Henry Edward Manning (1808 - 1892)

  Englischer Theologe, der im Jahre 1851 von der Anglikanischen zur Römisch-katholischen Kirche konvertierte und dort in kurzer Zeit zum Kardinal avancierte. Manning zeichnet eine unbedingte Papsttreue aus und ist im Gegensatz zu seinem Konkurrenten John Henry Newman ein uneingeschränkter Befürworter der »päpstlichen Unfehlbarkeit«.

Siehe auch
Wikipedia und
»Manning versus Newman«.
 

Getrennte Christen
Kein böses Wort komme aus eurem Munde, nur eines, das gut ist, geeignet, auf s.ubauen... Betrübet nicht Gottes Heiligen Geist, dessen (Tauft)-Siegel ihr für den Tag der Erlösung empfangen habt! Eph 4,29f.

Die meisten, die als katholische Menschen geboren sind, haben getrübte Vorstellungen über die getrennten Mitchristen: als wären sie im großen ganzen Ungläubige, und selbst wenn sie getauft seien, seien sie nicht in besserer Lage. Eine höchst befremdliche Auffassung! Die Mehrzahl von ihnen ist getauft und damit in die übernatürliche Ordnung erhoben. Wenn sie mit Gott und ihren Mitmenschen in der Liebe leben, werden sie das Heil erlangen. Und selbst wenn ihre Kindschaftsbeziehung zu Gott unterbrochen ist, gehören sie noch immer kraft ihres Glaubens und ihrer Hoffnung der übernatürlichen Stufe zu. Und wer wollte der Gnade Gottes Schranken setzen?

Freilich darf man daraus nicht folgern, alle Religionen seien gleich. Das wäre ein Trugschluss und würde Gleichgültigkeit erzeugen. Christus hat gesagt: »lch bin gekommen, da
ss sie Leben und überfließende Fülle haben« (Joh 10, 10).

Das verstehe ich so: Jeder Mensch ist von Adam her in eine Welt geboren, die von Anbeginn an im Opfer des Lammes erlöst ist; jedem, auch dem Ungläubigen und Irrenden, ist hinreichende Gnade gegeben, um das Heil zu erlangen; die Umkehr ist jedem offen. Für jene, denen die sakramentale Buße nicht zugänglich ist, genügt die Herzensbulle, und die Wahrheitssucher gehören geistig, wenn auch nicht sichtbar, der Einen Kirche zu. Meine Erfahrung im Umgang mit solchen, die außerhalb der sichtbaren Kirche stehen, bestätigt dies, und ich habe manche in die Kirche aufgenommen, die sich offensichtlich im Stande der Taufgnade befanden
. S.317
Aus: Otto Karrer, Jahrbuch der Seele . Aus der Weisheit der christlichen Jahrhunderte. Verlag Ars Sacra Josef Müller München