Mohammed oder auch Muhammad [arab. »der Gepriesene«] (570 - 632)

Arabischer Religionsstifter, der den Islam begründete. Mohammed war der früh verwaiste Spross eines verarmten Zweiges aus dem angesehenen Geschlecht der Koraisch. In seinem 24. Lebensjahr trat er in die Dienste der reichen Witwe Chadidja, die er im folgenden Jahr (595) heiratete. Als ihr Sachwalter kam er auf Handelsreisen wohl bis Syrien. Als Kaufmann konnte Mohammed vermutlich lesen und schreiben. Im Alter von etwa 40 Jahren in zunehmendem Maße von religiösen Fragen bewegt, erhielt er nach islamischer Auffassung in der Abgeschiedenheit göttliche Offenbarungen, die er seiner Umwelt im Koran verkündete. Er fand anfänglich nur wenige, meist sozial niedrig stehende Anhänger und sah sich nach dem Tod Chadidjas und seines Onkels und Beschützers Abu Talib 619 (Vater von Imam Ali) 622 zur Auswanderung (Hedjra) nach Medina genötigt, wo er innere Streitigkeiten schlichtete und alsbald Leiter des dortigen Staatswesens wurde; er heiratete nun mehrere Frauen. Seitdem auch politisch tätig, konnte er nach längeren Kämpfen 830 in Mekka einziehen und damit die Ausdehnung des islamischen Staates einleiten. Er löste sich mehr und mehr von Vorstellungen älterer Religionen (Ausrichtung der Kibla nach der Kaaba, Fastenmonat Ramadan), führte den Hadjdj (Mekka-Pilger-Fahrt) ein und drängte das Heidentum sowie Konkurrenz-Propheten zurück. Bei seinem Tod war er Herr weiter Teile Arabiens. Seine Nachfolger als weltlicher Herrscher waren die Kalifen. Das Bild Mohammeds, der sich stets ausschließlich als »Mensch« betrachtete, hat sich in der Auffassung seiner Gemeinde zunehmend verklärt, so dass er heute Gegenstand ehrfurchtsvoller Verehrung ist.


Siehe auch Wikipedia und Kirchenlexikon

Inhaltsverzeichnis

Die Berufung des Propheten
Mohammed verkündigt nur, was ihm offenbart wurde
Mohammed ist nur ein Mensch
Das Buch der Wahrheit
Der Koran
Der Islam ist die einzige Religion, die von Allah anerkannt wird
Die beiden Grundogmen des Mohammedanismus
Die fünf Grundpfeiler des Mohammedanismus
Das Gebet
Das Almosengeben
Das Fasten
Die Pilgerfahrt nach Mekka
Das Wesen der mohammedanischen Frömmigkeit
Die Hauptgebote
Allah ist der eine allwissende, allmächtige und ewige Gott
Allah der Schöpfer
Das göttliche Licht
Allein der Wille Allahs bestimmt über Glauben und Unglauben
Die Weigerung Satans Adam zu verehren und der Sündenfall
Das irdische Leben ist nur ein Spiel zum Zeitvertreib
Die Verheißung des Paradieses
 

Zeichen des Endgerichts
Das Endgericht
Stunde des Gerichts
Die Wonnen des Paradieses
Die Regenerierung der paradiesischen Jungfrauen
Das Brennen im Höllenpfuhl
Mohammeds Verkündigung der Auferstehung stößt auf Zweifel
Das mohammedanische Verhältnis zu Juden und Christen
Der mohammedanische Monotheismus
Mohammeds totale Ablehnung der Trinität
Allah hat keinen Sohn gezeugt,
Die Jungfrauengeburt
Jesus ist nicht mehr als ein Prophet unter Propheten
Jesus ist nicht gekreuzigt worden
Mohammed der Krieger
Der heilige Krieg - Dschihad
Die mohammedanischen Eroberungszüge

Goethe über die Lehre der Mohammedaner,
Hegel: Der Mohammedanismus
Küng: Muhammad - ein Prophet?
Denker, Philosophen und Theologen des Islam auf Philos-Website


Die Berufung des Propheten
Mohammed brachte einen Monat auf Hira‘ zu und speiste die Armen, die zu ihm kamen. Wenn der Monat zu Ende war, so umkreiste er, ehe er in sein Haus ging, die Kaaba siebenmal, oder sooft es Gott gefiel, dann begab er sich erst in sein Haus. Als nun das Jahr seiner Sendung kam, ging er wie gewöhnlich mit seiner Familie im Monat Ramadhan nach Hira‘.

In der Nacht, in welcher Gott aus Barmherzigkeit gegen seine Diener ihn mit seiner Botschaft ehrte, brachte ihm Gabriel den Befehl Gottes. Ich schlief, so erzählt Mohammed selbst, als er mir ein beschriebenes seidenes Tuch brachte, und sagte: »lies!«

Ich sagte: »Ich kann nicht lesen.«

Da drückte er mich in das Tuch, daß ich glaubte, ich müßte sterben, dann ließ er mich los und sagte wieder: »lies !«

Als ich wieder sagte, ich könne nicht lesen, bedeckte er mich wieder mit dem Tuche, daß ich beinahe den Geist aufgab, dann ließ er mich wieder los und wiederholte seinen Befehl, ich fragte nun, was ich lesen sollte, aus Furcht, er werde mich wieder wie früher behandeln, da sagte er: »lies im Namen Deines Herrn, der den Menschen aus einem Blutklumpen erschaffen hat, lies, Dein Herr ist der Gnädigste, der durch die Feder den Menschen gelehrt hat, was er nicht wußte.«

Ich las nun, und Gabriel verließ mich wieder. Hierauf erwachte ich, und es war, als stünden diese Worte in mein Herz geschrieben. Ich trat aus der Höhle und stand auf der Mitte des Berges, da hörte ich eine Stimme vom Himmel, die mir zurief:

»Mohammed! Du bist der Gesandte Gottes, und ich bin Gabriel.«

Ich hob mein Haupt gegen den Himmel empor, um nach dem Sprechenden zu sehen, und ich sah Gabriel in der Gestalt eines beflügelten Mannes, seine Füße waren am Horizont und er rief:

»Mohammed! Du bist der Gesandte Gottes, und ich bin Gabriel.«

Ich Blieb stehen und schaute nach ihm und ging weder vorwärts noch rückwärts. Dann wendete ich mich von ihm ab, aber nach welcher Seite ich auch meine Blicke richten mochte, ich sah ihn immer vor mir. Ich blieb so stehen, ohne vorwärts und rückwärts zu gehen, bis Chadidjeh Leute schickte, um mich zu suchen. Sie gingen bis zur Höhe Mekkas, und kehrten wieder zu ihr zurück, ich aber blieb stehen, bis der Engel wegging, dann kehrte ich zu meiner Familie zurück.

Als ich zu Chadidjeh kam, setzte ich mich auf ihren Schoß und drückte mich fest an sie. Sie fragte mich, wo ich war, und sagte mir, sie habe Leute ausgeschickt, um mich zu suchen, sie seien bis zur Höhe von Mekka gekommen und wieder zurückgekehrt. Als ich ihr erzählte, was ich gesehen, sagte sie: »freue Dich, mein Vetter! und sei guten Mutes! bei dem, in dessen Gewalt meine Seele ist, ich hoffe, Du wirst der Prophet Deines Volkes werden.« Sie stand dann auf, kleidete sich an und ging zu ihrem Vetter Waraka I. Naufal, welcher Christ geworden war, die Heilige Schrift gelesen und manches von Juden und Christen gehört hatte, und erzählte ihm, was ich gesehen und gehört hatte.

Da rief Waraka: »Heilig! heilig! bei dem, in dessen Gewalt Warakas Seele ist, wenn Du mir die Wahrheit berichtest, so ist der größte Namus zu ihm gekommen, der auch dem Moses erschienen ist, und er ist der Prophet dieser Nation. Sage ihm, er soll standhaft sein.«

Chadidjeh kehrte Herauf zu Mohammed zurück, und hinterbrachte ihm, was Waraka gesagt hatte. Als die Andachtszeit vorüber war und Mohammed wieder heimkehrte und wie gewöhnlich zuerst den Tempel umkreiste, begegnete ihm Waraka, und sagte ihm: »Erzähle mir, was Du gesehen und gehört hast.« Als Mohammed es ihm erzählt hatte, sagte er: »Bei dem, in dessen Gewalt meine Seele ist, Du bist der Prophet dieser Nation und der größte Namus, der Moses erschienen ist, ist zu Dir gekommen. Man wird Dich einen Lügner nennen und mißhandeln und verbannen und bekämpfen. Wenn ich jene Zeit erlebe, so werde ich Allah in einer Weise beistehen, daß er mir es anerkennen wird.« Er neigte sich dann mit dem Haupte zu ihm und küßte ihn auf die Stirne, worauf Mohammed nach Hause ging. S.250-251
Aus: Die Söhne Gottes. Aus den Heiligen Schriften der Menschheit. Auswahl und Einleitungen von Gustav Mensching.(aus Ishak: Das Leben Mohammeds) R.Löwith . Wiesbaden

Mohammed verkündigt nur, was ihm offenbart wurde
Bei dem Stern, da er sinkt, Euer Gefährte irrt nicht und ist nicht getäuscht, noch spricht er aus Gelüst. Er ist nichts als eine geoffenbarte Offenbarung, die ihn gelehrt hat der Starke an Kraft, der Herr der Einsicht. Und aufrecht stand Er da im höchsten Horizont; alsdann nahte Er sich und näherte sich und war zwei Bögen entfernt oder näher und offenbarte Seinem Diener, was Er offenbarte. Nicht erlog das Herz, was er sah. Wollt ihr ihm denn bestreiten, was er sah?
Und wahrlich, er sah ihn ein andermal bei dem Lotosbaum, der äußersten Grenze, neben dem der Garten der Wohnung. Da den Lotosbaum bedeckte, was da bedeckte, nicht wich der Blick ab und ging drüber hinaus; wahrlich, er sah von den Zeichen seines Herrn die größten
. (Sure 53. 1-18)

Mohammed ist nur ein Mensch, der Allahs Offenbarungen empfangen durfte
Ein Freudenbote und ein Warner; doch die meisten von ihnen kehren sich ab und hören nicht.
Sprich: »Ich bin nur ein Mensch wie ihr; geoffenbart ward mir, daß euer Gott ein einiger Gott ist. So verhaltet euch wohl gegen Ihn und bittet Ihn um Verzeihung; und wehe den Götzendienern, welche nicht die Armenspende entrichten und ans Jenseits nicht glauben.«(Sure 41, 3,6-7)

Und Wir entsandten nur die Gesandten als Freudenverkünder und Warner, und wer da glaubt und sich bessert, keine Furcht kommt über sie und nicht sollen sie trauern. Jene aber, die Unsre Zeichen der Lüge zeihen, treffen wird sie die Strafe für ihre Freveltaten.
Sprich: »Nicht spreche ich zu euch: >Bei mir sind Allahs Schätze<, und nicht: >Ich weiß das Verborgene.< Auch spreche ich nicht zu euch: >Ich bin ein Engel<; ich folge nur dem, was mir geoffenbart ward.« Sprich: »Ist etwa gleich der Blinde dem Sehenden? Wollt ihr denn nicht in euch gehen?«
Und warne damit [Koran] jene, welche fürchten, versammelt zu werden zu ihrem Herrn, außer dem sie keinen Beschützer und Fürsprecher haben; vielleicht werden sie gottesfürchtig. (Sure 6, 48-51)

Siehe, der, welcher dir den Koran verordnet hat, bringt dich wahrlich zurück zur Stätte der Wiederkehr. Sprich: »Mein Herr weiß am besten, wer mit der Leitung kommt, und wer in offenkundigem Irrtum ist.«
Und nicht konntest du hoffen, daß dir das Buch gegeben würde, es sei denn aus Barmherzigkeit deines Herrn. Drum sei kein Helfer der Ungläubigen.
Und laß dich nicht abwendig machen von den Zeichen Allahs, nachdem sie zu dir herabgesendet worden; sondern lade ein zu deinem Herrn und sei keiner derer, die (Allah) Gefährten geben.
Und rufe nicht neben Allah einen andern Gott an. Es gibt keinen Gott außer Ihm. Alle Dinge vergehen außer seinem Angesicht. Ihm ist das Gericht, und zu Ihm kehrt ihr zurück. (Sure 28, 85-88)

Und so ihnen Unsre deutlichen Zeichen verkündet werden, sprechen diejenigen, welche auf Unsre Begegnung nicht hoffen: »Bring uns einen andern Koran als diesen oder ändre ihn ab.« Sprich: »Nicht steht es mir frei, ihn abzuändern aus eignem Antrieb. Ich folge nur dem, was mir offenbart wird. Siehe, ich fürchte, wenn ich wider meinen Herrn mich empöre, die Strafe eines gewaltigen Tages.«
Sprich:
»Hätte Allah es gewollt, so hätte ich ihn euch nicht verlesen und euch nicht damit belehrt. Und ich verweilte doch schon unter euch Jahre zuvor.« Begreift ihr denn nicht? (Sure 10, 15-16)

Das Buch der Wahrheit
Allah — es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Lebendigen, dem Ewigen.
Herabgesandt hat Er auf dich das Buch in Wahrheit [Koran], bestätigend, was ihm vorausging. Und herabsandte Er die Tora und das Evangelium zuvor als eine Leitung für die Menschen und sandte (nun) die Unterscheidung. Siehe die, welche Allahs Zeichen verleugnen, für sie ist strenge Strafe. Und Allah ist mächtig, ein Rächer. Siehe Allah — nicht ist Ihm verborgen ein Ding auf Erden und im Himmel. Er ist‘s, der euch bildet in den Mutterschößen, wie Er will. Es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Mächtigen, dem Weisen! Er ist‘s, der auf dich herabsandte das Buch. In ihm sind evidente [in und an sich klare] Verse, sie, die Mutter des Buches, und andre dunkle [Allegorien]. Diejenigen nun, in deren Herzen Neigung zum Irren ist, die folgen dem Dunkeln in ihm, im Trachten nach Spaltung und im Trachten nach seiner Deutung. Seine Deutung weiß jedoch niemand als Allah. Und die Festen im Wissen sprechen: »Wir glauben es; alles ist von unserm Herrn.« Aber nur die Verständigen beherzigen es. (Sure 3, 2-7)

Bei dem deutlichen Buch, siehe, Wir machten es zu einem arabischen Koran, auf daß ihr vielleicht begriffet. Und siehe, es ist in der Mutter der Schrift* bei Uns — wahrlich ein hohes, ein weises. Sollen Wir denn von euch die Ermahnung abwenden, weil ihr ein übertretend Volk seid? (Sure 43, 2-5)
* Das bei Gott aufbewahrte, seit Ewigkeit existierende Original des Korans.

Und so schwöre ich bei den Untergangsstätten der Sterne – und siehe, wahrlich, das ist ein großer Schwur, wenn ihr es wüßtet —, siehe, es ist wahrlich ein edler Koran in einem verborgenen Buch. Nur die Reinen sollen ihn berühren! Eine Hinabsendung von dem Herrn der Welten! Wollt ihr denn diese Kunde verschmähen? (Sure 65, 75-81)
Und demgemäß sandten Wir ihn als eine Vorschrift in arabischer Sprache nieder. Und wahrlich, wenn du ihrem Gelüste folgtest, nachdem das Wissen zu dir gekommen, so fändest du vor Allah weder einen Beschützer noch Behüter. (Sure13, 37)

Und demzufolge sandten Wir ihn als arabischen Koran nieder und durchsetzten ihn mit Drohungen, auf daß sie gottesfürchtig würden oder daß er Gedenken in ihnen zeitigte.
Und erhaben ist Allah, der König, die Wahrheit! Und übereile dich nicht mit dem Koran, bevor dir seine Offenbarung vollendet, und sprich: »Mein Herr, mehre mich an Wissen.« (Sure 20, 113-114)

Der Koran
Nach dem Tode des Propheten wurden die ihm angeblich vom Engel Gabriel mitgeteilten Offenbarungen teils aus mündlicher Überlieferung, teilweise auch nach Aufzeichnungen von Mohammeds Schreiber, durch Abu Bekr unter Mitwirkung von ’Omar aufgezeichnet und unter `Othman definitiv redigiert. Diese Sammlung, an Umfang noch hinter dem Neuen Testament zurückstehend, heißt der Koran (kor'ân, d. h. Rezitation) und bildet das heilige Religionsbuch des Islam. Er soll in der Urschrift von Ewigkeit her im siebenten Himmel vorhanden gewesen und nach der gesegneten »Nacht des Ratschlusses« seit 611 durch den Engel Gabriel nach und nach dem Propheten mitgeteilt worden sein. Der Koran besteht aus 114, weder chronologisch noch systematisch, sondern einfach (wie auch öfter in Indien geschieht) nach der abnehmenden Zahl der Verse geordneten Suren (Kapiteln), welche nicht nur Glaubens- und Sittenlehren, sondern auch zivilrechtliche und strafrechtliche, stellenweise sogar gesundheitliche Verordnungen enthalten und vieles aus der jüdischen und christlichen Literatur, zum Teil nicht ohne Missverständnisse, aufgenommen haben.

Ähnlich wie in Indien neben der Cruti zur Ergänzung die Smriti steht, bilden im Islam die im Koran übergangenen oder, undeutlich behandelten Fragen den Gegenstand des Hadîth (d. i. Tradition), von dem es sechs als kanonisch anerkannte Sammlungen gibt, und welcher, da er auf Wort und Brauch, d. h. der »Sunna« des Propheten beruht, in allen Fällen verbindlich ist, wo der Koran nicht ausreicht. Neben den Traditionen vom Propheten umfasst die S u n n a den namentlich in Medina überlieferten Brauch der Gemeinde und ist maßgebend für das Verhalten der Gläubigen. Den im Westen der islamischen Welt vertretenen Sunniten, so benannt, weil sie die Verbindlichkeit der Sunna anerkennen, stehen die vorwiegend in Persien und Indien zu findenden Schi'iten gegenüber, welche sich als die »Partei« (schi'a) des `Ali als des allein rechtmäßigen Nachfolgers des Propheten bezeichnen, weiterhin in viele Sekten auseinandergegangen sind, nur den Koran als verbindlich gelten lassen und nicht, wie der westliche Islam, die Suprematie des Sultan anerkennen, während sie auf einen künftigen Messias aus dem Geschlechte des `Ali unter dem Namen des Mahdi ihre Hoffnung setzen. Der Gegensatz zwischen Sunniten und Schi’iten hat in der christlichen Welt ein gewisses Analogon in der Spaltung zwischen der römisch-katholischen Kirche, welche neben der Schrift die Tradition und als Oberhaupt den Papst verehrt, und dem an Sekten reichen Protestantismus, welcher beides, Tradition und Papsttum, ablehnt.

Der Islam ist die einzige Religion, die von Allah anerkannt wird
Bezeugt hat Allah, daß es keinen Gott gibt außer Ihm: und die Engel und die Wissenden, stehen in Gerechtigkeit (verkünden:) »Es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Mächtigen, den Weisen.«
Siehe, die Religion bei Allah ist der Islam. Und die, denen die Schrift gegeben ward, waren nicht eher uneins, als nachdem das Wissen zu ihnen gekommen war — aus Neid aufeinander. Und wer die Zeichen Allahs verleugnet — siehe, Allah ist schnell im Rechnen,
Und so sie mit dir streiten, so sprich: »Ich habe mein Angesicht ergeben in Allah, und so, wer mir nachfolgt.«
Und sprich zu jenen, denen die Schrift gegeben ward, und zu den Unbelehrten: »Werdet ihr Muslime? Und so sie Muslime werden, sind sie geleitet; kehren sie sich jedoch ab, so liegt dir nur die Predigt ob. Und Allah schaut Seine Diener.
Und wer eine andre Religion als den Islam begehrt, nimmer soll sie von ihm angenommen werden, und im Jenseits wird er verloren sein.
Wie soll Allah ein Volk leiten, das ungläubig ward nach seinem Glauben und bezeugte, daß der Gesandte wahrhaft sei, und nachdem die deutlichen Zeichen zu ihnen kamen? Aber Allah leitet nicht das ungerechte Volk.
Sie — ihr Lohn ist, daß über sie der Fluch Allahs und der Engel und der Menschen insgesamt kommt.
Ewig bleiben sie in ihm; nicht wird ihnen erleichtert die Strafe und nicht werden sie angeschaut: Außer denen, die nach diesem umkehren und sich bessern. Denn siehe, Allah ist verzeihend und barmherzig.
(Sure 3, 19-21, 85-89)

Die fünf Grundpfeiler des Mohammedanismus
Im Gegensatz zum Brahmanismus und Judentum, welche (wenigstens nach der Theorie) keine Mission betreiben können, jener nicht, weil der Übergang aus der alle Menschen als solche befassenden Kaste der Cudras zu den brahmanischen Kasten nur auf dem Wege der Seelenwanderung möglich ist, das Judentum nicht, weil eben nur die Juden das auserwählte Volk Gottes sind, gibt es drei missionierende, die Bekehrung aller Menschen sich zum Ziel setzende Religionen, den Buddhismus, das Christentum und den Islam, nur dass selbst der Islam als geduldete Religionen im Abhängigkeitsverhältnis Christentum, Judentum und Sabiertum anerkennt.

Solche Mission treibenden Religionen mussten bestrebt. sein, für ihre Grundlehren eine möglichst kurze und allgemein verbindliche Form aufzustellen, und als solche bestehen für den Buddhismus die vier heiligen Wahrheiten, für das Christentum die drei Artikel des christlichen Glaubens und für den Mohammedanismus die fünf Pfeiler (arkân) des Islam. Diese, auf' welchen wie auf Grundpfeilern das ganze Gebäude der islamischen Religion ruht, sind:

1. die beiden Grunddogmen,
2. das Gebet,
3. das Almosengeben,
4. das Fasten und
5. die Pilgerfahrt nach Mekka.

1. Die beiden Grunddogmen des Mohammedanismus
lauten:

»es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet«. (Lá ilâha illâ, ’llâh, wa-Muhammadun rasûlu ’llâh.)

Im Gegensatze zum Christentum, dessen durch indogermanische Einflüsse befruchtete Erlösungslehre dem im Realismus befangenen Geiste der Semiten nicht zusagte, lässt sich der Islam auffassen als eine Reaktion und Rückwendung zu dem alttestamentlichen, starren und konsequenten Monotheismus.

Sein Gott Allâh (der Name ist schon vorislamisch) ist allwissend und allmächtig, dabei stark anthropomorphisch aufgefasst, einerseits als barmherzig, andererseits als zornmütig, rachsüchtig, grausam und listig. Er erbarmt sich wessen er will, und verhärtet wen er will; er hat, wenigstens nach einigen Koranstellen, denen andere widersprechen, alles prädestiniert, und dem Menschen bleibt nichts übrig, als demütig sich dem Willen Gottes zu fügen; das Wort Islâm bedeutet »Ergebung in Gott«.

Als seine Organe hat Allah gute und böse Geister (Dschinn), Engel und Teufel, der oberste der letztern ist der Satan, Iblîs genannt. Aus der jüdischen und christlichen Tradition nahm Mohammed die Lehre von der Auferstehung und dem jüngsten Gericht in krassester sinnlicher Form herüber, und der Koran schwelgt an vielen Stellen in der Schilderung der schrecklichen Höllenqualen, welche den Bösen, d. h. den Ungläubigen, bevorstehen, und der unaussprechlichen Herrlichkeit des Paradieses mit seinen blühenden Gärten, frischen Wassern, seinem Weine, der nicht berauscht, seinen schönen schwarzäugigen Mädchen, welches alles den Gläubigen erwartet, vor allen den, welcher im Kampfe für Allah und seinen Propheten gefallen ist. - [...]

Um seinen Willen den Menschen zu offenbaren, hat Allah ihnen Propheten gesandt; solche sind Adam, Noah, Abraham, Moses und Jesus, aber der letzte und höchste Prophet ist Mohammed; er und seine Nachfolger, die Chalifen, sind die geistlichen und zugleich weltlichen Beherrscher und sind berufen, die ganze Menschheit, wenn es nicht anders geht, mit Feuer und Schwert zum Islam zu bekehren.

2. Das Gebet (salât).
Fünfmal täglich fordert der Gebetsrufer von dem hohen Altan des Minaret aus die Gläubigen zum Gebete auf. Dann kann man sehen, wie die Muslims, wo sie sich immer befinden mögen, auf der Strasse, im Laden oder Bureau, auf dem Schiffe, ihren Teppich ausbreiten, auf demselben niederknien und, das Gesicht nach Mekka gerichtet, die vorgeschriebenen Gebetsformeln abmurmeln.

Von wannen du immer herauskommst, kehre dein Angesicht in der Richtung der heiligen Moschee; denn siehe, wahrlich es ist die Wahrheit von deinem Herrn, und Allah ist nicht achtlos eures Tuns.
Von wannen du immer herauskommst, kehre dein Antlitz in der Richtung der heiligen Moschee, und wo ihr immer seid, kehret euer Angesicht in der Richtung zu ihr, damit die Leute keinen Streitgrund wider euch haben, außer wider die Ungerechten unter ihnen. Fürchtet sie nicht, sondern fürchtet Mich; und ich will Meine Gnade gegen euch vollenden, und vielleicht werdet ihr geleitet. (Sure 2, 149-150)

O ihr, die ihr glaubt, wenn zum Gebet gerufen wird am Tag der Versammlung [Freitag], dann eilet zum Gedenken Allahs und lasset den Handel (ruhen). Das ist euch gut, so ihr es wisset.
Und wenn das Gebet beendet ist, dann zerstreut euch im Land und trachtet nach Allahs Huld. Und gedenket Allahs häufig, auf daß es euch vielleicht wohl ergehe.
Doch wenn sie eine Ware oder einen Zeitvertreib sehen, so zerstreuen sie sich zu ihm und lassen dich stehen. Sprich: »Was bei Allah ist, ist besser als ein Zeitvertreib oder eine Ware. Und Allah ist der beste Versorger.« (Sure 62, 9-11)

Sprich: »Rufet Ihn Allah an oder rufet Ihn an ar-Rahman — wie ihr ihn auch anrufen mögt. Sein sind die schönsten Namen. Und bete nicht zu laut und auch nicht zu leise, sondern halte den Weg dazwischen inne.«
Und sprich: »Gelobt sei Allah, der weder einen Sohn gezeugt noch einen Gefährten im Regiment hat, noch einen Beschützer aus Schwäche. Und rühme Seine Größe.« (Sure 17, 110-111)

Und verrichte das Gebet an den beiden Tagesenden und in der ersten Wache der Nacht.* Siehe, die guten Werke vertreiben die bösen. Dies ist eine Ermahnung für die Bedenkenden. (Sure 11, 114)
*In Mekka waren zunächst zwei Gebete und ein Nachtgebet festgesetzt worden, dazu kam in Medina das Nachmittagsgebet; wann die Zahl auf die heute üblichen fünf erhöht wurde, laßt sich schwer feststellen. Sie wird in der Legende mit der Himmelsreise des Propheten verbunden.

O ihr, die ihr glaubt, nähert euch nicht trunken dem Gebet (sondern wartet,) bis ihr wisset, was ihr sprechet, und auch nicht von Samen befleckt, es sei denn, ihr zöget des Weges, bis ihr euch gewaschen habt. Seid ihr krank oder auf einer Reise, oder es kommt einer von euch von der Senke, oder ihr habt die Weiber berührt und findet kein Wasser, so nehmt dafür guten Sand und reibet euer Gesicht und eure Hände ab; siehe, Allah ist nachsichtig und verzeihend. (Sure 4, 43)

Sprich: »Siehe, mein Gebet, meine Verehrung und mein Leben und mein Tod gehören Allah, dem Herrn der Welten«. (Sure 6, 162)

Die da Allahs gedenken im Stehen und Sitzen und (Liegen) auf ihren Seiten und nachdenken über die Schöpfung der Himmel und der Erde (und sprechen:) »Unser Herr, nicht umsonst hast Du dieses erschaffen. Preis Dir! Hüte uns vor der Feuerspein!
Unser Herr, siehe, wen Du ins Feuer führst, den stürzest Du in Schande, und die Ungerechten haben keine Helfer.
Unser Herr, siehe, wir hörten einen Rufer, der zum Glauben rief (und sprach:) »Glaubet an euern Herrn!« und so glaubten wir.
Unser Herr, und vergib uns drum unsre Sünden und bedecke unsre Missetaten und laß uns abscheiden mit den Frommen.
Unser Herr, und gib uns, was du uns verheißen durch deine Gesandten, und stürze uns nicht in Schande am Tag der Auferstehung. Siehe, Du brichst nicht dein Versprechen.« (Sure 3, 191-195)

Und sprich »Mein Herr, laß meinen Eingang und Ausgang wahrhaftig sein und gewähre mir deine helfende Macht.« (Sure 17, 80)

Und ihr Gebet wird sein in ihnen. »Preis Dir, o Allah!« und ihr Gruß in ihnen: »Frieden!«
Und das Ende ihres Gebets: »Das Lob sei Allah dem Weltenherrn!«
(Sure 10. 10-11)

3. Das Almosengeben (zakât)
besteht in einem von Staats wegen auferlegten Zehnten, ursprünglich zum Besten der Armen.

4. Das Fasten (sijâm)
im Monat Ramadân besteht darin, dass man sich, jedoch nur tagsüber, solange die Sonne am Himmel steht, der Nahrung und des Geschlechtsgenusses enthalten soll. Der Fastenbruch tritt ein, sobald der neue Mond wirklich gesehen ist.

Siehe, Wir haben ihn [Koran] in der Nacht al-Qadr geoffenbart. Und was lehrt dich wissen, was die Nacht al-Qadr ist? Die Nacht al-Qadr ist besser als tausend Monde. Hinabsteigen die Engel und der Geist in ihr mit ihres Herrn Erlaubnis zu jeglichem Geheiß. Frieden ist sie bis zum Aufgang der Morgenröte*. (Sure 97)
* In der Nacht al-Qadr (d. i. der Allmacht oder Herrlichkeit) brachte Gabriel den Koran aus dem siebenten Himmel hernieder. Sie ist eine der letzten fünf ungeraden Nächte des Monats Ramadan.

Der Monat Ramadân, in welchem der Koran herabgesandt wurde als eine Leitung für die Menschen und als Zeugnis der Leitung und Unterscheidung (furqan) — wer von euch den Mond sieht, der beginne das Fasten in ihm. Wer jedoch krank ist oder auf einer Reise, der (faste) eine (gleiche) Anzahl andrer Tage. Allah wünscht es euch leicht und nicht schwer zu machen, und daß ihr die Zahl (der Tage) erfüllt und Allah dafür, daß Er euch leitet, preist; und vielleicht seid ihr dankbar.
Und wenn dich Meine Diener nach Mir fragen, siehe, Ich bin nahe; Ich will antworten dem Ruf des Rufenden, so Er Mich ruft; doch sollen sie auch auf Mich hören und sollen an Mich glauben; vielleicht wandeln sie recht.
Erlaubt ist euch, zur Nacht des Fastens eure Weiber heimzusuchen. Sie sind euch ein Kleid, und ihr seid ihnen ein Kleid. Allah weiß, daß ihr euch selbst betrogt; doch kehrt Er sich zu euch und vergibt euch. Und jetzt ruhet bei ihnen und trachtet nach dem, was Allah euch vorschrieb. Und esset und trinket, bis ihr einen weißen Faden von einem schwarzen Faden in der Morgenröte unterscheidet. Alsdann haltet streng das Fasten bis zur Nacht und ruhet nicht bei ihnen, sondern verweilet in den Moscheen. Dies sind die Schranken Allahs; kommt ihnen nicht zu nahe. Also deutet Allah Seine Zeichen den Menschen; vielleicht werden sie gottesfürchtig.
(Sure 2, 186-187)

5. Die Pilgerfahrt nach Mekka (haddsch)
war eine Pflicht, für welche, bei der Schwierigkeit der Ausführung für entfernt Wohnende, ein Ersatzmann gestellt oder die Kosten für einen solchen an die Armen gegeben werden konnten. Jeder Muslim sollte wenigstens einmal in seinem Leben die Ka`ba in Mekka besucht haben; auf der Pilgerfahrt zu sterben, ist das Beste, was dem Menschen zuteil werden kann.

Und vollziehet die Pilgerfahrt und den Besuch* um Allahs willen; und so ihr behindert seid, dann bringt ein kleines Opfer dar. Und schert eure Häupter nicht eher, als bis das Opfer seine Opferstätte erreicht hat. Und wer von euch krank ist oder einen Schaden am Haupt hat, der leiste Ersatz dafür mit Fasten, einem Almosen oder einem Opfer. Und so ihr in Sicherheit seid, und wer verbindet den Besuch mit der Pilgerfahrt, bringe ein kleines Opfer dar. Wer aber nichts findet, der faste drei Tage während der Pilgerfahrt und sieben, wenn ihr zurückkehrt; das sind zehn im ganzen. Solches tue auch der, dessen Familie nicht die heilige Moschee aufsuchte. Und fürchtet Allah und wisset, daß Allah streng straft.
* Der Besuch, die ’umra, ist die kleine Pilgerfahrt, die aus dem siebenmaligen Umkreisen der Ka‘ba besteht, dem dann der siebenmalige Lauf zwischen den Hügeln Safa und Marwa zugefügt ist
Die (Zeit der) Pilgerfahrt (sind) die bekannten Monate. Wer sich in ihnen der Pilgerfahrt unterzieht, der enthalte sich des Beischlafs und des Unrechts und des Streites auf der Pilgerfahrt. Und was ihr Gutes tut, Allah weiß es. Und versorgt euch mit Zehrung; aber die beste Zehrung ist die Gottesfurcht. Und fürchtet Mich, ihr Verständigen. (Sure 2, 196-197)

Charakteristisch für den Ur-Islam ist die völlige Einheit von Kirche und Staat. Mohammed vereinigte in seiner Person die geistliche und die weltliche Herrschaft; er erstrebte für das in einzelne Stammverbände zersplitterte Arabien die Einheit des Glaubens und zugleich die Einheit der Nation, allerdings schwebte ihm das religiöse Ziel als eigentlicher Zweck vor, während ihm die nationale Einigung als das Mittel dazu erschien. Seine Nachfolger nennen sich Chalifen, d. h. »Stellvertreter« des Propheten. In der alten Zeit waren sie, wie er selbst, das religiöse wie das politische Oberhaupt der weiten, von ihnen eroberten Länder. S.394ff.
Aus: Paul Deussen, Allgemeine Geschichte der Philosophie mit besonderer Berücksichtigung der Religionen, Zweiter Band, Zweite Abteilung: Die Biblisch-Mittelalterliche Philosophie, Leipzig: F. A. Brockhaus. 1919

Das Wesen der mohammedanischen Frömmigkeit
Nicht besteht die Frömmigkeit darin, daß ihr eure Angesichter gen Westen oder Osten kehret; vielmehr ist fromm, wer da glaubt an Allah und den Jüngsten Tag und die Engel und die Schrift und die Propheten, und wer sein Geld aus Liebe zu Ihm ausgibt für seine Angehörigen und die Waisen und die Armen und den Sohn des Weges [Wandersmann] und die Bettler und die Gefangenen; und wer das Gebet verrichtet und die Armensteuer zahlt; und die, welche ihre Verpflichtungen halten, wenn sie sich verpflichtet haben, und standhaft sind in Unglück, Not und Drangsalszeit; sie sind‘s, die da lauter sind, und sie, sie sind die Gottesfürchtigen.
(Sure 2, 177)

Die Hauptgebote
Sprich: »Kommet her, verkünden will ich, was euer Herr euch verboten: Ihr sollt Ihm nichts an die Seite stellen, und den Eltern sollt ihr Gutes tun; und nicht sollt ihr eure Kinder aus Armut töten, Wir werden euch und sie versorgen; und nähert euch nicht Schändlichkeiten, den öffentlichen und geheimen; und tötet kein Leben, das Allah verwehrt hat, es sei denn mit gerechtem Grund [im Krieg mit den Ungläubigen]. Das hat Er euch geboten; vielleicht begreift ihr es.
Und kommt nicht dem Gut der Waise zu nahe außer um es zu mehren, bis sie herangewachsen; und gebet Maß und Waage in Gerechtigkeit. Wir beladen keine Seele über Vermögen. Und im Spruch seid gerecht, wäre es auch gegen einen Anverwandten, und haltet den Bund Allahs. Solches gebot Er euch, damit ihr es zu Herzen nähmet:
Und »dies ist Mein rechter Weg« so folget ihm und folget nicht den Pfaden (andrer), damit ihr nicht von Seinem Pfade getrennt werdet. Solches gebot Er euch, auf daß ihr Ihn fürchtetet.«
(Sure 6, 151-153)

Allah ist der eine allwissende, allmächtige und ewige Gott

Sprich: Er ist der eine Gott, der ewige Gott; er zeugt nicht und wird nicht gezeugt, und keiner ist Ihm gleich. (Sure 112)
Allah! es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Lebendigen, dem Ewigen! Nicht ergreift Ihn Schlummer und nicht Schlaf. Sein ist, was in den Himmeln und was auf Erden. Wer ist‘s, der da Fürsprache einlegt bei Ihm ohne Seine Erlaubnis? Er weiß, was zwischen ihren Händen ist und was runter ihnen, und nicht begreifen sie etwas von Seinem Wissen, außer was Er will. Weit reicht Sein Thron über die Himmel und die Erde, und nicht beschwert Ihn beider Hut. Denn Er ist der Hohe, der Erhabene. (Sure 2, 255)
Er ist Allah, außer dem es keinen Gott gibt; Er kennt das Verborgene und das Sichtbare. Er ist der Erbarmer, der Barmherzige.
Er ist Allah, außer dem es keinen Gott gibt; der König, der Heilige, der Friedenstifter, der Getreue, der Beschützer, der Mächtige, der Starke, der Hocherhabene. Preis sei Allah, (der erhaben ist) ob dem, was sie Ihm beigesellen. (
Sure 59, 22-23)

Allah der Schöpfer
Er ist Allah, der Schöpfer, der Erschaffer, der Bildner. Sein sind die schönsten Namen. Ihn preiset, was in den Him¬meln und auf Erden ist, denn Er ist der Mächtige, der Weise. (Sure 59, 24)

Erschaffen hat Er die Himmel und die Erde zur Wahrheit. Erhaben ist Er über das, was sie Ihm beigesellen.
Erschaffen hat Er den Menschen aus einem Samentropfen; und siehe, Er ist ein offenkundiger Krittler. Und die Tiere, Er erschuf sie für euch; sie liefern euch warme Kleidung und bringen euch Nutzen; und ihr esset von ihnen.
Und (Er erschuf) die Pferde und die Kamele und die Esel, auf daß ihr auf ihnen reitet, und zum Schmuck. Und Er erschuf, was ihr nicht kennet.
Er ist‘s, der euch von dem Himmel Wasser herniedersendet. Von Ihm ist der Trank und von Ihm sind die Bäume, unter denen ihr weidet.
Aufsprießen läßt Er euch durch dasselbe die Saat und den Ölbaum und die Palme und die Reben und allerlei Früchte. Siehe, hierin ist wahrlich ein Zeichen für nachdenkende Leute.
Und dienstbar machte Er euch die Nacht und den Tag; und die Sonne, der Mond und die Sterne sind (euch) dienstbar auf Sein Geheiß. Siehe, hierin ist wahrlich ein Zeichen für einsichtige Leute.
Und Er ist‘s, der das Meer (euch) dienstbar machte, daß ihr frisches Fleisch daraus esset und Schmuck daraus hervorholet, ihn anzulegen. Und du siehst die Schiffe es durchpflügen, und auf daß ihr suchet nach (den Gaben) Seiner Huld, und daß ihr vielleicht dankbar seid.
Und in die Erde warf Er die festgegründeten (Berge), daß sie nicht schwanke mit euch, und Flüsse und Pfade, zu eurer Leitung und Wegmarken; und durch die Sterne sind sie (auch) geleitet.
Und ist denn etwa der, welcher erschuf, gleich dem, der nicht erschuf? Bedenkt ihr denn nicht?
Aber jene, die sie außer Allah anrufen, erschaffen nichts, sondern sind erschaffen.
Tot sind sie, ohne Leben; und sie wissen nicht,
Wann sie erweckt werden. (Sure 16, 3-5, 8, 10-17, 20-22)

Allah bringt die Schöpfung hervor, alsdann läßt Er sie wiederkehren, alsdann müßt ihr zu Ihm zurück. . .
Und Preis sei Allah, so es euch Abend und Morgen ist.
Und Ihm sei das Lob in den Himmeln und auf Erden, und am Abend und zur Mittagszeit.
Er läßt das Lebendige aus dem Toten erstehen und läßt das Tote aus dem Lebendigen erstehen, und Er belebt die Erde nach ihrem Tode. Und demgemäß werdet ihr erstehen.
Und zu Seinen Zeichen gehört es, daß Er euch aus Staub erschaffen hat. Alsdann, siehe, wurdet ihr Menschen, die sich verbreiteten.
Und zu Seinen Zeichen gehört es, daß Er euch von euch selber Gattinnen erschuf, auf daß ihr ihnen beiwohnet, und Er hat zwischen euch Liebe und Barmherzigkeit gesetzt. Siehe, hierin sind wahrlich Zeichen für nachdenkende Leute.
Und zu Seinen Zeichen gehört die Schöpfung der Himmel und der Erde und die Verschiedenartigkeit eurer Zungen und eurer Farben. Siehe, hierin sind wahrlich Zeichen für alle Welt.
Und zu Seinen Zeichen gehört euer Schlaf in der Nacht und am Tage und euer Trachten nach Seiner Huld. Siehe hierin sind wahrlich Zeichen für hörende Leute.
Und zu Seinen Zeichen gehört es, daß Er euch den Blitz in Furcht und Hoffen zeigt, und daß Er Wasser vom Himmel hinabsendet und mit ihm die Erde nach ihrem Tode erweckt. Siehe, hierin sind wahrlich Zeichen für einsichtige Leute. Und zu Seinen Zeichen gehört es, daß Himmel und Erde auf Sein Geheiß (fest) stehen; alsdann, wenn Er euch ruft, hervorruft aus der Erde, dann erstehet ihr.
Und Sein ist, was in den Himmeln und auf Erden ist. Alles gehorcht Ihm. Und Er ist‘s, der die Schöpfung hervorbringt, alsdann läßt Er sie wiederkehren, was Ihm das leichteste ist. Und Sein ist das erhabenste Gleichnis in den Himmeln und auf Erden, und Er ist der Mächtige, der Weise. (Sure 30, 11, 1
7-27)

Das göttliche Licht
Allah ist das Licht der Himmel und der Erde. Sein Licht ist gleich einer Nische, in der sich eine Lampe befindet; die Lampe ist in einem Glase, und das Glas gleich einem flimmernden Stern. Es wird angezündet von einem gesegneten Baum, einem Ölbaum, weder vom Osten noch vom Westen, dessen Öl fast leuchtete, auch wenn es kein Feuer berührte Licht über Licht! Allah leitet zu Seinem Licht, wen Er will und Allah macht Gleichnisse für die Menschen, und Allah kennt alle Dinge. (Sure 24, 35)

Allein der allmächtige Wille Allahs bestimmt über Glauben und Unglauben
Siehe, diejenigen, wider welche das Wort deines Herrn gefällt ist, werden nicht glauben, auch wenn alle Zeichen zu ihnen kämen, bis sie die schmerzliche Strafe sehen. Und wenn nicht — einer Stadt, die geglaubt, hätte doch ihr Glauben gefrommt. Aber nur das Volk des Jonas befreiten Wir, als es geglaubt, von der Strafe der Schande in der irdischen Welt und gewährten ihm einen Nießbrauch für eine Zeit.
Und wenn dein Herr gewollt hätte, so würden alle auf der Erde insgesamt gläubig werden. Willst du etwa die Leute zwingen, gläubig zu werden?
Und keine Seele kann gläubig werden ohne Allahs Erlaubnis; und Seinen Zorn wird Er über die senden, welche nicht begreifen. (Sure 10, 96-100)

Und hätten Wir gewollt, wahrlich, Wir hätten jeder Seele ihre Leitung gegeben; jedoch soll das Wort von Mir wahr werden: »Wahrlich, erfüllen will Ich Dschahannam mit Dschinn und Menschen allzumal. (Sure 32, 13)

Und zu Hütern des Feuers setzten Wir allein Engel, und Wir machten ihre Anzahl nur zu einer Versuchung für die Ungläubigen, auf daß die, denen die Schrift gegeben, gewiß wären (in betreff der Wahrheit des Korans) und die Gläubigen zunähmen an Glauben, und daß diejenigen, denen die Schrift gegeben ward, und die Gläubigen nicht zweifeln, und daß diejenigen, in deren Herzen Krankheit ist, und die Ungläubigen sprechen: »Was will denn Allah mit diesem als Gleichnis?«
Also führt Allah irre, wen Er will, und leitet recht, wen Er will; und die Heerscharen deines Herrn kennt nur Er; und dies ist nur eine Mahnung für die Menschen. (Sure74, 31)

Wen Allah leitet, der ist der Geleitete, und wen Er irreführt, das sind die Verlorenen. Und wahrlich, Wir erschufen für Dschahannam [Hölle] viele der Dschinn [Geister] und Menschen. Herzen haben sie, mit denen sie nicht verstehen, Augen haben sie, mit denen sie nicht sehen, und Ohren haben sie, mit denen sie nicht hören; sie sind wie das Vieh, ja gehen noch mehr irre; sie sind die Achtlosen. (Sure7, 178-179)

Das Lob sei Allah, dem Schöpfer der Himmel und der die Engel zu Boten macht, versehen mir Flügeln in zu dritt und zu viert. Er fügt der Kreatur hinzu, was Er will; siehe, Allah hat Macht über alle Dinge. Was Allah auftut den Menschen an Barmherzigkeit, das kann niemand zurückhalten; und was Er zurückhält, kann niemand nach ihm entsenden. Denn Er ist der Mächtige, der Weise.
O ihr Menschen, gedenket der Gnade Allahs wider euch. Gibt es einen Schöpfer außer Allah, der euch vom Himmel und der Erde her versorgt? Es gibt keinen Gott außer Ihm; wie könnt ihr da abgewendet werden?
Und wenn sie dich der Lüge zeihen, so wurden schon Gesandte vor dir der Lüge geziehen, und zu Allah kehrten die Dinge zurück.
O ihr Menschen, siehe, Allahs Verheißung ist wahr, drum betrüge euch nicht das irdische Leben, und der Betrüger [Satan] betrüge euch nicht in betreff Allahs.
Siehe, der Satan ist euch ein Feind. So haltet ihn als einen Feind; er ladet nur seine Anhänger ein, um zu den Gesellen der »Flamme« [Hölle] zu gehören.
Die Ungläubigen — eine strenge Strafe trifft sie. Diejenigen aber, welche glauben und das Rechte tun — ihnen wird Verzeihung und großer Lohn.
Soll etwa der, dessen böse Handlungen so ausgeputzt werden, daß er sie für gut ansieht ...? Siehe, Allah leitet irre, wen Er will, und leitet recht, wen Er will. Laß drum die Seele in Seufzern für sie nicht hinschwinden. Siehe, Allah weiß, was sie tun. (Sure 35, 1-8)

Siehe, dies ist eine Ermahnung, und wer da will, der nimmt zu seinem Herrn einen Weg.
Doch könnt ihr nicht wollen, es sei denn, daß Allah will. Siehe Allah ist wissend und weise.
Er führt, wen Er will, in Seine Barmherzigkeit, und für die Ungerechten hat Er schmerzliche Strafe bereitet. (Sure 76, 29-31)


Die Weigerung Satans Adam zu verehren und der Sündenfall
Die den Bund Allahs nach seiner Aufrichtung brechen und zerschneiden, was Allah geboten hat verbunden zu sein, und auf der Erde Verderben anstiften, sie werden die Verlorenen sein.
Wie glaubet ihr nicht an Allah, wo ihr tot waret und Er euch lebendig machte? Alsdann wird Er euch töten, alsdann wird Er euch lebendig machen, alsdann kehrt ihr zu Ihm zurück.
Er ist‘s, der für euch alles auf Erden erschuf; alsdann stieg Er zum Himmel empor und bildete ihn zu sieben Himmeln; und Er hat Macht über alle Dinge.
Und als dein Herr zu den Engeln sprach: »Siehe, Ich will auf der Erde einen einsetzen an Meiner Statt«, da sprachen sie: »Willst Du auf ihr einen einsetzen, der auf ihr Verderben anstiftet und Blut vergießt? Und wir verkünden Dein Lob und heiligen Dich.« Er sprach: »Siehe, Ich weiß, was ihr nicht wisset.«
Und Er lehrte Adam aller Dinge Namen; dann zeigte Er sie den Engeln und sprach: »Verkündet mir die Namen dieser Dinge, so ihr wahrhaft seid.«
Sie sprachen: »Preis Dir, wir haben nur Wissen von dem, was Du uns lehrtest; siehe, Du bist der Wissende, der Weise.«
Er sprach: »O Adam, verkünde ihnen ihre Namen.« Und als er ihnen ihre Namen verkündet hatte, sprach Er: »Sprach Ich nicht zu euch: Ich weiß das Verborgene der Himmel und der Erde, und Ich weiß, was ihr offenkund tut und was ihr verberget?«
Und als Wir zu den Engeln sprachen: »Werfet euch nieder vor Adam«, da warfen sie sich nieder bis auf Iblis [Satan], der sich in Hoffart weigerte und einer der Ungläubigen ward.
Und Wir sprachen: »O Adam, bewohne du und dein Weib den Garten und esset von ihm in Hülle und Fülle, wo immer ihr wollt; aber nahet nicht jenem Baume, sonst seid ihr Ungerechte.«
Aber der Satan ließ sie aus ihm straucheln und vertrieb sie aus der Stätte, in der sie weilten. Und Wir sprachen: »Hinfort mit euch! Der eine sei des andern Feind; und auf der Erde sei euch eine Wohnung und ein Nießbrauch für eine Zeit.«
Und es empfing Adam von seinem Herrn Worte, und Er kehrte sich wieder zu ihm; denn siehe, Er ist der Vergeber, der Barmherzige. (Sure 2, 27-37)

Das irdische Leben ist nur ein Spiel zum Zeitvertreib
Und dieses irdische Leben ist nichts als ein Zeitvertreib und ein Spiel, und siehe, die jenseitige Wohnung ist wahrlich das Leben.
Wenn sie es doch wüßten!
(Sure 29, 64)

Die Verheißung des Paradieses
Das Bild des Paradieses, das den Gottesfürchtigen verheißen ward: durcheilt ist es von Bächen, und dauernd ist seine Speise und sein Schatten. Das ist der Lohn der Gottesfürchtigen; und der Lohn der Ungläubigen ist das Feuer. (Sure 13, 35)

Jede Seele wird den Tod schmecken; alsdann müßt in zu Mir zurück.
Und diejenigen, welche glauben und das Rechte tun, wahrlich, Wir wollen ihnen Behausung geben in Gärten mit Söllern, durcheilt von Bächen, ewig darinnen zu verweilen. Schön ist der Lohn der Wirkenden, die standhaft ausharren und auf ihren Herrn vertrauen.
(Sure 29, 57-59)

Zeichen des Endgerichts (Das Zusammenfalten)
Wenn die Sonne zusammengefaltet wird, und wenn die Sterne herabfallen, und wenn die Berge sich rühren, und die hochschwangeren Kamelstuten vernachlässigt werden, und wenn die wilden Tiere sich versammeln, und wenn die Meere anschwellen, und wenn die Seelen gepaart werden (mit ihren Leibern), und wenn das lebendig begrabene (Mädchen) gefragt wird, um welcher Sünde willen es getötet ward, und wenn die Seiten aufgerollt werden, und wenn der Himmel weggezogen wird, und wenn der Höllenpfuhl entflammt wird, und wenn das Paradies nahegebracht wird, dann wird jede Seele wissen, was sie getan hat.
Und ich schwöre bei den rücklaufenden Sternen, den eilenden und sich verbergenden, und bei der Nacht, wenn sie dunkelt, und dem Morgen, wenn er aufatmet, siehe, dies ist wahrlich das Wort eines edlen Gesandten, der begabt ist mit Macht bei dem Herrn des Thrones und in Ansehen steht, dem gehorcht wird und der getreu ist
[Erzengel Gabriel]. Und nicht ist euer Gefährte besessen; wahrlich er sah ihn am klaren Horizont, und er geizt nicht mit dem Verborgenen. Auch ist‘s nicht das Wort eines gesteinigten Satans. Drum, wohin geht ihr? Siehe, es ist nur eine Ermahnung für alle Welt, für jeden von euch, der den geraden Weg nehmen will. Doch werdet ihr nicht wollen, es sei denn, daß Allah will, der Herr der Welten. (Sure 81)

Das Endgericht (das Zerspalten)
Wenn der Himmel sich spaltet, und wenn sich die Sterne zerstreuen, und wenn sich die Wasser vermischen, und wenn die Gräber umgekehrt werden, dann weiß die Seele, was sie getan und unterlassen hat.
O Mensch, was hat dich von deinem hochsinnigen Herrn abwendig gemacht, der dich erschaffen, gebildet und geformt hat, in der Form, die Ihm beliebte, dich gefügt hat?
Fürwahr, und doch leugnet ihr das Gericht. Aber siehe, über euch sind wahrlich Hüter, edle, schreibende, welche wissen, was ihr tut.
Siehe, die Rechtschaffenen, wahrlich, in Wonne (werden sie wohnen,) und die Missetäter im Höllenpfuhl. Sie werden darinnen brennen am Tag des Gerichts und sollen nimmer aus ihm heraus.
Und was lehrt dich wissen, was der Tag des Gerichts ist? Wiederum, was lehrt dich wissen, was der Tag des Gerichts ist?
An jenem Tage wird eine Seele für die andre nichts vermögen, und der Befehl ist an jenem Tage Allahs. (Sure 82)


Stunde des Gerichts
Und an dem Tage, da sich die »Stunde« erhebt, werden die Sünder stumm vor Verzweiflung werden.
Und unter ihren »Gefährten« sollen sie keine Fürsprecher finden und sollen ihre Gefährten verleugnen.
Und an dem Tag, da sich die »Stunde« erhebt, an jenem Tage sollen sie voneinander getrennt werden.
Und was jene anlangt, welche glaubten und das Rechte taten — in einer Aue sollen sie Freuden finden; was aber jene anlangt, welche ungläubig waren und Unsre Zeichen und die Begegnung mit dem Jenseits der Lüge ziehen — der Strafe sollen sie überantwortet werden.
(Sure 30, 12-16)

Wenn die Eintreffende [Stunde des Gerichts] eintrifft, wird keiner ihr Eintreffen leugnen; eine Erniedrigende, Erhöhende!
Wenn die Erde in Beben erbebt, und die Berge in Staub zerstieben und gleich zerstreuten Atomen werden, werdet ihr drei Arten sein:

Die Gefährten der Rechten - was sind die Gefährten der Rechten? (selig!)

Und die Gefährten der Linken - was sind die Gefährten der Linken? (unselig!)

Und die Vordersten [auf Erden,] die Vordersten [auch im Paradiese.]
(Sure 56, 1-10)

Die Wonnen des Paradieses
Sie sind die (Allah) Nahegebrachten, in Gärten der Wonne. Eine Schar der Früheren und wenige der Spätern auf durchwobenen Polstern, sich lehnend auf ihnen einander gegenüber.
Die Runde machen bei ihnen unsterbliche Knaben mit Humpen und Eimern und einem Becher von einem Born. Nicht sollen sie Kopfweh von ihm haben und nicht das Bewußtsein verlieren. Und Früchte, wie sie sich erlesen, und Fleisch von Geflügel, wie sie‘s begehren, und großäugige Huris gleich verborgenen Perlen als Lohn für ihr Tun. Sie hören kein Geschwätz darinnen und keine Anklage der Sünde; nur das Wort: »Frieden! Frieden!«
Und die Gefährten der Rechten — was sind die Gefährten der Rechten? (selig!)
Unter dornenlosem Lotos und Bananen mit Blütenschichten und weitem Schatten und bei strömendem Wasser und Früchten in Menge, unaufhörlichen und unverwehrten, und auf erhöhten Polstern.
(Sure 56, 11-34)

Die Regenerierung der paradiesischen Jungfrauen durch eine besondere Schöpfung
Siehe, Wir erschufen sie in (besonderer) Schöpfung und machten sie zu Jungfrauen, zu liebevollen Altersgenossinnen für die Gefährten der Rechten, eine Schar der Früheren und eine Schar der Späteren. (Sure 56, 35-40)

Das Brennen im Höllenpfuhl
Und die Gefährten der Linken — was sind die Gefährten der Linken? (unselig!)
In Glutwind und siedendem Wasser und Schatten von schwarzem Rauch, nicht kühl und nicht angenehm.
Siehe, sie waren vordem üppig und beharrten in großem Frevel und sprachen:
»Wenn wir gestorben und Staub und Gebein worden, wahrlich, sollen wir dann erweckt werden? Und auch unsre Vorväter?«
Sprich: »Siehe, die Früheren und die Späteren, wahrlich, versammelt werden sie zum Zeitpunkt eines bestimmten Tages.«
Alsdann siehe, ihr Irrenden und ihr Leugner, wahrlich, essen sollt ihr von dem Baume Zaqqum und füllen von ihm die Bäuche und darauf trinken von siedendem Wasser, und sollet trinken wie dursttolle Kamele.
Das ist eure Bewirtung am Tag des Gerichts. Wir erschufen euch, und warum wollt ihr nicht glauben? Was meint ihr? Was euch an Samen entfließt, habt ihr es erschaffen oder erschufen Wir es?
Wir haben unter euch den Tod verhängt, doch sind Wir nicht daran verhindert, daß Wir euch durch euresgleichen ersetzen und euch (neu) erschaffen, wie ihr es nicht wisset.

Und wahrlich, ihr kennet die erste Schöpfung, warum laßt ihr euch da nicht ermahnen?
Und betrachtet ihr, was ihr säet? Lasset ihr es wachsen oder Wir? Wenn Wir wollten, wahrlich, Wir machten es zu Bröckeln, daß ihr euch verwundern solltet:

»Siehe, wir haben uns Kosten gemacht, doch ist uns (die Ernte) verwehrt.«
Und betrachtetet ihr das Wasser, das ihr trinkt? Habt ihr es aus den Wolken herabgesandt oder Wir? Wenn Wir es wollten, Wir machten es bitter — und warum danket ihr nicht?
Und betrachtetet ihr das Feuer, das ihr reibt? Habt ihr seinen Baum erschaffen oder Wir?
Wir haben ihn zu einer Mahnung gemacht und zu einem Nießbrauch für die Bewohner der Wüste. Drum preise den großen Namen deines Herrn. Und so schwöre Ich bei den Untergangsstätten der Sterne — und siehe, wahrlich, das ist ein großer Schwur, wenn ihr es wüßtet —, siehe, es ist wahrlich ein edler Koran in einem verborgenen Buch.
Nur die Reinen sollen ihn berühren! Eine Hinabsendung von dem Herrn der Welten!
Wollt ihr denn diese Kunde verschmähen? Und wollt ihr es euer täglich Brot machen, daß ihr sie der Lüge zeiht? Und wie? Wenn (die Seele des Sterbenden) zum Schlund steigt, und ihr zu jener Zeit Zuschauer, während Wir euch näher sind, obgleich ihr es nicht seht - warum, wenn ihr nicht gerichtet werdet, bringt ihr sie nicht wieder (in den Leib,) so ihr wahrhaftig seid? Aber sei es, daß er einer der (Allah) Nahegebrachten ist — dann Ruhe und Versorgung und der Garten der Wonne!

Oder daß er einer der Gefährten der Rechten ist — dann »Frieden dir!« von den Gefährten der Rechten!
Oder daß er einer der Leugner ist, Der Irrenden — dann Bewirtung von siedendem Wasser und Brennen im Höllenpfuhl!
Siehe, dies ist wahrlich gewisse Wahrheit. Drum preise den Namen deines großen Herrn!
(Sure 56, 41-96)

Mohammeds Verkündigung der Auferstehung stößt auf Zweifel
»Wer belebt die Gebeine, wenn sie verfault sind?«
Sprich: »Leben wird ihnen der geben, welcher zum erstenmal erschuf, denn Er kennt jegliche Schöpfung; der für euch aus dem grünen Baum Feuer machte, und siehe, ihr macht Feuer mit ihm an.«Ist nicht der, welcher die Himmel und die Erde erschuf, mächtig genug, euresgleichen zu erschaffen? Ja, Er ist der wissende Schöpfer. Sein Befehl ist nur, wenn Er ein Ding will, daß Er zu ihm spricht »Sei!« und es ist. (Sure 37, 78-82)

Und sie sprechen. »Wenn wir Gebeine geworden sind und Staub, sollen wir dann etwa zu einer neuen Schöpfung erstehen?«
Sprich: »Wäret ihr auch Stein oder Eisen oder sonst welches Erschaffene, das euch schwer dünkt (erweckt zu werden) Und sie werden sprechen: »Wer wird uns zurückbringen?« Sprich: »Er, der euch das erste Mal erschuf.« Und dann werden sie das Haupt wider dich schütteln und sprechen: »Wann geschieht‘s?«
Sprich: »Vielleicht geschieht‘s bald.« (Sure17, 4951)

Und sie sprechen: » Dies ist nichts als offenkundige Zauberei. Wenn wir tot sind und Staub und Gebein worden, wir dann etwa wieder erweckt werden?
Und etwa auch unsre Vorväter?«

Sprich: »Jawohl; und ihr sollt gedemütigt sein.« (Sure 37, 16-18)

Und sie sprechen: »Es gibt nur unser irdisches Leben. Wir sterben und wir leben, und nur die Zeit vernichtet uns.« Sie haben aber davon kein Wissen, sie vermuten nur. Und wenn ihnen Unsre deutlichen Zeichen verlesen werden, so ist ihr Einwand nur der, daß sie sprechen: »Bringt unsre Väter her, so ihr wahrhaftig seid.«
Sprich: »Allah macht euch lebendig, alsdann tötet Er euch, alsdann versammelt Er euch zum Tag der Auferstehung.« Kein Zweifel ist daran, jedoch wissen es die meisten Menschen nicht. (Sure 45, 24-26)

Und es sprachen die Häupter seines Volkes, die nicht glaubten und welche die Begegnung des Jenseits für eine Lüge hielten und die Wir im irdischen Lehen reich versehen hatten: »Das ist nur ein Mensch gleich euch; er isset von dem, was ihr esset, und trinket von dem, was ihr trinket. Und wenn ihr einem Menschen gleich euch gehorchet, siehe, dann seid ihr wahrlich verloren. Verkündet er euch, daß ihr, wenn ihr tot seid und Staub und Gebein worden, wieder erstehen werdet? Hinweg, hinweg mit dieser Verheißung! Es gibt nur unser irdisches Leben; wir sterben und wir leben und werden nicht erweckt. Es ist nur ein Mensch, der eine Lüge wider Allah ersonnen hat, und wir glauben ihm nicht.« (Sure 23, 33-38)

Das mohammedanische Verhältnis zu Juden und Christen
O ihr, die ihr glaubt, nehmt euch nicht die Juden und Christen zu Freunden; sie sind untereinander Freunde, und wer von euch sie zu Freunden nimmt, siehe, der ist von ihnen. Siehe, Allah leitet nicht ungerechte Leute. (Sure 5, 51)

Wahrlich, du wirst finden, daß unter allen Menschen die Juden und die, welche Allah Götter zur Seite stellen [Heiden], den Gläubigen am meisten feind sind, und wirst finden. daß den Gläubigen diejenigen, welche sprechen: »Wir sind Nazarener« [Christen], am freundlichsten gegenüberstehen. Solches, dieweil unter ihnen Priester und Mönche sind, und weil sie nicht hoffärtig sind. (Sure 5, 51-82)

Und streitet nicht mit dem Volk der Schrift [Juden und Christen], es sei denn in bester Weise, außer mit jenen von ihnen, die ungerecht handelten; und sprechet: »Wir glauben an das, was zu uns herabgesandt ward und herabgesandt ward zu euch; und unser Gott und euer Gott ist ein einiger Gott, und Ihm sind wir ergeben.« (Sure 29, 46)

Kämpfet wider jene von denen, welchen die Schrift gegeben ward, die nicht glauben an Allah und an den Jüngsten Tag und nicht verwehren, was Allah und Sein Gesandter erwehrt haben, und nicht bekennen das Bekenntnis der Wahrheit, bis sie den Tribut aus der Hand gedemütigt entrichten. (Sure 9, 39)

Der mohammedanische Monotheismus ist die reinste Form der Eingötterei.
Der Islam (oder der mohammedanische Monotheismus) ist die jüngste und zugleich die reinste Form der Eingötterei. Als der junge Mohammed frühzeitig den polytheistischen Gottesdienst seiner arabischen Stammesgenossen verachten und das Christentum der Nestorianer kennen lernte, eignete er sich zwar deren Grundlehren im allgemeinen an; er konnte sich aber nicht entschließen, in Christus etwas anderes zu erblicken als einen Propheten, gleich Moses. Im Dogma der Dreieinigkeit fand er nur das, was bei unbefangenem Nachdenken jeder vorurteilsfreie Mensch darin finden muß, einen widersinnigen Glaubenssatz, der weder mit den Grundsätzen unserer Vernunft vereinbar noch für unsere religiöse Erhebung von irgendwelchem Werte ist. Die Anbetung der unbefleckten Jungfrau Maria als der »Mutter Gottes« betrachtete er mit Recht ebenso als eitle Götzendienerei wie die Verehrung von Bildern und Bildsäulen. Je länger er darüber nachdachte, und je mehr er nach einer reineren Gottesvorstellung hinstrebte, desto klarer wurde ihm die Gewißheit seines Hauptsatzes: »Gott ist der alleinige Gott«; es gibt keine anderen Götter neben ihm. Allerdings konnte auch Mohammed sich von dem Anthropomorphismus der Gottesvorstellung nicht frei machen. Auch sein alleiniger Gott blieb ein idealisierter, allmächtiger Mensch, ebenso wie der strenge, strafende Gott des Moses, ebenso wie der milde, liebende Gott des Christus. Aber trotzdem müssen wir der mohammedanischen Religion den Vorzug lassen, daß sie auch im Verlaufe ihrer historischen Entwicklung und der unvermeidlichen Abartung den Charakter des reinen Monotheismus viel strenger bewahrte als die mosaische und die christliche Religion. (S.362-363)
Kröner Stuttgart, Kröners Taschenausgabe Band 1, Ernst Haeckel, Die Welträtsel. Gemeinverständliche Studien über monistische Philosophie. Mit einer Einleitung von Iring Fetscher
©1984 by Alfred Kröner Verlag in Stuttgart Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Alfred Kröner Verlages, Stuttgart

Mohammeds totale Ablehnung der Trinität
Wahrlich, ungläubig sind, die da sprechen: »Siehe, Allah ist ein dritter von drei.«
Aber es gibt keinen Gott denn einen einigen Gott. Und so sie nicht ablassen von ihren Worten, wahrlich, so wird den Ungläubigen unter ihnen schmerzliche Strafe.

Wollen sie denn nicht umkehren zu Allah und Ihn um Verzeihung bitten? Und Allah ist verzeihend und barmherzig. (Sure 5, 73-74)

Volk der Schrift, überschreitet nicht euern Glauben und sprechet von Allah nur die Wahrheit. Der Messias Jesus, der Sohn der Maria, ist der Gesandte Allahs und Sein Wort, das Er in Maria legte, und Geist von Ihm. So glaubet an Allah und an Seinen Gesandten und sprechet nicht: »Drei.« Stehet ab davon, gut ist‘s euch. Allah ist nur ein einiger Gott; Preis Ihm, daß Ihm sein sollte ein Sohn! Sein ist, was in den Himmeln und was auf Erden, und Allah genügt als Beschützer.
Nimmer ist der Messias zu stolz, ein Diener Allahs zu sein, und nicht auch die nahestehenden Engel.
(Sure 4, 171-172)

Allah hat keinen Sohn gezeugt
Und sprich: »Gelobt sei Allah, der weder einen Sohn gezeugt noch einen Gefährten im Regiment hat, noch einen Beschützer aus Schwäche. Und rühme Seine Größe.«(Sure 17, 111)

Und um jene zu warnen, die da sprechen, Allah habe einen Sohn gezeugt, wovon weder ihnen noch ihren Vätern Wissen ward. Ein schlimmes Wort, das aus ihrem Munde kommt! Sie sprechen nichts als Lüge. (Sure 18, 4-5)

Und sie sprechen: »Gezeugt hat der Erbarmer einen Sohn.« Wahrlich, ihr behauptet ein ungeheuerlich Ding. Fast möchten die Himmel darob zerreißen, und die Erde möchte sich spalten, und es möchten die Berge stürzen in Trümmer, daß sie dem Erbarmer einen Sohn beilegen, dem es nicht geziemt, einen Sohn zu zeugen. Keiner in den Himmeln und auf Erden darf sich dem Erbarmer anders nahen wie als Sklave. (Sure 19, 88-92)

Die Jungfrauengeburt
Er sprach: »Ich bin nur der Gesandte deines Herrn, um dir einen reinen Knaben zu bescheren.«

Sie sprach: »Woher soll mir ein Knabe werden, wo mich kein Mann berührt hat und ich keine Dirne bin?«

Er sprach: »Also sei‘s! Gesprochen hat dein Herr: >Das ist Mir ein Leichtes<; und Wir wollen ihn zu einem Zeichen für die Menschen machen und einer Barmherzigkeit von Uns. Und es ist eine beschlossene Sache.«

Und so empfing sie ihn und zog sich mir ihm an einen entlegenen Ort zurück. Und es überkamen sie die Wehen an dem Stamm einer Palme. Sie sprach:»O daß ich doch zuvor gestorben und vergessen und verschollen wäre!«

Und es rief jemand unter ihr: »Bekümmere dich nicht; dein Herr hat unter dir ein Bächlein fließen lassen; und schüttele nur den Stamm des Palmbaums zu dir, so werden frische reife Datteln auf dich fallen. So iß und trink und sei kühlen Auges, und so du einen Menschen siehst, so sprich: >Siehe, ich habe dem Erbarmer ein Fasten gelobt; nimmer spreche ich deshalb heute zu irgend jemand.<«

Und sie brachte ihn zu ihrem Volk, ihn tragend. Sie sprachen: »O Maria, fürwahr, du hast ein sonderbares Ding getan! O Schwester Aarons, dein Vater war kein Bösewicht und deine Mutter keine Dirne.«

Und sie deutete auf ihn. Sie sprachen:
»Wie sollen wir mit ihm, einem Kind in der Wiege, reden?«

Er [Jesus] sprach: »Siehe, ich bin Allahs Diener. Gegeben hat Er mir das Buch, und Er machte mich zum Propheten. Und Er machte mich gesegnet, wo immer ich bin, und befahl mir Gebet und Almosen, solange ich lebe, und Liebe zu meiner Mutter; und nicht machte Er mich hoffärtig und unselig. Und Frieden auf den Tag meiner Geburt und den Tag, da ich sterbe, und den Tag, da ich erweckt werde zum Leben!«

Dies ist Jesus, der Sohn der Maria — das Wort der Wahrheit, das sie bezweifeln. Nicht steht es Allah an, einen Sohn zu zeugen. Preis Ihm! Wenn Er ein Ding beschließt, so spricht Er nur zu ihm: »Sei!« und es ist. (Sure 19, 19-35)

Jesus ist nicht mehr als ein Prophet unter Propheten
Nicht ist der Messias, der Sohn der Maria, etwas andres als ein Gesandter; vorausgingen ihm Gesandte, und seine Mutter war aufrichtig. Beide aßen Speise. Schau, wie Wir ihnen die Zeichen deutlich erklären! Alsdann schau, wie sie sich abwenden. (Sure 5, 79)

Und da Jesus, der Sohn der Maria, sprach: »O ihr Kinder Israel, siehe, ich bin Allahs Gesandter an euch, bestätigend die Tora, die vor mir war, und einen Gesandten verkündigend, der nach mir kommen soll, des Name Ahmad* ist.« Doch da er zu ihnen mit den deutlichen Zeichen kam, sprachen sie: »Das ist ein offenkundiger Zauberer.« (Sure 61, 6)
*Ahmad bedeutet wie Muhammad »Der Gepriesene«. Der Vers deutet hier auf den Paraklet hin, den Jesus verhieß.
Volk der Schrift, überschreitet nicht euern Glauben und sprechet von Allah nur die Wahrheit. Der Messias Jesus, der Sohn der Maria, ist der Gesandte Allahs und Sein Wort, das Er in Maria legte, und Geist von Ihm. So glaubet an Allah und an Seinen Gesandten und sprechet nicht: »Drei.« Stehet ab davon, gut ist‘s euch. Allah ist nur ein einiger Gott; Preis Ihm, daß Ihm sein sollte ein Sohn! Sein ist, was in den Himmeln und was auf Erden, und Allah genügt als Beschützer. Nimmer ist der Messias zu stolz, ein Diener Allahs zu sein, und nicht auch die nahestehenden Engel. (Sure 4, 171-172)

Jesus ist nicht gekreuzigt worden
Und weil sie sprachen: »Siehe, wir haben den Messias Jesus, den Sohn der Maria, den Gesandten Allahs, ermordet« — doch ermordeten sie ihn nicht und kreuzigten ihn nicht, sondern einen ihm ähnlichen*—... (darum verfluchten Wir sie). Und siehe, diejenigen, die über ihn uneins sind, sind wahrlich im Zweifel in betreff seiner. Sie wissen nichts von ihm, sondern folgen nur Meinungen; und nicht töteten sie ihn in Wirklichkeit, sondern es erhöhte ihn Allah zu Sich; und Allah ist mächtig und weise. (Sure 4, 157-158)
*Dies ist auch die Lehre der Gnostiker

Mohammed der Krieger
[Seine religiösen Anschauungen] entwickelten sich, angeblich seit seinem vierzigsten Jahre, nach neuem Forschungen jedoch erheblich früher, unter dem Einflusse von Visionen und Eingebungen zu einem strengen und starren Monotheismus, für welchen er zunächst außer seiner Gattin nur wenige Anhänger, seinen Neffen und Schwiegersohn Ali, seinen nachmaligen Schwiegervater Abu Bekr, seinen Sklaven und spätern Adoptivsohn Zaid fand, während zwar das geringe Volk sich seiner Lehre zuneigte, die bessern Stände aber ihn teils verlachten, teils von seiner Anfeindung des in Mekka herrschenden und für viele andere Stämme tonangebenden Polytheismus eine Störung der Handelsverbindungen ihrer Stadt befürchteten. Die daraus entspringenden Anfeindungen und Bedrückungen veranlassten Mohammed schließlich, mit seinem Anhange Mekka zu verlassen und nach dem 300 Kilometer nördlich von Mekka und mehr als dieses landeinwärts liegenden Jathrib überzusiedeln, von wo seine Mutter stammte, und wohin er schon früher einmal als Schiedsrichter zwischen streitenden Stämmen berufen worden war.

Das Datum dieser von den Mohammedanern die Hedschra (d. i. Sezession) genannten Übersiedlung ist der 16. Juli 622, mit welchem die Mohammedaner ihre Zeitrechnung (nach Mondjahren) beginnen. In Jathrib, später wohl Mohammed zu Ehren Medina, als »die Stadt des Propheten« (medinat al-nabi) genannt, heiratete er nach dem Tode der Chadidscha mehrere andere Weiber, unter ihnen die Aischa, Tochter seines Freundes Abu Bekr. Allmählich erstarkte sein Anhang so weit, dass er gegen Mekka feindlich vorgehen konnte; nach einigen teils glücklichen, teils unglücklichen Wendungen erreichte er zunächst 629 das Recht der Pilgerfahrt zu den Heiligtümern der Ka’ba, und schließlich 630 an der Spitze seiner Gläubigen die Übergabe der Stadt.

Zum Herrscher der Stadt geworden, zerstörte er die in der Ka’ba aufgestellten Götzenbilder und machte dieselbe sowie den heiligen, in ihrer Südostwand eingemauerten »schwarzen Stein«, einen alten Fetisch, zum Mittelpunkte der neuen Religion. Die Kapitulation Mekkas und weitere kriegerische Erfolge Mohammeds bewirkten, dass alle Hauptstämme der Halbinsel sich ihm und seiner Lehre unterwarfen. Nach Medina zuriickgekehrt, empfing er von überall her die Huldigungen der arabischen Stämme als der Gesandte Allahs und bereitete schon einen Kriegszug gegen das Byzantinische Reich vor, als er, von einem schweren Fieber heimgesucht, am 8. Juni 632 in den Armen seiner Lieblingsgattin Aischa starb und in deren Hütte begraben wurde, neun Weiber als seine Witwen hinterlassend. S.393f.
Aus: Paul Deussen, Allgemeine Geschichte der Philosophie mit besonderer Berücksichtigung der Religionen, Zweiter Band, Zweite Abteilung: Die Biblisch-Mittelalterliche Philosophie, Leipzig: F. A. Brockhaus. 1919


Der heilige Krieg Dschihad
Und bekämpft in Allahs Pfad, wer euch bekämpft; doch übertretet nicht siehe, Allah liebt nicht die Übertreter.
Und erschlagt sie, wo immer ihr auf sie stoßt, und vertreibt sie, von wannen sie euch vertrieben; denn Verführung ist schlimmer als Totschlag.
Bekämpft sie jedoch nicht bei der heiligen Moschee, es sei denn, sie bekämpften euch in ihr. Greifen sie euch jedoch an, dann schlagt sie tot. Also ist der Lohn der Ungläubigen. So sie jedoch ablassen, siehe, so ist Allah verzeihend und barmherzig.
Und bekämpfet sie, bis die Verführung aufgehört hat, und der Glauben an Allah da ist. Und so sie ablassen, so sei keine Feindschaft, außer wider die Ungerechten. Der heilige Monat — für den heiligen Monat und (für) die heiligen Stätten Vergeltung! Wenn sich einer wider euch erhebt, erhebt euch wider ihn, sowie er sich wider euch erhob, und fürchtet Allah und wisset, daß Allah mit den Gottesfürchtigen ist.
(Sure2, 190-194)

Als dein Herr den Engeln offenbarte: »Ich bin mit euch, festigt drum die Gläubigen. Wahrlich in die Herzen der Ungläubigen werfe Ich Schrecken. So haut ein auf ihre Hälse und haut ihnen jeden Finger ab.« Solches, darum daß sie gegen Allah und Seinen Gesandten widerspenstig waren. Wer aber widerspenstig gegen Allah und Seinen Gesandten ist — siehe, so ist Allah streng im Strafen.
Dies ist für euch; schmecket es denn, und für die Ungläubigen ist die Feuerspein. O ihr, die ihr glaubt, so ihr auf die schlachtbereiten Ungläubigen stoßet, so wendet ihnen nicht den Rücken. Und wer ihnen an jenem Tage den Rücken kehrt, außer, er wende sich ab zum Kampf oder zum Anschluß zu einem Trupp, der hat sich Zorn von Allah zugezogen und seine Herberge ist Dschahannam [Hölle], und schlimm ist die Fahrt (dorthin).
Und nicht erschlugt ihr sie, sondern Allah erschlug sie; und nicht warfst du, als du warfst, sondern Allah warf. Und prüfen wollte Er die Gläubigen mit einer schönen Prüfung von Ihm. Siehe, Allah ist hörend und wissend. Solches geschah, damit Allah die List der Ungläubigen schwächte. (Sure 8, 12-18)

Die mohammedanischen Eroberungszüge
Da Mohammed keine männlichen Nachkommen hinterließ auch keinen Nachfolger bestimmt hatte, so gelangte zunächst sein Schwiegervater Abu Bekr (632—634), der Vater der ’Aischa zur Regierung, behauptete sich mit Glück gegen die in Arabien ausgebrochenen Aufstände und war eben im Begriff, seine Heere gegen Syrien zu senden, als er schon nach zweijähriger Regierung starb. Ihm folgte ’Omar (634—644), gleichfalls ein Schwiegervater des Propheten, tatkräftig, streng und von einfacher, patriarchalischer Lebensweise, welcher, während er selbst in Medina am Grabe des Propheten weilte, das Chalifenreich nicht nur innerlich organisierte, sondern auch nach außen über weite Länder ausdehnte, indem seinen siegreichen Feldherren, Chalid (dem »Schwerte Gottes«), Sa’d und ’Amr, 636 Persien, 638 Syrien und 642 Ägypten leichter Hand, vergleichbar überreifen und schon am Baume faulenden Früchten, zur Beute fielen. Nach seiner Ermordung folgte der schwache und von seinen Verwandten beherrschte ’Othman (644—656), ein Schwiegersohn des Propheten, und nach¬dem dieser von der Partei der Eiferer gestürzt und ermordet war, wurde in Medina dem ’Ali (656—661), dem Neffen des Propheten und Gemahl seiner Lieblingstochter Fatima, gehuldigt. Gegen ihn empörte sich Mu‘awija, der Statthalter von Syrien, ein Urenkel des Omaija, eines Verwandten des Propheten, und gründete, die Residenz, nach Damaskus verlegend, die Dynastie der Qmaijaden (661-750), unter welchen das Chalifenreich nach der Eroberung vou Karthago (697) über das ganze nördliche Afrika und nach dem Siege am Wadi Bekka (711) fast über das ganze Spanien sich ausdehnte, bis Karl Martell durch den Sieg bei Tours und Poitiers 732 seinem weitern Vordringen nach Norden eine Grenze setzte. Die wegen ihrer weltlichen Tendenzen den Strenggläubigen verhasste Dynastie der Omaijaden wurde nach der blutigen Schlacht am Flusse Zab, einem Nebenfluss des Tigris (749), gestürzt, und das Chalifat ging auf die von ’Abbas, einem Oheim des Propheten, sich herleitende Dynastie der ’Abbasiden (750—1258) über, welche 763 Bagdad zu ihrer Residenz ausbauten, und in deren Periode unter Herrschern wie Hârun al-Raschid (786 - 809) und seinen Nachfolgern die mohammedanische Kultur in Kunst und Wissenschaft emporblühte. Im weitern Verlauf aber verfiel die weltliche Macht der ’abbasidischen Herrscher, die Statthalter der einzelnen Provinzen machten sich selbständig, und 1258 wurde Bagdad durch einen Enkel des Mongolen Dschengis-Chan erobert und dadurch der Dynastie der ’Abbasiden nach fünfhundertjährigem Bestehen ein Ende bereitet.

Schon längst war infolge der Erschlaffung der Zentralgewalt in Bagdad und der Bestrebungen der Statthalter in den einzelnen Provinzen, sich unabhängig zu machen, das große Chalifenreich in eine Anzahl selbständiger Herrschaften zerfallen; schon der jüngste Sohn Hârun al-Raschids gründete eine als Leibgarde dienende türkische Truppe; allmählich beginnen diese Söldner eine politische Rolle zu spielen; ihnen folgen türkische Horden, unter ihnen namentlich die nach ihrem Führer Seldschuk (um das Jahr 1000) sich nennenden türkischen Seldschuken. Ein Zweig derselben, die Os¬manen, der im westlichen Kleinasien (in Eskischehir, dem alten Dorylaeum) festen Fuß gefasst hatte, bedrohte mit Hilfe der von ihnen gebildeten und wohlorganisierten Streitmacht der Janitscharen das immer mehr eingeengte, schließlich nur noch auf Konstantinopel und seine Umgebung beschränkte Byzantinische Reich, bis auch dieses nach fünfzigtägigem, hartnäckigem Kampfe am 29. Mai 1453 erstürmt und dadurch dem Oströmischen Reiche ein Ende gemacht wurde. Bald darauf wurden auch die Inseln des Ägeischen Meeres und das griechische Festland von den Türken erobert.

Der umgekehrte Prozess spielte sich in Spanien ab, welches unter der Herrschaft der Omaijaden zu großer Blüte gelangt war, während sich im Norden, in Asturien, Leon und Navarra, kleine christliche Reiche bildeten. Diesen gelang es unter fortwährenden Kämpfen, in welchen die von der Sage verherrlichte Gestalt des von den Arabern Cid (d. i. Saijid, »Herr« genannten Don Rodrigo (gest. 1099 zu Valencia, sein Grab in Burgos) hervorragt, 1236 Cordoba, 1248 Sevilla zu erobern und dem letzten noch bestehenden Chalifat zu Granada 1492 ein Ende zu bereiten, worauf sich sein letzter König Abu ’Abdallah nach Afrika zurückzog. S.398ff.
Aus: Paul Deussen, Allgemeine Geschichte der Philosophie mit besonderer Berücksichtigung der Religionen, Zweiter Band, Zweite Abteilung: Die Biblisch-Mittelalterliche Philosophie, Leipzig: F. A. Brockhaus. 1919

Koran-Zitate nach: Der Koran. Aus dem Arabischen übersetzt von Max Henning. Einleitung und Anmerkungen von Annemarie Schimmel. Reclams Universalbibliothek Nr. 4206. © 1975 Philipp Reclam jun., Stuttgart
Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Reclam Verlages


Der Mohammedanismus
Während auf der einen Seite die europäische Welt sich neu gestaltet, die Völker sich darin festsetzen, um eine nach allen Seiten hin ausgebildete Welt der freien Wirklichkeit hervorzubringen, und ihr Werk damit beginnen, alle Verhältnisse auf eine partikuläre Weise zu bestimmen und mit trübem, gebundenem Sinne, was seiner Natur nach allgemein und Regel ist, zu einer Menge zufälliger Abhängigkeiten, was einfacher Grundsatz und Gesetz sein sollte, zu einem verwickelten Zusammenhang zu machen, kurz, während das Abendland anfängt, sich in Zufälligkeit, Verwicklung und Partikularität einzuhausen, so mußte die entgegengesetzte Richtung in der Welt zur Integration des Ganzen auftreten, und das geschah in der Revolution des Orients, welche alle Partikularität und Abhängigkeit zerschlug und das Gemüt vollkommen aufklärte und reinigte, indem sie nur den abstrakt Einen zum absoluten Gegenstande und ebenso das reine subjektive Bewußtsein, das Wissen nur dieses Einen zum einzigen Zwecke der Wirklichkeit — das Verhältnislose zum Verhältnis der Existenz — machte.

Wir haben schon früher die Natur des orientalischen Prinzips kennengelernt und gesehen, daß das Höchste desselben nur negativ ist und daß das Affirmative das Herausfallen in die Natürlichkeit und die reale Knechtschaft des Geistes bedeutet. Nur bei den Juden haben wir bemerkt, daß sich das Prinzip der einfachen Einheit in den Gedanken erhoben hat, denn nur bei diesen ist der Eine, der für den Gedanken ist, verehrt worden. Diese Einheit ist nun in der Reinigung zum abstrakten Geiste geblieben, aber sie ist von der Partikularität, mit der der Jehovadienst behaftet war, befreit worden. Jehova war nur der Gott dieses einzelnen Volkes, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs: nur mit den Juden hat dieser Gott einen Bund gemacht, nur diesem Volke hat er sich offenbart.

Diese Partikularität des Verhältnisses ist im Mohammedanismus abgestreift worden. In dieser geistigen Allgemeinheit, in dieser Reinheit ohne Schranken und ohne Bestimmung hat das Subjekt keinen anderen Zweck als die Verwirklichung dieser Allgemeinheit und Reinheit. Allah hat den affirmativen beschränkten Zweck des jüdischen Gottes nicht mehr. Die Verehrung des Einen ist der einzige Endzweck des Mohammedanismus, und die Subjektivität hat nur diese Verehrung als Inhalt der Tätigkeit, sowie die Absicht, dem Einen die Weltlichkeit zu unterwerfen. Dieser Eine hat nun zwar die Bestimmung des Geistes, doch weil die Subjektivität sich in den Gegenstand aufgehen läßt, fällt aus diesem Einen alle konkrete Bestimmung fort, und sie selbst wird weder für sich geistig frei, noch ist ihr Gegenstand selber konkret. Aber der Mohammedanismus ist nicht die indische, nicht die mönchische Versenkung in das Absolute, sondern die Subjektivität ist hier lebendig und unendlich, eine Tätigkeit, welche ins Weltliche tretend dasselbe nur negiert und nur wirksam und vermittelnd auf die Weise ist, daß die reine Verehrung des Einen existieren soll.

Der Gegenstand des Mohammedanismus ist rein intellektuell, kein Bild, keine Vorstellung von Allah wird geduldet: Mohammed ist Prophet, aber Mensch und über des Menschen Schwächen nicht erhaben. Die Grundzüge des Mohammedanismus enthalten dies, daß in der Wirklichkeit nichts fest werden kann, sondern daß alles tätig, lebendig in die unendliche Weite der Welt geht, so daß die Verehrung des Einen das einzige Band bleibt, welches alles verbinden soll. In dieser Weite, in dieser Macht verschwinden alle Schranken, aller National- und Kastenunterschied; kein Stamm, kein politisches Recht der Geburt und des Besitzes hat einen Wert, sondern der Mensch nur als Glaubender. Den Einen anzubeten, an ihn zu glauben, zu fasten, das leibliche Gefühl der Besonderheit abzutun, Almosen zu geben, das heißt sich des partikulären Besitzes zu entschlagen: das sind die einfachen Gebote; das höchste Verdienst aber ist, für den Glauben zu sterben, und wer in der Schlacht dafür umkommt, ist des Paradieses gewiß.

Die mohammedanische Religion nahm ihren Ursprung bei den Arabern: hier ist der Geist ein ganz einfacher, und der Sinn des Formlosen ist hier zu Hause, denn in diesen Wüsten ist nichts, was gebildet werden könnte. Von der Flucht Mohammeds aus Mekka im Jahre 622 beginnt die Zeitrechnung der Mobammedaner. Noch bei Lebzeiten Mohammeds unter seiner eigenen Führung und dann besonders nach seinem Tode unter der Leitung seiner Nachfolger haben die Araber diese ungeheuren Eroberungen gemacht. Sie warfen sich zunächst auf Syrien und eroberten den Hauptort Damaskus im Jahre 634; weiter zogen sie dann über den Euphrat und Tigris und kehrten ihre Waffen gegen Persien, das ihnen bald unterlag; im Westen eroberten sie Ägypten, das nördliche Afrika, Spanien und drangen ins südliche Frankreich bis an die Loire, wo sie von Karl Martell bei Tours im Jahre 732 besiegt wurden. So dehnte sich die Herrschaft der Araber im Westen aus, im Osten unterwarfen sie sich, wie gesagt, Persien, Samarkand und den südwestlichen Teil von Kleinasien nacheinander. Diese Eroberungen, wie die Verbreitung der Religion, geschehen mit einer ungemeinen Schnelligkeit.

Wer sich zum Islam bekehrte, bekam völlig gleiche Rechte mit allen Muselmännern. Was sich nicht bekehrte, wurde in der ersten Zeit umgebracht; später verfuhren jedoch die Araber milder gegen die Besiegten, so daß diese, wenn sie nicht zum Islam übergehen wollten, nur ein jährliches Kopfgeld zu entrichten hatten. Die Städte, welche sich sogleich ergaben, mußten dem Sieger ein Zehntel alles Besitzes abgeben; die, welche erst genommen werden mußten, ein Fünftel.

Die Abstraktion beherrschte die Mohammedaner: ihr Ziel war, den abstrakten Dienst geltend zu machen, und danach haben sie mit der größten Begeisterung gestrebt. Diese Begeisterung war Fanatismus, d. i. eine Begeisterung für ein Abstraktes, für einen abstrakten Gedanken, der negierend sich zum Bestehenden verhält. Der Fanatismus ist wesentlich nur dadurch, daß er verwiistend, zerstörend gegen das Konkrete sich verhält; aber der mohammedanische war zugleich aller Erhabenheit fähig, und diese Erhabenheit ist frei von allen kleinlichen Interessen und mit allen Tugenden der Großmut und Tapferkeit verbunden. La religion et la terreur war hier das Prinzip, wie bei Robespierre la liberté et la terreur. Aber das wirkliche Leben ist dennoch konkret und bringt besondere Zwecke herbei; es kommt durch die Eroberung zu Herrschaft und Reichtum, zu Rechten der Herrscherfamilie, zu einem Bande der Individuen. Aber alles dieses ist nur akzidentell und auf Sand gebaut, es ist heute, und morgen ist es nicht; der Mohammedaner ist bei aller Leidenschaft gleichgültig dagegen und bewegt sich im wilden Glückswechsel. Viele Reiche und Dynastien hat der Mohammedanismus bei seiner Ausbreitung begründet. Auf diesem unendlichen Meere wird es immer weiter, nichts ist fest; was sich kräuselt zur Gestalt, bleibt durchsichtig und ist ebenso zerflossen. Jene Dynastien waren ohne Band einer organischen Festigkeit, die Reiche sind darum nur ausgeartet, die Individuen darin nur verschwunden.

Wo aber eine edle Seele sich fixiert, wie die Welle in der Kräuselung des Meeres, da tritt sie in einer Freiheit auf, daß es nichts Edleres, Großmütigeres, Tapfereres, Resignierteres gibt. Das Besondere, Bestimmte, was das Individuum ergreift, wird von dem¬selben ganz ergriffen. Während die Europäer eine Menge von Verhältnissen haben und ein Konvolut derselben sind, ist im Mohammedanismus das Individuum nur dieses, und zwar im Superlativ, grausam, listig, tapfer, großmütig im höchsten Grade. Wo Empfindung der Liebe ist, da ist sie ebenso rücksichtslos und Liebe aufs innigste. Der Herrscher, der den Sklaven liebt, verherrlicht den Gegenstand seiner Liebe dadurch, daß er ihm alle Pracht, Macht, Ehre zu Füßen legt und Zepter und Krone vergißt; aber umgekehrt opfert er ihn dann ebenso rücksichtslos wieder auf. Diese rücksichtslose Innigkeit zeigt sich auch in der Glut der Poesie der Araber und Sarazenen. Diese Glut ist die vollkommene Freiheit der Phantasie von allem, so daß sie ganz nur das Leben ihres Gegenstandes und dieser Empfindung ist, daß sie keine Selbstsucht und Eigenheit für sich behält.

Nie hat die Begeisterung als solche größere Taten vollbracht. Individuen können sich für das Hohe in vielerlei Gestalten begeistern; auch die Begeisterung eines Volkes für seine Unabhängigkeit hat noch ein bestimmtes Ziel; aber die abstrakte, darum allumfassende, durch nichts aufgehaltene und nirgend sich begrenzende, gar nichts bedürfende Begeisterung ist die des mohammedanischen Orients.

So schnell die Araber ihre Eroberungen gemacht hatten, so schnell erreichten bei ihnen auch die Künste und Wissenschaften ihre höchste Blüte. Wir sehen diese Eroberer zuerst alles, was die Kunst und Wissenschaft angeht, zerstören: Omar soll die herrliche alexandrinische Bibliothek zerstört haben. Entweder enthalten diese Bücher, sagte er, was im Koran steht, oder ihr Inhalt ist ein anderer: in beiden Fällen sind sie überflüssig. Bald darauf aber lassen es sich die Araber angelegen sein, die Künste und Wissenschaften zu heben und überall zu verbreiten. Zur höchsten Blüte kam das Reich unter dem Kalifen Almansor und Harun al-Raschid. Große Städte entstanden in allen Teilen des Reiches, wo Handel und Gewerbe blühten, prächtige Paläste wurden erbaut und Schulen eingerichtet, die Gelehrten des Reiches fanden sich am Hofe des Kalifen zusammen, und es glänzte der Hof nicht bloß durch die äußerliche Pracht der köstlichsten Edelsteine, Gerätschaften und Paläste, sondern vorzüglich durch die Blüte der Dichtkunst und aller Wissenschaften. Anfangs behielten die Kalifen auch noch die ganze Einfachheit und Schlichtheit bei, welche den Arabern der Wüste eigen war (besonders wird der Kalif Abu Bekr in dieser Hinsicht gerühmt) und keinen Unterschied von Stand und Bildung kannte. Der gemeinste Sarazene und das geringste Weib ging den Kalifen wie seinesgleichen an. Die rücksichtslose Naivität bedarf der Bildung nicht; und jeder verhält sich durch die Freiheit seines Geistes zu dem Herrscher als zu seinesgleichen.

Das große Reich der Kalifen hat nicht lange bestanden, denn auf dem Boden der Allgemeinheit ist nichts fest. Das große arabische Reich ist fast um dieselbe Zeit zerfallen als das fränkische: Throne wurden durch Sklaven und neu hereinbrechende Völker, die Seldschuken und Mongolen, gestürzt und neue Reiche gegründet, neue Dynastien auf den Thron gehoben. Den Osmanen ist es endlich gelungen, eine feste Herrschaft aufzustellen, und zwar dadurch, daß sie sich in den Janitscharen einen festen Mittelpunkt bildeten. Nachdem der Fanatismus sich abgekühlt hatte, war kein sittliches Prinzip in den Gemütern geblieben. Im Kampfe mit den Sarazenen hatte sich die europäische Tapferkeit zum schönen, edlen Rittertum idealisiert; Wissenschaft und Kenntnisse, insbesondere der Philosophie, sind von den Arabern ins Abendland gekommen; eine edle Poesie und freie Phantasie ist bei den Germanen im Orient angezündet worden, und so hat sich auch Goethe an das Morgenland gewandt und in seinem Divan eine Perlenschnur geliefert, die an Innigkeit und Glückseligkeit der Phantasie alles übertrifft. —

Der Orient selbst aber ist, nachdem die Begeisterung allmählich geschwunden war, in die größte Lasterhaftigkeit versunken, die häßlichsten Leidenschaften wurden herrschend, und da der sinnliche Genuß schon in der ersten Gestaltung der mohammedanischen Lehre selbst liegt und als Belohnung im Paradiese aufgestellt wird, so trat nun derselbe an die Stelle des Fanatismus. Gegenwärtig nach Asien und Afrika zurückgedrängt und nur in einem Winkel Europas durch die Eifersucht der christlichen Mächte geduldet, ist der Islam schon längst von dem Boden der Weltgeschichte verschwunden und in orientalische Gemächlichkeit und Ruhe zurückgetreten. S.428ff.
Aus: G.W.F. Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte, Werke 12, suhrkamp taschenbuch wissenschaft, stw 612

Große Denker, Philosophen und Theologen des Islam auf Philos-Website

Al Hasan ibn Abul-Hasan al-Basri (642 - 728)
Rabi’a al-Adawiyya (8.Jahrhundert)
Abu Abdullâh Mohammed ibn Ismâ‘il Al-Dschu‘fi Al-Buchâri (810 – 870)
Ahmed ibn Mohammed At-Tahawi (ca. 843 - 933)
Husain ibn Mansur al-Halladsch (857 – gehängt 922)
Rhazes (864 - 925)
Abu Nasr Mohammed ihn Mohammed ibn Tarchan Al-Farabi (870 - 950)
Abur-Raihan Mohammed ibn Ahmed Al-Biruni (973 – 1050)
Abul-Ala Ahmad ibn Abdullah ibn Sulaiman Al-Ma’arri (973 – 1058)
Avicenna, arabisch: Ibn Sina (980 - 1037)
Abu-Hamid Muhammad al-Ghassali [Ghazali] (1058 – 1111)
Abu Mu’in Nasir Ibn Chosrau Ibn Haris (1003 – 1088)
Fariduddin ’Attâr Shaikh (1119 – 1229)
Averroes, arabisch: Ibn Ruschd (1126 – 1198)
Ibn Arabi (1165 – 1240)
Maulana Dschelaladdin Rumi (1207 - 1273)
al-Busîrî (? – 1294/97 n. Chr.)
Muhammad Schams ud-Din, genannt Hafis (1329 – 1390)
Abu ’Abdalla Mohammed ibn Mohammed abu Jusuf as-Senusi (? – 1490 n.C.)
Murad Beg (um 1509 – um 1585)
Sayyid Ali Muhammad, genannt al-Bab (1819 – 1850)
Ziya Gökalp (1876 – 1924)
Khalil Gibran (1883 – 1931)
Muhammad Asad, ursprünglich Leopold Weiss (1900 - 1992)
Muhammad Iqbal (1873 – 1938)