Raphael (Hebräisch: Gott hat geheilt)

Raphael ist neben Michael und Gabriel einer der von der Kirche anerkannten Erzengel, die vor dem Throne Gottes stehen. In Teil 1 des außerbiblischen Buches Enoch (Hennoch) ist Raphael neben Michael, Uriel und Gabriel einer der vier Engel, die den »Höchsten« über das durch die bösen Engel verursachte Übel auf Erden informieren und daraufhin einzeln mit der Bestrafung der Bösewichter beauftragt werden, wobei Raphael u. a. die Heilung der Erde zugeteilt wird.

Raphael gilt als der freundlichste, fröhlichste und lustigste der Erzengel. Vermutlich deshalb, weil er im apokryphischen »Buch Tobias« als Begleiter des jungen Tobias eine überaus hilfreiche und freundliche Rolle spielt. In dem Buch wird erzählt, wie Raphael auf das inständige Flehen des alten blinden Vater des Tobias (der ebenfalls Tobias heißt) und der jungen Sara, die von einem Dämon geplagt wird, von Gott auf die Erde geschickt wird, um dort dem jungen Tobias in menschlicher Gestalt bei der Hilfe und Heilung beizustehen.

Siehe auch Wikipedia und Heiligenlexikon


Der Fall der Engel

1 Da blickten Michael, Uriel, Raphael und Gabriel vom Himmel und sahen das viele Blut, das auf Erden vergossen wurde, und all das Unrecht, das auf Erden geschah.
2 Sie sprachen untereinander: Von der Stimme ihres und der Menschen Geschrei hallt die menschenleere Erde bis zu den Pforten des Himmels wider
3 Die Seelen der Menschen klagen, indem sie sprechen: Bringt unsere Streitsache vor den Höchsten!
4 Da sprachen sie, die Erzengel, zum Herrn: Du bist der Herr der Herren, der Gott der Götter und der König der Könige; der Thron deiner Herrlichkeit besteht durch alle Geschlechter der Welt; dein Name ist heilig und in aller Welt gepriesen …


Die endgültige Abstrafung
4 Zu Raphael sprach der Herr: Fessle den Asasel an Händen und Füßen und wirf ihn in die Finsternis; mache in der Wüste in Dudael ein Loch und wirf ihn hinein.
5 Lege unter ihn scharfe und spitze Steine und bedecke ihn mit Finsternis. Er soll für ewig dort wohnen, und bedecke sein Angesicht mit Finsternis, damit er kein Licht schaue.
6 Aber am Tage des großen Gerichts soll er in den Feuerpfuhl geworfen werden.
7 Heile die Erde, welche die Engel verdorben haben, und tue die Heilung des Schlages kund, damit sie hinsichtlich des Schlages geheilt werden, und nicht alle Menschenkinder durch das ganze Geheimnis umkommen, das die Wächter verbreitet und ihren Söhnen gelehrt haben.
8 Die ganze Erde wurde durch die Werke der Lehre Asasels verdorben, und ihm schreibe alle Sünden zu .

Im zweiten Reisebericht des Buches Enoch werden eingangs die Namen und Geschäfte der sechs Erzengel aufgeführt, danach ist Raphael der Engel, der über die Geister der Menschen gesetzt ist:

»Raphael, heißt ein zweiter der heiligen Engel, der über die Geister der Menschen gesetzt ist«

Die Erhörung (Tob. 3, 24, 25)
In derselben Stunde wurden die Gebete dieser beiden von dem Herrn im Himmel erhört.
Und der heilige Rafael, der Engel des Herrn, wurde gesandt, beiden zu helfen, weil ihr Gebet zu gleicher Zeit dem Herrn vorgebracht worden war.


Der Begleiter des jungen Tobias (Tob. 5, 5-7)
Da ging der junge Tobias hinaus und fand einen stattlichen jungen Mann, der stand da gegürtet und wie bereit zu reisen.
Und er wusste nicht, dass es ein Engel Gottes war, grüßte ihn und fragte: Woher bist du, guter Freund? Er antwortete: Von den Israeliten.

Der große Fisch und der Rat des Engels (Tob. 6, 2-10)
Er ging zum Fluss, um seine Füße zu waschen; und siehe, ein großer Fisch schoss hervor und wollte ihn verschlingen. Tobias erschrak und schrie mit lauter Stimme: O Herr, er will mich fressen!
Und der Engel sagte zu ihm: Pack ihn bei den Kiemen und zieh ihn heraus!
Und er zog ihn aufs Land; da zappelte er vor seinen Füßen.
Da sagte der Engel zu ihm: Nimm den Fisch aus und behalte das Herz, die Galle und die Leber; denn sie sind sehr gut als Arznei.
Tobias tat das und einige Stücke vom Fisch briet er für unterwegs, das Übrige salzten sie ein, damit sie genug für die Reise hatten, bis sie in die Stadt Rages in Medien kamen.
Da fragte Tobias den Engel: Ich bitte dich, mein Bruder Asarja, sage mir, welche Heilkraft in den Stücken des Fisches liegt, die ich von dem Fisch behalten sollte.
Da antwortete der Engel: Wenn du ein Stücklein vom Herzen oder von der Leber auf glühende Kohlen legst, so vertreibt der Rauch alle bösen Geister, sodass sie weder Mann noch Frau mehr schaden können. Und die Galle des Fisches ist eine gute Salbe für die Augen, um sie vom Star zu heilen.

Saras Vermählung und Heilung (Tob. 6, 11-10)
Und Tobias fragte: Wo wollen wir einkehren? Und der Engel antwortete: Hier wohnt ein Mann, der heißt Raguël; er ist ein Verwandter aus deinem Stamm und hat nur eine einzige Tochter; die heißt Sara; und sonst hat er kein Kind. Dir wird all ihr Hab und Gut zufallen, denn du bist verpflichtet, die Tochter zur Frau zu nehmen. Darum wirb um sie bei ihrem Vater, so wird er sie dir zur Frau geben.
Da antwortete Tobias: Ich habe gehört, dass sie bereits sieben Männern angetraut war; die sind alle tot, und man sagt, ein böser Geist habe sie getötet. Darum fürchte ich, dass mir's auch so gehen könnte; dann würden meine betagten Eltern vor Leid sterben, weil ich ihr einziger Sohn bin.
Da sprach der Engel Rafael: Hör auf mich! Ich will dir sagen, was das für Leute sind, über die der böse Geist Gewalt gewinnen kann: nämlich solche, die ihre Ehe eingehen als Menschen, die von Gott nichts wissen wollen und sich allein von ihrer Lust leiten lassen, als wären sie ohne Verstand wie Rosse und Maultiere. Über solche Leute hat der böse Geist Gewalt.
Wenn du aber mit Sara ins Brautgemach kommst, dann sollst du sie drei Tage lang nicht berühren, sondern mit ihr zusammen nur dem Gebet leben. In der ersten Nacht sollst du die Leber des Fisches auf glühende Kohlen legen, dann wird der böse Geist vertrieben werden.
Durch die zweite Nacht aber werden dir die Verheißungen der heiligen Patriarchen zuteil.

Hochzeitsnacht und Freudenmahl (Tob. 8, 1-10)
Nach dem Abendessen aber führten sie den jungen Tobias zu ihr in die Kammer. Und Tobias dachte an den Rat des Engels und nahm aus seiner Tasche ein Stück von der Leber des Fisches und legte es auf die glühenden Kohlen.
Da nahm der Engel Rafael den bösen Geist gefangen und band ihn fest in der Wüste von Oberägypten.
Danach forderte Tobias die Jungfrau auf: Sara, steh auf, wir wollen heute, morgen und übermorgen zu Gott beten und in diesen drei Nächten nur Gott gehören; nach der dritten Nacht aber wollen wir als Eheleute einander gehören. Denn wir sind Kinder der Heiligen und können unsere Ehe nicht beginnen wie die Heiden, die Gott nicht kennen.
Und sie standen auf und beteten beide inständig, dass Gott sie behüten wolle.
Und Tobias sprach: Herr, du Gott unsrer Väter, dich sollen loben Himmel, Erde, Meer, alle Quellen und Flüsse und alle deine Geschöpfe, die darin leben. Du hast Adam aus Erde vom Acker gemacht und hast ihm Eva zur Gehilfin gegeben. Und nun, Herr, du weißt, dass ich nicht aus böser Lust meine Schwester zur Frau nehme, sondern nur, weil ich gerne Kinder haben möchte, durch die dein heiliger Name auf ewig gepriesen werde.
Und Sara sprach: Erbarme dich unser, Herr, erbarme dich und lass uns beide gesund bleiben und alt werden.

Heimkehr und Heilung (Tob. 11, 1-17)
Als sie auf dem Heimweg am elften Tage nach Haran kamen, das auf halbem Wege nach Ninive liegt, sagte der Engel: Tobias, mein Bruder, du weißt, wie es deinem Vater ging, als du von ihm weggingst; wenn es dir recht ist, so wollen wir beide vorausziehen und deine Frau mit dem Gesinde und dem Vieh langsam nachkommen lassen.
Und als Tobias das recht war, sagte Rafael zu ihm: Nimm etwas von der Galle des Fisches mit; denn du wirst es brauchen.
Da nahm Tobias etwas von der Galle des Fisches und sie zogen voraus.
Hanna aber saß täglich am Wege auf einem Berge, von wo sie weit ins Land blicken konnte. Und als sie dort nach der Heimkehr ihres Sohnes ausschaute, sah sie ihn von ferne und erkannte ihn sogleich und lief zu ihrem Mann und sagte: Siehe, dein Sohn kommt!
Und Rafael sagte zu Tobias: Sobald du ins Haus kommst, bete zu Gott, deinem Herrn, und danke ihm! Darauf geh zu deinem Vater und küsse ihn und salbe ihm sogleich die Augen mit der Galle des Fisches, die du bei dir hast; dann werden seine Augen bald geöffnet werden, und dein Vater wird das Licht des Himmels wieder schauen und über deinen Anblick sich freuen.
Und der Hund, den sie mitgenommen hatten, lief voraus und kam als Bote, wedelte mit dem Schwanz, sprang hoch und zeigte seine Freude. Da stand sein blinder Vater auf und stieß sich vor lauter Eile; darum rief er einen Knecht, der ihn bei der Hand führte, und lief seinem Sohn entgegen. Er schloss ihn in die Arme und küsste ihn, ebenso auch seine Mutter, und beide weinten vor Freude. Und als sie zum Herrn gebetet und ihm gedankt hatten, setzten sie sich zusammen nieder.
Da nahm Tobias von der Galle des Fisches und salbte seinem Vater die Augen. Und es dauerte fast eine halbe Stunde, da löste sich der Star von seinen Augen wie das Häutlein von einem Ei. Und Tobias fasste es und zog es ihm von den Augen; sogleich wurde er wieder sehend.
Und sie priesen Gott, er und seine Frau und alle, die ihn kannten. Und Tobias sprach: Ich danke dir, Herr, du Gott Israels; denn du hast mich gezüchtigt und nun wieder geheilt, und jetzt kann ich meinen lieben Sohn Tobias wieder sehen.

Rafaels Geheimnis (Tob. 12, 11-22)
So will ich euch nun die Wahrheit offenbaren und das verborgene Geschehen euch nicht verheimlichen. Als du unter Tränen betetest und die Toten begrubst, als du dein Essen stehen ließest, die Leichen den Tag über heimlich in deinem Hause verstecktest und sie bei Nacht begrubst, da brachte ich dein Gebet vor den Herrn.Und weil du Gott lieb warst, hast du dich in der Anfechtung bewähren müssen. Und dann hat mich der Herr geschickt, um dich zu heilen und um deine Schwiegertochter Sara von dem bösen Geist zu befreien.
Denn ich bin Rafael, einer von den sieben Engeln, die vor dem Herrn stehen.
Als sie das hörten, erschraken sie und fielen zitternd zur Erde auf ihr Angesicht.
Der Engel aber sprach zu ihnen: Friede sei mit euch! Fürchtet euch nicht! Denn nach Gottes Willen ist es geschehen, dass ich bei euch gewesen bin; darum lobt und preist ihn!
Es schien zwar so, als hätte ich mit euch gegessen und getrunken; aber ich genieße eine unsichtbare Speise und einen Trank, den kein Mensch sehen kann.Und nun ist's Zeit, dass ich wieder zu dem hingehe, der mich gesandt hat; dankt ihr aber Gott und verkündigt alle seine Wunder! Und als er das gesagt hatte, verschwand er vor ihren Augen, und sie konnten ihn nicht mehr sehen.Und sie fielen nieder auf ihr Angesicht und dankten Gott drei Stunden lang; danach standen sie auf und verkündigten alle seine großen Wunder.