Origenes [auch Adamantios genannt] (um 185 - 253/254)
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Griechischer
altchristlicher Kirchenschriftsteller und Theologe. Origenes
war Lieblingsschüler des großen Klemens
von Alexandria und sein Nachfolger an der Katechetenschule in Alexandria.Seine
Gedanken haben (freilich ohne seinen Willen) das Christentum weitgehend spiritualisiert. Origenes
bekämpfte Häresien, Judentum und Heidentum. Bei dem Versuch,
die Denkweisen von Orient und Okzident miteinander zu versöhnen, geriet
er in gefährliche Nähe der Gnosis.
Bemerkenswert ist auch die von seinem Lehrer Clemens von Alexandra übernommene Lehre von der »Wiederherstellung aller Dinge« (Apokatastasis), in er behauptete, dass das erwartete »Weltende« keinen endgültigen Abschluss darstelle und damit auch die ewige Dauer der Hölle leugnete. Obwohl heftig umstritten (Verurteilung 553 durch das
5. Ökumenische Konzil), hat Origenes jedoch
mehr oder weniger alle griechischen Theologen des 3. bis 5. Jahrhunderts beeinflusst. Weitere Origenes-Texte sind in deutscher Übersetzung online in der »Bibliothek der Kirchenväter« von Gregor Emmenegger, Departement für Patristik und Kirchengeschichte an der Universität Fribourg eingestellt. Siehe auch Wikipedia, Heiligenlexikon und Kirchenlexikon |
Inhaltsverzeichnis
Gottgeheimnis Der unwandelbare und unveränderliche »Sein-Machende«, |
>>>Christus Weisheit, Demut, Leiden |
Gottgeheimnis
Unmöglich ist es, den Urgrund Gottes zu finden. Den
Anfang der Bewegung Gottes wirst du niemals einsehen, ich will nicht sagen:
du, sondern nicht irgendwer, sondern kein seiendes Wesen.
Allein der Erlöser und der Heilige Geist, die immerdar mit Gott waren,
sehen sein Angesicht, vielleicht sehen auch die Engel, die »immerdar
das Angesicht des Vaters, der im Himmel ist, schauen«, die Ursprünge
der Dinge. Auf gleiche Weise verhüllen aber die Seraphim auch die «Füße»
vor den Menschen, denn die letzten Dinge können
in ihrer Wirklichkeit nicht ausgesagt werden. »Wer meldet von den
letzten Dingen», sagt die Schrift. Was wir sehen — um doch zuzugestehen,
dass wir etwas sehen —, ist das Mittlere. Was vor der Welt war, wissen wir nicht, und doch waren gewisse Dinge vor der Welt. Was nach der Welt erfolgen
soll, das können wir nicht mit Gewissheit feststellen, und doch werden
andere Dinge nach der Welt sein. Wenn also geschrieben steht: «Im
Anfang machte Gott Himmel und Erde, die Erde aber war unsichtbar und ungeordnet,
und Finsternis war über dem Abgrund, und der Geist Gottes schwebte über
den Wassern», so wird darin folgendes erfasst. Diese «Wasser», über denen «der
Geist Gottes schwebte», gehören zur Welt. Aber auch die «Finsternis»,
die «über dem Abgrund war», ist
nicht ungeschaffen: beide sind aus nichts erschaffen. Höre, wie Gott bei
Isaias sagt: «Ich bin Gott, der das Licht baute
und die Finsternis schuf.» Höre, wie die Weisheit in den Sprichwörtern kündet: «Vor allen Abgründen bin ich geboren». So sind also diese nicht ungeschaffen, wann aber und wie sie geboren sind, weiß
ich nicht. Verhüllt nämlich werden von den Seraphim der Anfang der
Werke Gottes, das heißt das «Angesicht Gottes», und auf ähnliche Weise auch die «Fülle». Wer könnte
darlegen, was nach der letzten Ewe [»Ewigkeit«] in den Ewen der Ewen sein wird? Sache geschwätziger Menschen
ist es, die Kenntnis dieser Dinge zu versprechen, Sache von Leuten, die nicht wissen, dass der Mensch nur das Mittlere erfasst ...
Und sie verschleierten nicht nur, sondern sie «verdeckten» auch, das heißt sie verhüllten so, dass man auch nicht ein bisschen
von den Anfängen, ich meine vom «Angesicht»,
und nicht das Geringste von den letzten Dingen, nämlich von seinen «Füßen»
wahrnehmen konnte. «Und mit zweien flogen sie.»
Offen stehen die mittleren Dinge der Betrachtung.
Es gibt eine gewisse Tür, ... die verschlossen ist und durch
die niemand eintritt. Denn es gibt gewisse Dinge, die sind der gesamten Geschöpflichkeit
verborgen und Einem allein bekannt. Denn nicht eröffnet der Sohn alles,
was er weiß, der Welt. (Ezechiel)
Dunkelheit, Finsternis und Sturm, sagt das Buch Exodus, ist um Gott her ...
Denn wenn einer die Fülle von Erkenntnis und Wissen, das um Gott ist und
der menschlichen Natur unzugänglich bleibt, erwägt, unzugänglich
vielleicht auch allen andern Wesen außer Christus und dem Heiligen Geist,
der wird begreifen, in welchem Sinne um Gott Finsternis ist.
Aus: Origenes, Geist und Feuer, Ein Aufbau aus seinen
Schriften von Hans Urs von Balthasar (S.378-379), Christliche Meister 43
© Johannes Verlag Einsiedeln, Freiburg 1991, Veröffentlichung auf
Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Johannes Verlages Einsiedeln
Der
unwandelbare und unveränderliche »Sein-Machende«
Bei Gott aber, der selbst unwandelbar ist und immer unveränderlich bleibt,
ist der Ihm immer nur gleichnisweise beigelegte Name auch immer nur einer und
könnte eigentlich nur »der Seiende« — oder vielmehr »der
Sein-Machende« — lauten, wie dies im Exodus angedeutet ist...
Da wir aber alle von Gott irgendeine Auffassung haben, so wie wir Ihn denken,
und darüber nachdenken, was Er wohl sein mag, niemals aber alles das zu
gedenken vermögen, was Er ist — denn nur sehr wenige, ja (wenn man
so sagen darf) noch weniger als die wenigen sind es, die Seine allseitige Heiligkeit erfassen können —: so werden wir mit Recht belehrt, dass unsere
Auffassung von Gott heilig sein muss, damit wir Seiner Heiligkeit überhaupt
ansichtig werden können...
Enthalten in: Christliche Geisteswelt, Band I, Die
Väter der Kirche . Herausgegeben von Walter Tritsch (S.147f), Holle Verlag
, Darmstadt
Fortsetzung