zu tun. S.43

Tue deine Pflicht so lange, bis sie deine Freude wird. S.47
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Recht
Man kann nicht jedes Unrecht gut-, wohl aber jedes Recht schlechtmachen. S.13

Der eitle, schwache Mensch sieht in jedem einen Richter, der stolze, starke hat keinen Richter als sich selbst. S.14

Kein Mensch steht so hoch, daß er anderen gegenüber nur gerecht sein dürfte. S.21

Das Recht des Stärkeren ist das stärkste Unrecht. S.21

Der größte Feind des Rechtes ist das Vorrecht. S.21

Nichts lernen wir so spät und verlernen wir so früh, als das wir zugeben, daß wir unrecht haben. S.26

Sogar der edelste Mensch ist unfähig, einer Handlung vollkommen gerecht zu werden, die er selbst unter keiner Bedingung zu vollziehen vermöchte. S.30

In der Jugend meinen wir, das Geringste, das die Menschen uns gewähren können, sei Gerechtigkeit. Im Alter erfahren wir, daß es das Höchste ist. S.34

Man kann sich nicht im Besitz von eigentlich unveräußerlichen Gütern befinden, ohne etwas von seinem Rechtssinn einzubüßen. S.38

Wenn ihr wüßtet, daß ihr solidarisch seid für jedes begangene Unrecht, das Lästern würde euch vergehen. S.40

Mißtraue deinem Urteil, sobald du darin den Schatten eines persönlichen Motivs entdecken kannst. S.41

Der völlig vorurteilslos ist, muß es auch gegen das Vorurteil sein. S.41

Alle historischen Rechte veralten. S.41

Frei sein von Vorurteilen - erste Bedingung der Nächstenliebe. S.56
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Reue
Das Motiv einer guten Handlung ist manchmal nichts anderes als zur rechten Zeit eingetretene Reue. S.7

Die Reue treibt den Schwachen zur Verzweiflung und macht den Starken zum Heiligen. S.38

Was ist Reue? Eine große Trauer darüber, daß wir sind, wie wir sind. S.46

Ich bereue nichts, sagt der Übermut, ich werde nichts bereuen die Unerfahrenheit. S.47

Am bittersten bereuen wir die Fehler, die wir am leichtesten vermieden hätten. S.59
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Große Menschen, die größten, Goethe an der Spitze, haben gegen die Reue geeifert. Dennoch wage ich meine kleine Stimme zu erheben und zu sagen: Heil dem Herzen, das sie empfinden kann! Ist eine Wendung vom Unrechten zum Rechten denkbar ohne vorhergegangene Reue? S.421
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Meistererzählungen (Meine Erinnerungen an Grillparzer), Mit einem Anhang: Aphorismen und Erinnerungen. Herausgegeben von Albert Bettex, Manesse Verlag


Schicksal
Nicht was wir erleben, sondern wie wir empfinden, was wir erleben, macht unser Schicksal aus. S.24

Wir werden vom Schicksal hart oder weich geklopft; es kommt auf das Material an. S.37

Kein Mensch weiß, was in ihm schlummert und zutage kommt, wenn sein Schicksal anfängt, ihm über den Kopf zu wachsen. S.37

Das Leben erzieht die großen Menschen und läßt die kleinen laufen. S.39

Auch in dem elendesten Dasein gibt es ein Häkchen, an das ein Faden des Heils sich anknüpfen ließe. S.51
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Strafe
Es gab einst eine rächende Gerechtigkeit; sie mußte einer strafenden weichen. Die Zeit ist nicht allzufern, in welcher auch das Recht zu strafen bezweifelt werden wird. S.54
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Zur Strafe — wofür Wer darf strafen Trägt ihre Schuld die Strafe nicht in sich? Hat sie ihr nicht Plage und Schande genug gebrachte Freilich, nicht nur die allein — so strafst du, Weisheit, unergründliche, einzig anbetungswürdige Macht! —, freilich auch, strömend aus demselben Quell, Glück und Läuterung durch
unendliche Opferkraft und eine tapfere, beschützende Liebe. S.288f.
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Meistererzählungen (Die Sünderin), Mit einem Anhang: Aphorismen und Erinnerungen. Herausgegeben von Albert Bettex, Manesse Verlag

Tod
Beim Tode eines geliebten Menschen schöpfen wir eine Art Trost aus dem Glauben, daß der Schmerz über unseren Verlust sich nie vermindern wird. S.12

Die Gleichgültigkeit, der innere Tod, ist manchmal ein Zeichen von Erschöpfung, meistens ein Zeichen von geistiger Impotenz und immer - guter Ton. S.28

Während des Beisammenseins mit geliebten Menschen kann man sich in den Zustand der Trennung von ihnen ebensowenig hineindenken wie in den des Todes.
S.32

Liebe ist Qual, Lieblosigkeit ist Tod. S.33

Der Tod ist der Erlöser, das Leiden ist der Feind. S. 56
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Treue
Vertrauen ist Mut, und Treue ist Kraft. S.3

Treue Liebe kann zwischen Menschen von sehr verschiedenem, dauernde Freundschaft nur zwischen Menschen von gleichem Werte bestehen. Aus diesem Grunde ist die zweite viel seltener als die erste. S.15

Treue üben ist Tugend, Treue erfahren ist Glück. S.27

Die Treue ist etwas so Heiliges, daß sie sogar einem unrechtmäßigen Verhältnisse Weihe verleiht. S.44
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Tugend
Wir verlangen sehr oft nur deshalb Tugenden von anderen, damit unsere Fehler sich bequemer breitmachen können. S.4

Hüte dich vor der Tugend, die zu besitzen ein Mensch von sich selber rühmt. S.6

Der Arme rechnet dem Reichen die Großmut niemals als Tugend an. S.6

Auch die Tugend ist eine Kunst, und auch ihre Anhänger teilen sich in Ausübende und in bloße Liebhaber. S.7

Die Bescheidenheit, die zum Bewußtsein kommt, kommt ums Leben. S.9

Zwei sehr verschiedene Tugenden können einander lange und scharf befehden; der Augenblick bleibt nicht aus, in dem sie erkennen, daß sie Schwestern sind. S.12

Mut des Schwachen, Milde des Starken — beide anbetungswürdig! S.18

Der Schwächling ist bereit, sogar seine Tugenden zu verleugnen, wenn sie Anstoß erregen sollten. S.19

Unseren schlechten Eigenschaften gegenüber gibt es nur ewigen Kampf oder schimpflichen Frieden. S.20

Bewunderung der Tugend ist Talent zur Tugend. S.22

Demut ist Unverwundbarkeit. S.23

Manche Tugenden kann man dadurch erwerben, daß man sie lange Zeit hindurch heuchelt. Andere wird man um so weniger erringen, je mehr man sucht, sich ihren Schein zu geben. Zu den ersten gehört der Mut, zu den zweiten die Bescheidenheit. S.23

Auf angeborene Tugenden ist man nicht stolz. S.25

Der kleinste Fehler, den ein Mensch uns zuliebe ablegt, verleiht ihm in unseren Augen mehr Wert als die größten Tugenden, die er sich ohne unser Zutun aneignet. S.27

Im Laufe des Lebens nützen unsere Laster sich ab wie unsere Tugenden. S.27

Um ein öffentliches Amt glänzend zu verwalten, braucht man eine gewisse Anzahl guter und — schlechter Eigenschaften. S.29

Ausdauer ist eine Tochter der Kraft, Hartnäckigkeit eine Tochter der Schwäche, nämlich — der Verstandesschwäche. S.31

Die Laster sind untereinander näher verwandt als die Tugenden. S.31

Die Gelassenheit ist eine anmutige Form des Selbstbewußtseins. S.31

Tugend und Gelehrsamkeit haben nichts miteinander gemein, heißt es. Seht aber zu, wohin es mit eurem moralischen Fortschreiten kommt, wenn ihr von dem geistigen Fortschreiten eurer Zeit keine Notiz nehmt. S.32

Unbefangenheit, Geradheit, Bescheidenheit sind auch göttliche Tugenden. S.41

Die Großmut ist nicht immer am rechten Platz, der Geiz aber ist immer am unrechten. S.45

Unsere Fehler bleiben uns immer treu, unsere guten Eigenschaften machen alle Augenblicke kleine Seitensprünge. S.46

Es gibt nichts Nobleres als die Bescheidenheit. S.53

Sei nicht stolz, sprach das Laster zur Tugend, wenn du unsere Stammbäume vergleichst, findest du manchen gemeinsamen Ahnen. S.57
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Vertrauen
Das Vertrauen ist etwas so Schönes, daß selbst der ärgste Betrüger sich eines gewissen Respekts nicht erwehren kann vor dem, der es ihm schenkt. S.7

Der am unrechten Orte vertraute, wird dafür am unrechten Orte mißtrauen. S.10

Vertrauensselig — ein schönes Wort. Vertrauen macht selig den, der es hat, und den, der es einflößt. S.46
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Verzeihen
Wir sollen immer verzeihen, dem Reuigen um seinetwillen, dem Reuelosen um unseretwillen. S.7

Eltern verzeihen ihren Kindern die Fehler am schwersten, die sie selbst ihnen anerzogen haben. S.11

Den Menschen, die große Eigenschaften besitzen, verzeiht man ihre kleinen Fehler am schwersten. S.29

In dem ganzen Bereich menschlicher Schuld gibt es nur eine unverzeihliche: nicht verzeihen können. S.55

Nur der Starke kann verzeihen, der Schwächling wird immer nachtragen. S.58
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Wahrheit
Die einfachste und bekannteste Wahrheit erscheint uns augenblicklich neu und wunderbar, sobald wir sie zum ersten Male an uns selbst erleben. S.4

In einem guten Buche stehen mehr Wahrheiten, als sein Verfasser hineinzuschreiben meinte. S.8

Natur ist Wahrheit; Kunst ist die höchste Wahrheit. S.8

Man fordere nicht Wahrhaftigkeit von den Frauen, solange man sie in dem Glauben erzieht, ihr vornehmster Lebenszweck sei — zu gefallen. S.10

Wer in Gegenwart von Kindern spottet oder lügt, begeht ein todeswürdiges Verbrechen. S.14

Zu jeder Zeit liegen einige große Wahrheiten in der Luft; sie bilden die geistige Atmosphäre des Jahrhunderts. S.16

Wenn du durchaus nur die Wahl hast zwischen einer Unwahrheit und einer Grobheit, dann wähle die Grobheit; wenn jedoch die Wahl getroffen werden muß zwischen einer Unwahrheit und einer Grausamkeit, dann wähle die Unwahrheit. S.16

So manche Wahrheit ging von einem Irrtum aus. S.19

Das Tüttelchen Wahrheit, das in mancher Lüge enthalten ist, das macht sie furchtbar. S.20

Sagen, was man denkt, ist manchmal die größte Torheit und manchmal — die größte Kunst. S.22


Wenn ich nicht predigen müßte, würde ich mich nicht kasteien, sagte ein wahrheitsliebender Priester. S.27

Klarheit ist Wahrhaftigkeit in der Kunst und in der Wissenschaft. S.40

Wir suchen die Wahrheit, finden wollen wir sie aber nur dort, wo es uns beliebt. S.48

Die Wahrheit hat Kinder, die sie nach einiger Zeit verleugnet; sie heißen Wahrheiten. S.51
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Weisheit
Wie weise muß man sein, um immer gut zu sein! S.4

Der Gescheitere gibt nach! Ein unsterbliches Wort. Es begründet die Weltherrschaft der Dummheit. S.4

Es gibt Menschen mit leuchtendem und Menschen mit glänzendem Verstande. Die ersten erhellen ihre Umgebung, die zweiten verdunkeln sie. S.10

Fähigkeit ruhiger Erwägung — Anfang aller Weisheit, Quell aller Güte! S.18

Respekt vor dem Gemeinplatz! Er ist seit Jahrhunderten aufgespeicherte Weisheit. S.20

Der Weise ist selten klug. S.22

Ein einziges Wort verrät uns manchmal die Tiefe eines Gemüts, die Gewalt eines Geistes.S.26

Der Maßstab, den wir an die Dinge legen, ist das Maß unseres eigenen Geistes. S.26

Der Augenblick tritt niemals ein, in welchem der Dummkopf den Weisen nicht für fähig hielte, einen Unsinn zu sagen oder eine Torheit zu begehen. S.28

Einen mit Weisheit Gesalbten darf man nie warm werden lassen, sonst trieft er. S.38

Das scheinbar am unnötigsten gebrachte, törichtste Opfer steht der absoluten Weisheit immer noch näher als die klügste Tat der sogenannten berechtigten Selbstsucht. S.38

Ohne Phantasie keine Güte, keine Weisheit. S.51

Das ist meine Weltanschauung, wer aber die gegenteilige hat, kann weise sein, sagt der Weise.
Das ist meine Weltanschauung, und wer eine andere hat, ist ein Tor, sagt der Tor. S.54

Manches begreift man nicht aus Beschränktheit, manches nicht aus Weisheit. S.57
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Welt
Die Welt gehört denen, die sie haben wollen, und wird von jenen verschmäht, denen sie gehören sollte. S.27

Es stände besser um die Welt, wenn die Mühe, die man sich gibt, die subtilsten Moralgesetze auszuklügeln, zur Ausübung der einfachsten angewendet würde. S.11

Je kleiner das Sandkörnlein ist, desto sicherer hält es sich für die Achse der Welt. S.28

Daß soviel Ungezogenheit gut durch die Welt kommt, daran ist die Wohlerzogenheit schuld. S.40

Was geschehen ist, solange die Welt steht, braucht deshalb nicht zu geschehen, solange sie noch stehen wird. S.41

Es ist unglaublich, was die Welt vergißt und — was sie nicht vergißt. S.48

Es geht uns schlecht und wird erst besser werden, wenn unsere Philosophen mehr von der Welt, und unsere Welt mehr von den Philosophen wissen wird. S.55
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Wille
Wer an die Freiheit des menschlichen Willens glaubt, hat nie geliebt und nie gehaßt. S.5

Was du zu müssen glaubst, ist das, was du willst. S.7

Sei deines Willens Herr und deines Gewissens Knecht. S.8

Es gehört immer etwas guter Wille dazu, selbst das Einfachste zu begreifen, selbst das Klarste zu verstehen. S.16

Das edle: Ich will! hat keinen schlimmeren Feind als das feige, selbstbetrügerische: Ja, wenn ich wollte! S.20

Zwischen Können und Tun liegt ein Meer und auf seinem Grunde die gescheiterte Willenskraft. S.21

Alles, was du sagen willst, sagen können, wie du willst, ist Talent. S.58
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart

Zufall und Notwendigkeit
Der Zufall ist die in den Schleier gehüllte Notwendigkeit. S. 3
Aus: Marie von Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Reclams Universalbibliothek Nr. 8455 © 1988 Philipp Reclam jun., Stuttgart