John Fisher (1469 – 1535 hingerichtet)
Englischer
Theologe und Humanist, der 1504 auf
Lebenszeit zum Kanzler der Universität Cambridge und im gleichen Jahr zum Bischof von Rochester ernannt wurde. Er war es, der
Erasmus von Rotterdam zur Reform der Universität Cambridge nach
England holte. Fisher war u. a. auch bekannt mit Johannes Reuchlin und war ein entschiedener
Gegner der Reformation, was er in mehreren Schriften gegen Martin
Luther auch deutlich zum Ausdruck brachte. 1534 verweigerte John Fisher zusammen mit Thomas Morus den Suprematseid,
das ist der Eid zur Anerkennung der kirchlichen Oberherrschaft des englischen
Königs, den seit 1534 jeder englische
Geistliche und Staatsbeamte leisten musste. Daraufhin ließ
Heinrich VIII. beide im Tower von London einkerkern.
Fishers Ernennung zum Kardinal im Mai 1535
durch Papst Paul III. konnte den Prozess,
in dem er wegen Hochverrat zum Tode verurteilt wurde und seine Hinrichtung am 25. Juni 1935, nicht verhindern. Siehe auch Wikipedia , Heiligenlexikon und Kirchenlexikon |
Erneuerung der
Kirche
Ich liebe, o Herr, das Haus,
darinnen Du wohnst, den Ort, wo das Zelt Deiner Herrlichkeit steht. Ps 25,8
Ach, gebenedeiter Herr, es ist jetzt an der Zeit, daß Du Deiner Kirche
Gnade erweisest, da die Pfeiler, die sie stützen und tragen, hinweggenommen
sind, Wir können in besseren Stand nur kommen durch mächtige Liebe.
Du kannst sie wirken, Herr! Darum erweise Dein Erbarmen der streitenden Kirche
auf Erden!
Alle Gottesfurcht, aber auch alle Mißachtung Gottes, kommt jeweils von
den Priestern. Denn geben sie den andern das Beispiel, so werden die andern
gestärkt.
Der Glanz und die Würde Deiner Kirche besteht nicht in Seide, bunten, kunstfertig
gewirkten Gewändern, noch in Platten von Gold und Silber, noch in Kunstwerken
und Schätzen. Solchen Aufwandes an Kostbarkeiten bedurfte es einst für
die Ausrüstung der Priesterschaft im Alten Bunde; jetzt aber soll uns nur
an der inneren Schönheit und am Glanz der Seele gelegen sein. Der ganze
alte Schmuck versinnbildet die Reinheit des Gewissens. Und dieser »Ruhm«,
diese »Geistesfreude« war zweifellos in den armen Aposteln weit
strahlender sichtbar, als er es jetzt durch Seidengewänder und goldene
Kelche ist. Damals gab es nicht goldene Kelche, aber goldene Priester. Und wahrlich,
wegen der äußeren Pracht wird die Welt vor Gott und seiner Kirche
nicht Ehrfurcht haben. Was sie braucht, ist heilige Unterweisung, gutes Leben,
edler Umgang.
O gebenedeiter Herr, wie herrlich wäre Deine Kirche, wenn sie durch solche
Dinge geschmückt und schön gestaltet wäre! Sie würde aufleuchten
im Schmuck der Gnade, glänzen in der Weisheit der Heiligen Schrift, und
eindrucksvoll würde sie für das Herz des ganzen Volkes sein. O Herr,
mehre unsern Glauben, erbarme Dich Deiner Kirche! Denn unser Glaube ist schwach
und armselig geworden. Erneuere ihren Bau, daß sie wieder in Herrlichkeit
leuchte wie einst, da Du »Jerusalem bautest«
(Ps 101,17). S.235
Aus: Otto Karrer, Jahrbuch der Seele . Aus der Weisheit der christlichen Jahrhunderte.
Verlag Ars Sacra Josef Müller München