Christian Fürchtegott Gellert (1715 – 1769)

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Inhaltsverzeichnis
Ärgernis auf Erden (Osterlied), Jesus lebt (Osterlied), Der Schutz der Kirche,

Ärgernis auf Erden (Osterlied)
,,Freiwillig hab ich‘s dargebracht,
Und niemand nimmt mein Leben.
Es selbst zu lassen, hab ich Macht,
Macht, wieder mir‘s zu geben.
Und darum liebt mein Vater mich,
Daß ich mein Leben laß, und ich
Für meine Feind es lasse.

Ich bin in meiner Niedrigkeit
Ein Ärgernis der Erden;
Verschmäht, gegeißelt und verspeit,
Gekreuzigt werd ich werden.
Wenn alles dies vollendet ist:
So wird des Menschen Sohn, der Christ,
Nicht die Verwesung sehen.

Weil er sich selbst erniedrigt hat:
So wird ihn Gott erhöhen.
Ich leid und sterb an eurer Statt,
Dann werd ich auferstehen.
Am dritten Tag geh ich heraus,
Lösch alle Schmach des Kreuzes aus.
Als Gottes Sohn bewiesen.

Ich will euch sehn, erfreuet euch,
Euch siegreich wiedersehen;
Euch lehren, meines Vaters Reich
Und hohen Rat verstehen;
Euch den verheißnen Geist verleihn;
Und ihr sollt meine Zeugen sein,
Daß ich vom Tod erstanden.

Geht hin und lehret alle Welt;
Ich bin des Weibes Samen,
Der Samen Abrahams, der Held;
Und tauft in meinem Namen.
Wer an Gott gläubt, gläubt auch an mich.
Tut Wunder, und beweist, daß ich
Zur Rechten Gottes sitze.

Kämpft für mein Evangelium,
Und freuet euch der Leiden.
Kein Engel und kein Fürstentum,
Nichts soll euch von mir scheiden.
Man wird euch hassen, und euch schmähn.
Euch töten; dennoch soll‘s geschehn,
Daß eure Lehre sieget.“

Herr, unser Heil! sie hat gesiegt,
Und siegt in allen Landen,
Und zeuget, daß dein Wort nicht trügt,
Und zeugt, du bist erstanden.
Dein Kreuz, an das man dich erhöht,
Verwandelt sich in Majestät;
Du gehst aus deinem Grabe.

Gehaßt in deiner Niedrigkeit,
Warst du ein Ziel des Spottes,
Und zeigtest doch zu gleicher Zeit
An dir die Hoheit Gottes.
Dein Kreuz schien zwar der Welt ein Greul;
Doch sterben für der Feinde Heil,
Dies ist die höchste Tugend.

Dein Reich war nicht von dieser Welt,
Dein Ruhm nicht Menschenehre.
An Demut groß, an Lieb ein Held,
Und göttlich in der Lehre;
Geduldig, und von Sünden rein,
Gehorsam, bis zum Kreuze, sein;
Dies war des Heilands Größe.

Du starbst am Kreuz. Doch war dir nicht
Die Kraft des Herrn gegeben?
Wer gab den Blinden das Gesicht?
Den Toten selbst das Leben?
Und wem gehorchte Wind und Meer?
Und wem der bösen Geister Heer?
Du warst von Gott gekommen.

Nun irren mich nicht Schmach und Spott,
Noch deines Kreuzes Schanden.
Du bist mein Herr, du bist mein Gott;
Denn du bist auferstanden.
Du bist mein Heil, mein Fels, mein Hort,
Der Herr, durch dessen mächtig Wort
Auch ich einst ewig lebe.

Wir sind nun göttlichen Geschlechts,
Durch dich des Himmels Erben.
Dies ist die Hoffnung deines Knechts,
In dieser will ich sterben.
Wie du vom Tod erstanden bist;
So werd auch ich, Herr Jesu Christ,
Am jüngsten Tag erstehen.
S.293ff.
Aus: Chr. F. Gellert, Sämtliche Fabeln und Erzählungen, Geistliche Oden und Lieder, Winkler-Verlag München

Jesus lebt (Osterlied)
Jesus lebt, mit ihm auch ich.
Tod, wo sind nun deine Schrecken?
Er, er lebt, und wird auch mich
Von den Toten auferwecken.
Er verklärt mich in sein Licht;
Dies ist meine Zuversicht.

Jesus lebt, ihm ist das Reich
Über alle Welt gegeben;
Mit ihm werd auch ich zugleich
Ewig herrschen, ewig leben.
Gott erfüllt, was er verspricht;
Dies ist meine Zuversicht.

Jesus lebt, wer nun verzagt,
Lästert ihn und Gottes Ehre.
Gnade hat er zugesagt,
Daß der Sünder sich bekehre.
Gott verstößt in Christo nicht;
Dies ist meine Zuversicht.

Jesus lebt, sein Heil ist mein;
Sein sei auch mein ganzes Leben.
Reines Herzens will ich sein,
Und den Lüsten widerstreben.
Er verläßt den Schwachen nicht;
Dies ist meine Zuversicht.

Jesus lebt, ich bin gewiß,
Nichts soll mich von Jesu scheiden,
Keine Macht der Finsternis,
Keine Herrlichkeit, kein Leiden.
Er gibt Kraft zu dieser Pflicht;
Dies ist meine Zuversicht.

Jesus lebt, nun ist der Tod
Mir der Eingang in das Leben.
Welchen Trost in Todesnot
Wird er meiner Seele geben,
Wenn sie gläubig zu ihm spricht:
Herr, Herr, meine Zuversicht!
S.303ff.
Aus: Chr. F. Gellert, Sämtliche Fabeln und Erzählungen, Geistliche Oden und Lieder, Winkler-Verlag

Der Schutz der Kirche
Wenn Christus seine Kirche schützt:
So mag die Hölle wüten.
Er, der zur Rechten Gottes sitzt,
Hat Macht, ihr zu gebieten.
Er ist mit Hülfe nah;
Wenn er gebeut, steht‘s da.
Er schützet seinen Ruhm,
Und hält das Christentum:
Mag doch die Hölle wüten!

Gott sieht die Fürsten auf dem Thron
Sich wider ihn empören;
Denn den Gesalbten, seinen Sohn,
Den wollen sie nicht ehren.
Sie schämen sich des Worts,
Des Heilands, unsers Horts;
Sein Kreuz ist selbst ihr Spott;
Doch ihrer lachet Gott.
Sie mögen sich empören!

Der Frevler mag die Wahrheit schmähn;
Uns kann er sie nicht rauben.
Der Unchrist mag ihr widerstehn;
Wir halten fest am Glauben.
Gelobt sei Jesus Christ!
Wer hier sein Jünger ist,
Sein Wort von Herzen hält,
Dem kann die ganze Welt
Die Seligkeit nicht rauben.

Auf, Christen! die ihr ihm vertraut,
Laßt euch kein Drohn erschrecken!
Der Gott, der von dem Himmel schaut,
Wird uns gewiß bedecken.
Der Herr Herr Zebaoth
Hält über sein Gebot,
Gibt uns Geduld in Not,
Und Kraft und Mut im Tod;
Was will uns denn erschrecken?
S.309f.
Aus: Chr. F. Gellert, Sämtliche Fabeln und Erzählungen, Geistliche Oden und Lieder, Winkler-Verlag