Arnold Geulincx (1624 – 1669)

Niederländischer Philosoph, der
von 1646 bis 1658 Professor der Philosophie in Löwen war und nach seiner Entlassung zum Calvinismus übergetreten ist. 1665 wurde er Professor in Leiden. Geulincx ist einer der Hauptvertreter des Okkasionalismus, des »Systems der Gelegenheitsursachen«. Danach wirkt die Seele wirkt nicht auf den Leib und umgekehrt der Leib nicht auf die Seele ein, sondern Gott hat die Zustände in beiden so miteinander in Übereinstimmung gebracht, dass aus Anlass der einen die entsprechenden anderen auftreten. Eine direkte Wechselwirkung zwischen Leib und Seele ist nicht möglich, weil beide aus total verschiedenen Substanzen bestehen. Die Bewegungen im Leibe sind nicht Wirkungen des Psychischen, sondern nur Begleiterscheinungen desselben, Seele und Leib korrespondieren einander. Sie verhalten sich wie zwei Uhren, die ständig miteinander in Übereinstimmung gebracht werden >>Uhrengleichnis.

Siehe auch Wikipedia

Göttlicher und menschlicher Geist
Zierlich ist das Gleichnis von einem durch Mauern abgeteilten Acker; mit seiner Hilfe vermögen wir gut durch Analogie zu erkennen, wie unsere Geister sich zu Gott verhalten. Wie nämlich jene im Acker abgeteilten und durch Mauern voneinander getrennten und abgegrenzten Stücke dennoch immer Teile des Ackers selber sind, genau so sind wir aus Gott und in Gott. Und obgleich wir begrenzt sind, können wir deshalb nicht sagen, Gott selber sei begrenzt - genau so, wie man auch nicht von dem Acker selber, sondern nur von den Teilen des Ackers sagt, daß sie durch ihre Mauern abgegrenzt sind. Unterstellen wir nun, dass die Mauer beispielsweise des Apfelhofes eingerissen wird; das bedeutet für den Apfelhof selber nichts Schlimmes, sondern er könnte sich vielmehr wünschen: »Möge meine Mauer zerstört werden!«, weil dann der Apfelhof eins wird mit dem Acker. So wollen auch wir begehren, dass unsere Begrenzung zerstört wird, dass wir, wie der Apostel sagt, aufgelöst werden und mit Christus sind; denn was auch immer mit uns geschehen mag, wir sind in Gott und bleiben in ihm. Alles, was bei einer Verletzung des Körpers verletzt wird, gehört nicht zu unserem Geist; z. B. unser Vermögen zu Schlussfolgerungen, unser Gedächtnis, auch unsere Weisheit selbst, die uns beim Wahnsinn fortgenommen wird. Es ist deswegen lächerlich, wenn Lehrer ihren Schülern das Studieren empfehlen und dabei sagen, Gelehrsamkeit und Weisheit könne man uns nicht nehmen; denn mit ganz geringer Mühe kann sie uns jeder dahergelaufene billige Taugenichts durch einen Hieb mit einem Steine, mit einem Eisen o. dgl. nehmen; und das ist nicht verwunderlich, da er uns sogar das Leben entreissen kann. Deshalb kann man uns alles nehmen außer Gott allein. Der verlässt uns nie, solange wir ihn nicht verlassen.
Aus: Opera Philosophica. Hrsg. von J.P.N. Land. Bd 2. 3. Den Haag Nijhoff 1892 (Übers. von Rainer Specht)
Text enthalten in: Geschichte der Philosophie in Text und Darstellung, Herausgeber: Rüdiger Bubner Band 5, Rationalismus. Herausgegeben von Rainer Specht
Reclams Universal-Bibliothek Nr. 9915, S.142-143


Selbstbetrachtung und Selbstverachtung.

Die Demut wird zweifach unterteilt: in Selbstbetrachtung und Selbstverachtung. Das erste ist nichts anderes als jenes von den Alten so gerühmte: »Erkenne dich selbst«, was einstmals über dem Apollo-Tempel geschrieben stand. Diese Inschrift erscheint gewissermaßen als ein Gruß des Gottes an die Menschen anstelle jenes Salve!, welches den Menschen Wohlleben wünscht; gleichsam als ob der Gruß: Salve!, d. h. laß es dir wohlergehen, nicht der richtige sei und es sich auch nicht gehöre, sich dies gegenseitig zu wünschen. Apollos Gruß lautet: Lebe maßvoll! Göttlich sind jene Worte des Platon im Charmides und versetzen mich in größtes Erstaunen: »Salve, d.h. laß es dir wohlergehen, zu sagen, ist nicht recht und man soll es sich auch nicht gegenseitig wünschen, sondern man soll vielmehr maßvoll (oder demütig — nach christlicher Ausdrucksweise) leben« Ich behaupte, daß er diese Worte mit Absicht gesagt hat und nicht bloß zufällig. Er hat mit dem Finger auf die Quelle der Demut gezeigt. Mit der Fingerspitze hat er den Kern berührt — aber auch freilich nur mit der Spitze! [...]

Der andere Hauptteil der Demut ist die Selbstverachtung. Diese bringt die Demut zur Vollendung; denn die Selbstbetrachtung stellt nur ein Teilstück und den Anfang dar. Diese ist die Form, welche wir aus jener als dem Grundstoff, herausarbeiten müssen: sie liegt in ihrem Schoß verborgen. Diese Verachtung besteht in einem Ausgehen aus mir selbst, durch welches ich mich gänzlich Gott überliefere, dem ich ja — wie gesehen — vollkommen (bei der Geburt; im Leben und im Sterben), angehöre; sie besteht darin, daß ich mich von keinem eigennützigen Gedanken leiten lasse und alle eifrige Sorge um mich von mir ablege; und da ich auf gar nichts, nicht einmal auf mich selbst ein Recht habe, mir auch kein Recht auf etwas anmaße; daß ich - nicht Sorge trage um das, was mir gefällt, sondern um das, was Gott befiehlt; daß ich mich nicht um trostvolle Glückseligkeit abmühe, sondern auf meine Pflicht bedacht bin. S.28, 35-36
Aus: Arnold Geulincx: Ethik oder über die Kardinaltugenden (Fleiss, Gehorsam, Gerechtigkeit und Demut) . Meiner Philosophische Bibliothek Band 2

Das Uhrengleichnis

Nach meinem Befehl und Willen geschieht nichts in dieser Welt; auch die Bewegung meiner Glieder ist nicht die Folge meines Wollens, sondern die Bewegung begleitet lediglich meinen Willen. So bewegen sich z. B. meine Füße nicht deshalb, weil ich gehen will, sondern weil ein anderer die Bewegung zur gleichen Zeit wie ich wil1. So wie der Säugling, welcher in seiner Wiege gern geschaukelt werden möchte, vielfach wirklich geschaukelt wird, aber nicht deshalb: weil er es will, sondern weil die dabeisitzende Mutter oder Amme, in deren Macht sozusagen die Ausführung steht, dies zur gleichen Zeit tun will, wie Säugling es wünscht. Jedoch veranlaßt mein Wollen keineswegs den Beweger, meine Glieder in Gang setzen. Vielmehr hat derjenige, welcher der Materie die Bewegung eingab, der Materie auch Gesetze vorgeschrieben, genau so, wie er meinen Willen vorgeformt hat, und auf diese Weise diese beiden so überaus verschiedenen Dinge (die Bewegung der Materie und meinen Willensentschluß) so miteinander verbunden, daß sich im Augenblick meines Wollens eine gleichartige Bewegung einstellt und umgekehrt, wenn eine Bewegung geschieht, auch mein Wille sie wünscht — ohne irgendeine gegenseitige ursächliche Beeinflussung. Es ist so wie mit zwei Uhren, welche so genau miteinander und mit dem täglichen Sonnenlauf übereinstimmen, daß, wenn die eine schlägt und uns die Stunden anzeigt, die andere genau so oft schlägt und uns dieselbe Stunde anzeigt. Und dies ohne gegenseitige Beeinflussung, sondern allein deswegen, weil sie beide nach dem gleichen Plan und mit derselben Genauigkeit konstruiert sind.
Aus: Arnold Geulincx: Ethik oder über die Kardinaltugenden (Fleiss, Gehorsam, Gerechtigkeit und Demut) Anhang : S.69-70 . Meiner Philosophische Bibliothek Band 2

Ludwig Feuerbach: Ausbildung der Cartesischen Philosophie durch Arnold Geulincx

Eine interessante und konsequente Ausbildung erhielt die Cartesische Philosophie durch Arnold Geulincx (geb. 1625 zu Antwerpen, gest. 1669), den Urheber des sogenannten Okkasionalismus, welcher darum eine besondere, wenngleich kurze Erwähnung und Darstellung verdient.

Das Prinzip seiner Philosophie ist wie bei C. der Geist, dessen Wesen das Denken ist, und zwar wie bei diesem das Denken, das lediglich nur die Abstraktion und Unterscheidungstätigkeit vom Sinnlichen, nur das auf sich selbst sich beziehende Bewußtsein ist. Der Geist, sagt A. G., oder ich (nämlich als Geist), denn es ist eins, bin etwas von allem Sinnlichen absolut Unterschiedenes, meine Begriffs- und Wesensbestimmung ist einzig das Denken. »Ego sola cognitione volitioneque definior. [Ich werde allein durch Erkennen und Wollen definiert.]«

Unter den vielen äußern Objekten aber, die ich von mir unterscheide, d. i. als materielle wahrnehme, finde ich auch ein materielles Objekt, einen Körper, der mit mir enge verbunden ist, den ich darum meinen Leib nenne und der die Gelegenheitsursache ist, daß ich die andern Körper dieser Welt vorstellen kann. Diesen Körper nun kann ich zwar mannigfach nach Willkür bestimmen oder bewegen, aber ich bin nicht die Ursache dieser Bewegung; denn ich weiß nicht, wie sie geschieht, und es ist unmöglich, daß ich das mache, von dem ich nicht einsehe, wie es gemacht wird. Nun weiß ich aber nicht, auf welche Weise die Bewegung von meinem Gehirn in meine Glieder sich fortpflanzt, und wenn ich gleich durch physikalische oder anatomische Versuche einige Kenntnisse mir hierüber verschafft habe, so fühle ich doch ganz deutlich, daß von diesen Erkenntnissen nicht im geringsten die Bewegung meiner Glieder abhängt und daß ich sie ebensogut bewegte, als ich gar nichts davon wußte. Wenn ich nun aber die Bewegung in meinem Körper nicht hervorbringe, so bringe ich noch viel weniger außer meinem Körper eine hervor.

Ich kann daher nichts außer mir hervorbringen; alles, was ich tue, bleibt in mir haften, kann nicht in meinen oder einen andern Körper übergehen. Ich bin also bloß Zuschauer dieser Welt, die einzige Handlung, die mein ist, die mir übrigbleibt, die ici, tue, ist die Beschauung. Aber selbst dieses Beschauen geschieht auf eine wunderbare Weise. Denn die Welt kann sich nicht selbst anschaulich machen, sie ist an und für sich selbst unsichtbar. Sowenig wir auf das einwirken, was außer uns ist, ebensowenig wirkt das, was außer uns ist, auf uns ein; unsre Wirkungen können nicht über uns, die der Welt nicht über die Welt hinaus, sie dringen nicht bis zu unserm Geiste; unser Körper, als ein Teil der Welt, ist die Grenze, über die sie nicht hinauskönnen. Denn wenn auch z. B. im Akte des Sehens die äußern Objekte ein Bild in meinem Auge hervorbringen oder einen Eindruck in meinem Gehirn wie in einem Wachse machen, so ist doch dieser Eindruck oder dieses Bild nur etwas Körperliches oder Materielles, das daher in mich, der ich etwas ganz andres bin, nicht kommen kann, außerhalb meines Geistes stehenbleibt.

Gott ist es daher allein nach A. G., der das Äußere mit dem Innern und das Innere mit dem Äußern verbindet, der die äußern Erscheinungen zu innern Vorstellungen, zu Vorstellungen des Geistes, die Welt daher ihm anschaulich macht und die Bestimmungen des Innern, den Willen, zu äußerer, über die Grenze der Ichheit hinausgehender Tat werden läßt. Jede Wirkung, jede Handlung, die Äußeres und Inneres, die Geist und Welt (Gegensätze) verbindet, ist daher weder eine Wirkung des Geistes noch der Welt, sondern nur eine unmittelbare Wirkung Gottes.

Die Bewegung in meinen Gliedern, sagt A. G., erfolgt nicht auf meinen Willen, es ist nur Gottes Wille, daß diese Bewegungen erfolgen, wenn ich will. Mein Wille bewegt jedoch nicht den Beweger dazu, daß er meine Glieder bewegt, sondern der, welcher der Materie die Bewegung mitteilte und ihr Gesetze gab, eben der schuf auch meinen Willen, und er hat daher die unterschiedlichsten Dinge, die Bewegung der Materie und die Willkür meines Willens, so untereinander verbunden, daß, wenn mein Wille will, eine solche Bewegung erfolgt, als er will, und wenn die Bewegung erfolgt, der Wille sie will, ohne daß sie jedoch ineinander einwirken oder einen physischen Einfluß gegenseitig auf sich ausüben. Im Gegenteil, wie die Übereinstimmung zweier Uhren, die ganz gleich gehen, so daß, wenn die eine, auch die andere die Stunden schlägt, nicht von einer gegenseitigen Einwirkung, sondern nur daher kommt, daß beide gleichgerichtet oder -gestellt wurden, so hängt die Übereinstimmung der Bewegungen des Körpers und des Willens nur von jenem erhabnen Künstler ab, der sie auf diese unaussprechliche Weise miteinander verbunden hat.

Meine Handlung geht daher nicht eigentlich über mich hinaus, sie bleibt immer in mir haften; nur deswegen, weil mit meiner Handlung, d. i. meinem Willen, Gott Bewegungen in meinem Körper verknüpft hat, scheint die Handlung meines Willens, wenn Bewegungen auf sie folgen oder sie begleiten, gleichsam außer mich hinaus und in meinen Körper überzugehen; jedoch die Handlung selbst, sie, wie sie meine Handlung ist, geht nicht über mich hinaus; denn die in den Körper übergegangene Handlung ist nicht mehr meine, sondern die Handlung des Bewegers.

Gott also verknüpft oder vereinigt durch seinen Willen nach bestimmten Gesetzen Geist und Körper, aber die Art und Weise, wie er sie verknüpft, ist unerkennbar, ist unaussprechlich; denn unaussprechlich ist das, von dem man wohl erkennt, daß es ist, aber nicht, wie es ist. Die Vereinigung von Geist und Körper ist daher ein Wunder, und ich selbst als der Zuschauer der Welt bin unter den anstaunungswürdigen Wundern der Welt das größte und unaufhörliche Wunder; denn es ist unbegreiflich, wie ich, der ich so ganz und gar von der Welt unterschieden bin, sie anschauen kann.

Nicht ohne Interesse für die Geschichte der Erkenntnis ist das System des Arnold Geulincx besonders auch deswegen, weil es in der offnen Behauptung, die Vereinigung von Leib und Seele und überhaupt die Welt sei ein Wunder, ein Unbegreifliches, Unaussprechliches, den wahren Grund oder Ursprung aller Unbegreiflichkeiten, der in vielen Denkarten oder sogenannten Systemen der neuern Zeit versteckt ist, wenigstens nicht leicht gefunden wird, so klar und unverhohlen an den Tag legt. Man geht nämlich von einseitigen und beschränkten Begriffen oder Vorstellungen aus, die aber, ungeachtet ihrer Einseitigkeit und Beschränktheit, für absolute gelten, ohne bezweifelt, d. i. ohne in ihrer Beschränktheit erkannt zu werden, für die richtigen, die einzig annehmbaren genommen werden; im Verlaufe aber des Denkens nun kommt man auf Fakta, die jenen Vorstellungen widersprechen, aus ihnen nicht erkennbar, ja vielleicht geradezu die Verneinung derselben sind. Da man nun nicht auf die Begriffe, von denen man anfängt und die die Fundamentalbegriffe sind, zurückgeht, um sie in ihre Schranke zurückzuweisen, weil sie als die unbeschränkt, absolut wahren vorausgesetzt sind, so ist es eine notwendige Folge, daß man die aus jenen einseitigen Vorstellungen oder Begriffen nicht erkennbaren Fakta als unbegreiflich, als Grenzen der Vernunft selbst, als Dinge, die über die Vernunft hinausgehen, bestimmt, aus dem sehr begreiflichen Grunde, weil jene einseitigen Begriffe für die einzig vernünftigen, für die Vernunft selbst gelten, und daher, statt daß die Ursache dieser Unbegreiflichkeit in der Beschränktheit jener Begriffe erkannt, sie vielmehr auf die Vernunft selbst geschoben wird.

So ist es auch hier bei A. G. der Fall. Er geht aus von dem Begriffe des Geistes als des sich nur im Unterschiede vom Materiellen wissenden Selbstes, das von ihm nicht in seiner Schranke, als ein Moment des Geistes erkannt ist, sondern ihm für den ganzen Geist, für das Wesen selbst des Geistes gilt, und von dem Begriffe der Ausdehnung als der einzig wesenhaften Bestimmung des Körpers. Beide Begriffe sind unvereinbar. Nun ist aber die Vereinigung von Leib und Geist ein Gewisses, ein Faktum, und jene Begriffe gelten für die einzig richtigen, für die absoluten, die vernünftigen oder mit der Vernunft identischen; die Vereinigung von Seele und Körper ist daher als ein über jene Begriffe Hinausgehendes, als ein ihre Einseitigkeit, die gerade ihre wesentliche Bestimmung ist, in der sie gerade als die richtigen festgehalten werden, Verneinendes, begreiflicherweise ein Unbegreifliches, die (negative) Grenze der Vernunft (weil jene einseitigen Begriffe für die positive Grenze der Vernunft gelten), nach A. G. also ein nur von dem Willen Gottes Hervorgebrachtes, ein Wunder.

Es läßt sich daher hieraus folgende Lehre und Regel für alle philosophischen Forschungen abstrahieren: Wo du nur immer im Verlaufe deines Denkens auf Unbegreiflichkeiten stößest, da sei gewiß, daß sie nur Folgen oder Erscheinungen von den Mängeln und Einseitigkeiten der Begriffe sind, von denen du als den einzig richtigen ausgehst, daß du auf eine höchst sonderbare, ja komische und selbst unredliche Weise und an einem sehr ungeschickten Orte, nämlich nicht am Anfang, wo du es hättest tun sollen, sondern erst hinterdrein, wo es zu spät ist, im Verlaufe oder am Ende deines Denkens die Unzulänglichkeit und Mangelhaftigkeit deiner prinzipalen Begriffe eingestehst. Wo du also auf Unbegreiflichkeiten stößest, da nimm dir die Mühe, auf den Anfang zurückzugehen, d. h. von vornen anzufangen, deine Fundamentalbegriffe zu prüfen, in ihrer Einseitigkeit zu erkennen oder sie und hiermit deinen ganzen Standpunkt selbst aufzugeben; kannst du das nicht, so sei wenigstens so bescheiden, deine Beschränktheit als die deinige zu erkennen, deine Schranken nicht zu den Schranken anderer oder gar der Vernunft selbst zu machen.

Aus : Ludwig Feuerbach, Geschichte der neuern Philosophie von Bacon von Verulam bis Benedikt Spinoza. Herausgegeben von Joachim Höppner (S.241ff.)
Reclam-Bibliothek Band 647, © Reclam-Verlag Leipzig 1990