Mohammed oder auch Muhammad [arab. »der Gepriesene«] (570 - 632)
Arabischer Religionsstifter, der den Islam begründete. Mohammed war der früh verwaiste Spross eines verarmten Zweiges aus dem angesehenen Geschlecht der Koraisch. In seinem 24. Lebensjahr trat er in die Dienste der reichen Witwe Chadidja, die er im folgenden Jahr (595) heiratete. Als ihr Sachwalter kam er auf Handelsreisen wohl bis Syrien. Als Kaufmann konnte Mohammed vermutlich lesen und schreiben. Im Alter von etwa 40 Jahren in zunehmendem Maße von religiösen Fragen bewegt, erhielt er nach islamischer Auffassung in der Abgeschiedenheit göttliche Offenbarungen, die er seiner Umwelt im Koran verkündete. Er fand anfänglich nur wenige, meist sozial niedrig stehende Anhänger und sah sich nach dem Tod Chadidjas und seines Onkels und Beschützers Abu Talib 619 (Vater von Imam Ali) 622 zur Auswanderung (Hedjra) nach Medina genötigt, wo er innere Streitigkeiten schlichtete und alsbald Leiter des dortigen Staatswesens wurde; er heiratete nun mehrere Frauen. Seitdem auch politisch tätig, konnte er nach längeren Kämpfen 830 in Mekka einziehen und damit die Ausdehnung des islamischen Staates einleiten. Er löste sich mehr und mehr von Vorstellungen älterer Religionen (Ausrichtung der Kibla nach der Kaaba, Fastenmonat Ramadan), führte den Hadjdj (Mekka-Pilger-Fahrt) ein und drängte das Heidentum sowie Konkurrenz-Propheten zurück. Bei seinem Tod war er Herr weiter Teile Arabiens. Seine Nachfolger als weltlicher Herrscher waren die Kalifen. Das Bild Mohammeds, der sich stets ausschließlich als »Mensch« betrachtete, hat sich in der Auffassung seiner Gemeinde zunehmend verklärt, so dass er heute Gegenstand ehrfurchtsvoller Verehrung ist. Siehe auch Wikipedia und Kirchenlexikon |
Inhaltsverzeichnis
Die
Berufung des Propheten
Mohammed brachte einen Monat auf Hira‘ zu und speiste die Armen, die zu
ihm kamen. Wenn der Monat zu Ende war, so umkreiste er, ehe er in sein Haus
ging, die Kaaba siebenmal, oder sooft es Gott gefiel, dann begab er sich erst
in sein Haus. Als nun das Jahr seiner Sendung kam, ging er wie gewöhnlich
mit seiner Familie im Monat Ramadhan nach Hira‘.
In der Nacht, in welcher Gott aus Barmherzigkeit gegen seine Diener ihn mit
seiner Botschaft ehrte, brachte ihm Gabriel
den Befehl Gottes. Ich schlief, so erzählt Mohammed
selbst, als er mir ein beschriebenes seidenes Tuch brachte, und sagte:
»lies!«
Ich sagte: »Ich kann nicht lesen.«
Da drückte er mich in das Tuch, daß ich glaubte, ich müßte
sterben, dann ließ er mich los und sagte wieder: »lies
!«
Als ich wieder sagte, ich könne nicht lesen, bedeckte er mich wieder mit
dem Tuche, daß ich beinahe den Geist aufgab, dann ließ er mich wieder
los und wiederholte seinen Befehl, ich fragte nun, was ich lesen sollte, aus
Furcht, er werde mich wieder wie früher behandeln, da sagte er: »lies
im Namen Deines Herrn, der den Menschen aus einem Blutklumpen erschaffen hat,
lies, Dein Herr ist der Gnädigste, der durch die Feder den Menschen gelehrt
hat, was er nicht wußte.«
Ich las nun, und Gabriel verließ mich wieder. Hierauf erwachte ich, und
es war, als stünden diese Worte in mein Herz geschrieben. Ich trat aus
der Höhle und stand auf der Mitte des Berges, da hörte ich eine Stimme
vom Himmel, die mir zurief:
»Mohammed! Du bist der Gesandte Gottes,
und ich bin Gabriel.«
Ich hob mein Haupt gegen den Himmel empor, um nach dem Sprechenden zu sehen,
und ich sah Gabriel in der Gestalt eines beflügelten Mannes, seine Füße
waren am Horizont und er rief:
»Mohammed! Du bist der Gesandte Gottes, und ich
bin Gabriel.«
Ich Blieb stehen und schaute nach ihm und ging weder vorwärts noch rückwärts.
Dann wendete ich mich von ihm ab, aber nach welcher Seite ich auch meine Blicke
richten mochte, ich sah ihn immer vor mir. Ich blieb so stehen, ohne vorwärts
und rückwärts zu gehen, bis Chadidjeh Leute schickte, um mich zu suchen.
Sie gingen bis zur Höhe Mekkas, und kehrten wieder zu ihr zurück,
ich aber blieb stehen, bis der Engel wegging, dann kehrte ich zu meiner Familie
zurück.
Als ich zu Chadidjeh kam, setzte ich mich auf ihren Schoß und drückte
mich fest an sie. Sie fragte mich, wo ich war, und sagte mir, sie habe Leute
ausgeschickt, um mich zu suchen, sie seien bis zur Höhe von Mekka gekommen
und wieder zurückgekehrt. Als ich ihr erzählte, was ich gesehen, sagte
sie: »freue Dich, mein Vetter! und sei guten Mutes!
bei dem, in dessen Gewalt meine Seele ist, ich hoffe, Du wirst der Prophet Deines
Volkes werden.« Sie stand dann auf, kleidete sich an und ging zu
ihrem Vetter Waraka I. Naufal, welcher Christ geworden war, die Heilige Schrift
gelesen und manches von Juden und Christen gehört hatte, und erzählte
ihm, was ich gesehen und gehört hatte.
Da rief Waraka: »Heilig! heilig! bei dem, in dessen
Gewalt Warakas Seele ist, wenn Du mir die Wahrheit berichtest, so ist der größte
Namus zu ihm gekommen, der auch dem Moses erschienen ist, und er ist der Prophet
dieser Nation. Sage ihm, er soll standhaft sein.«
Chadidjeh kehrte Herauf zu Mohammed zurück, und hinterbrachte ihm, was
Waraka gesagt hatte. Als die Andachtszeit vorüber war und Mohammed wieder
heimkehrte und wie gewöhnlich zuerst den Tempel umkreiste, begegnete ihm
Waraka, und sagte ihm: »Erzähle mir, was Du
gesehen und gehört hast.« Als Mohammed es ihm erzählt
hatte, sagte er: »Bei dem, in dessen Gewalt meine
Seele ist, Du bist der Prophet dieser Nation und der größte Namus,
der Moses erschienen ist, ist zu Dir gekommen. Man wird Dich einen Lügner
nennen und mißhandeln und verbannen und bekämpfen. Wenn ich jene
Zeit erlebe, so werde ich Allah in einer Weise beistehen, daß er mir es
anerkennen wird.« Er neigte sich dann mit dem Haupte zu ihm und
küßte ihn auf die Stirne, worauf Mohammed nach Hause ging. S.250-251
Aus: Die Söhne Gottes. Aus den Heiligen Schriften
der Menschheit. Auswahl und Einleitungen von Gustav Mensching.(aus Ishak: Das
Leben Mohammeds) R.Löwith . Wiesbaden
Mohammed
verkündigt nur, was ihm offenbart wurde
Bei dem Stern, da er sinkt, Euer Gefährte irrt nicht
und ist nicht getäuscht, noch spricht er aus Gelüst. Er ist nichts
als eine geoffenbarte Offenbarung, die ihn gelehrt hat der Starke an Kraft,
der Herr der Einsicht. Und aufrecht stand Er da im höchsten Horizont; alsdann
nahte Er sich und näherte sich und war zwei Bögen entfernt oder näher
und offenbarte Seinem Diener, was Er offenbarte. Nicht erlog das Herz, was er
sah. Wollt ihr ihm denn bestreiten, was er sah?
Und wahrlich, er sah ihn ein andermal bei dem Lotosbaum, der äußersten
Grenze, neben dem der Garten der Wohnung. Da den Lotosbaum bedeckte, was da
bedeckte, nicht wich der Blick ab und ging drüber hinaus; wahrlich, er
sah von den Zeichen seines Herrn die größten. (Sure
53. 1-18)
Mohammed ist nur ein Mensch, der Allahs Offenbarungen
empfangen durfte
Ein Freudenbote und ein Warner; doch die meisten von ihnen
kehren sich ab und hören nicht.
Sprich: »Ich bin nur ein Mensch wie ihr; geoffenbart
ward mir, daß euer Gott ein einiger Gott ist. So verhaltet euch wohl gegen
Ihn und bittet Ihn um Verzeihung; und wehe den Götzendienern, welche nicht
die Armenspende entrichten und ans Jenseits nicht glauben.«(Sure
41, 3,6-7)
Und Wir entsandten nur die Gesandten als Freudenverkünder und Warner, und
wer da glaubt und sich bessert, keine Furcht kommt über sie und nicht sollen
sie trauern. Jene aber, die Unsre Zeichen der Lüge zeihen, treffen wird
sie die Strafe für ihre Freveltaten.
Sprich: »Nicht spreche ich zu euch: >Bei mir
sind Allahs Schätze<, und nicht: >Ich weiß das Verborgene.<
Auch spreche ich nicht zu euch: >Ich bin ein Engel<; ich folge nur dem,
was mir geoffenbart ward.« Sprich: »Ist
etwa gleich der Blinde dem Sehenden? Wollt ihr denn nicht in euch gehen?«
Und warne damit [Koran] jene, welche fürchten, versammelt zu werden zu
ihrem Herrn, außer dem sie keinen Beschützer und Fürsprecher
haben; vielleicht werden sie gottesfürchtig. (Sure
6, 48-51)
Siehe, der, welcher dir den Koran verordnet hat, bringt dich wahrlich zurück
zur Stätte der Wiederkehr. Sprich: »Mein Herr
weiß am besten, wer mit der Leitung kommt, und wer in offenkundigem Irrtum
ist.«
Und nicht konntest du hoffen, daß dir das Buch gegeben würde, es
sei denn aus Barmherzigkeit deines Herrn. Drum sei kein Helfer der Ungläubigen.
Und laß dich nicht abwendig machen von den Zeichen Allahs, nachdem sie
zu dir herabgesendet worden; sondern lade ein zu deinem Herrn und sei keiner
derer, die (Allah) Gefährten geben.
Und rufe nicht neben Allah einen andern Gott an. Es gibt keinen Gott außer
Ihm. Alle Dinge vergehen außer seinem Angesicht. Ihm ist das Gericht,
und zu Ihm kehrt ihr zurück. (Sure 28, 85-88)
Und so ihnen Unsre deutlichen Zeichen verkündet werden, sprechen diejenigen,
welche auf Unsre Begegnung nicht hoffen: »Bring
uns einen andern Koran als diesen oder ändre ihn ab.« Sprich:
»Nicht steht es mir frei, ihn abzuändern aus
eignem Antrieb. Ich folge nur dem, was mir offenbart wird. Siehe, ich fürchte,
wenn ich wider meinen Herrn mich empöre, die Strafe eines gewaltigen Tages.«
Sprich:
»Hätte
Allah es gewollt, so hätte ich ihn euch nicht verlesen und euch nicht damit
belehrt. Und ich verweilte doch schon unter euch Jahre zuvor.«
Begreift ihr denn nicht? (Sure 10, 15-16)
Das
Buch der Wahrheit
Allah — es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Lebendigen, dem Ewigen.
Herabgesandt hat Er auf dich das Buch in Wahrheit [Koran],
bestätigend, was ihm vorausging. Und herabsandte Er die Tora und das Evangelium
zuvor als eine Leitung für die Menschen und sandte (nun) die Unterscheidung.
Siehe die, welche Allahs Zeichen verleugnen, für sie ist strenge Strafe.
Und Allah ist mächtig, ein Rächer. Siehe Allah — nicht ist Ihm
verborgen ein Ding auf Erden und im Himmel. Er ist‘s, der euch bildet
in den Mutterschößen, wie Er will. Es gibt keinen Gott außer
Ihm, dem Mächtigen, dem Weisen! Er ist‘s, der auf dich herabsandte
das Buch. In ihm sind evidente [in und an sich klare]
Verse, sie, die Mutter des Buches, und andre dunkle [Allegorien].
Diejenigen nun, in deren Herzen Neigung zum Irren ist, die folgen dem
Dunkeln in ihm, im Trachten nach Spaltung und im Trachten nach seiner Deutung.
Seine Deutung weiß jedoch niemand als Allah. Und die Festen im Wissen
sprechen: »Wir glauben es; alles ist von unserm Herrn.« Aber nur
die Verständigen beherzigen es. (Sure
3, 2-7)
Bei dem deutlichen Buch, siehe, Wir machten es zu einem arabischen
Koran, auf daß ihr vielleicht
begriffet. Und siehe, es ist in der Mutter der Schrift* bei Uns — wahrlich
ein hohes, ein weises. Sollen Wir denn von euch die Ermahnung abwenden, weil
ihr ein übertretend Volk seid? (Sure 43, 2-5)
* Das bei Gott aufbewahrte,
seit Ewigkeit existierende Original des Korans.
Und so schwöre ich bei den Untergangsstätten der Sterne – und
siehe, wahrlich, das ist ein großer Schwur, wenn ihr es wüßtet
—, siehe, es ist wahrlich ein edler Koran in einem verborgenen Buch. Nur
die Reinen sollen ihn berühren! Eine Hinabsendung von dem Herrn der Welten!
Wollt ihr denn diese Kunde verschmähen? (Sure 65,
75-81)
Und demgemäß sandten Wir ihn als eine Vorschrift in arabischer Sprache
nieder. Und wahrlich, wenn du ihrem Gelüste folgtest, nachdem das Wissen
zu dir gekommen, so fändest du vor Allah weder einen Beschützer noch
Behüter. (Sure13, 37)
Und demzufolge sandten Wir ihn als arabischen Koran nieder und durchsetzten
ihn mit Drohungen, auf daß sie gottesfürchtig würden oder daß
er Gedenken in ihnen zeitigte.
Und erhaben ist Allah, der König, die Wahrheit! Und übereile dich
nicht mit dem Koran, bevor dir seine Offenbarung vollendet, und sprich: »Mein
Herr, mehre mich an Wissen.« (Sure 20, 113-114)
Der
Koran
Nach dem Tode des Propheten wurden die ihm angeblich vom Engel Gabriel mitgeteilten
Offenbarungen teils aus mündlicher Überlieferung, teilweise auch nach
Aufzeichnungen von Mohammeds Schreiber, durch Abu Bekr unter Mitwirkung von
’Omar aufgezeichnet und unter `Othman definitiv redigiert. Diese Sammlung,
an Umfang noch hinter dem Neuen Testament zurückstehend, heißt der
Koran (kor'ân, d. h. Rezitation) und bildet das heilige Religionsbuch
des Islam. Er soll in der Urschrift von Ewigkeit her im siebenten Himmel vorhanden
gewesen und nach der gesegneten »Nacht des Ratschlusses« seit 611
durch den Engel Gabriel nach und nach dem Propheten mitgeteilt worden sein.
Der Koran besteht aus 114, weder chronologisch noch systematisch, sondern einfach
(wie auch öfter in Indien geschieht) nach der abnehmenden Zahl der
Verse geordneten Suren (Kapiteln), welche
nicht nur Glaubens- und Sittenlehren, sondern auch zivilrechtliche und strafrechtliche,
stellenweise sogar gesundheitliche Verordnungen enthalten und vieles aus der
jüdischen und christlichen Literatur, zum Teil nicht ohne Missverständnisse,
aufgenommen haben.
Ähnlich wie in Indien neben der Cruti zur Ergänzung die Smriti steht,
bilden im Islam die im Koran übergangenen oder, undeutlich behandelten
Fragen den Gegenstand des Hadîth (d. i. Tradition),
von dem es sechs als kanonisch anerkannte Sammlungen gibt, und welcher, da er
auf Wort und Brauch, d. h. der »Sunna« des
Propheten beruht, in allen Fällen verbindlich ist, wo der Koran nicht ausreicht.
Neben den Traditionen vom Propheten umfasst die S u n
n a den namentlich in Medina überlieferten Brauch der Gemeinde und
ist maßgebend für das Verhalten der Gläubigen. Den im Westen
der islamischen Welt vertretenen Sunniten, so benannt,
weil sie die Verbindlichkeit der Sunna anerkennen,
stehen die vorwiegend in Persien und Indien zu findenden Schi'iten
gegenüber, welche sich als die »Partei«
(schi'a) des `Ali als des allein rechtmäßigen Nachfolgers
des Propheten bezeichnen, weiterhin in viele Sekten auseinandergegangen sind,
nur den Koran als verbindlich gelten lassen und
nicht, wie der westliche Islam, die Suprematie des Sultan anerkennen, während
sie auf einen künftigen Messias aus dem Geschlechte des `Ali unter dem
Namen des Mahdi ihre Hoffnung setzen. Der Gegensatz zwischen
Sunniten und Schi’iten hat in der christlichen Welt ein gewisses Analogon
in der Spaltung zwischen der römisch-katholischen Kirche, welche neben
der Schrift die Tradition und als Oberhaupt den Papst verehrt, und dem an Sekten
reichen Protestantismus, welcher beides, Tradition und Papsttum, ablehnt.
Der Islam
ist die einzige Religion, die von Allah anerkannt wird
Bezeugt hat Allah, daß es keinen Gott gibt außer
Ihm: und die Engel und die Wissenden, stehen in Gerechtigkeit
(verkünden:) »Es gibt keinen Gott außer
Ihm, dem Mächtigen, den Weisen.«
Siehe, die Religion bei Allah ist der Islam. Und die, denen die Schrift gegeben
ward, waren nicht eher uneins, als nachdem das Wissen zu ihnen gekommen war
— aus Neid aufeinander. Und wer die Zeichen Allahs verleugnet —
siehe, Allah ist schnell im Rechnen,
Und so sie mit dir streiten, so sprich: »Ich habe
mein Angesicht ergeben in Allah, und so, wer mir nachfolgt.«
Und sprich zu jenen, denen die Schrift gegeben ward, und zu den Unbelehrten:
»Werdet ihr Muslime? Und so sie Muslime werden, sind sie geleitet; kehren
sie sich jedoch ab, so liegt dir nur die Predigt ob. Und Allah schaut Seine
Diener.
Und wer eine andre Religion als den Islam begehrt, nimmer soll sie von ihm angenommen
werden, und im Jenseits wird er verloren sein.
Wie soll Allah ein Volk leiten, das ungläubig ward nach seinem Glauben
und bezeugte, daß der Gesandte wahrhaft sei, und nachdem die deutlichen
Zeichen zu ihnen kamen? Aber Allah leitet nicht das ungerechte Volk.
Sie — ihr Lohn ist, daß über sie der Fluch Allahs und der Engel
und der Menschen insgesamt kommt.
Ewig bleiben sie in ihm; nicht wird ihnen erleichtert die Strafe und nicht werden
sie angeschaut: Außer denen, die nach diesem umkehren und sich bessern.
Denn siehe, Allah ist verzeihend und barmherzig. (Sure
3, 19-21, 85-89)
Die
fünf Grundpfeiler des Mohammedanismus
Im Gegensatz zum Brahmanismus und Judentum, welche (wenigstens
nach der Theorie) keine Mission betreiben
können, jener nicht, weil der Übergang aus der alle Menschen als solche
befassenden Kaste der Cudras zu den brahmanischen Kasten nur auf dem
Wege der Seelenwanderung möglich ist, das Judentum nicht, weil eben
nur die Juden das auserwählte Volk Gottes
sind, gibt es drei missionierende, die Bekehrung aller Menschen sich zum Ziel
setzende Religionen, den Buddhismus, das Christentum und den Islam, nur dass
selbst der Islam als geduldete
Religionen im Abhängigkeitsverhältnis
Christentum, Judentum und Sabiertum anerkennt.
Solche Mission treibenden Religionen mussten bestrebt. sein, für ihre Grundlehren
eine möglichst kurze und allgemein verbindliche Form aufzustellen, und
als solche bestehen für den Buddhismus
die vier heiligen Wahrheiten, für das Christentum
die drei Artikel des christlichen Glaubens und für den
Mohammedanismus die fünf Pfeiler (arkân)
des Islam. Diese, auf' welchen wie auf Grundpfeilern das ganze Gebäude
der islamischen Religion ruht, sind:
1. die beiden Grunddogmen,
2. das Gebet,
3. das Almosengeben,
4. das Fasten und
5. die Pilgerfahrt nach Mekka.
1.
Die beiden Grunddogmen des Mohammedanismus
lauten:
»es gibt keinen Gott außer Allah,
und Mohammed ist sein Prophet«. (Lá
ilâha illâ, ’llâh, wa-Muhammadun rasûlu ’llâh.)
Im Gegensatze zum Christentum, dessen durch indogermanische Einflüsse befruchtete
Erlösungslehre dem im Realismus befangenen Geiste der Semiten nicht zusagte,
lässt sich der Islam auffassen als eine Reaktion und Rückwendung
zu dem alttestamentlichen, starren und konsequenten Monotheismus.
Sein Gott Allâh (der
Name ist schon vorislamisch) ist allwissend und
allmächtig, dabei stark anthropomorphisch aufgefasst, einerseits als barmherzig,
andererseits als zornmütig, rachsüchtig, grausam und listig. Er
erbarmt sich wessen er will, und verhärtet wen er will; er hat, wenigstens
nach einigen Koranstellen, denen andere widersprechen, alles
prädestiniert, und dem Menschen bleibt nichts übrig, als demütig
sich dem Willen Gottes zu fügen; das Wort
Islâm bedeutet »Ergebung in Gott«.
Als seine Organe hat Allah gute und böse Geister
(Dschinn), Engel und Teufel, der oberste der letztern ist der Satan,
Iblîs genannt. Aus der jüdischen und christlichen Tradition
nahm Mohammed die Lehre von der Auferstehung und dem jüngsten Gericht in
krassester sinnlicher Form herüber, und der Koran schwelgt an vielen Stellen
in der Schilderung der schrecklichen Höllenqualen, welche den Bösen,
d. h. den Ungläubigen, bevorstehen, und der unaussprechlichen Herrlichkeit
des Paradieses mit seinen blühenden Gärten, frischen Wassern, seinem
Weine, der nicht berauscht, seinen schönen schwarzäugigen Mädchen,
welches alles den Gläubigen erwartet, vor allen den, welcher im Kampfe
für Allah und seinen Propheten gefallen ist. - [...]
Um seinen Willen den Menschen zu offenbaren, hat Allah ihnen Propheten gesandt;
solche sind Adam, Noah, Abraham, Moses und Jesus, aber der
letzte und höchste Prophet ist Mohammed; er und seine Nachfolger,
die Chalifen, sind die geistlichen und zugleich weltlichen
Beherrscher und sind berufen, die ganze Menschheit, wenn es nicht anders geht,
mit Feuer und Schwert zum Islam zu bekehren.
2. Das Gebet
(salât).
Fünfmal täglich fordert der Gebetsrufer von dem hohen Altan des Minaret
aus die Gläubigen zum Gebete auf. Dann kann man sehen, wie die Muslims,
wo sie sich immer befinden mögen, auf der Strasse, im Laden oder Bureau,
auf dem Schiffe, ihren Teppich ausbreiten, auf demselben niederknien und, das
Gesicht nach Mekka gerichtet, die vorgeschriebenen Gebetsformeln abmurmeln.
Von wannen du immer herauskommst, kehre dein Angesicht
in der Richtung der heiligen Moschee; denn siehe, wahrlich es ist die Wahrheit
von deinem Herrn, und Allah ist nicht achtlos eures Tuns.
Von wannen du immer herauskommst, kehre dein Antlitz in der Richtung der heiligen
Moschee, und wo ihr immer seid, kehret euer Angesicht in der Richtung zu ihr,
damit die Leute keinen Streitgrund wider euch haben, außer wider die Ungerechten
unter ihnen. Fürchtet sie nicht, sondern fürchtet Mich; und ich will
Meine Gnade gegen euch vollenden, und vielleicht werdet ihr geleitet.
(Sure 2, 149-150)
O ihr, die ihr glaubt, wenn zum Gebet gerufen wird am Tag der Versammlung
[Freitag], dann eilet zum Gedenken Allahs und lasset
den Handel (ruhen). Das ist euch gut, so ihr es
wisset.
Und wenn das Gebet beendet ist, dann zerstreut euch im Land und trachtet nach
Allahs Huld. Und gedenket Allahs häufig, auf daß es euch vielleicht
wohl ergehe.
Doch wenn sie eine Ware oder einen Zeitvertreib sehen, so zerstreuen sie sich
zu ihm und lassen dich stehen. Sprich: »Was bei
Allah ist, ist besser als ein Zeitvertreib oder eine Ware. Und Allah ist der
beste Versorger.« (Sure 62, 9-11)
Sprich: »Rufet Ihn Allah an oder rufet Ihn an ar-Rahman
— wie ihr ihn auch anrufen mögt. Sein sind die schönsten Namen.
Und bete nicht zu laut und auch nicht zu leise, sondern halte den Weg dazwischen
inne.«
Und sprich: »Gelobt sei Allah, der weder einen Sohn
gezeugt noch einen Gefährten im Regiment hat, noch einen Beschützer
aus Schwäche. Und rühme Seine Größe.« (Sure
17, 110-111)
Und verrichte das Gebet an den beiden Tagesenden und in der ersten Wache der
Nacht.* Siehe, die guten Werke vertreiben die bösen.
Dies ist eine Ermahnung für die Bedenkenden.
(Sure 11, 114)
*In Mekka waren zunächst zwei
Gebete und ein Nachtgebet festgesetzt worden, dazu kam in Medina das Nachmittagsgebet;
wann die Zahl auf die heute üblichen fünf erhöht wurde, laßt
sich schwer feststellen. Sie wird in der Legende mit der Himmelsreise des Propheten
verbunden.
O ihr, die ihr glaubt, nähert euch nicht trunken dem Gebet (sondern wartet,)
bis ihr wisset, was ihr sprechet, und auch nicht von Samen befleckt, es sei
denn, ihr zöget des Weges, bis ihr euch gewaschen habt. Seid ihr krank
oder auf einer Reise, oder es kommt einer von euch von der Senke, oder ihr habt
die Weiber berührt und findet kein Wasser, so nehmt dafür guten Sand
und reibet euer Gesicht und eure Hände ab; siehe, Allah ist nachsichtig
und verzeihend. (Sure 4, 43)
Sprich: »Siehe, mein Gebet, meine Verehrung und mein Leben und mein Tod
gehören Allah, dem Herrn der Welten«.
(Sure 6, 162)
Die da Allahs gedenken im Stehen und Sitzen und (Liegen)
auf ihren Seiten und nachdenken über die Schöpfung der Himmel
und der Erde (und sprechen:) »Unser Herr, nicht umsonst hast Du dieses
erschaffen. Preis Dir! Hüte uns vor der Feuerspein!
Unser Herr, siehe, wen Du ins Feuer führst, den stürzest Du in Schande,
und die Ungerechten haben keine Helfer.
Unser Herr, siehe, wir hörten einen Rufer, der zum Glauben rief
(und sprach:) »Glaubet an euern Herrn!«
und so glaubten wir.
Unser Herr, und vergib uns drum unsre Sünden und bedecke unsre Missetaten
und laß uns abscheiden mit den Frommen.
Unser Herr, und gib uns, was du uns verheißen durch deine Gesandten, und
stürze uns nicht in Schande am Tag der Auferstehung. Siehe, Du brichst
nicht dein Versprechen.« (Sure 3, 191-195)
Und sprich »Mein Herr, laß meinen Eingang
und Ausgang wahrhaftig sein und gewähre mir deine helfende Macht.«
(Sure 17, 80)
Und ihr Gebet wird sein in ihnen. »Preis Dir, o
Allah!« und ihr Gruß in ihnen: »Frieden!«
Und das Ende ihres Gebets: »Das Lob sei Allah dem
Weltenherrn!« (Sure
10. 10-11)
3.
Das Almosengeben (zakât)
besteht in einem von Staats wegen auferlegten Zehnten, ursprünglich zum
Besten der Armen.
4. Das
Fasten (sijâm)
im Monat Ramadân besteht darin, dass man sich, jedoch nur tagsüber,
solange die Sonne am Himmel steht, der Nahrung und des Geschlechtsgenusses enthalten
soll. Der Fastenbruch tritt ein, sobald der neue Mond wirklich gesehen ist.
Siehe, Wir haben ihn [Koran] in der Nacht
al-Qadr geoffenbart. Und was lehrt dich wissen, was die Nacht al-Qadr ist? Die
Nacht al-Qadr ist besser als tausend Monde. Hinabsteigen die Engel und der Geist
in ihr mit ihres Herrn Erlaubnis zu jeglichem Geheiß. Frieden ist sie
bis zum Aufgang der Morgenröte*. (Sure
97)
* In der Nacht al-Qadr (d. i.
der Allmacht oder Herrlichkeit) brachte Gabriel den Koran aus dem siebenten
Himmel hernieder. Sie ist eine der letzten fünf ungeraden Nächte des
Monats Ramadan.
Der Monat Ramadân, in welchem der Koran herabgesandt
wurde als eine Leitung für die Menschen und als Zeugnis der Leitung und
Unterscheidung (furqan) — wer von euch den Mond sieht, der beginne das
Fasten in ihm. Wer jedoch krank ist oder auf einer Reise, der (faste)
eine (gleiche) Anzahl andrer Tage. Allah
wünscht es euch leicht und nicht schwer zu machen, und daß ihr die
Zahl (der Tage) erfüllt und Allah dafür,
daß Er euch leitet, preist; und vielleicht seid ihr dankbar.
Und wenn dich Meine Diener nach Mir fragen, siehe, Ich bin nahe; Ich will antworten
dem Ruf des Rufenden, so Er Mich ruft; doch sollen sie auch auf Mich hören
und sollen an Mich glauben; vielleicht wandeln sie recht.
Erlaubt ist euch, zur Nacht des Fastens eure Weiber heimzusuchen. Sie sind euch
ein Kleid, und ihr seid ihnen ein Kleid. Allah weiß, daß ihr euch
selbst betrogt; doch kehrt Er sich zu euch und vergibt euch. Und jetzt ruhet
bei ihnen und trachtet nach dem, was Allah euch vorschrieb. Und esset und trinket,
bis ihr einen weißen Faden von einem schwarzen Faden in der Morgenröte
unterscheidet. Alsdann haltet streng das Fasten bis zur Nacht und ruhet nicht
bei ihnen, sondern verweilet in den Moscheen. Dies sind die Schranken Allahs;
kommt ihnen nicht zu nahe. Also deutet Allah Seine Zeichen den Menschen; vielleicht
werden sie gottesfürchtig. (Sure 2, 186-187)
5.
Die Pilgerfahrt nach Mekka (haddsch)
war eine Pflicht, für welche, bei der Schwierigkeit der Ausführung
für entfernt Wohnende, ein Ersatzmann gestellt oder die Kosten für
einen solchen an die Armen gegeben werden konnten. Jeder Muslim sollte wenigstens
einmal in seinem Leben die Ka`ba in Mekka besucht haben; auf der Pilgerfahrt
zu sterben, ist das Beste, was dem Menschen zuteil werden kann.
Und vollziehet die Pilgerfahrt und den Besuch*
um Allahs willen; und so ihr behindert seid, dann bringt ein kleines Opfer dar.
Und schert eure Häupter nicht eher, als bis das Opfer seine Opferstätte
erreicht hat. Und wer von euch krank ist oder einen Schaden am Haupt hat, der
leiste Ersatz dafür mit Fasten, einem Almosen oder einem Opfer. Und so
ihr in Sicherheit seid, und wer verbindet den Besuch mit der Pilgerfahrt, bringe
ein kleines Opfer dar. Wer aber nichts findet, der faste drei Tage während
der Pilgerfahrt und sieben, wenn ihr zurückkehrt; das sind zehn im ganzen.
Solches tue auch der, dessen Familie nicht die heilige Moschee aufsuchte. Und
fürchtet Allah und wisset, daß Allah streng straft.
* Der Besuch, die ’umra,
ist die kleine Pilgerfahrt, die aus dem siebenmaligen Umkreisen der Ka‘ba
besteht, dem dann der siebenmalige Lauf zwischen den Hügeln Safa und Marwa
zugefügt ist
Die (Zeit der) Pilgerfahrt (sind) die bekannten Monate. Wer sich in ihnen der
Pilgerfahrt unterzieht, der enthalte sich des Beischlafs und des Unrechts und
des Streites auf der Pilgerfahrt. Und was ihr Gutes tut, Allah weiß es.
Und versorgt euch mit Zehrung; aber die beste Zehrung ist die Gottesfurcht.
Und fürchtet Mich, ihr Verständigen. (Sure 2,
196-197)
Charakteristisch für den Ur-Islam ist die völlige Einheit
von Kirche und Staat. Mohammed vereinigte in seiner Person die geistliche und
die weltliche Herrschaft; er erstrebte für das in einzelne Stammverbände
zersplitterte Arabien die Einheit des Glaubens und zugleich die Einheit der
Nation, allerdings schwebte ihm das religiöse Ziel als eigentlicher Zweck
vor, während ihm die nationale Einigung als das Mittel dazu erschien. Seine
Nachfolger nennen sich Chalifen, d. h. »Stellvertreter«
des Propheten. In der alten Zeit waren sie, wie er selbst, das religiöse
wie das politische Oberhaupt der weiten, von ihnen eroberten Länder. S.394ff.
Aus: Paul Deussen, Allgemeine Geschichte der Philosophie mit besonderer Berücksichtigung
der Religionen, Zweiter Band, Zweite Abteilung: Die Biblisch-Mittelalterliche
Philosophie, Leipzig: F. A. Brockhaus. 1919
Das
Wesen der mohammedanischen Frömmigkeit
Nicht besteht die Frömmigkeit darin, daß ihr
eure Angesichter gen Westen oder Osten kehret; vielmehr ist fromm, wer da glaubt
an Allah und den Jüngsten Tag und die Engel und die Schrift und die Propheten,
und wer sein Geld aus Liebe zu Ihm ausgibt für seine Angehörigen und
die Waisen und die Armen und den Sohn des Weges [Wandersmann]
und die Bettler und die Gefangenen; und wer das Gebet verrichtet und
die Armensteuer zahlt; und die, welche ihre Verpflichtungen halten, wenn sie
sich verpflichtet haben, und standhaft sind in Unglück, Not und Drangsalszeit;
sie sind‘s, die da lauter sind, und sie, sie sind die Gottesfürchtigen.
(Sure 2, 177)
Die
Hauptgebote
Sprich: »Kommet her, verkünden will ich, was
euer Herr euch verboten: Ihr sollt Ihm nichts an die Seite stellen, und den
Eltern sollt ihr Gutes tun; und nicht sollt ihr eure Kinder aus Armut töten,
Wir werden euch und sie versorgen; und nähert euch nicht Schändlichkeiten,
den öffentlichen und geheimen; und tötet kein Leben, das Allah verwehrt
hat, es sei denn mit gerechtem Grund [im Krieg mit den
Ungläubigen]. Das hat Er euch geboten; vielleicht begreift ihr es.
Und kommt nicht dem Gut der Waise zu nahe außer um es zu mehren, bis sie
herangewachsen; und gebet Maß und Waage in Gerechtigkeit. Wir beladen
keine Seele über Vermögen. Und im Spruch seid gerecht, wäre es
auch gegen einen Anverwandten, und haltet den Bund Allahs. Solches gebot Er
euch, damit ihr es zu Herzen nähmet:
Und »dies ist Mein rechter Weg« so
folget ihm und folget nicht den Pfaden (andrer),
damit ihr nicht von Seinem Pfade getrennt werdet. Solches gebot Er euch, auf
daß ihr Ihn fürchtetet.« (Sure
6, 151-153)
Allah ist der eine allwissende, allmächtige und ewige
Gott
Sprich: Er ist der eine Gott, der ewige Gott; er zeugt
nicht und wird nicht gezeugt, und keiner ist Ihm gleich. (Sure
112)
Allah! es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Lebendigen, dem Ewigen! Nicht
ergreift Ihn Schlummer und nicht Schlaf. Sein ist, was in den Himmeln und was
auf Erden. Wer ist‘s, der da Fürsprache einlegt bei Ihm ohne Seine
Erlaubnis? Er weiß, was zwischen ihren Händen ist und was runter
ihnen, und nicht begreifen sie etwas von Seinem Wissen, außer was Er will.
Weit reicht Sein Thron über die Himmel und die Erde, und nicht beschwert
Ihn beider Hut. Denn Er ist der Hohe, der Erhabene. (Sure
2, 255)
Er ist Allah, außer dem es keinen Gott gibt; Er kennt das Verborgene und
das Sichtbare. Er ist der Erbarmer, der Barmherzige.
Er ist Allah, außer dem es keinen Gott gibt; der König, der Heilige,
der Friedenstifter, der Getreue, der Beschützer, der Mächtige, der
Starke, der Hocherhabene. Preis sei Allah, (der erhaben
ist) ob dem, was sie Ihm beigesellen. (Sure 59, 22-23)
Allah
der Schöpfer
Er ist Allah, der Schöpfer, der Erschaffer, der Bildner.
Sein sind die schönsten Namen. Ihn preiset, was in den Him¬meln und
auf Erden ist, denn Er ist der Mächtige, der Weise. (Sure
59, 24)
Erschaffen hat Er die Himmel und die Erde zur Wahrheit. Erhaben ist Er über
das, was sie Ihm beigesellen.
Erschaffen hat Er den Menschen aus einem Samentropfen; und siehe, Er ist ein
offenkundiger Krittler. Und die Tiere, Er erschuf sie für euch; sie liefern
euch warme Kleidung und bringen euch Nutzen; und ihr esset von ihnen.
Und (Er erschuf) die Pferde und die Kamele und die Esel, auf daß ihr auf
ihnen reitet, und zum Schmuck. Und Er erschuf, was ihr nicht kennet.
Er ist‘s, der euch von dem Himmel Wasser herniedersendet. Von Ihm ist
der Trank und von Ihm sind die Bäume, unter denen ihr weidet.
Aufsprießen läßt Er euch durch dasselbe die Saat und den Ölbaum
und die Palme und die Reben und allerlei Früchte. Siehe, hierin ist wahrlich
ein Zeichen für nachdenkende Leute.
Und dienstbar machte Er euch die Nacht und den Tag; und die Sonne, der Mond
und die Sterne sind (euch) dienstbar auf Sein Geheiß. Siehe, hierin ist
wahrlich ein Zeichen für einsichtige Leute.
Und Er ist‘s, der das Meer (euch) dienstbar
machte, daß ihr frisches Fleisch daraus esset und Schmuck daraus hervorholet,
ihn anzulegen. Und du siehst die Schiffe es durchpflügen, und auf daß
ihr suchet nach (den Gaben) Seiner Huld, und daß
ihr vielleicht dankbar seid.
Und in die Erde warf Er die festgegründeten (Berge), daß sie nicht
schwanke mit euch, und Flüsse und Pfade, zu eurer Leitung und Wegmarken;
und durch die Sterne sind sie (auch) geleitet.
Und ist denn etwa der, welcher erschuf, gleich dem, der nicht erschuf? Bedenkt
ihr denn nicht?
Aber jene, die sie außer Allah anrufen, erschaffen nichts, sondern sind
erschaffen.
Tot sind sie, ohne Leben; und sie wissen nicht,
Wann sie erweckt werden. (Sure 16, 3-5, 8, 10-17, 20-22)
Allah bringt die Schöpfung hervor, alsdann läßt Er sie wiederkehren,
alsdann müßt ihr zu Ihm zurück. . .
Und Preis sei Allah, so es euch Abend und Morgen ist.
Und Ihm sei das Lob in den Himmeln und auf Erden, und am Abend und zur Mittagszeit.
Er läßt das Lebendige aus dem Toten erstehen und läßt
das Tote aus dem Lebendigen erstehen, und Er belebt die Erde nach ihrem Tode.
Und demgemäß werdet ihr erstehen.
Und zu Seinen Zeichen gehört es, daß Er euch aus Staub erschaffen
hat. Alsdann, siehe, wurdet ihr Menschen, die sich verbreiteten.
Und zu Seinen Zeichen gehört es, daß Er euch von euch selber Gattinnen
erschuf, auf daß ihr ihnen beiwohnet, und Er hat zwischen euch Liebe und
Barmherzigkeit gesetzt. Siehe, hierin sind wahrlich Zeichen für nachdenkende
Leute.
Und zu Seinen Zeichen gehört die Schöpfung der Himmel und der Erde
und die Verschiedenartigkeit eurer Zungen und eurer Farben. Siehe, hierin sind
wahrlich Zeichen für alle Welt.
Und zu Seinen Zeichen gehört euer Schlaf in der Nacht und am Tage und euer
Trachten nach Seiner Huld. Siehe hierin sind wahrlich Zeichen für hörende
Leute.
Und zu Seinen Zeichen gehört es, daß Er euch den Blitz in Furcht
und Hoffen zeigt, und daß Er Wasser vom Himmel hinabsendet und mit ihm
die Erde nach ihrem Tode erweckt. Siehe, hierin sind wahrlich Zeichen für
einsichtige Leute. Und zu Seinen Zeichen gehört es, daß Himmel und
Erde auf Sein Geheiß (fest) stehen; alsdann, wenn Er euch ruft, hervorruft
aus der Erde, dann erstehet ihr.
Und Sein ist, was in den Himmeln und auf Erden ist. Alles gehorcht Ihm. Und
Er ist‘s, der die Schöpfung hervorbringt, alsdann läßt
Er sie wiederkehren, was Ihm das leichteste ist. Und Sein ist das erhabenste
Gleichnis in den Himmeln und auf Erden, und Er ist der Mächtige, der Weise.
(Sure 30, 11, 17-27)
Das
göttliche Licht
Allah ist das Licht der Himmel und der Erde. Sein Licht
ist gleich einer Nische, in der sich eine Lampe befindet; die Lampe ist in einem
Glase, und das Glas gleich einem flimmernden Stern. Es wird angezündet
von einem gesegneten Baum, einem Ölbaum, weder vom Osten noch vom Westen,
dessen Öl fast leuchtete, auch wenn es kein Feuer berührte Licht über
Licht! Allah leitet zu Seinem Licht, wen Er will und Allah macht Gleichnisse
für die Menschen, und Allah kennt alle Dinge. (Sure
24, 35)
Allein
der allmächtige Wille Allahs bestimmt über Glauben und Unglauben
Siehe, diejenigen, wider welche das Wort deines Herrn
gefällt ist, werden nicht glauben, auch wenn alle Zeichen zu ihnen kämen,
bis sie die schmerzliche Strafe sehen. Und wenn nicht — einer Stadt, die
geglaubt, hätte doch ihr Glauben gefrommt. Aber nur das Volk des Jonas
befreiten Wir, als es geglaubt, von der Strafe der Schande in der irdischen
Welt und gewährten ihm einen Nießbrauch für eine Zeit.
Und wenn dein Herr gewollt hätte, so würden alle auf der Erde insgesamt
gläubig werden. Willst du etwa die Leute zwingen, gläubig zu werden?
Und keine Seele kann gläubig werden ohne Allahs Erlaubnis; und Seinen Zorn
wird Er über die senden, welche nicht begreifen. (Sure
10, 96-100)
Und hätten Wir gewollt, wahrlich, Wir hätten jeder Seele ihre Leitung
gegeben; jedoch soll das Wort von Mir wahr werden: »Wahrlich, erfüllen
will Ich Dschahannam mit Dschinn und Menschen allzumal.
(Sure 32, 13)
Und zu Hütern des Feuers setzten Wir allein Engel, und Wir machten ihre
Anzahl nur zu einer Versuchung für die Ungläubigen, auf daß
die, denen die Schrift gegeben, gewiß wären (in betreff der Wahrheit
des Korans) und die Gläubigen zunähmen an Glauben, und daß diejenigen,
denen die Schrift gegeben ward, und die Gläubigen nicht zweifeln, und daß
diejenigen, in deren Herzen Krankheit ist, und die Ungläubigen sprechen:
»Was will denn Allah mit diesem als Gleichnis?«
Also führt Allah irre, wen Er will, und leitet recht, wen Er will; und
die Heerscharen deines Herrn kennt nur Er; und dies ist nur eine Mahnung für
die Menschen. (Sure74, 31)
Wen Allah leitet, der ist der Geleitete, und wen Er irreführt, das sind
die Verlorenen. Und wahrlich, Wir erschufen für Dschahannam [Hölle]
viele der Dschinn [Geister] und Menschen. Herzen
haben sie, mit denen sie nicht verstehen, Augen haben sie, mit denen sie nicht
sehen, und Ohren haben sie, mit denen sie nicht hören; sie sind wie das
Vieh, ja gehen noch mehr irre; sie sind die Achtlosen. (Sure7,
178-179)
Das Lob sei Allah, dem Schöpfer der Himmel und der die Engel zu Boten macht,
versehen mir Flügeln in zu dritt und zu viert. Er fügt der Kreatur
hinzu, was Er will; siehe, Allah hat Macht über alle Dinge. Was Allah auftut
den Menschen an Barmherzigkeit, das kann niemand zurückhalten; und was
Er zurückhält, kann niemand nach ihm entsenden. Denn Er ist der Mächtige,
der Weise.
O ihr Menschen, gedenket der Gnade Allahs wider euch. Gibt es einen Schöpfer
außer Allah, der euch vom Himmel und der Erde her versorgt? Es gibt keinen
Gott außer Ihm; wie könnt ihr da abgewendet werden?
Und wenn sie dich der Lüge zeihen, so wurden schon Gesandte vor dir der
Lüge geziehen, und zu Allah kehrten die Dinge zurück.
O ihr Menschen, siehe, Allahs Verheißung ist wahr, drum betrüge euch
nicht das irdische Leben, und der Betrüger [Satan]
betrüge euch nicht in betreff Allahs.
Siehe, der Satan ist euch ein Feind. So haltet ihn als einen Feind; er ladet
nur seine Anhänger ein, um zu den Gesellen der »Flamme«
[Hölle] zu gehören.
Die Ungläubigen — eine strenge Strafe trifft sie. Diejenigen aber,
welche glauben und das Rechte tun — ihnen wird Verzeihung und großer
Lohn.
Soll etwa der, dessen böse Handlungen so ausgeputzt werden, daß er
sie für gut ansieht ...? Siehe, Allah leitet irre, wen Er will, und leitet
recht, wen Er will. Laß drum die Seele in Seufzern für sie nicht
hinschwinden. Siehe, Allah weiß, was sie tun. (Sure
35, 1-8)
Siehe, dies ist eine Ermahnung, und wer da will, der nimmt zu seinem Herrn einen
Weg.
Doch könnt ihr nicht wollen, es sei denn, daß Allah will. Siehe Allah
ist wissend und weise.
Er führt, wen Er will, in Seine Barmherzigkeit, und für die Ungerechten
hat Er schmerzliche Strafe bereitet. (Sure 76, 29-31)
Die Weigerung
Satans Adam zu verehren und der Sündenfall
Die den Bund Allahs nach seiner Aufrichtung brechen und
zerschneiden, was Allah geboten hat verbunden zu sein, und auf der Erde Verderben
anstiften, sie werden die Verlorenen sein.
Wie glaubet ihr nicht an Allah, wo ihr tot waret und Er euch lebendig machte?
Alsdann wird Er euch töten, alsdann wird Er euch lebendig machen, alsdann
kehrt ihr zu Ihm zurück.
Er ist‘s, der für euch alles auf Erden erschuf; alsdann stieg Er
zum Himmel empor und bildete ihn zu sieben Himmeln; und Er hat Macht über
alle Dinge.
Und als dein Herr zu den Engeln sprach: »Siehe,
Ich will auf der Erde einen einsetzen an Meiner Statt«, da sprachen
sie: »Willst Du auf ihr einen einsetzen, der auf
ihr Verderben anstiftet und Blut vergießt? Und wir verkünden Dein
Lob und heiligen Dich.« Er sprach: »Siehe,
Ich weiß, was ihr nicht wisset.«
Und Er lehrte Adam aller Dinge Namen; dann zeigte Er sie den Engeln und sprach:
»Verkündet mir die Namen dieser Dinge, so ihr
wahrhaft seid.«
Sie sprachen: »Preis Dir, wir haben nur Wissen von
dem, was Du uns lehrtest; siehe, Du bist der Wissende, der Weise.«
Er sprach: »O Adam, verkünde ihnen ihre Namen.«
Und als er ihnen ihre Namen verkündet hatte, sprach Er: »Sprach
Ich nicht zu euch: Ich weiß das Verborgene der Himmel und der Erde, und
Ich weiß, was ihr offenkund tut und was ihr verberget?«
Und als Wir zu den Engeln sprachen: »Werfet euch
nieder vor Adam«, da warfen sie sich nieder bis auf Iblis [Satan],
der sich in Hoffart weigerte und einer der Ungläubigen ward.
Und Wir sprachen: »O Adam, bewohne du und dein Weib
den Garten und esset von ihm in Hülle und Fülle, wo immer ihr wollt;
aber nahet nicht jenem Baume, sonst seid ihr Ungerechte.«
Aber der Satan ließ sie aus ihm straucheln und vertrieb sie aus der Stätte,
in der sie weilten. Und Wir sprachen: »Hinfort mit
euch! Der eine sei des andern Feind; und auf der Erde sei euch eine Wohnung
und ein Nießbrauch für eine Zeit.«
Und es empfing Adam von seinem Herrn Worte, und Er kehrte sich wieder zu ihm;
denn siehe, Er ist der Vergeber, der Barmherzige. (Sure
2, 27-37)
Das irdische
Leben ist nur ein Spiel zum Zeitvertreib
Und dieses irdische Leben ist nichts als ein Zeitvertreib
und ein Spiel, und siehe, die jenseitige Wohnung ist wahrlich das Leben.
Wenn sie es doch wüßten! (Sure 29, 64)
Die
Verheißung des Paradieses
Das Bild des Paradieses, das den Gottesfürchtigen
verheißen ward: durcheilt ist es von Bächen, und dauernd ist seine
Speise und sein Schatten. Das ist der Lohn der Gottesfürchtigen; und der
Lohn der Ungläubigen ist das Feuer. (Sure
13, 35)
Jede Seele wird den Tod schmecken; alsdann müßt
in zu Mir zurück.
Und diejenigen, welche glauben und das Rechte tun, wahrlich, Wir wollen ihnen
Behausung geben in Gärten mit Söllern, durcheilt von Bächen,
ewig darinnen zu verweilen. Schön ist der Lohn der Wirkenden, die standhaft
ausharren und auf ihren Herrn vertrauen. (Sure
29, 57-59)
Zeichen
des Endgerichts (Das Zusammenfalten)
Wenn die Sonne zusammengefaltet wird, und wenn die Sterne
herabfallen, und wenn die Berge sich rühren, und die hochschwangeren Kamelstuten
vernachlässigt werden, und wenn die wilden Tiere sich versammeln, und wenn
die Meere anschwellen, und wenn die Seelen gepaart werden
(mit ihren Leibern), und wenn das lebendig begrabene (Mädchen)
gefragt wird, um welcher Sünde willen es getötet ward, und
wenn die Seiten aufgerollt werden, und wenn der Himmel weggezogen wird, und
wenn der Höllenpfuhl entflammt wird, und wenn das Paradies nahegebracht
wird, dann wird jede Seele wissen, was sie getan hat.
Und ich schwöre bei den rücklaufenden Sternen, den eilenden und sich
verbergenden, und bei der Nacht, wenn sie dunkelt, und dem Morgen, wenn er aufatmet,
siehe, dies ist wahrlich das Wort eines edlen Gesandten, der begabt ist mit
Macht bei dem Herrn des Thrones und in Ansehen steht, dem gehorcht wird und
der getreu ist [Erzengel Gabriel]. Und
nicht ist euer Gefährte besessen; wahrlich er sah ihn am klaren Horizont,
und er geizt nicht mit dem Verborgenen. Auch ist‘s nicht das Wort eines
gesteinigten Satans. Drum, wohin geht ihr? Siehe, es ist nur eine Ermahnung
für alle Welt, für jeden von euch, der den geraden Weg nehmen will.
Doch werdet ihr nicht wollen, es sei denn, daß Allah will, der Herr der
Welten. (Sure 81)
Das
Endgericht (das Zerspalten)
Wenn der Himmel sich spaltet, und wenn sich die
Sterne zerstreuen, und wenn sich die Wasser vermischen, und wenn die Gräber
umgekehrt werden, dann weiß die Seele, was sie getan und unterlassen hat.
O Mensch, was hat dich von deinem hochsinnigen Herrn abwendig gemacht, der dich
erschaffen, gebildet und geformt hat, in der Form, die Ihm beliebte, dich gefügt
hat?
Fürwahr, und doch leugnet ihr das Gericht. Aber siehe, über euch sind
wahrlich Hüter, edle, schreibende, welche wissen, was ihr tut.
Siehe, die Rechtschaffenen, wahrlich, in Wonne (werden
sie wohnen,) und die Missetäter im Höllenpfuhl. Sie werden
darinnen brennen am Tag des Gerichts und sollen nimmer aus ihm heraus.
Und was lehrt dich wissen, was der Tag des Gerichts ist? Wiederum, was lehrt
dich wissen, was der Tag des Gerichts ist?
An jenem Tage wird eine Seele für die andre nichts vermögen, und der
Befehl ist an jenem Tage Allahs. (Sure 82)
Stunde
des Gerichts
Und an dem Tage, da sich die »Stunde«
erhebt, werden die Sünder stumm vor Verzweiflung werden.
Und unter ihren »Gefährten« sollen
sie keine Fürsprecher finden und sollen ihre Gefährten verleugnen.
Und an dem Tag, da sich die »Stunde«
erhebt, an jenem Tage sollen sie voneinander getrennt werden.
Und was jene anlangt, welche glaubten und das Rechte taten — in einer
Aue sollen sie Freuden finden; was aber jene anlangt, welche ungläubig
waren und Unsre Zeichen und die Begegnung mit dem Jenseits der Lüge ziehen
— der Strafe sollen sie überantwortet werden.
(Sure 30, 12-16)
Wenn die Eintreffende [Stunde
des Gerichts] eintrifft, wird keiner ihr Eintreffen leugnen; eine Erniedrigende,
Erhöhende!
Wenn die Erde in Beben erbebt, und die Berge in Staub zerstieben und gleich
zerstreuten Atomen werden, werdet ihr drei Arten sein:
Die Gefährten der Rechten - was sind die Gefährten der Rechten?
(selig!)
Und die Gefährten der Linken - was sind die Gefährten der Linken?
(unselig!)
Und die Vordersten [auf Erden,] die Vordersten
[auch im Paradiese.] (Sure
56, 1-10)
Die Wonnen
des Paradieses
Sie sind die (Allah) Nahegebrachten,
in Gärten der Wonne. Eine Schar der Früheren und wenige der Spätern
auf durchwobenen Polstern, sich lehnend auf ihnen einander gegenüber.
Die Runde machen bei ihnen unsterbliche Knaben mit Humpen und Eimern und einem
Becher von einem Born. Nicht sollen sie Kopfweh von ihm haben und nicht das
Bewußtsein verlieren. Und Früchte, wie sie sich erlesen, und Fleisch
von Geflügel, wie sie‘s begehren, und großäugige Huris
gleich verborgenen Perlen als Lohn für ihr Tun. Sie hören kein Geschwätz
darinnen und keine Anklage der Sünde; nur das Wort:
»Frieden! Frieden!«
Und die Gefährten der Rechten — was sind die Gefährten der Rechten?
(selig!)
Unter dornenlosem Lotos und Bananen mit Blütenschichten und weitem Schatten
und bei strömendem Wasser und Früchten in Menge, unaufhörlichen
und unverwehrten, und auf erhöhten Polstern. (Sure
56, 11-34)
Die
Regenerierung der paradiesischen Jungfrauen durch eine besondere Schöpfung
Siehe, Wir erschufen sie in (besonderer)
Schöpfung und machten sie zu Jungfrauen, zu liebevollen Altersgenossinnen
für die Gefährten der Rechten, eine Schar der Früheren und eine
Schar der Späteren. (Sure 56, 35-40)
Das
Brennen im Höllenpfuhl
Und die Gefährten der Linken — was sind die
Gefährten der Linken? (unselig!)
In Glutwind und siedendem Wasser und Schatten von schwarzem Rauch, nicht kühl
und nicht angenehm.
Siehe, sie waren vordem üppig und beharrten in großem Frevel und
sprachen: »Wenn wir gestorben und Staub und
Gebein worden, wahrlich, sollen wir dann erweckt werden? Und auch unsre Vorväter?«
Sprich: »Siehe, die
Früheren und die Späteren, wahrlich, versammelt werden sie zum Zeitpunkt
eines bestimmten Tages.«
Alsdann siehe, ihr Irrenden und ihr Leugner, wahrlich,
essen sollt ihr von dem Baume Zaqqum und füllen von ihm die Bäuche
und darauf trinken von siedendem Wasser, und sollet trinken wie dursttolle Kamele.
Das ist eure Bewirtung am Tag des Gerichts. Wir erschufen euch, und warum wollt
ihr nicht glauben? Was meint ihr? Was euch an Samen entfließt, habt ihr
es erschaffen oder erschufen Wir es?
Wir haben unter euch den Tod verhängt, doch sind Wir nicht daran verhindert,
daß Wir euch durch euresgleichen ersetzen und euch (neu) erschaffen, wie
ihr es nicht wisset.
Und wahrlich, ihr kennet die erste Schöpfung, warum
laßt ihr euch da nicht ermahnen?
Und betrachtet ihr, was ihr säet? Lasset ihr es wachsen oder Wir? Wenn
Wir wollten, wahrlich, Wir machten es zu Bröckeln, daß ihr euch verwundern
solltet:
»Siehe, wir haben uns Kosten gemacht, doch ist uns
(die Ernte) verwehrt.«
Und betrachtetet ihr das Wasser, das ihr trinkt? Habt
ihr es aus den Wolken herabgesandt oder Wir? Wenn Wir es wollten, Wir machten
es bitter — und warum danket ihr nicht?
Und betrachtetet ihr das Feuer, das ihr reibt? Habt ihr seinen Baum erschaffen
oder Wir?
Wir haben ihn zu einer Mahnung gemacht und zu einem Nießbrauch für
die Bewohner der Wüste. Drum preise den großen Namen deines Herrn.
Und so schwöre Ich bei den Untergangsstätten der Sterne — und
siehe, wahrlich, das ist ein großer Schwur, wenn ihr es wüßtet
—, siehe, es ist wahrlich ein edler Koran in einem verborgenen Buch.
Nur die Reinen sollen ihn berühren! Eine Hinabsendung von dem Herrn der
Welten!
Wollt ihr denn diese Kunde verschmähen? Und wollt ihr es euer täglich
Brot machen, daß ihr sie der Lüge zeiht? Und wie? Wenn (die Seele
des Sterbenden) zum Schlund steigt, und ihr zu jener Zeit Zuschauer, während
Wir euch näher sind, obgleich ihr es nicht seht - warum, wenn ihr nicht
gerichtet werdet, bringt ihr sie nicht wieder (in den Leib,) so ihr wahrhaftig
seid? Aber sei es, daß er einer der (Allah) Nahegebrachten ist —
dann Ruhe und Versorgung und der Garten der Wonne!
Oder daß er einer der Gefährten der Rechten
ist — dann »Frieden dir!« von
den Gefährten der Rechten!
Oder daß er einer der Leugner ist, Der Irrenden — dann Bewirtung
von siedendem Wasser und Brennen im Höllenpfuhl!
Siehe, dies ist wahrlich gewisse Wahrheit. Drum preise den Namen deines großen
Herrn! (Sure 56, 41-96)
Mohammeds
Verkündigung der Auferstehung stößt auf Zweifel
»Wer belebt die Gebeine, wenn sie verfault sind?«
Sprich: »Leben wird
ihnen der geben, welcher zum erstenmal erschuf, denn Er kennt jegliche Schöpfung;
der für euch aus dem grünen Baum Feuer machte, und siehe, ihr macht
Feuer mit ihm an.«Ist nicht der, welcher
die Himmel und die Erde erschuf, mächtig genug, euresgleichen zu erschaffen?
Ja, Er ist der wissende Schöpfer. Sein Befehl ist nur, wenn Er ein Ding
will, daß Er zu ihm spricht »Sei!«
und es ist. (Sure
37, 78-82)
Und sie sprechen. »Wenn
wir Gebeine geworden sind und Staub, sollen wir dann etwa zu einer neuen Schöpfung
erstehen?«
Sprich: »Wäret
ihr auch Stein oder Eisen oder sonst welches Erschaffene, das euch schwer dünkt
(erweckt zu werden) Und sie werden sprechen: »Wer
wird uns zurückbringen?« Sprich: »Er,
der euch das erste Mal erschuf.« Und dann
werden sie das Haupt wider dich schütteln und sprechen: »Wann
geschieht‘s?«
Sprich: »Vielleicht
geschieht‘s bald.« (Sure17, 4951)
Und sie sprechen: »
Dies ist nichts als offenkundige Zauberei. Wenn wir tot sind und Staub und Gebein
worden, wir dann etwa wieder erweckt werden?
Und etwa auch unsre Vorväter?«
Sprich: »Jawohl; und
ihr sollt gedemütigt sein.« (Sure 37,
16-18)
Und sie sprechen: »Es
gibt nur unser irdisches Leben. Wir sterben und wir leben, und nur die Zeit
vernichtet uns.« Sie haben aber davon kein
Wissen, sie vermuten nur. Und wenn ihnen Unsre deutlichen Zeichen verlesen werden,
so ist ihr Einwand nur der, daß sie sprechen: »Bringt
unsre Väter her, so ihr wahrhaftig seid.«
Sprich: »Allah macht
euch lebendig, alsdann tötet Er euch, alsdann versammelt Er euch zum Tag
der Auferstehung.« Kein Zweifel ist daran,
jedoch wissen es die meisten Menschen nicht. (Sure
45, 24-26)
Und es sprachen die Häupter seines Volkes, die nicht
glaubten und welche die Begegnung des Jenseits für eine Lüge hielten
und die Wir im irdischen Lehen reich versehen hatten: »Das
ist nur ein Mensch gleich euch; er isset von dem, was ihr esset, und trinket
von dem, was ihr trinket. Und wenn ihr einem Menschen gleich euch gehorchet,
siehe, dann seid ihr wahrlich verloren. Verkündet er euch, daß ihr,
wenn ihr tot seid und Staub und Gebein worden, wieder erstehen werdet? Hinweg,
hinweg mit dieser Verheißung! Es gibt nur unser irdisches Leben; wir sterben
und wir leben und werden nicht erweckt. Es ist nur ein Mensch, der eine Lüge
wider Allah ersonnen hat, und wir glauben ihm nicht.« (Sure
23, 33-38)
Das mohammedanische
Verhältnis zu Juden und Christen
O ihr, die ihr glaubt, nehmt euch nicht die Juden und
Christen zu Freunden; sie sind untereinander Freunde, und wer von euch sie zu
Freunden nimmt, siehe, der ist von ihnen. Siehe, Allah leitet nicht ungerechte
Leute. (Sure 5, 51)
Wahrlich, du wirst finden, daß unter allen Menschen die Juden und die,
welche Allah Götter zur Seite stellen [Heiden],
den Gläubigen am meisten feind sind, und wirst finden. daß den Gläubigen
diejenigen, welche sprechen: »Wir sind Nazarener«
[Christen], am freundlichsten gegenüberstehen. Solches, dieweil
unter ihnen Priester und Mönche sind, und weil sie nicht hoffärtig
sind. (Sure 5, 51-82)
Und streitet nicht mit dem Volk der Schrift [Juden und
Christen], es sei denn in bester Weise, außer mit jenen von ihnen,
die ungerecht handelten; und sprechet: »Wir glauben
an das, was zu uns herabgesandt ward und herabgesandt ward zu euch; und unser
Gott und euer Gott ist ein einiger Gott, und Ihm sind wir ergeben.« (Sure
29, 46)
Kämpfet wider jene von denen, welchen die Schrift gegeben ward, die nicht
glauben an Allah und an den Jüngsten Tag und nicht verwehren, was Allah
und Sein Gesandter erwehrt haben, und nicht bekennen das Bekenntnis der Wahrheit,
bis sie den Tribut aus der Hand gedemütigt entrichten. (Sure
9, 39)
Der
mohammedanische Monotheismus ist die reinste Form der Eingötterei.
Der Islam (oder der mohammedanische Monotheismus) ist
die jüngste und zugleich die reinste Form der Eingötterei.
Als der junge Mohammed frühzeitig den polytheistischen Gottesdienst seiner
arabischen Stammesgenossen verachten und das Christentum der Nestorianer kennen
lernte, eignete er sich zwar deren Grundlehren im allgemeinen an; er konnte
sich aber nicht entschließen, in Christus
etwas anderes zu erblicken als einen Propheten, gleich Moses.
Im Dogma der Dreieinigkeit fand er nur das, was bei unbefangenem
Nachdenken jeder vorurteilsfreie Mensch darin finden muß, einen widersinnigen
Glaubenssatz, der weder mit den Grundsätzen unserer Vernunft vereinbar
noch für unsere religiöse Erhebung von irgendwelchem Werte ist. Die
Anbetung der unbefleckten Jungfrau Maria als der »Mutter
Gottes« betrachtete er mit Recht ebenso als eitle Götzendienerei
wie die Verehrung von Bildern und Bildsäulen. Je länger er
darüber nachdachte, und je mehr er nach einer reineren Gottesvorstellung
hinstrebte, desto klarer wurde ihm die Gewißheit seines Hauptsatzes:
»Gott ist der alleinige Gott«; es gibt keine anderen Götter
neben ihm. Allerdings konnte auch Mohammed sich von dem Anthropomorphismus
der Gottesvorstellung nicht frei machen. Auch sein alleiniger
Gott blieb ein idealisierter, allmächtiger Mensch, ebenso wie der strenge,
strafende Gott des Moses, ebenso wie der milde, liebende Gott des Christus.
Aber trotzdem müssen wir der mohammedanischen Religion den Vorzug
lassen, daß sie auch im Verlaufe ihrer historischen Entwicklung und der
unvermeidlichen Abartung den Charakter des reinen Monotheismus
viel strenger bewahrte als die mosaische und die christliche Religion. (S.362-363)
Kröner Stuttgart, Kröners Taschenausgabe
Band 1, Ernst Haeckel, Die Welträtsel. Gemeinverständliche Studien
über monistische Philosophie. Mit einer Einleitung von Iring Fetscher
©1984 by Alfred Kröner Verlag in Stuttgart Veröffentlichung auf
Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Alfred Kröner Verlages, Stuttgart
Mohammeds
totale Ablehnung der Trinität
Wahrlich, ungläubig sind, die da sprechen: »Siehe,
Allah ist ein dritter von drei.«
Aber es gibt keinen Gott denn einen einigen Gott. Und so sie nicht ablassen
von ihren Worten, wahrlich, so wird den Ungläubigen unter ihnen schmerzliche
Strafe.
Wollen sie denn nicht umkehren zu Allah und Ihn um Verzeihung
bitten? Und Allah ist verzeihend und barmherzig. (Sure
5, 73-74)
Volk der Schrift, überschreitet nicht euern Glauben
und sprechet von Allah nur die Wahrheit. Der Messias Jesus, der Sohn der Maria,
ist der Gesandte Allahs und Sein Wort, das Er in Maria legte, und Geist von
Ihm. So glaubet an Allah und an Seinen Gesandten und sprechet nicht:
»Drei.« Stehet ab davon, gut ist‘s
euch. Allah ist nur ein einiger Gott; Preis Ihm, daß Ihm sein sollte ein
Sohn! Sein ist, was in den Himmeln und was auf Erden, und Allah genügt
als Beschützer.
Nimmer ist der Messias zu stolz, ein Diener Allahs zu sein, und nicht auch die
nahestehenden Engel. (Sure 4, 171-172)
Allah hat
keinen Sohn gezeugt
Und sprich: »Gelobt
sei Allah, der weder einen Sohn gezeugt noch einen Gefährten im Regiment
hat, noch einen Beschützer aus Schwäche. Und rühme Seine Größe.«(Sure
17, 111)
Und um jene zu warnen, die da sprechen, Allah habe einen
Sohn gezeugt, wovon weder ihnen noch ihren Vätern Wissen ward. Ein schlimmes
Wort, das aus ihrem Munde kommt! Sie sprechen nichts als Lüge.
(Sure 18, 4-5)
Und sie sprechen: »Gezeugt
hat der Erbarmer einen Sohn.« Wahrlich, ihr
behauptet ein ungeheuerlich Ding. Fast möchten die Himmel darob zerreißen,
und die Erde möchte sich spalten, und es möchten die Berge stürzen
in Trümmer, daß sie dem Erbarmer einen Sohn beilegen, dem es nicht
geziemt, einen Sohn zu zeugen. Keiner in den Himmeln und auf Erden darf sich
dem Erbarmer anders nahen wie als Sklave. (Sure
19, 88-92)
Die
Jungfrauengeburt
Er sprach: »Ich bin
nur der Gesandte deines Herrn, um dir einen reinen Knaben zu bescheren.«
Sie sprach: »Woher
soll mir ein Knabe werden, wo mich kein Mann berührt hat und ich keine
Dirne bin?«
Er sprach: »Also sei‘s!
Gesprochen hat dein Herr: >Das ist Mir ein Leichtes<; und Wir wollen ihn
zu einem Zeichen für die Menschen machen und einer Barmherzigkeit von Uns.
Und es ist eine beschlossene Sache.«
Und so empfing sie ihn und zog sich mir ihm an einen entlegenen
Ort zurück. Und es überkamen sie die Wehen an dem Stamm einer Palme.
Sie sprach:»O daß ich doch zuvor gestorben
und vergessen und verschollen wäre!«
Und es rief jemand unter ihr: »Bekümmere
dich nicht; dein Herr hat unter dir ein Bächlein fließen lassen;
und schüttele nur den Stamm des Palmbaums zu dir, so werden frische reife
Datteln auf dich fallen. So iß und trink und sei kühlen Auges, und
so du einen Menschen siehst, so sprich: >Siehe, ich habe dem Erbarmer ein
Fasten gelobt; nimmer spreche ich deshalb heute zu irgend jemand.<«
Und sie brachte ihn zu ihrem Volk, ihn tragend. Sie sprachen:
»O Maria, fürwahr, du hast ein
sonderbares Ding getan! O Schwester Aarons, dein Vater war kein Bösewicht
und deine Mutter keine Dirne.«
Und sie deutete auf ihn. Sie sprachen: »Wie
sollen wir mit ihm, einem Kind in der Wiege, reden?«
Er [Jesus] sprach:
»Siehe, ich bin Allahs Diener. Gegeben hat Er mir
das Buch, und Er machte mich zum Propheten. Und Er machte mich gesegnet, wo
immer ich bin, und befahl mir Gebet und Almosen, solange ich lebe, und Liebe
zu meiner Mutter; und nicht machte Er mich hoffärtig und unselig. Und Frieden
auf den Tag meiner Geburt und den Tag, da ich sterbe, und den Tag, da ich erweckt
werde zum Leben!«
Dies ist Jesus, der Sohn der Maria — das Wort der
Wahrheit, das sie bezweifeln. Nicht steht es Allah an, einen Sohn zu zeugen.
Preis Ihm! Wenn Er ein Ding beschließt, so spricht Er nur zu ihm:
»Sei!« und es
ist. (Sure 19, 19-35)
Jesus
ist nicht mehr als ein Prophet unter Propheten
Nicht ist der Messias, der Sohn der Maria, etwas andres
als ein Gesandter; vorausgingen ihm Gesandte, und seine Mutter war aufrichtig.
Beide aßen Speise. Schau, wie Wir ihnen die Zeichen deutlich erklären!
Alsdann schau, wie sie sich abwenden. (Sure 5, 79)
Und da Jesus, der Sohn der Maria, sprach: »O ihr
Kinder Israel, siehe, ich bin Allahs Gesandter an euch, bestätigend die
Tora, die vor mir war, und einen Gesandten verkündigend, der nach mir kommen
soll, des Name Ahmad* ist.« Doch da
er zu ihnen mit den deutlichen Zeichen kam, sprachen sie: »Das
ist ein offenkundiger Zauberer.« (Sure 61,
6)
*Ahmad bedeutet wie Muhammad
»Der Gepriesene«. Der Vers deutet hier auf den Paraklet hin, den
Jesus verhieß.
Volk der Schrift, überschreitet nicht euern Glauben und sprechet von Allah
nur die Wahrheit. Der Messias Jesus, der Sohn der Maria, ist der Gesandte Allahs
und Sein Wort, das Er in Maria legte, und Geist von Ihm. So glaubet an Allah
und an Seinen Gesandten und sprechet nicht: »Drei.«
Stehet ab davon, gut ist‘s euch. Allah ist nur ein einiger Gott; Preis
Ihm, daß Ihm sein sollte ein Sohn! Sein ist, was in den Himmeln und was
auf Erden, und Allah genügt als Beschützer. Nimmer ist der Messias
zu stolz, ein Diener Allahs zu sein, und nicht auch die nahestehenden Engel.
(Sure 4, 171-172)
Jesus
ist nicht gekreuzigt worden
Und weil sie sprachen: »Siehe,
wir haben den Messias Jesus, den Sohn der Maria, den Gesandten Allahs, ermordet«
— doch ermordeten sie ihn nicht und kreuzigten ihn nicht,
sondern einen ihm ähnlichen*—... (darum
verfluchten Wir sie). Und siehe, diejenigen, die über ihn uneins
sind, sind wahrlich im Zweifel in betreff seiner. Sie wissen nichts von ihm,
sondern folgen nur Meinungen; und nicht töteten sie ihn in Wirklichkeit,
sondern es erhöhte ihn Allah zu Sich; und Allah ist mächtig und weise.
(Sure 4, 157-158)
*Dies ist auch die Lehre der
Gnostiker
Mohammed
der Krieger
[Seine religiösen Anschauungen] entwickelten
sich, angeblich seit seinem vierzigsten Jahre, nach neuem Forschungen jedoch
erheblich früher, unter dem Einflusse von Visionen und Eingebungen zu einem
strengen und starren Monotheismus, für welchen er zunächst außer
seiner Gattin nur wenige Anhänger, seinen Neffen und Schwiegersohn Ali,
seinen nachmaligen Schwiegervater Abu Bekr, seinen
Sklaven und spätern Adoptivsohn Zaid fand,
während zwar das geringe Volk sich seiner Lehre zuneigte, die bessern Stände
aber ihn teils verlachten, teils von seiner Anfeindung des in Mekka herrschenden
und für viele andere Stämme tonangebenden Polytheismus
eine Störung der Handelsverbindungen ihrer Stadt befürchteten. Die
daraus entspringenden Anfeindungen und Bedrückungen veranlassten Mohammed
schließlich, mit seinem Anhange Mekka zu
verlassen und nach dem 300 Kilometer nördlich von Mekka und mehr als dieses
landeinwärts liegenden Jathrib überzusiedeln, von wo seine Mutter
stammte, und wohin er schon früher einmal als Schiedsrichter zwischen streitenden
Stämmen berufen worden war.
Das Datum dieser von den Mohammedanern die Hedschra (d.
i. Sezession) genannten Übersiedlung ist der 16. Juli 622, mit welchem
die Mohammedaner ihre Zeitrechnung (nach Mondjahren) beginnen.
In Jathrib, später wohl Mohammed zu Ehren Medina, als »die
Stadt des Propheten« (medinat al-nabi)
genannt, heiratete er nach dem Tode der Chadidscha mehrere
andere Weiber, unter ihnen die Aischa, Tochter
seines Freundes Abu Bekr. Allmählich erstarkte
sein Anhang so weit, dass er gegen Mekka feindlich vorgehen konnte; nach einigen
teils glücklichen, teils unglücklichen Wendungen erreichte er zunächst
629 das Recht der Pilgerfahrt zu den Heiligtümern
der Ka’ba, und schließlich 630 an der Spitze seiner Gläubigen
die Übergabe der Stadt.
Zum Herrscher der Stadt geworden, zerstörte er die in der Ka’ba aufgestellten
Götzenbilder und machte dieselbe sowie den heiligen, in ihrer Südostwand
eingemauerten »schwarzen Stein«, einen
alten Fetisch, zum Mittelpunkte der neuen Religion.
Die Kapitulation Mekkas und weitere kriegerische Erfolge Mohammeds bewirkten,
dass alle Hauptstämme der Halbinsel sich ihm und seiner Lehre unterwarfen.
Nach Medina zuriickgekehrt, empfing er von überall her die Huldigungen
der arabischen Stämme als der Gesandte Allahs
und bereitete schon einen Kriegszug gegen das Byzantinische Reich vor, als er,
von einem schweren Fieber heimgesucht, am 8. Juni 632 in den Armen seiner Lieblingsgattin
Aischa starb und in deren Hütte begraben wurde, neun Weiber als seine Witwen
hinterlassend. S.393f.
Aus: Paul Deussen, Allgemeine Geschichte der Philosophie mit besonderer Berücksichtigung
der Religionen, Zweiter Band, Zweite Abteilung: Die Biblisch-Mittelalterliche
Philosophie, Leipzig: F. A. Brockhaus. 1919
Der
heilige Krieg Dschihad
Und bekämpft in Allahs Pfad, wer euch bekämpft; doch übertretet
nicht siehe, Allah liebt nicht die Übertreter.
Und erschlagt sie, wo immer ihr auf sie stoßt, und vertreibt sie, von
wannen sie euch vertrieben; denn Verführung ist schlimmer als Totschlag.
Bekämpft sie jedoch nicht
bei der heiligen Moschee, es sei denn, sie bekämpften euch in ihr. Greifen
sie euch jedoch an, dann schlagt sie tot. Also ist der Lohn der Ungläubigen.
So sie jedoch ablassen, siehe, so ist Allah verzeihend
und barmherzig.
Und bekämpfet sie, bis die Verführung aufgehört hat, und der
Glauben an Allah da ist. Und so sie ablassen, so sei keine Feindschaft, außer
wider die Ungerechten. Der heilige Monat — für den heiligen Monat
und (für) die heiligen Stätten Vergeltung! Wenn sich einer wider euch
erhebt, erhebt euch wider ihn, sowie er sich wider euch erhob, und fürchtet
Allah und wisset, daß Allah mit den Gottesfürchtigen ist.
(Sure2, 190-194)
Als dein Herr den Engeln offenbarte: »Ich
bin mit euch, festigt drum die Gläubigen. Wahrlich in die Herzen der Ungläubigen
werfe Ich Schrecken. So haut ein auf ihre Hälse
und haut ihnen jeden Finger ab.« Solches,
darum daß sie gegen Allah und Seinen Gesandten widerspenstig waren. Wer
aber widerspenstig gegen Allah und Seinen Gesandten ist — siehe, so ist
Allah streng im Strafen.
Dies ist für euch; schmecket es denn, und für
die Ungläubigen ist die Feuerspein. O ihr, die ihr glaubt, so ihr auf die
schlachtbereiten Ungläubigen stoßet, so wendet ihnen nicht den Rücken.
Und wer ihnen an jenem Tage den Rücken kehrt, außer, er wende sich
ab zum Kampf oder zum Anschluß zu einem Trupp, der hat sich Zorn von Allah
zugezogen und seine Herberge ist Dschahannam [Hölle],
und schlimm ist die Fahrt (dorthin).
Und nicht erschlugt ihr sie, sondern Allah erschlug sie;
und nicht warfst du, als du warfst, sondern Allah warf. Und prüfen wollte
Er die Gläubigen mit einer schönen Prüfung von Ihm. Siehe, Allah
ist hörend und wissend. Solches geschah, damit Allah die List der Ungläubigen
schwächte. (Sure 8, 12-18)
Die
mohammedanischen Eroberungszüge
Da Mohammed keine männlichen Nachkommen hinterließ
auch keinen Nachfolger bestimmt hatte, so gelangte zunächst sein Schwiegervater
Abu Bekr (632—634),
der Vater der ’Aischa zur Regierung, behauptete
sich mit Glück gegen die in Arabien ausgebrochenen Aufstände und war
eben im Begriff, seine Heere gegen Syrien zu senden, als er schon nach zweijähriger
Regierung starb. Ihm folgte ’Omar (634—644),
gleichfalls ein Schwiegervater des Propheten, tatkräftig, streng und von
einfacher, patriarchalischer Lebensweise, welcher, während er selbst in
Medina am Grabe des Propheten weilte, das Chalifenreich nicht nur innerlich
organisierte, sondern auch nach außen über weite Länder ausdehnte,
indem seinen siegreichen Feldherren, Chalid
(dem »Schwerte Gottes«), Sa’d
und ’Amr, 636 Persien, 638 Syrien
und 642 Ägypten leichter Hand, vergleichbar überreifen und schon am
Baume faulenden Früchten, zur Beute fielen. Nach seiner Ermordung folgte
der schwache und von seinen Verwandten beherrschte ’Othman
(644—656), ein Schwiegersohn des Propheten,
und nach¬dem dieser von der Partei der Eiferer gestürzt und ermordet
war, wurde in Medina dem ’Ali (656—661),
dem Neffen des Propheten und Gemahl seiner Lieblingstochter Fatima, gehuldigt.
Gegen ihn empörte sich Mu‘awija, der
Statthalter von Syrien, ein Urenkel des Omaija,
eines Verwandten des Propheten, und gründete, die Residenz, nach Damaskus
verlegend, die Dynastie der Qmaijaden (661-750),
unter welchen das Chalifenreich nach der Eroberung vou Karthago (697) über
das ganze nördliche Afrika und nach dem Siege am Wadi Bekka (711)
fast über das ganze Spanien sich ausdehnte, bis
Karl Martell durch den Sieg bei Tours und Poitiers 732 seinem weitern
Vordringen nach Norden eine Grenze setzte. Die wegen ihrer weltlichen Tendenzen
den Strenggläubigen verhasste Dynastie der Omaijaden wurde nach der blutigen
Schlacht am Flusse Zab, einem Nebenfluss des Tigris (749),
gestürzt, und das Chalifat ging auf die von ’Abbas, einem Oheim des
Propheten, sich herleitende Dynastie der ’Abbasiden (750—1258)
über, welche 763 Bagdad zu ihrer Residenz ausbauten, und in deren
Periode unter Herrschern wie Hârun al-Raschid (786
- 809) und seinen Nachfolgern die mohammedanische Kultur in Kunst und
Wissenschaft emporblühte. Im weitern Verlauf aber verfiel die weltliche
Macht der ’abbasidischen Herrscher, die Statthalter der einzelnen Provinzen
machten sich selbständig, und 1258 wurde Bagdad durch einen Enkel des Mongolen
Dschengis-Chan erobert und dadurch der Dynastie
der ’Abbasiden nach fünfhundertjährigem Bestehen ein Ende bereitet.
Schon längst war infolge der Erschlaffung der Zentralgewalt in Bagdad und
der Bestrebungen der Statthalter in den einzelnen Provinzen, sich unabhängig
zu machen, das große Chalifenreich in eine Anzahl selbständiger Herrschaften
zerfallen; schon der jüngste Sohn Hârun al-Raschids
gründete eine als Leibgarde dienende türkische Truppe; allmählich
beginnen diese Söldner eine politische Rolle zu spielen; ihnen folgen türkische
Horden, unter ihnen namentlich die nach ihrem Führer Seldschuk (um
das Jahr 1000) sich nennenden türkischen Seldschuken. Ein Zweig
derselben, die Os¬manen, der im westlichen Kleinasien
(in Eskischehir, dem alten Dorylaeum) festen Fuß gefasst hatte,
bedrohte mit Hilfe der von ihnen gebildeten und wohlorganisierten Streitmacht
der Janitscharen das immer mehr eingeengte, schließlich nur noch auf Konstantinopel
und seine Umgebung beschränkte Byzantinische Reich, bis auch dieses nach
fünfzigtägigem, hartnäckigem Kampfe am 29. Mai 1453 erstürmt
und dadurch dem Oströmischen Reiche ein Ende gemacht wurde. Bald darauf
wurden auch die Inseln des Ägeischen Meeres und das griechische Festland
von den Türken erobert.
Der umgekehrte Prozess spielte sich in Spanien ab, welches unter der Herrschaft
der Omaijaden zu großer Blüte gelangt war, während sich im Norden,
in Asturien, Leon und Navarra, kleine christliche Reiche bildeten. Diesen gelang
es unter fortwährenden Kämpfen, in welchen die von der Sage verherrlichte
Gestalt des von den Arabern Cid (d. i. Saijid,
»Herr« genannten Don Rodrigo
(gest. 1099 zu Valencia, sein Grab in Burgos) hervorragt,
1236 Cordoba, 1248 Sevilla zu erobern und dem letzten noch bestehenden Chalifat
zu Granada 1492 ein Ende zu bereiten, worauf sich sein letzter König Abu
’Abdallah nach Afrika zurückzog. S.398ff.
Aus: Paul Deussen, Allgemeine Geschichte der Philosophie mit besonderer Berücksichtigung
der Religionen, Zweiter Band, Zweite Abteilung: Die Biblisch-Mittelalterliche
Philosophie, Leipzig: F. A. Brockhaus. 1919
Koran-Zitate nach: Der Koran. Aus dem Arabischen übersetzt
von Max Henning. Einleitung und Anmerkungen von Annemarie Schimmel. Reclams
Universalbibliothek Nr. 4206. ©
1975 Philipp Reclam jun., Stuttgart
Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Reclam
Verlages
Der
Mohammedanismus
Während auf der einen Seite die europäische Welt sich neu gestaltet,
die Völker sich darin festsetzen, um eine nach allen Seiten hin ausgebildete
Welt der freien Wirklichkeit hervorzubringen, und ihr Werk damit beginnen, alle
Verhältnisse auf eine partikuläre Weise zu bestimmen und mit trübem,
gebundenem Sinne, was seiner Natur nach allgemein und Regel ist, zu einer Menge
zufälliger Abhängigkeiten, was einfacher Grundsatz und Gesetz sein
sollte, zu einem verwickelten Zusammenhang zu machen, kurz, während das
Abendland anfängt, sich in Zufälligkeit, Verwicklung und Partikularität
einzuhausen, so mußte die entgegengesetzte Richtung
in der Welt zur Integration des Ganzen auftreten, und das geschah in
der Revolution des Orients, welche alle
Partikularität und Abhängigkeit zerschlug
und das Gemüt vollkommen aufklärte und reinigte, indem sie nur den
abstrakt Einen zum absoluten Gegenstande und ebenso das reine subjektive Bewußtsein,
das Wissen nur dieses Einen zum einzigen Zwecke der Wirklichkeit — das
Verhältnislose zum Verhältnis der Existenz — machte.
Wir haben schon früher die Natur des orientalischen Prinzips kennengelernt
und gesehen, daß das Höchste desselben nur negativ ist und daß
das Affirmative das Herausfallen in die Natürlichkeit und die reale Knechtschaft
des Geistes bedeutet. Nur bei den Juden haben wir
bemerkt, daß sich das Prinzip der einfachen Einheit in den Gedanken erhoben
hat, denn nur bei diesen ist der Eine, der für den Gedanken ist, verehrt
worden. Diese Einheit ist nun in der Reinigung zum abstrakten Geiste geblieben,
aber sie ist von der Partikularität, mit der der Jehovadienst behaftet
war, befreit worden. Jehova
war nur der Gott dieses einzelnen Volkes, der Gott
Abrahams, Isaaks und Jakobs: nur mit den
Juden hat dieser Gott einen Bund gemacht,
nur diesem Volke hat er sich offenbart.
Diese Partikularität des Verhältnisses ist im
Mohammedanismus abgestreift worden. In dieser
geistigen Allgemeinheit, in dieser Reinheit ohne Schranken
und ohne Bestimmung hat das Subjekt keinen anderen Zweck als die Verwirklichung
dieser Allgemeinheit und Reinheit. Allah hat den affirmativen beschränkten
Zweck des jüdischen Gottes nicht mehr. Die Verehrung
des Einen ist der einzige Endzweck des Mohammedanismus,
und die Subjektivität hat nur diese Verehrung als Inhalt der Tätigkeit,
sowie die Absicht, dem Einen die Weltlichkeit zu unterwerfen. Dieser
Eine hat nun zwar die Bestimmung des Geistes, doch
weil die Subjektivität sich in den Gegenstand aufgehen läßt,
fällt aus diesem Einen alle konkrete Bestimmung fort, und sie selbst wird
weder für sich geistig frei, noch ist ihr Gegenstand selber konkret. Aber
der Mohammedanismus ist nicht
die indische, nicht die mönchische Versenkung
in das Absolute, sondern die Subjektivität ist hier lebendig und unendlich,
eine Tätigkeit, welche ins Weltliche tretend dasselbe nur negiert und nur
wirksam und vermittelnd auf die Weise ist, daß die reine Verehrung des
Einen existieren soll.
Der Gegenstand des Mohammedanismus ist rein intellektuell,
kein Bild, keine Vorstellung von Allah wird geduldet:
Mohammed ist Prophet, aber Mensch und über
des Menschen Schwächen nicht erhaben. Die Grundzüge des Mohammedanismus
enthalten dies, daß in der Wirklichkeit nichts fest werden kann, sondern
daß alles tätig, lebendig in die unendliche Weite der Welt geht,
so daß die Verehrung des Einen das einzige Band bleibt, welches alles
verbinden soll. In dieser Weite, in dieser Macht verschwinden
alle Schranken, aller National- und Kastenunterschied; kein Stamm, kein politisches
Recht der Geburt und des Besitzes hat einen Wert, sondern der Mensch nur
als Glaubender. Den Einen anzubeten, an
ihn zu glauben, zu fasten, das leibliche Gefühl der Besonderheit abzutun,
Almosen zu geben, das heißt sich des partikulären Besitzes zu entschlagen:
das sind die einfachen Gebote; das höchste Verdienst aber ist, für
den Glauben zu sterben, und wer in der Schlacht
dafür umkommt, ist des Paradieses gewiß.
Die mohammedanische Religion nahm ihren Ursprung
bei den Arabern: hier ist der Geist ein ganz einfacher,
und der Sinn des Formlosen ist hier zu Hause, denn in diesen Wüsten ist
nichts, was gebildet werden könnte. Von der Flucht Mohammeds aus Mekka
im Jahre 622 beginnt
die Zeitrechnung der Mobammedaner.
Noch bei Lebzeiten Mohammeds unter seiner eigenen
Führung und dann besonders nach seinem Tode unter der Leitung seiner Nachfolger
haben die Araber diese ungeheuren Eroberungen gemacht. Sie warfen sich zunächst
auf Syrien und eroberten den Hauptort Damaskus
im Jahre 634; weiter zogen sie dann über
den Euphrat und Tigris und kehrten ihre Waffen gegen Persien, das ihnen bald
unterlag; im Westen eroberten sie Ägypten, das nördliche Afrika, Spanien
und drangen ins südliche Frankreich bis an die Loire, wo sie von
Karl Martell bei Tours im Jahre 732 besiegt
wurden. So dehnte sich die Herrschaft der Araber im Westen aus, im Osten unterwarfen
sie sich, wie gesagt, Persien, Samarkand und den südwestlichen Teil von
Kleinasien nacheinander. Diese Eroberungen, wie die Verbreitung der Religion,
geschehen mit einer ungemeinen Schnelligkeit.
Wer sich zum Islam bekehrte,
bekam völlig gleiche Rechte mit allen Muselmännern.
Was sich nicht bekehrte, wurde in der ersten
Zeit umgebracht; später verfuhren jedoch die
Araber milder gegen die Besiegten, so daß diese, wenn sie nicht
zum Islam übergehen wollten, nur ein
jährliches Kopfgeld zu entrichten hatten.
Die Städte, welche sich sogleich ergaben, mußten dem Sieger ein Zehntel
alles Besitzes abgeben; die, welche erst genommen werden mußten, ein Fünftel.
Die Abstraktion beherrschte die Mohammedaner: ihr
Ziel war, den abstrakten Dienst geltend zu machen, und danach haben sie mit
der größten Begeisterung gestrebt. Diese Begeisterung
war Fanatismus, d. i. eine Begeisterung für ein Abstraktes, für
einen abstrakten Gedanken, der negierend sich zum Bestehenden verhält.
Der Fanatismus ist wesentlich nur dadurch, daß er
verwiistend, zerstörend gegen das Konkrete sich verhält; aber
der mohammedanische war zugleich aller Erhabenheit fähig, und diese Erhabenheit
ist frei von allen kleinlichen Interessen und mit allen Tugenden der Großmut
und Tapferkeit verbunden. La religion et la
terreur war hier das Prinzip, wie bei Robespierre
la liberté et la terreur. Aber
das wirkliche Leben ist dennoch konkret und bringt besondere Zwecke herbei;
es kommt durch die Eroberung zu Herrschaft und Reichtum, zu Rechten der Herrscherfamilie,
zu einem Bande der Individuen. Aber alles dieses ist nur akzidentell und auf
Sand gebaut, es ist heute, und morgen ist es nicht; der
Mohammedaner ist bei aller Leidenschaft gleichgültig
dagegen und bewegt sich im wilden Glückswechsel. Viele Reiche und
Dynastien hat der Mohammedanismus bei seiner Ausbreitung begründet. Auf
diesem unendlichen Meere wird es immer weiter, nichts ist fest; was sich kräuselt
zur Gestalt, bleibt durchsichtig und ist ebenso zerflossen. Jene Dynastien waren
ohne Band einer organischen Festigkeit, die Reiche sind darum nur ausgeartet,
die Individuen darin nur verschwunden.
Wo aber eine edle Seele sich fixiert, wie die Welle in der Kräuselung des
Meeres, da tritt sie in einer Freiheit auf, daß es nichts Edleres, Großmütigeres,
Tapfereres, Resignierteres gibt. Das Besondere, Bestimmte, was das Individuum
ergreift, wird von dem¬selben ganz ergriffen. Während die Europäer
eine Menge von Verhältnissen haben und ein Konvolut derselben sind, ist
im Mohammedanismus das Individuum nur dieses, und zwar im Superlativ, grausam,
listig, tapfer, großmütig im höchsten Grade. Wo Empfindung der
Liebe ist, da ist sie ebenso rücksichtslos und Liebe aufs innigste. Der
Herrscher, der den Sklaven liebt, verherrlicht den Gegenstand seiner Liebe dadurch,
daß er ihm alle Pracht, Macht, Ehre zu Füßen legt und Zepter
und Krone vergißt; aber umgekehrt opfert er ihn dann ebenso rücksichtslos
wieder auf. Diese rücksichtslose Innigkeit zeigt sich auch in der Glut
der Poesie der Araber und Sarazenen. Diese Glut ist die vollkommene Freiheit
der Phantasie von allem, so daß sie ganz nur das Leben ihres Gegenstandes
und dieser Empfindung ist, daß sie keine Selbstsucht und Eigenheit für
sich behält.
Nie hat die Begeisterung als solche größere
Taten vollbracht. Individuen können sich für das Hohe in vielerlei
Gestalten begeistern; auch die Begeisterung eines Volkes für seine Unabhängigkeit
hat noch ein bestimmtes Ziel; aber die abstrakte, darum allumfassende, durch
nichts aufgehaltene und nirgend sich begrenzende, gar nichts bedürfende
Begeisterung ist die des mohammedanischen Orients.
So schnell die Araber ihre Eroberungen gemacht
hatten, so schnell erreichten bei ihnen auch die Künste
und Wissenschaften ihre höchste
Blüte. Wir sehen diese Eroberer zuerst alles, was die Kunst und
Wissenschaft angeht, zerstören: Omar soll die herrliche alexandrinische
Bibliothek zerstört haben. Entweder enthalten diese Bücher, sagte
er, was im Koran steht, oder ihr Inhalt ist ein anderer: in beiden Fällen
sind sie überflüssig. Bald darauf aber lassen es sich die Araber angelegen
sein, die Künste und Wissenschaften zu heben und überall zu verbreiten.
Zur höchsten Blüte kam das Reich unter dem Kalifen
Almansor und Harun al-Raschid. Große
Städte entstanden in allen Teilen des Reiches, wo Handel und Gewerbe blühten,
prächtige Paläste wurden erbaut und Schulen eingerichtet, die Gelehrten
des Reiches fanden sich am Hofe des Kalifen zusammen, und es glänzte der
Hof nicht bloß durch die äußerliche Pracht der köstlichsten
Edelsteine, Gerätschaften und Paläste, sondern vorzüglich durch
die Blüte der Dichtkunst und aller Wissenschaften.
Anfangs behielten die Kalifen auch noch die ganze Einfachheit und Schlichtheit
bei, welche den Arabern der Wüste eigen war (besonders
wird der Kalif Abu Bekr in dieser Hinsicht gerühmt) und keinen
Unterschied von Stand und Bildung kannte. Der gemeinste Sarazene und
das geringste Weib ging den Kalifen wie seinesgleichen an. Die rücksichtslose
Naivität bedarf der Bildung nicht; und jeder verhält sich durch die
Freiheit seines Geistes zu dem Herrscher als zu seinesgleichen.
Das große Reich der Kalifen hat nicht lange bestanden, denn auf dem Boden
der Allgemeinheit ist nichts fest. Das große arabische Reich ist fast
um dieselbe Zeit zerfallen als das fränkische: Throne wurden durch Sklaven
und neu hereinbrechende Völker, die Seldschuken und Mongolen, gestürzt
und neue Reiche gegründet, neue Dynastien auf den Thron gehoben. Den
Osmanen ist es endlich gelungen, eine feste Herrschaft
aufzustellen, und zwar dadurch, daß sie sich in den
Janitscharen einen festen Mittelpunkt bildeten. Nachdem der Fanatismus
sich abgekühlt hatte, war kein sittliches Prinzip in den Gemütern
geblieben. Im Kampfe mit den Sarazenen hatte sich
die europäische Tapferkeit zum schönen, edlen Rittertum idealisiert;
Wissenschaft und Kenntnisse, insbesondere der Philosophie, sind von den Arabern
ins Abendland gekommen; eine edle Poesie und freie Phantasie ist bei den Germanen
im Orient angezündet worden, und so hat sich auch Goethe
an das Morgenland gewandt und in seinem Divan eine
Perlenschnur geliefert, die an Innigkeit und Glückseligkeit der Phantasie
alles übertrifft. —
Der Orient selbst aber ist, nachdem die Begeisterung allmählich geschwunden
war, in die größte Lasterhaftigkeit
versunken, die häßlichsten Leidenschaften wurden herrschend, und
da der sinnliche Genuß schon in der ersten Gestaltung der mohammedanischen
Lehre selbst liegt und als Belohnung im Paradiese aufgestellt wird, so trat
nun derselbe an die Stelle des Fanatismus. Gegenwärtig nach Asien und Afrika
zurückgedrängt und nur in einem Winkel Europas durch die Eifersucht
der christlichen Mächte geduldet, ist der Islam schon längst von dem
Boden der Weltgeschichte verschwunden und in orientalische Gemächlichkeit
und Ruhe zurückgetreten. S.428ff.
Aus: G.W.F. Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte, Werke
12, suhrkamp taschenbuch wissenschaft, stw 612
Große Denker, Philosophen und Theologen des Islam auf Philos-Website