Nichts
Siehe auch bei Eisler
und Kirchner
Anfangslos
ist das endlose Los, das durch die Anwesenheit seiner wesenhaften und
kraftvollen Macht das Nichts zur Unmöglichkeit, zum Unding, zum wesenlosen
Unwesen verurteilt, das niemals einmal anwesend, sondern immer nur abwesend
sein kann.
Mangel an Gelegenheit durch das Vorhandene verleiht dem Gedanken-Unding nirgendwo,
oder anders ausgedrückt, niemals irgendwann/irgendwo
- irgendeine Möglichkeit,
in der es Wirklichkeit werden kann. So ist es schlussendlich für immer
und ewig zur absoluten Unmöglichkeit
verdammt! Nur weil Nichts unmöglich ist, ist Alles
(andere) möglich!
Im Folgenden die Überlegungen einiger Philosophen zu diesem grundlegenden
Problem:
Immanuel
Kant
Inhaltsverzeichnis
Nichts
ist unmöglich Die Existenz von Etwas bedingt das Unbedingte |
Enstehen und Vergehen haben ihren Ursprung nicht im Nichts |
Nichts
ist unmöglich
Wodurch alle Möglichkeit überhaupt aufgehoben
wird, das ist schlechterdings unmöglich. Denn
dieses sind gleichbedeutende Ausdrücke. Nun wird erstlich durch das, was
sich selbst widerspricht, das Formale aller
Möglichkeit, nämlich die Übereinstimmung mit dem Satze
des Widerspruchs aufgehoben, daher ist, was in sich
selbst widersprechend ist, schlechterdings
unmöglich. Dieses ist aber nicht der Fall,
in dem wir die gänzliche Beraubung alles Daseins
zu betrachten haben. Denn darin liegt, wie erwiesen ist, kein
innerer Widerspruch. Allein wodurch das Materiale
und die Data zu allem Möglichen aufgehoben
werden, dadurch wird auch alle Möglichkeit verneinet.
Nun geschieht dieses durch die Aufhebung alles
Daseins, also wenn alles Dasein
verneinet wird, so wird auch alle Möglichkeit
aufgehoben. Mithin ist schlechterdings unmöglich,
daß gar nichts existiere.
( Der einzig mögliche Beweisgrund zu einer Demonstration
des Daseins Gottes)
Der höchste Begriff,
von dem man eine Transzendentalphilosophie
anzufangen pflegt, ist gemeiniglich die Einteilung
in das Mögliche
und Unmögliche. Da aber alle Einteilung
einen eingeteilten Begriff
voraussetzt, so muß noch ein höherer angegeben werden,
und dieser ist der Begriff von einem Gegenstande
überhaupt (problematisch genommen, und unausgemacht,
ob er Etwas
oder Nichts
sei). Weil die Kategorien
die einzigen Begriffe sind, die sich auf Gegenstände
überhaupt beziehen, so wird die Unterscheidung
eines Gegenstandes, ob er Etwas,
oder Nichts sei, nach der Ordnung und Anweisung der Kategorien
fortgehen.
1) Den Begriffen von Allem,
Vielem
und Einem
ist der, so alles aufhebt, d.i. Keines, entgegengesetzt, und
so ist der Gegenstand eines Begriffs, dem gar keine
anzugebende Anschauung korrespondiert, = Nichts, d.i. ein Begriff
ohne Gegenstand, wie die Noumena,
die nicht unter die Möglichkeiten gezählt
werden können, obgleich auch darum nicht für
unmöglich ausgegeben werden müssen
(ens rationis), oder wie etwa gewisse neue Grundkräfte,
die man sich denkt, zwar ohne Widerspruch,
aber auch ohne Beispiel aus der Erfahrung
gedacht werden,
und also nicht unter die Möglichkeiten
gezählt werden müssen.
2) Realität
ist Etwas, Negation
ist Nichts, nämlich, ein
Begriff von dem Mangel eines
Gegenstandes, wie der Schatten, die Kälte (nihil
privativum).
3) Die bloße Form
der Anschauung,
ohne Substanz,
ist an sich kein Gegenstand, sondern die bloß formale
Bedingung desselben (als
Erscheinung), wie der reine
Raum, und die reine
Zeit, die zwar etwas
sind, als Formen anzuschauen, aber selbst keine
Gegenstände sind, die angeschaut werden (ens
imaginarium).
4) Der Gegenstand eines Begriffs, der sich selbst
widerspricht, ist nichts, weil der Begriff nichts
ist, das Unmögliche, wie etwa die geradlinige
Figur von zwei Seiten (nihil negativum).
Die Tafel dieser Einteilung
des Begriffs von Nichts (denn
die dieser gleichlaufende Einteilung des Etwas
folgt von selber) würde daher so angelegt werden müssen:
Nichts, als 1. Leerer Begriff ohne Gegenstand, ens rationis |
2. Leerer Gegenstand eines Begriffs, nihil privativum |
3. Leere Anschauung ohne Gegenstand, ens imaginarium |
4. Leerer Gegenstand ohne Begriff nihil negativum |
Man sieht, daß das Gedankending
(n. 1.) von dem Undinge (n.
4.) dadurch unterschieden werde, daß jenes nicht
unter die Möglichkeiten gezählt
werden darf, weil es bloß Erdichtung
(obzwar nicht widersprechende) ist, dieses aber der
Möglichkeit entgegengesetzt
ist, indem der Begriff sogar sich selbst aufhebt. Beide sind aber leere
Begriffe. Dagegen sind das nihil
privativum (n. 2.) und ens
imaginarium (n. 3.) leere
Data zu Begriffen. Wenn das Licht nicht den Sinnen gegeben worden, so kann man
sich auch keine Finsternis, und, wenn nicht ausgedehnte Wesen wahrgenommen worden,
keinen Raum vorstellen. Die Negation sowohl, als
die bloße Form der Anschauung, sind,
ohne ein Reales, keine Objekte.
(Kritik der reinen Vernunft)
Die
Existenz von Etwas bedingt das Unbedingte
Wir haben gar keinen Begriff,
von dem, was einem notwendigen Wesen, als solchem, für Eigenschaften zukommen,
als daß es unbedingt seiner Existenz nach existiere. Warum schließe
ich aber aufs Unbedingte? Weil dieses den obersten
Grund des Bedingten enthalten soll. Der Schluß
ist also:
1) wenn etwas existiert,
so ist auch etwas Unbedingtes.
2) Was unbedingt existiert, existiert
als schlechthin notwendiges Wesen. Das letztere
ist keine notwendige Folgerung, denn das Unbedingte
kann für eine Reihe notwendig
sein, es selber aber, und die Reihe mag
immer zufällig sein.
Der Satz: Alles Zufällige hat eine Ursache,
sollte so lauten: Alles, was nur bedingter Weise existieren
kann, hat eine Ursache.
(Welches sind die wirklichen Fortschritte, die die
Metaphysik seit Leibnizens und Wolf's Zeiten in Deutschland gemacht hat)
Entstehen
und Vergehen haben ihren Ursprung nicht im Nichts
. . . daß das erste Subjekt der Kausalität
alles Entstehens
und Vergehens selbst nicht (im
Felde der Erscheinungen) entstehen und vergehen könne, ist ein sicherer
Schluß, der auf empirische Notwendigkeit und Beharrlichkeit im Dasein,
mithin auf den Begriff einer Substanz als Erscheinung, ausläuft. Wenn etwas
geschieht, so ist das bloße Entstehen, ohne Rücksicht auf das, was
da entsteht, schon an sich selbst ein Gegenstand der Untersuchung. Der Übergang
aus dem Nichtsein eines Zustandes in diesen Zustand, gesetzt, daß dieser
auch keine Qualität in der Erscheinung enthielte, ist schon allein nötig
zu untersuchen. Dieses Entstehen trifft nicht die Substanz
(denn die entsteht nicht), sondern ihren Zustand. Es ist also bloß
Veränderung,
und nicht Ursprung aus
Nichts. (Kritik der reinen Vernunft)