Salomo [hebräisch: Friedensmann] (965 – 926 v. Chr.)

König des Israel und Juda umfassenden Reiches, der von seinem Vater David noch zu Lebzeiten zum Mitregenten eingesetzt wurde, Salomo sicherte durch Ausbau von Grenzfestungen, ausgedehnte diplomatische Beziehungen und Heiraten, Konzentration der Künste und Wissenschaften am Hof zu Jerusalem den Bestand des Reiches und führte Israel zu einer kulturellen Hochblüte (Bau des salomonischen Tempels, Entwicklung der frühen israelitischen Geschichtsschreibung). Die Nachrichten über seine Regierung sind z. T. durch Anekdoten und Wanderlegenden erweitert. In der Überlieferung des Orients galt er als Idealbild eines weisen und mächtigen Herrschers. — Im Alten Testament werden ihm einzelne Psalmen und weisheitliche Schriften wie »Die Weisheit Salomos«, »Die Sprüche Salomos«, »Der Prediger Salomo«, »Das Hohe Lied Salomos« u. a. zugeschrieben. —

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Inhaltsverzeichnis

Die Weisheit Salomos
Salomo empfängt und erfährt die Weisheit
Der Lebensbund Salomos mit der Weisheit

Der Prediger Salomo
Alles Irdische ist eitel


Die Weisheit
Salomos

7 Salomo empfängt und erfährt die Weisheit
1 Auch ich bin ein sterblicher Mensch wie alle andern, ein Nachkomme des ersten aus Erde geschaffenen Menschen.

2 und bin Fleisch, im Mutterleib zehn Monate lang gebildet, im Blut zusammengeronnen aus Mannessamen und der Lust, die im Beischlaf dazukam.

3 Auch ich habe, als ich geboren war, Atem geholt aus der Luft, die allen gemeinsam ist, und bin gefallen auf die Erde, die alle in gleicher Weise trägt; und Weinen ist wie bei den andern mein erster Laut gewesen,

4 und bin in Windeln gelegt und voll Fürsorge aufgezogen worden.

5 Denn auch kein König hatte jemals einen andern Anfang seines Lebens,

6 sondern sie haben alle denselben Eingang in das Leben und auch den gleichen Ausgang.

7 Deshalb betete ich, und mir wurde Einsicht gegeben; ich rief den Herrn an, und der Geist der Weisheit kam zu mir.

8 Ich achtete sie höher als Zepter und Throne, und Reichtum hielt ich ihr gegenüber für nichts.

9 Im Vergleich zu ihr sah ich jeden Edelstein für wertlos an; denn alles Gold ist vor ihren Augen nur geringer Sand, und Silber wird vor ihr für Schmutz gehalten.

10 Ich hatte sie lieber als Gesundheit und schöne Gestalt und zog sie sogar dem Licht vor; denn der Glanz, der von ihr ausgeht, erlischt nicht.

11 Zugleich aber kamen mit ihr alle Güter zu mir, und unermesslicher Reichtum war in ihrer Hand.

12 Ich wurde über alle diese Dinge fröhlich, weil die Weisheit sie mit sich führte; ich wusste aber noch nicht, dass sie auch ihre Schöpferin ist.

13 Arglos hab ich sie gelernt, neidlos teile ich sie aus; ich will ihren Reichtum nicht verbergen.

14 Denn sie ist für die Menschen ein unerschöpflicher Schatz; die ihn erwarben, erlangten Gottes Freundschaft, weil die Gaben sie empfahlen, die die Unterweisung verleiht.

15 Gott aber gebe mir, nach seinem Sinn zu reden und so zu denken, wie es solcher Gaben würdig ist. Denn er ist‘s, der auch die Weisheit den Weg führt und den Weisen zurechthilft.

16
Denn in seiner Hand sind wir selbst und unsre Worte, dazu alle Klugheit und Kenntnisse in mancherlei Fertigkeiten.

17
Denn er gab mir sichere Erkenntnis dessen, was ist, so dass ich den Bau der Welt begreife und das Wirken der Elemente:

18 Anfang, Ende und Mitte der Zeiten; wie die Tage zu- und abnehmen; wie die Jahreszeiten wechseln

19
und wie das Jahr umläuft und wie die Sterne stehen

20 die Natur der Tiere und die Kraft der Raubtiere; die Macht der Geister und die Gedanken der Menschen; die Vielfalt der Pflanzen und die Kräfte der Wurzeln.


21 So erkannte ich alles, was verborgen und was sichtbar ist; denn die Weisheit, die alles kunstvoll gebildet bar, lehrte mich‘s.

22 Denn es wohnt in ihr ein Geist, der verständig ist, heilig, einzigartig, vielfältig, fein, behend, durchdringend, rein, klar, unversehrt, freundlich, scharfsinnig, ungehindert, wohltätig,

23 menschenfreundlich, beständig, gewiss, ohne Sorge, sie vermag alles, sieht alles, und durchdringt selbst alle Geister, die verständig, lauter und sehr fein sind.

24
Denn die Weisheit ist regsamer als alles, was sich regt, sie geht und dringt durch alles - so rein ist sie.

25 Denn sie ist ein Hauch der göttlichen Kraft und ein reiner Strahl der Herrlichkeit des Allmächtigen; darum kann nichts Unreines in sie hineinkommen.

26 Denn sie ist ein Abglanz des ewigen Lichts und ein fleckenloser Spiegel des göttlichen Wirkens und ein Bild seiner Güte.

27 Obwohl sie nur eine ist, kann sie doch alles. Und obwohl sie bei sich selbst bleibt, erneuert sie das All, und von Geschlecht zu Geschlecht geht sie in heilige Seelen und macht sie zu Freunden Gottes und zu Propheten.

28 Denn niemanden liebt Gott, außer dem, der mit der Weisheit lebt:

29 Denn sie ist herrlicher als die Sonne und übertrifft alle Sternbilder. Verglichen mit dem Licht hat sie den Vorrang.

30 Denn das Licht muss der Nacht weichen, aber die Bosheit kann die Weisheit nicht überwältigen.

8 Der Lebensbund Salomos mit der Weisheit
1 Kraftvoll erstreckt sie sich von einem Ende zum andern und regiert das All vortrefflich.

2 Die Weisheit hab ich geliebt und gesucht von meiner Jugend an und danach getrachtet, sie mir zur Braut zu nehmen und ich hab ihre Schönheit liebgewonnen.

3 Sie zeigt sich ihrer edlen Herkunft würdig, indem sie bei Gott lebt und der Herr aller Dinge hat sie lieb,

4 Denn sie ist in Gottes Wissen eingeweiht und wählt aus, was Gott tut .

5 Ist aber Reichtum ein Gut, das man im Leben begehrt, was ist dann reicher als die Weisheit, die alles schafft?

6 Ist’s aber Klugheit, die etwas schafft, wer in aller Welt ist dann ein größerer Meister als die Weisheit?

7 Hat aber jemand Gerechtigkeit lieb — so ist es die Weisheit, die die Tugenden wirkt; denn sie lehrt Besonnenheit und Klugheit, Gerechtigkeit und Tapferkeit, und nichts Nützlicheres als dies gibt es im Leben für die Menschen.

8 Begehrt aber jemand Erfahrung und Wissen – so ist es die Weisheit, die das Vergangene kennt und das Zukünftige errät. Sie versteht sich am gewandte Rede und weiß, Rätsel zu lösen. Zeichen und Wunder erkennt sie im voraus und was Stunden und Zeiten bringen werden.

9 Ich habe daher beschlossen, sie mir zur Gefährtin zu nehmen, denn ich wußte, dass sie mir ein Ratgeber zum Guten sein würde und ein Trost in Sorgen und Traurigkeit.

10 Ich werde ihretwegen Ruhm beim Volk und Ehre bei den Alten haben, obwohl ich jung bin.

11 Ich werde als scharfsinnig gelten, wenn ich Recht spreche, und Bewunderung finden bei den Mächtigen.

12 Wenn ich schweige, werden sie auf mich warten; wenn ich rede, werden sie aufmerken; wenn ich weiterrede, werden sie die Hand auf ihren Mund legen.

13 Ich werde ihretwegen Unsterblichkeit empfangen und ein ewiges Andenken bei denen hinterlassen, die nach mir kommen.

Der Prediger Salomo (Kohelet)
1 Alles Irdische ist eitel
1 Dies sind die Reden des Predigers, des Sohnes Davids, des Königs zu Jerusalem.
2 Es ist alles ganz eitel, sprach der Prediger, es ist alles ganz eitel.
3 Was hat der Mensch für Gewinn von all seiner Mühe, die er hat unter der Sonne?
4 Ein Geschlecht vergeht, das andere kommt; die Erde aber bleibt immer bestehen.
5 Die Sonne geht auf und geht unter und läuft an ihren Ort, dass sie dort wieder aufgehe.
6 Der Wind geht nach Süden und dreht sich nach Norden und wieder herum an den Ort, wo er anfing.
7 Alle Wasser laufen ins Meer, doch wird das Meer nicht voller; an den Ort, dahin sie fließen, fließen sie immer wieder.
8 Alles Reden ist so voll Mühe, dass niemand damit zu Ende kommt. Das Auge sieht sich niemals satt, und das Ohr hört sich niemals satt.
9 Was geschehen ist, eben das wird hernach sein. Was man getan hat, eben das tut man hernach wieder, und es geschieht nichts Neues unter der Sonne.
10 Geschieht etwas, von dem man sagen könnte: »Sieh, das ist neu«? Es ist längst vorher auch geschehen in den Zeiten, die vor uns gewesen sind.

11 Man gedenkt derer nicht, die früher gewesen sind, und derer, die hernach kommen; man wird auch ihrer nicht gedenken bei denen, die noch später sein werden.
Auch das Streben nach Weisheit ist eitel
12 Ich, der Prediger, war König über Israel zu Jerusalem
13 und richtete mein Herz darauf, die Weisheit zu suchen und zu erforschen bei allem, was man unter dem Himmel tut. Solch unselige Mühe hat Gott den Menschenkindern gegeben, dass sie sich damit quälen sollen.
14 Ich sah an alles Tun, das unter der Sonne geschieht, und siehe, es war alles eitel und Haschen nach Wind.
15 Krumm kann nicht gerade werden, noch, was fehlt, gezählt werden.
16 Ich sprach in meinem Herzen: Siehe, ich bin herrlich geworden und habe mehr Weisheit als alle, die vor mir gewesen sind zu Jerusalem, und mein Herz hat viel gelernt und erfahren.
17 Und ich richtete mein Herz darauf, dass ich lernte Weisheit und erkennte Tollheit und Torheit. Ich ward aber gewahr, dass auch dies ein Haschen nach Wind ist.
18 Denn wo viel Weisheit ist, da ist viel Grämen, und wer viel lernt, der muss viel leiden.

2 Torheit und Weisheit sind beide eitel

1 Ich sprach in meinem Herzen: Wohlan, ich will Wohlleben und gute Tage haben! Aber siehe, das war auch eitel.
2 Ich sprach zum Lachen: Du bist toll!, und zur Freude: Was schaffst du?
3 Da dachte ich in meinem Herzen, meinen Leib mit Wein zu laben, doch so, dass mein Herz mich mit Weisheit leitete, und mich an Torheit zu halten, bis ich sähe, was den Menschen zu tun gut wäre, solange sie unter dem Himmel leben.
4 Ich tat große Dinge: Ich baute mir Häuser, ich pflanzte mir Weinberge,
5 ich machte mir Gärten und Lustgärten und pflanzte allerlei fruchtbare Bäume hinein;
6 ich machte mir Teiche, daraus zu bewässern den Wald der grünenden Bäume.
7 Ich erwarb mir Knechte und Mägde und hatte auch Gesinde, im Hause geboren; ich hatte eine größere Habe an Rindern und Schafen als alle, die vor mir zu Jerusalem waren.
8 Ich sammelte mir auch Silber und Gold und was Könige und Länder besitzen; ich beschaffte mir Sänger und Sängerinnen und die Wonne der Menschen, Frauen in Menge,
9 und war größer als alle, die vor mir zu Jerusalem waren. Auch da blieb meine Weisheit bei mir.
10 Und alles, was meine Augen wünschten, das gab ich ihnen und verwehrte meinem Herzen keine Freude, sodass es fröhlich war von aller meiner Mühe; und das war mein Teil von aller meiner Mühe.
11 Als ich aber ansah alle meine Werke, die meine Hand getan hatte, und die Mühe, die ich gehabt hatte, siehe, da war es alles eitel und Haschen nach Wind und kein Gewinn unter der Sonne.
12 Da wandte ich mich, zu betrachten die Weisheit und die Tollheit und Torheit. Denn was wird der Mensch tun, der nach dem König kommen wird? Was man schon längst getan hat.
13 Da sah ich, dass die Weisheit die Torheit übertrifft wie das Licht die Finsternis;
14 dass der Weise seine Augen im Kopf hat, aber die Toren in der Finsternis gehen; und ich merkte doch, dass es dem einen geht wie dem andern.
15 Da dachte ich in meinem Herzen: Wenn es denn mir geht wie dem Toren, warum hab ich dann nach Weisheit getrachtet? Da sprach ich in meinem Herzen: Auch das ist eitel.
16 Denn man gedenkt des Weisen nicht für immer, ebenso wenig wie des Toren, und in künftigen Tagen ist alles vergessen. Wie stirbt doch der Weise samt dem Toren!
17 Darum verdross es mich zu leben, denn es war mir zuwider, was unter der Sonne geschieht, dass alles eitel ist und Haschen nach Wind.
18 Und mich verdross alles, um das ich mich gemüht hatte unter der Sonne, weil ich es einem Menschen lassen muss, der nach mir sein wird.
19 Denn wer weiß, ob er weise oder töricht sein wird und soll doch herrschen über alles, was ich mit Mühe und Weisheit geschafft habe unter der Sonne. Das ist auch eitel.
20 Da wandte ich mich dahin, dass ich mein Herz verzweifeln ließ an allem, um das ich mich mühte unter der Sonne.
21 Denn es muss ein Mensch, der seine Arbeit mit Weisheit, Verstand und Geschicklichkeit mühsam getan hat, es einem andern zum Erbteil überlassen, der sich nicht darum gemüht hat. Das ist auch eitel und ein großes Unglück.
22 Denn was kriegt der Mensch von aller seiner Mühe und dem Streben seines Herzens, womit er sich abmüht unter der Sonne?
23 Alle seine Tage sind voller Schmerzen, und voll Kummer ist sein Mühen, dass auch sein Herz des Nachts nicht Ruhe findet. Das ist auch eitel.
24 Ist's nun nicht besser für den Menschen, dass er esse und trinke und seine Seele guter Dinge sei bei seinem Mühen? Doch dies sah ich auch, dass es von Gottes Hand kommt.
25 Denn wer kann fröhlich essen und genießen ohne ihn?
26 Denn dem Menschen, der ihm gefällt, gibt er Weisheit, Verstand und Freude; aber dem Sünder gibt er Mühe, dass er sammle und häufe und es doch dem gegeben werde, der Gott gefällt. Auch das ist eitel und Haschen nach Wind.

3 Alles hat seine Zeit
1 Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde:
2 geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; pflanzen hat seine Zeit, ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit;
3 töten hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit; abbrechen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit;
4 weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit; klagen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit;
5 Steine wegwerfen hat seine Zeit, Steine sammeln hat seine Zeit; herzen hat seine Zeit, auf-hören zu herzen hat seine Zeit;
6 suchen hat seine Zeit, verlieren hat seine Zeit; behalten hat seine Zeit, wegwerfen hat seine Zeit;
7 zerreißen hat seine Zeit, zunähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit;
8 lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit; Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit.
9 Man mühe sich ab, wie man will, so hat man keinen Gewinn davon.
10 Ich sah die Arbeit, die Gott den Menschen gegeben hat, dass sie sich damit plagen.
11 Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in ihr Herz gelegt; nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.
12 Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben.
13 Denn ein Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes.
14 Ich merkte, dass alles, was Gott tut, das besteht für ewig; man kann nichts dazutun noch wegtun. Das alles tut Gott, dass man sich vor ihm fürchten soll.
15 Was geschieht, das ist schon längst gewesen, und was sein wird, ist auch schon längst gewesen; und Gott holt wieder hervor, was vergangen ist.
Vergänglichkeit des Menschen

16 Weiter sah ich unter der Sonne: An der Stätte des Rechts war Gottlosigkeit, und an der Stätte der Gerechtigkeit war Frevel.
17 Da sprach ich in meinem Herzen: Gott wird richten den Gerechten und den Gottlosen; denn alles Vorhaben und alles Tun hat seine Zeit.
18 Ich sprach in meinem Herzen: Es geschieht wegen der Menschenkinder, damit Gott sie prüfe und sie sehen, dass sie selber sind wie das Vieh.
19 Denn es geht dem Menschen wie dem Vieh: wie dies stirbt, so stirbt auch er, und sie haben alle einen Odem, und der Mensch hat nichts voraus vor dem Vieh; denn es ist alles eitel.
20 Es fährt alles an einen Ort. Es ist alles aus Staub geworden und wird wieder zu Staub.
21 Wer weiß, ob der Odem der Menschen aufwärts fahre und der Odem des Viehes hinab unter die Erde fahre?
22 So sah ich denn, dass nichts Besseres ist, als dass ein Mensch fröhlich sei in seiner Arbeit; denn das ist sein Teil. Denn wer will ihn dahin bringen, dass er sehe, was nach ihm geschehen wird?

4 Bedrückung, Arbeitseifer, Vereinsamung
1 Wiederum sah ich alles Unrecht an, das unter der Sonne geschieht, und siehe, da waren Tränen derer, die Unrecht litten und keinen Tröster hatten. Und die ihnen Gewalt antaten, waren zu mächtig, sodass sie keinen Tröster hatten.
2 Da pries ich die Toten, die schon gestorben waren, mehr als die Lebendigen, die noch das Leben haben.
3 Und besser daran als beide ist, wer noch nicht geboren ist und des Bösen nicht inne wird, das unter der Sonne geschieht.
4 Ich sah alles Mühen an und alles geschickte Tun: da ist nur Eifersucht des einen auf den andern. Das ist auch eitel und Haschen nach Wind.
5 Ein Tor legt die Hände ineinander und verzehrt sein eigenes Fleisch.
6 Besser eine Hand voll mit Ruhe als beide Fäuste voll mit Mühe und Haschen nach Wind.
7 Wiederum sah ich Eitles unter der Sonne:
8 Da ist einer, der steht allein und hat weder Kind noch Bruder, doch ist seiner Mühe kein Ende, und seine Augen können nicht genug Reichtum sehen. Für wen mühe ich mich denn und gönne mir selber nichts Gutes? Das ist auch eitel und eine böse Mühe.
9 So ist's ja besser zu zweien als allein; denn sie haben guten Lohn für ihre Mühe.
10 Fällt einer von ihnen, so hilft ihm sein Gesell auf. Weh dem, der allein ist, wenn er fällt! Dann ist kein anderer da, der ihm aufhilft.
11 Auch, wenn zwei beieinander liegen, wärmen sie sich; wie kann ein Einzelner warm werden?
12 Einer mag überwältigt werden, aber zwei können widerstehen, und eine dreifache Schnur reißt nicht leicht entzwei.
Volksgunst ist eitel
13 Ein Knabe, der arm, aber weise ist, ist besser als ein König, der alt, aber töricht ist und nicht versteht, sich raten zu lassen.
14 Denn aus dem Gefängnis ist er auf den Thron gekommen und war doch arm geboren, als jener noch König war.
15 Und ich sah alle Lebenden, die unter der Sonne wandelten, bei dem zweiten Knaben, der an jenes Stelle treten sollte.
16 Und es war kein Ende des Volks, vor dem er herzog. Und doch wurden seiner nicht froh, die später kamen. Das ist auch eitel und Haschen nach Wind.
17 Bewahre deinen Fuß, wenn du zum Hause Gottes gehst, und komm, dass du hörst. Das ist besser, als wenn die Toren Opfer bringen; denn sie wissen nichts als Böses zu tun.

5 Mach nicht viel Worte und halte das, was du gelobst

1 Sei nicht schnell mit deinem Munde und lass dein Herz nicht eilen, etwas zu reden vor Gott; denn Gott ist im Himmel und du auf Erden; darum lass deiner Worte wenig sein.
2 Denn wo viel Mühe ist, da kommen Träume, und wo viel Worte sind, da hört man den Toren.
3 Wenn du Gott ein Gelübde tust, so zögere nicht, es zu halten; denn er hat kein Gefallen an den Toren; was du gelobst, das halte.
4 Es ist besser, du gelobst nichts, als dass du nicht hältst, was du gelobst.
5 Lass nicht zu, dass dein Mund dich in Schuld bringe, und sprich vor dem Boten Gottes nicht: Es war ein Versehen. Gott könnte zürnen über deine Worte und verderben das Werk deiner Hände.
6 Wo viel Träume sind, da ist Eitelkeit und viel Gerede; darum fürchte Gott!
Warnung bei offenbarem Unrecht
7 Siehst du, wie im Lande der Arme Unrecht leidet und Recht und Gerechtigkeit zum Raub geworden sind, dann wundere dich nicht darüber; denn ein Hoher schützt den andern, und noch Höhere sind über beiden.
8 Aber immer ist ein König, der dafür sorgt, dass das Feld bebaut wird, ein Gewinn für das Land.
Nichtigkeit des Reichtums
9 Wer Geld liebt, wird vom Geld niemals satt, und wer Reichtum liebt, wird keinen Nutzen davon haben. Das ist auch eitel.
10 Denn wo viele Güter sind, da sind viele, die sie aufessen; und was hat ihr Besitzer mehr davon als das Nachsehen?
11 Wer arbeitet, dem ist der Schlaf süß, er habe wenig oder viel gegessen; aber die Fülle lässt den Reichen nicht schlafen.
12 Es ist ein böses Übel, das ich sah unter der Sonne: Reichtum, wohl verwahrt, wird zum Schaden dem, der ihn hat.
13 Denn der Reiche kommt um durch ein böses Geschick, und wenn er einen Sohn gezeugt hat, dem bleibt nichts in der Hand.
14 Wie einer nackt von seiner Mutter Leibe gekommen ist, so fährt er wieder dahin, wie er gekommen ist, und trotz seiner Mühe nimmt er nichts mit sich in seiner Hand, wenn er dahinfährt.
15 Das ist ein böses Übel, dass er dahinfährt, wie er gekommen ist. Was hilft's ihm denn, dass er in den Wind gearbeitet hat?
16 Sein Leben lang hat er im Finstern und in Trauer gesessen, in großem Grämen und Krankheit und Verdruss.
17 So habe ich nun das gesehen, dass es gut und fein sei, wenn man isst und trinkt und guten Mutes ist bei allem Mühen, das einer sich macht unter der Sonne in der kurzen Zeit seines Lebens, die ihm Gott gibt; denn das ist sein Teil.
18 Denn wenn Gott einem Menschen Reichtum und Güter gibt und lässt ihn davon essen und trinken und sein Teil nehmen und fröhlich sein bei seinem Mühen, so ist das eine Gottesgabe.
19 Denn er denkt nicht viel an die Kürze seines Lebens, weil Gott sein Herz erfreut.

6 Der Mensch hat keine Macht über sein Leben

1 Es ist ein Unglück, das ich sah unter der Sonne, und es liegt schwer auf den Menschen:
2 Da ist einer, dem Gott Reichtum, Güter und Ehre gegeben hat, und es mangelt ihm nichts, was sein Herz begehrt; aber Gott gibt ihm doch nicht Macht, es zu genießen, sondern ein Fremder verzehrt es. Das ist auch eitel und ein schlimmes Leiden.
3 Wenn einer auch hundert Kinder zeugte und hätte ein so langes Leben, dass er sehr alt würde, aber er genösse das Gute nicht und bliebe ohne Grab, von dem sage ich: Eine Fehlgeburt hat es besser als er.
4 Denn sie kommt ohne Leben, und in Finsternis fährt sie dahin, und ihr Name bleibt von Finsternis bedeckt,
5 auch hat sie die Sonne nicht gesehen noch gekannt; so hat sie mehr Ruhe als jener.
6 Und ob er auch zweitausend Jahre lebte und hätte nichts Gutes genossen: fährt nicht alles dahin an einen Ort?
7 Alles Mühen des Menschen ist für seinen Mund, aber sein Verlangen bleibt ungestillt.
8 Denn was hat ein Weiser dem Toren voraus? Was hilft's dem Armen, dass er versteht, unter den Lebenden zu wandeln?
9 Es ist besser, zu gebrauchen, was vor Augen ist, als nach anderm zu verlangen. Das ist auch eitel und Haschen nach Wind.
10 Was da ist, ist längst mit Namen genannt, und bestimmt ist, was ein Mensch sein wird. Darum kann er nicht hadern mit dem, der ihm zu mächtig ist.
11 Denn je mehr Worte, desto mehr Eitelkeit; was hat der Mensch davon?
12 Denn wer weiß, was dem Menschen nützlich ist im Leben, in seinen kurzen, eitlen Tagen, die er verbringt wie einen Schatten? Oder wer will dem Menschen sagen, was nach ihm kommen wird unter der Sonne?

7 Von der wahren Weisheit
1 Ein guter Ruf ist besser als gute Salbe und der Tag des Todes besser als der Tag der Geburt.
2 Es ist besser, in ein Haus zu gehen, wo man trauert, als in ein Haus, wo man feiert; denn da zeigt sich das Ende aller Menschen, und der Lebende nehme es zu Herzen!
3 Trauern ist besser als Lachen; denn durch Trauern wird das Herz gebessert.
4 Das Herz der Weisen ist dort, wo man trauert, aber das Herz der Toren dort, wo man sich freut.
5 Es ist besser, das Schelten des Weisen zu hören als den Gesang der Toren.
6 Denn wie das Krachen der Dornen unter den Töpfen, so ist das Lachen der Toren; auch das ist eitel.
7 Unrechter Gewinn macht den Weisen zum Toren, und Bestechung verdirbt das Herz.
8 Der Ausgang einer Sache ist besser als ihr Anfang. Ein Geduldiger ist besser als ein Hoch-mütiger.
9 Sei nicht schnell, dich zu ärgern; denn Ärger ruht im Herzen des Toren.
10 Sprich nicht: Wie kommt's, dass die früheren Tage besser waren als diese? Denn du fragst das nicht in Weisheit.
11 Weisheit ist gut mit einem Erbgut und hilft denen, die die Sonne sehen.
12 Denn wie Geld beschirmt, so beschirmt auch Weisheit; aber die Weisheit erhält das Leben dem, der sie hat.
13 Sieh an die Werke Gottes; denn wer kann das gerade machen, was er krümmt?
14 Am guten Tage sei guter Dinge, und am bösen Tag bedenke: Diesen hat Gott geschaffen wie jenen, damit der Mensch nicht wissen soll, was künftig ist.
15 Dies alles hab ich gesehen in den Tagen meines eitlen Lebens: Da ist ein Gerechter, der geht zugrunde in seiner Gerechtigkeit, und da ist ein Gottloser, der lebt lange in seiner Bosheit.
16 Sei nicht allzu gerecht und nicht allzu weise, damit du dich nicht zugrunde richtest.
17 Sei nicht allzu gottlos und sei kein Tor, damit du nicht stirbst vor deiner Zeit.
18 Es ist gut, wenn du dich an das eine hältst und auch jenes nicht aus der Hand lässt; denn wer Gott fürchtet, der entgeht dem allen.
19 Die Weisheit macht den Weisen stärker als zehn Gewaltige, die in der Stadt sind.
20 Denn es ist kein Mensch so gerecht auf Erden, dass er nur Gutes tue und nicht sündige.
21 Nimm auch nicht zu Herzen alles, was man sagt, dass du nicht hören musst, wie dein Knecht dir flucht;
22 denn dein Herz weiß, dass du andern auch oftmals geflucht hast.
23 Das alles hab ich versucht mit der Weisheit. Ich dachte, ich will weise werden, sie blieb aber ferne von mir.
24 Alles, was da ist, das ist fern und ist sehr tief; wer will's finden?
25 Ich richtete meinen Sinn darauf, zu erfahren und zu erforschen und zu suchen Weisheit und Einsicht, zu erkennen, dass Gottlosigkeit Torheit ist und Narrheit Tollheit.
26 Und ich fand, bitterer als der Tod sei eine Frau, die ein Fangnetz ist und Stricke ihr Herz und Fesseln ihre Hände. Wer Gott gefällt, der wird ihr entrinnen; aber der Sünder wird durch sie gefangen.
27 Schau, das habe ich gefunden, spricht der Prediger, eins nach dem andern, dass ich Erkenntnis fände.
28 Und ich suchte immerfort und hab's nicht gefunden: unter tausend habe ich einen Mann gefunden, aber eine Frau hab ich unter allen nicht gefunden.
29 Schau, allein das hab ich gefunden: Gott hat den Menschen aufrichtig gemacht; aber sie suchen viele Künste.

8 Das Unrecht in der Welt und das verborgene Walten Gottes

1 Wer ist wie der Weise, und wer versteht etwas zu deuten? Die Weisheit der Menschen er-leuchtet sein Angesicht; aber ein freches Angesicht wird gehasst.
2 Achte auf das Wort des Königs; aber wenn du einen Eid bei Gott leisten sollst,
3 so übereile dich nicht! Geh von seinem Angesicht weg und halte dich nicht zu einer bösen Sache; denn er tut alles, was er will.
4 In des Königs Wort ist Gewalt, und wer darf zu ihm sagen: Was machst du?
5 Wer das Gebot hält, der will nichts von einer bösen Sache wissen; denn des Weisen Herz weiß um Zeit und Gericht.
6 Denn jedes Vorhaben hat seine Zeit und sein Gericht, und des Menschen Bosheit liegt schwer auf ihm.
7 Denn er weiß nicht, was geschehen wird, und wer will ihm sagen, wie es werden wird?
8 Der Mensch hat keine Macht, den Wind aufzuhalten, und hat keine Macht über den Tag des Todes, und keiner bleibt verschont im Krieg, und das gottlose Treiben rettet den Gottlosen nicht.
9 Das alles hab ich gesehen und richtete mein Herz auf alles Tun, das unter der Sonne geschieht zur Zeit, da ein Mensch herrscht über den andern zu seinem Unglück.
10 Und weiter sah ich Gottlose, die begraben wurden und zur Ruhe kamen; aber die recht getan hatten, mussten hinweg von heiliger Stätte und wurden vergessen in der Stadt. Das ist auch eitel.
11 Weil das Urteil über böses Tun nicht sogleich ergeht, wird das Herz der Menschen voll Begier, Böses zu tun.
12 Wenn ein Sünder auch hundertmal Böses tut und lange lebt, so weiß ich doch, dass es wohlgehen wird denen, die Gott fürchten, die sein Angesicht scheuen.
13 Aber dem Gottlosen wird es nicht wohlgehen, und wie ein Schatten werden nicht lange leben, die sich vor Gott nicht fürchten.
14 Es ist eitel, was auf Erden geschieht: Es gibt Gerechte, denen geht es, als hätten sie Werke der Gottlosen getan, und es gibt Gottlose, denen geht es, als hätten sie Werke der Gerechten getan. Ich sprach: Das ist auch eitel.
15 Darum pries ich die Freude, dass der Mensch nichts Besseres hat unter der Sonne, als zu essen und zu trinken und fröhlich zu sein. Das bleibt ihm bei seinem Mühen sein Leben lang, das Gott ihm gibt unter der Sonne.
16 Ich richtete mein Herz darauf, zu erkennen die Weisheit und zu schauen die Mühe, die auf Erden geschieht, dass einer weder Tag noch Nacht Schlaf bekommt in seine Augen.
17 Und ich sah alles Tun Gottes, dass ein Mensch das Tun nicht ergründen kann, das unter der Sonne geschieht. Und je mehr der Mensch sich müht zu suchen, desto weniger findet er. Und auch wenn der Weise meint: »Ich weiß es«, so kann er's doch nicht finden.

9 Aufruf zur Freude trotz der Eitelkeit des Lebens

1 Denn ich habe das alles zu Herzen genommen, um dies zu erforschen: Gerechte und Weise und ihr Tun sind in Gottes Hand. Auch über Liebe und Hass bestimmt der Mensch nicht; alles ist vor ihm festgelegt.
2 Es begegnet dasselbe dem einen wie dem andern: dem Gerechten wie dem Gottlosen, dem Guten und Reinen wie dem Unreinen; dem, der opfert, wie dem, der nicht opfert. Wie es dem Guten geht, so geht's auch dem Sünder. Wie es dem geht, der schwört, so geht's auch dem, der den Eid scheut.
3 Das ist das Unglück bei allem, was unter der Sonne geschieht, dass es dem einen geht wie dem andern. Und dazu ist das Herz der Menschen voll Bosheit, und Torheit ist in ihrem Herzen, solange sie leben; danach müssen sie sterben.
4 Denn wer noch bei den Lebenden weilt, der hat Hoffnung; denn ein lebender Hund ist besser als ein toter Löwe.
5 Denn die Lebenden wissen, dass sie sterben werden, die Toten aber wissen nichts; sie haben auch keinen Lohn mehr, denn ihr Andenken ist vergessen.
6 Ihr Lieben und ihr Hassen und ihr Eifern ist längst dahin; sie haben kein Teil mehr auf der Welt an allem, was unter der Sonne geschieht.
7 So geh hin und iss dein Brot mit Freuden, trink deinen Wein mit gutem Mut; denn dies dein Tun hat Gott schon längst gefallen.
8 Lass deine Kleider immer weiß sein und lass deinem Haupte Salbe nicht mangeln.
9 Genieße das Leben mit deiner Frau, die du lieb hast, solange du das eitle Leben hast, das dir Gott unter der Sonne gegeben hat; denn das ist dein Teil am Leben und bei deiner Mühe, mit der du dich mühst unter der Sonne.
10 Alles, was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu; denn bei den Toten, zu denen du fährst, gibt es weder Tun noch Denken, weder Erkenntnis noch Weisheit.
11 Wiederum sah ich, wie es unter der Sonne zugeht: Zum Laufen hilft nicht schnell sein, zum Kampf hilft nicht stark sein, zur Nahrung hilft nicht geschickt sein, zum Reichtum hilft nicht klug sein; dass einer angenehm sei, dazu hilft nicht, dass er etwas gut kann, sondern alles liegt an Zeit und Glück.
12 Auch weiß der Mensch seine Zeit nicht, sondern wie die Fische gefangen werden mit dem verderblichen Netz und wie die Vögel mit dem Garn gefangen werden, so werden auch die Menschen verstrickt zur bösen Zeit, wenn sie plötzlich über sie fällt.
13 Ich habe unter der Sonne auch diese Weisheit gesehen, die mich groß dünkte:
14 Da war eine kleine Stadt und wenig Männer darin, und es kam ein großer König, der belagerte sie und baute große Bollwerke gegen sie.
15 Und es fand sich darin ein armer, weiser Mann, der hätte die Stadt retten können durch seine Weisheit; aber kein Mensch dachte an diesen armen Mann.
16 Da sprach ich: Weisheit ist zwar besser als Stärke, doch des Armen Weisheit wird verachtet, und auf seine Worte hört man nicht.
17 Der Weisen Worte, in Ruhe vernommen, sind besser als des Herrschers Schreien unter den Törichten.
18 Weisheit ist besser als Kriegswaffen; aber ein einziger Bösewicht verdirbt viel Gutes.

10 Über Weisheit und Torheit

1 Tote Fliegen verderben gute Salben. Ein wenig Torheit wiegt schwerer als Weisheit und Ehre.
2 Des Weisen Herz ist zu seiner Rechten, aber des Toren Herz ist zu seiner Linken.
3 Auch wenn der Tor auf der Straße geht, fehlt es ihm an Verstand, doch er hält jeden andern für einen Toren.
4 Wenn des Herrschers Zorn wider dich ergeht, so verlass deine Stätte nicht; denn Gelassenheit wendet großes Unheil ab.
5 Dies ist ein Unglück, das ich sah unter der Sonne, gleich einem Versehen, das vom Gewaltigen ausgeht:
6 Ein Tor sitzt in großer Würde, und Reiche müssen in Niedrigkeit sitzen.
7 Ich sah Knechte auf Rossen und Fürsten zu Fuß gehen wie Knechte.
8 Wer eine Grube gräbt, der kann selbst hineinfallen, und wer eine Mauer einreißt, den kann eine Schlange beißen.
9 Wer Steine bricht, der kann sich dabei wehe tun, und wer Holz spaltet, der kann dabei verletzt werden.
10 Wenn ein Eisen stumpf wird und an der Schneide ungeschliffen bleibt, muss man mit ganzer Kraft arbeiten. Aber Weisheit bringt Vorteil und Gewinn.
11 Wenn die Schlange beißt vor der Beschwörung, so hat der Beschwörer keinen Vorteil.
12 Die Worte aus dem Munde des Weisen bringen ihm Gunst; aber des Toren Lippen verschlingen ihn selber.
13 Der Anfang seiner Worte ist Narrheit und das Ende verderbliche Torheit.
14 Der Tor macht viele Worte; aber der Mensch weiß nicht, was sein wird, und wer will ihm sagen, was nach ihm werden wird?
15 Die Arbeit ermüdet den Toren, der nicht einmal weiß, in die Stadt zu gehen.
16 Weh dir, Land, dessen König ein Kind ist und dessen Fürsten schon in der Frühe tafeln!
17 Wohl dir, Land, dessen König ein Edler ist und dessen Fürsten zur rechten Zeit tafeln als ehrbare Männer und nicht als Zecher.
18 Durch Faulheit sinken die Balken, und durch lässige Hände tropft es im Haus.
19 Man hält Mahlzeiten, um zu lachen, und der Wein erfreut das Leben, und das Geld muss alles zuwege bringen.
20 Fluche dem König auch nicht in Gedanken und fluche dem Reichen auch nicht in deiner Schlafkammer; denn die Vögel des Himmels tragen die Stimme fort, und die Fittiche haben, sagen's weiter.

11 Berechne nicht die Zukunft, sondern nütze den Tag!

1 Lass dein Brot über das Wasser fahren; denn du wirst es finden nach langer Zeit.
2 Verteil es unter sieben oder unter acht; denn du weißt nicht, was für Unglück auf Erden kommen wird.
3 Wenn die Wolken voll sind, so geben sie Regen auf die Erde, und wenn der Baum fällt - er falle nach Süden oder Norden zu -, wohin er fällt, da bleibt er liegen.
4 Wer auf den Wind achtet, der sät nicht, und wer auf die Wolken sieht, der erntet nicht.
5 Gleichwie du nicht weißt, welchen Weg der Wind nimmt und wie die Gebeine im Mutter-leibe bereitet werden, so kannst du auch Gottes Tun nicht wissen, der alles wirkt.
6 Am Morgen säe deinen Samen, und lass deine Hand bis zum Abend nicht ruhen; denn du weißt nicht, was geraten wird, ob dies oder das oder ob beides miteinander gut gerät.
7 Es ist das Licht süß, und den Augen lieblich, die Sonne zu sehen.
8 Denn wenn ein Mensch viele Jahre lebt, so sei er fröhlich in ihnen allen und denke an die finstern Tage, dass es viele sein werden; denn alles, was kommt, ist eitel.
9 So freue dich, Jüngling, in deiner Jugend und lass dein Herz guter Dinge sein in deinen jun-gen Tagen. Tu, was dein Herz gelüstet und deinen Augen gefällt; aber wisse, dass dich Gott um das alles vor Gericht ziehen wird.
10 Lass den Unmut fern sein von deinem Herzen und halte fern das Übel von deinem Leibe; denn Kindheit und Jugend sind eitel.
Alter und Tod kommen gewiss
1 Denk an deinen Schöpfer in deiner Jugend, ehe die bösen Tage kommen und die Jahre sich nahen, da du wirst sagen: »Sie gefallen mir nicht«;
2 ehe die Sonne und das Licht, Mond und Sterne finster werden und Wolken wiederkommen nach dem Regen, -
3 zur Zeit, wenn die Hüter des Hauses zittern und die Starken sich krümmen und müßig stehen die Müllerinnen, weil es so wenige geworden sind, und wenn finster werden, die durch die Fenster sehen,
4 und wenn die Türen an der Gasse sich schließen, dass die Stimme der Mühle leiser wird, und wenn sie sich hebt, wie wenn ein Vogel singt, und alle Töchter des Gesanges sich neigen;
5 wenn man vor Höhen sich fürchtet und sich ängstigt auf dem Wege, wenn der Mandelbaum blüht und die Heuschrecke sich belädt und die Kaper aufbricht; denn der Mensch fährt dahin, wo er ewig bleibt, und die Klageleute gehen umher auf der Gasse; -
6 ehe der silberne Strick zerreißt und die goldene Schale zerbricht und der Eimer zerschellt an der Quelle und das Rad zerbrochen in den Brunnen fällt.
7 Denn der Staub muss wieder zur Erde kommen, wie er gewesen ist, und der Geist wieder zu Gott, der ihn gegeben hat.
8 Es ist alles ganz eitel, spricht der Prediger, ganz eitel.
Nachwort über den Prediger
9 Es bleibt noch übrig zu sagen: Der Prediger war ein Weiser und lehrte auch das Volk gute Lehre, und er erwog und forschte und dichtete viele Sprüche.
10 Er suchte, dass er fände angenehme Worte und schriebe recht die Worte der Wahrheit.
11 Die Worte der Weisen sind wie Stacheln, und wie eingeschlagene Nägel sind die einzelnen Sprüche; sie sind von einem Hirten gegeben.
12 Und über dem allen, mein Sohn, lass dich warnen; denn des vielen Büchermachens ist kein Ende, und viel Studieren macht den Leib müde.
13 Lasst uns die Hauptsumme aller Lehre hören: Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das gilt für alle Menschen.
14 Denn Gott wird alle Werke vor Gericht bringen, alles, was verborgen ist, es sei gut oder böse.
Aus: Die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers mit Apokryphen in der revidierten Fassung von 1984
Deutsche Bibelgesellschaft