Konfuzius latinisiert aus K‘ung-(fu-)tzu [Meister K’ung] (551 - 479 v. Chr.)

Chinesischer Philosoph und Sittenlehrer, der aus seiner Verbannung erst im Alter nach langem Wanderleben in seine Heimat (Lu, W-Shantung) zurückkehrte. Seine Lehren, die nur in Aufzeichnungen seiner Schüler überliefert sind, fußen in der religiösen Überzeugung, dass der Mensch durch rechtes Verhalten die Harmonie mit der ewigen Weltordnung erreichen kann. Dieses Verhalten bestehe in Treue gegen sich und andere, Selbstlosigkeit, Menschlichkeit, Rechtschaffenheit, Schicklichkeit, Weisheit und Aufrichtigkeit. Der Einfluss und die Wirkung seiner Lehre auf die chinesische Kultur ist bedeutend. Für China (und im weiteren Sinne Ostasien) ist die Staats- und Sittenlehre des Konfuzianismus für viele Jahrhunderte maßgebend gewesen.

Siehe Wikipedia und Kirchenlexikon

 

Tschông-Yông - Der unwandelbare Seelengrund
Erläuterung der Begriffe
Der göttliche Seelengrund
Der Gottesgeist bewirkt das Gute
Die ewige Wahrheit
Die Offenbarung des Tao
Weissagung
Vervollkommnung ist Vorraussetzung . . .
Das Ewige im Tao
Die Erhabenheit des Tao
Das Recht zur Änderung . . .

  Lun Yü - Gespräche
Die Wissens-Quelle des Meisters
Schweigendes Vorrübergehen
Überall sind Lehrer zu finden
Gottvertrauen
Auf der Suche nach Menschen
Esotorisches
Der Fluss
Tod und Leben
Ergebung in das Schicksal
Praktischer Imperativ



Tschông-Yông - Der unwandelbare Seelengrund

Erläuterung der Begriffe
Vorwort des Gelehrten Tschhing-tsè
Tchông (allgemein betrachtet) ist das, was sich nicht neigt und was nicht abweicht, was untrüglich, unzweifelhaft ist, die Wahrheit.

Yông ist das, was sich nicht ändert, das Unwandelbare und Unveränderliche, das Ewige.

Hier (im religiös-philosophischen Betracht) ist:

Tschông das im Universum sich uns manifestierende wahre Táo (Gottheit).

Yông das im Universum sich uns manifestierende ewige unwandelbare L`y.

Dieses Buch gibt uns Aufschluß über die Gesetze und Vorschriften, durch welche wir, nach der Lehransicht der Schule des Konfuzius, Geist und Herz bilden und zur höchsten Vortrefflichkeit hinführen können.

Tsé-ssè, der fürchtete, daß die nur traditionelle Lehre im Laufe der Zeit durch Irrtümer entstellt werden könnte, schrieb diese Doktrin nieder und übergab die Schrift dem Méng-tsè.

Dieses Buch spricht zuerst von dem Einen,- dem L`y, dem ewigen Geist Gottes, der ausströmend alle Dinge schuf, die endlich allesamt in der Rückbildung zur Einheit wieder das Eine, das L`y, der ewige Geist Gottes werden.

Denn in seiner Ausbreitung, da erfüllt und umfaßt das L`y alle Teile der Welt.

Und in seinem Für-sich-sein, da ist es das still und geheim im Verborgenen waltende Reingeistige.

Der Genuß, den das Buch gewährt, ist grenzenlos für alle, die es wahrhaft studieren.

Wer es in rechter Weise studiert, mit Fleiß, Mühe und Bedachtsamkeit, der wird sich den herrlichen Inhalt zu eigen machen können. Aber, wenn man das Buch auch bis an das Ende seines Lebens benutzt, so wird man doch nie dahin gelangen, den tieferen Sinn vollständig zu durchdringen!

Der göttliche Seelengrund

Erstes Kapitel

§ 1. Vom Himmel wurde dem Menschen die Mitgabe des göttlichen Geistes, dadurch wurde seine Natur zur göttlichen Natur erhoben.

Das also, was in unserer Natur in Übereinstimmung mit jener Mitgabe des Himmels ist, wird das Táo (das Göttliche) genannt.
Und richten wir unsere Gedanken darauf, das Tao kennenzulernen, und in uns zur Klarheit zu bringen, so heißt das Religion.

§ 2. Das Táo aber ist es ja, das nicht für einen Augenblick von uns getrennt gedacht werden kann, denn könnte es getrennt gedacht werden, so entspräche dies der wahren Táo-Idee nicht. Darum prüft der Weise mit um so größerer Aufmerksamkeit sein inneres Seelenleben, obschon er dies nicht sehen kann, und forscht mit Eifer und Sorgfalt nach demselben, obschon er seiner Sinneswahrnehmung sich entzieht.

§ 3. Das also, was wir nicht mit den Augen sehen können, das Verborgene, Unsichtbare, das also, was wir nicht mit den äußeren Sinnen wahrnehmen können, das Unkörperliche, Immaterielle, das ist es demnach, was der Weise mit so großer Aufmerksamkeit prüft, d. h. sein eigenes Inneres, seine tiefsten Herzensregungen, die ihm allein bekannt sind.

§ 4. Sind in der Seele Freude und Lust, Zorn und Ärger, Trauer und Schmerz, Ergötzen und Vergnügen noch nicht erweckt, noch nicht zum Ausbruch gekommen, so heißt das — Tchông (der Seelengrund). Wofern aber die Gefühle und Herzensregungen zwar bereits erwacht und zum Ausbruch gekommen sind, doch vollständig von Vernunft und Willenskraft in Schranken gehalten werden, so nennt man das die Harmonie der Seele.

§ 5. Das aber, was wir Tchông (den Grund der Seele) genannt haben, das ist auch des Universums erhabener Urgrund (Wurzel). Das, was wir Harmonie genannt haben, das ist auch das die ganze Welt durchdringende und durchleuchtende Táo (das Göttliche). Wenn wir dahin gelangen können, die Begriffe dieses Urgrundes (Tchông) und dieser Harmonie in ihrer vollen Majestät zu fassen; dann würden wir wahrhaft ihn erkennen, der Himmel und Erde geschaffen hat und regiert, dann würden wir wahrhaft ihn erkennen, der alle Kreaturen belebt und erhält.

Zweites Kapitel
Tschông-ny (d. i. Konfuzius) sagt:
§ 1. Das Kriterium des Weisen ist nun, daß er unwandelbar an diesem ewigen Seelengrund festhält, während der Tor dem ewigen Seelengrund widerstrebt.

§ 2. Denn hat der Weise erst diesen seinen Seelengrund als das Ewige und Unveränderliche erkannt, so wird er auch für alle Zeiten auf das Göttliche, was in ihm selbst ist, auf diesen tiefsten Seelengrund sorgsam achten. Die Toren aber, obgleich sie auch das Göttliche in sich fragen, diesen unwandelbaren Seelengrund haben, die Toren haben weder Acht darauf, noch Sorge darum. [...]

Der Gottesgeist bewirkt das Gute
Sechzehntes Kapitel
§ 1. Der dem Menschengeist immanente Gottesgeist ist es, der die göttliche Tugend in uns bewirkt durch seine segensreiche Überfülle.

§ 2. Obschon wir ihn nicht sehen, so werden wir doch (durch geistiges Schauen) seiner gewahr; obschon wir ihn nicht hören, so vernehmen wir doch seine Stimme, denn er ist ewig und unzertrennbar mit allen Menschen vereint.

§ 3. Er bewirkt, daß alle Menschen der Welt sich bessern, intelligent werden, sich vervollkommnen können, sich und andere zur Pflicht und zum Gehorsam gegen seine Gebote anhalten, indem sie eine immer größere und innigere Vereinigung erstreben. Denn er ist überall, wie er oben weit über uns ist, so ist er auch links und rechts stets um uns.

§ 4. Das Liederbuch sagt: »Des Himmelsgeistes Vollkommenheit und Weisheit und Allerdurchdringung — bedenke, ist unberechenbar — bedenke, und noch weit mehr unerreichbar — bedenke!«
§ 5. Jenem aber, das für unsere Sinne unfaßbar ist und dennoch in himmlischem Glanze und unendlicher Glorie strahlt, durch die innere Wahrheit, die nichts unenthüllt läßt, näher zu treten, das eben ist es, dem wir zustreben sollen.

Die ewige Wahrheit
Einundzwanzigstes Kapitel
§1. Von der (ewigen) Wahrheit zur Erkenntnis gelangen heißt (göttliche) Natur.

Von der Erkenntnis zur (Innern) Wahrheit gelangen, heißt Religion.

Von der Wahrheit kann man demnach zuversichtlich zur Erkenntnis gelangen.

Von der Erkenntnis kann man demnach zuversichtlich zur Wahrheit gelangen. [...]


Die Offenbarung des Táo

Zweiundzwanzigstes Kapitel
Nur der Heilige, dem auf Erden die Erkenntnis der ewigen Wahrheit unmittelbar geworden ist, wird dadurch befähigt, seine göttliche Natur vollkommen bis ins Innerste erschauen zu können.

Wer im Stande ist, seine innere Natur erschauen zu können, der ist danach fähig geworden, die göttliche Natur der Menschheit überhaupt durchschauen und erneuern zu können.

Wer im Stande ist, die göttliche Natur des Menschen zu erkennen, der ist fähig geworden in die innerste Natur aller Kreaturen einzudringen.
Wer im Stande ist, ins Innere der Natur alles Geschaffenen einzudringen, der vermag auch Himmel und Erde in ihrem alles verschönernden und veredelnden und wohltuenden Wirken zu unterstützen.

Wer im Stande ist, Himmel und Erde in ihrem alles verschönernden und wohltuenden Wirken zu unterstützen, von dem kann man sagen, daß er mit Himmel und Erde die Trinität bilde.

Dreiundzwanzigstes Kapitel

§ 1. Jene andern aber (die Weisen) gelangen indirekt (durch Erkenntnis) zur innern Wahrheit, denn auch indirekt kann man zur innern Wahrheit gelangen. Die Wahrheit wird sich dann offenbaren, hat sie sich einmal offenbart, so wird sie im hellen Licht strahlen. Wenn sie im hellen Licht strahlt, dann wird sie unsere Tugend zur himmlisch reinen verklären.

Hat sie unsere Tugend zur himmlisch reinen verklärt, dann sind wir im Stande, moralisch auf andere zu wirken.

Wenn wir im Stande sind, moralisch auf andere zu wirken, so können wir ihre Veredelung bewirken.

Wenn wir ihre Veredelung bewirken können, so werden wir auch im Stande sein, die Erneuerung und vollkommene Umwandlung der Menschen erreichen zu können.

Aber nur wer auf Erden zu vollkommener Erkenntnis der Wahrheit gelangt ist, ist für die Totalumwandlung der Menschheit zum Guten befähigt worden.

Weissagung
Vierundzwanzigstes Kapitel

Der (Heilige), welcher zur ewigen Wahrheit, d. i. zum himmlischen Táo gelangt ist, würde weissagen können.

Wenn eine neue Dynastie entstehen und zur Blüte gelangen soll, so wird das sicherlich durch glückliche Vorbedeutungen,

wenn eine Dynastie untergehen soll, so wird das sicherlich durch Unglückszeichen kundgegeben, mag man dies aus der Schildkrötenschale, auf welcher das Kraut Schy verbrannt worden, erschauen, oder mag es sich durch ein beunruhigendes Gefühl in allen Gliedern bemerkbar machen, ob Glück oder Unglück kommen wird.

Der Heilige kennt aber zweifellos (ohne solche Auspicien) schon vorher das Gute, das kommen wird.

Solche vollkommene Erkenntnis ist aber nur der des Geistes Gottes vergleichbar.

Vervollkommnung ist Voraussetzung für die harmonische Vereinigung mit dem Táo
Fünfundzwanzigstes Kapitel
§ 1. Die ewige Wahrheit ist in sich selbst Vollkommenheit, wie das Táo in sich selbst das Táo ist.

§ 2. Die ewige Wahrheit ist aber auch aller Wesen Ende und Anfang.

Die Unwahrheit ist Wesenlosigkeit.


Das ist der Grund, weshalb für den Weisen die ewige Wahrheit so hohen Wert hat.

§ 3. Wer daher die ewige Wahrheit erkannt hat, der vervollkommnet dadurch nicht etwa nur sich selbst und begnügt sich damit, sondern er vervollkommnet auch andere.

Die Vervollkommnung seines Selbst ist Humanität, die Vervollkommnung der Wesen Intelligenz. Diese (Humanität und Intelligenz vereint) bilden den Tugendbegriff, der unserer göttlichen Natur entspricht.

Denn wenn sie beide harmonisch vereint, nach außen (für die Welt), nach innen (für uns selbst) zur Geltung kommen, dann entsprechen sie dem Táo. Daher sollen wir unablässig streben, die harmonische Vereinigung zu gewinnen.

Das Ewige im Táo
Sechsundzwanzigstes Kapitel
§ 1. Aus dem vorhergehenden Grunde (§ 2) folgt, daß die erhabene Wahrheit nie aufhören wird zu sein.

§ 2. Was nicht aufhören wird zu sein, ist von Dauer; was von Dauer ist, das muß von Anfang her gewesen
sein.

§ 3. Was von Anfang an gewesen ist, ist unvergänglich und ewig.

Was unvergänglich und ewig ist, ist unermeßlich und unendlich.

Was unermeßlich und unendlich ist, ist voll Hoheit und Weisheit.

§ 4. In ihrer Unendlichkeit und Unermeßlichkeit enthält sie alle Wesen.

In ihrer Hoheit und Weisheit beschirmt und behütet sie alle Wesen.
Durch ihre unendliche Dauer vervollkommnet sie alle Wesen.

§ 5. In ihrer Fülle und Unermeßlichkeit steht ihr die Erde als Abbild zur Seite.

In ihrer Hoheit und Weisheit steht ihr der Himmel als Abbild zur Seite.

In ihrer ewigen Dauer, da kann ihr nichts zur Seite gestellt werden.

§ 6. Sonach wissen wir, daß sie, obgleich wir sie nicht sehen können, sich doch deutlich manifestiert.

Obgleich sie sich nicht bewegt und ändert, so ändert und verändert sie doch alle Dinge.

Obgleich sie immateriell ist, so vervollkommnet sie doch alle Dinge.

§ 7. So können wir mit dem einen Wort das Táo des Himmels und der Erde und zwar den Begriff vollständig erschöpfend bezeichnen.

Als dies die Kreaturen schuf, stand ihm kein Zweiter zur Seite.

Deshalb bleibt, wie es den Kreaturen Leben gab, für uns unerforschlich.

§ 8. Das Táo des Himmels und der Erde ist ja eben unermeßlich! unendlich! Voll Hoheit und Weisheit! Ist unvergänglich und ewig! [...]

Die Erhabenheit des Táo
Siebenundzwanzigstes Kapitel

§ 1. Das Táo, wie es der Heilige erkennt, ist von unendlicher Erhabenheit.

§ 2. Überall hin, über alle Meere breitet es sich aus, belebt und beschützt alle Wesen und führt sie ihrem Endzweck zu. Aber zu seiner höchsten Erhabenheit, da ist es uns weit entrückt, fern im Himmel.

§ 3. Aus seiner segensreichen Fülle vermögen wir das Eine und Erhabene bewundernd zu ahnen, und die Überfülle bedingt für uns die Vielfältigkeit der (300) religiösen Gebräuche und die noch größere Vielfältigkeit der (3ooo) sozialen Sittengesetze.

§ 4. Denn wir erwarten noch jenen Menschen, den Heiligen, der dereinst wird zu uns gesendet werden.

§ 5. Weil ja gesagt ist: »Wenn wir nicht absolut vollkommen in der Tugend sind, so können wir die Vollkommenheit des Táo nicht in der Totalität erkennen.

§ 6. Daher wird der Weise, der veredelt ist durch die göttliche Natur seiner Tugend, auch das Táo kennen lernen.

Denn hingelangen zum Hocherhabenen, das ist ja eben vollständig möglich durch Geistesreinheit, Geistesvollkommenheit.

Denn das Höchsterhabene ist ja dasselbe Táo, wie es im tiefsten Grunde der Seele, im Tchông-yông, sich offenbart.

Und da der Weise somit vertraut ist mit dem Beweggrunde zur Einführung der religiösen Feierlichkeiten und sozialen Sittengesetze, so weiß er auch die Menschen zu erneuern, zu veredeln; denn er wird zuversichtlich den meisten Wert darauf legen, daß durch die Kultusformen dem Höchsten unsere innigste Verehrung werden soll.

§ 7. Daher wird der Weise, wenn er in hohem Amt steht, nicht hochmütig werden, und wenn er in niederer Stellung ist, nicht niedrig denkend werden.

Und herrscht das Táo im Reich, dann genügt sein Wort, es in blühenden Zustand zu versetzen; herrscht das Táo nicht im Reich, so wird seine Seelenruhe ihn in den Stand setzen, das Gute geduldig zu erwarten.

Das Liederbuch sagt: »Wer die himmlische Tugend in Klarheit und die Weisheit besitzt, der bewahrt sein Ich.«

Das Recht zur Änderung der gottedienstlichen Gebräuche
Achtundzwanzigstes Kapitel
§ 1. Konfuzius sagt:
»Der Unweise hat nur Interesse für das, was für ihn selbst von Nutzen ist.«

»Der Mensch von niederer Gesinnung hat nur für das Sinn, was ihn selbst betrifft, und die in der Jetztzeit Lebenden revoltieren gegen das Táo der alten weisen Könige.«

»Wer aber wie dieser Einer ist, der hat des Himmels Strafgericht für seine Person zu erwarten.«

§ 2. Denn wer nicht wahrhaft der Sohn des Himmels ist, der hat kein Recht, die gottesdienstlichen Gebräuche einer Untersuchung und Änderung zu unterwerfen, so wenig als er die Gesetze ändern, oder die alten Schriftwerke anders auslegen darf. [...]
Aus: Tschôn-Yông des Konfuzius in der Übersetzung aus dem Chinesischen von Reinhold von Plaenckler, Leipzig 1878
In: Konfuzius Ausgewählte Texte, Herausgegeben von Hans Christian Meiser (S.14-16, 30-31, 46f.)
Goldmann Taschenbuch 8442


Lun Yü - Gespräche.
Die Wissens-Quelle des Meisters
Der Meister sprach: »Ich bin nicht geboren mit der Kenntnis (der Wahrheit); ich liebe das Altertum und bin ernst im Streben (nach ihr).« S.86

Schweigendes Vorübergehen
Der Meister sprach niemals über Zauberkräfte und widernatürliche Dämonen. S.86

Überall sind Lehrer zu finden
Der Meister sprach: »Wenn ich selbdritt gehe, so habe ich sicher einen Lehrer. Ich suche ihr Gutes heraus und folge ihm, ihr Nichtgutes und verbessere es.« S.86

Gottvertrauen
Der Meister sprach: »Gott hat den Geist in mir gezeugt, was kann Huan Tui mir tun?«
Der Meister kam auf seiner Wanderung einmal durch den Staat Sung. Dort ruhte er mit seinen Schülern unter einem großen Baume und übte mit ihnen die heiligen Gebräuche ein. Diese Gelegenheit ergriffen die Sendlinge eines dem Meister übelwollenden Beamten von Sung, Huan Tui, und suchten den Meister zu töten, indem sie den Baum fällten. Die Jünger, erschrocken, rieten zur eiligen Flucht; der Meister aber blieb gelassen. Er wußte sein Leben in einer höheren Hand; er war sich bewußt, daß, da er einen gottgewollten Beruf habe, ihm Menschen nichts anhaben könnten. S.86

Auf der Suche nach Menschen
Einen Gottmenschen zu sehen, ist mir nicht vergönnt; wenn es mir vergönnt wäre, einen Edlen zu sehen, dann wäre es schon gut. Einen guten Menschen zu sehen, ist mir nicht vergönnt; wenn es mir vergönnt wäre, einen Beharrlichen zu sehen, wäre es schon gut. Aber nicht haben und tun, als habe man, leer sein und tun, als sei man voll, als lebe man herrlich und in Freuden: auf diese Weise ist es schwer, beharrlich zu sein. S.87

Esoterisches
Worüber der Meister selten sprach, war: der Lohn, der Wille Gottes, die Sittlichkeit. S.97

Der Fluss
Der Meister stand an einem Fluß und sprach: »So fließt alles dahin, wie dieser Fluß, ohne Aufhalten Tag und Nacht!« S.102

Tod und Leben
Gi Lu fragte über das Wesen des Dienstes der Geister. Der Meister sprach: »Wenn man noch nicht den Menschen dienen kann, wie sollte man den Geistern dienen können!«
(Dsi Lu fuhr fort): »Darf ich wagen, nach dem (Wesen) des Todes zu fragen?« (Der Meister) sprach: »Wenn man noch nicht das Leben kennt, wie sollte man den Tod kennen?« S.115

Ergebung in das Schicksal
Ich murre nicht wider Gott und grolle nicht den Menschen. Ich forsche hier unten, aber ich dringe durch nach oben. Wer mich kennt, das ist Gott. S.149

Praktischer Imperativ
Dsi Gung fragte und sprach: »Gibt es Ein Wort, nach dem man das ganze Leben hindurch handeln kann?« Der Meister sprach: »Die Nächstenliebe. Was du selbst nicht wünschest, tu nicht an andern.« S.159
Aus: Kungfutse, Gespräche. Lun Yü
Aus dem Chinesischen übertragen und herausgegeben von Richard Wilhelm
Eugen Diederichs Verlag, München, Diederichs Gelbe Reihe Band 22