Ernst Pascual Jordan (1902 - 1980)

Deutscher Physiker; Professor in Rostock, Berlin und Hamburg, war als Schüler und Mitarbeiter von Max Born an der Ausbildung der Quantenmechanik beteiligt; arbeitete auch an der Quantenalgebra und –elektrodynamik, Relativitätstheorie sowie astophysikalischen, kosmologischen und biophysikalischen Fragestellungen.

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Zwischen naturwissenschaftlicher Erkenntnis und religiösem Glauben gibt es heute keine Widersprüche oder Gegensätze mehr!
Es gibt heute noch viele Zeitgenossen, welche der Meinung sind, religiöser Glaube sei unvereinbar mit naturwissenschaftlicher Erkenntnis. Aber diese Zeitgenossen haben die naturwissenschaftliche Entwicklung unseres eigenen Jahrhunderts nicht mitgemacht oder keine Kenntnis davon erhalten. Diese Entwicklung hat mit der Einsteinschen Relativitätstheorie und der vor Planck begründeten Quantentheorie eine durchgreifende und umfassende Veränderung unseres naturwissenschaftlichen Weltbildes herbeigeführt. Dabei sind gerade diejenigen naturwissenschaftlichen Vorstellungen widerlegt und außer Kraft gesetzt worden, welch im vorigen Jahrhundert allgemein als unumstößlich Wahrheit und als eine das religiöse Denken verneinende und widerlegende bessere Erkenntnis angesehen zu von atheistischen Denkern als solche angepriesen worden sind.

Die Quantentheorie, seit ihrer Begründung 1900 durch die gemeinsame Arbeit vieler moderner Physiker innerhalb eines Vierteljahrhunderts zu ihrer abschließenden Gestaltung gebracht, widerlegt die alte Kausalitätsvorstellung der Physik und begründete damit die Einsicht, daß es falsch war, den lebendigen Menschen als eine in mechanischer Zwangsläufigkeit funktionierende Maschine (Lamettrie) zu beurteilen. Die von der Relativitätstheorie befruchtete astronomische und kosmologische Forschung widerlegte die Lehre des Atheisten Giordano Bruno, dass das Weltall seit unendlich langer Vergangenheit bereits existierte, ohne einen Anfang gehabt zu haben. Statt dessen wissen wir heute, daß es sehr ferner, aber keineswegs unendlich ferner — Vergangenheit einen echten Anfang der astronomischen Weltentwicklung gegeben hat, der zugleich Anfang der Zeit als solcher war.
Aus: Jan Brauers (Hrsg.), Mein Gottesbild, Fünfzig Beiträge namhafter Autoren (S.180-181)
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