Xenophanes aus Kolophon (6. – 5. Jh. v. Chr.)

  Griechischer Dichter und Philosoph, der sich nach einem Wanderleben in Elea in Unteritalien niederließ. Xenophanes bekämpfte die althergebrachte Vorstellung der griechischen Volksreligion, die Götter seien menschenähnliche Wesen. Nach ihm existiert nur ein Gott, der weder äußerlich an Gestalt noch innerlich in Wahrnehmung, Einsicht und Erkenntnis den sterblichen Menschen gleicht. Die schon von Platon im Sophistes bezeugte Meinung, er sei der Begründer der eleatischen Schule, ist umstritten.

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Inhaltsverzeichnis
Der neue Gott,
Das All-Eine.

Vom Menschen


Der neue Gott

Nicht Kämpfe der Titanen oder Giganten und Kentauren zu besingen, hat Wert — Fabeln vergangener Zeit! —, oder wilden Bürgerzwist, aus dem keinerlei Segen entspringt; aber stets der Götter in Ehrfurcht zu gedenken, das hat Sinn und Verstand.
aus fr. 1, 21- 24

Alles haben Homer und Hesiod den Göttern angedichtet, was nur immer bei den Menschen Schimpf und Schande ist: Stehlen, Ehebrechen und sich gegenseitig Betrügen. fr.11

Doch die Sterblichen wähnen, die Götter würden geboren und hätten Gewand, Stimme und Gestalt ähnlich wie sie selber.
fr. 14

Die Äthiopen stellen sich ihre Götter schwarz und stumpfnasig vor, die Thraker dagegen blauäugig und rothaarig.
fr. 16

Wenn Kühe, Pferde oder Löwen Hände hätten und damit malen und Werke wie die Menschen schaffen könnten, dann würden die Pferde pferde-, die Kühe kuhähnliche Götterbilder malen und solche Gestalten schaffen, wie sie selber haben.
fr. 15

<herrscht doch nur einziger Gott, unter Göttern und Menschen der Größte, weder an Aussehen noch den Sterblichen ähnlich, noch an Gedanken
fr.23

Ganz sieht er, ganz denkt er, ganz hört er.
fr.24

Doch ohne Mühe bewirkt er den Umschwung des Alls durch des Geistes Denkkraft.
fr.25

Immer verharrt er am selbigen Ort, sich gar nicht bewegend; ziemt es sich doch nicht für ihn, bald hierhin, zu gehen hierhin und dorthin.
fr.26

Das Wesen Gottes sei kugelförmig und gleiche in nichts dem Menschen.. Ganz sehe er und ganz höre er; atmen freilich tue er nicht. Und er sei ganz Geist und Weisheit und ewig. Diogenes Laertius IX 19

Wenn aber die Gottheit das Mächtigste von allem ist, dann kann sie nur eine einzige sein ... denn sie könnte unmöglich alles, was sie wollte, wenn es mehrere Götter gebe. Es kann also nur eine Gottheit geben.
Pseudoaristoteles, Von Melissos, Xenophanes und Gorgias 3, 3

Er äußert sich auch über die Götter, wobei er die Ansicht vertritt, daß es keinerlei Führerschaft unter ihnen gebe. Denn es sei ein unmöglicher Gedanke, daß einer von den Göttern geknechtet würde. Und keiner von ihnen bedürfe überhaupt irgendetwas.
Pseudoplutarch, Stromateis 4

Das All-Eine

<Der Fremde aus Elea spricht.> Die aber von uns ausgehende eleatische Sekte, die von Xenophanes und noch früher ihren Ursprung genommen hat, geht von der Voraussetzung aus, daß das, was man die Gesamtheit aller Dinge nennt, ein einziges Wesen ist.
Platon, Sophistes


Wohin ich auch meinen Sinn richtete, er löste sich <mir stets> in ein und dasselbe Allwesen auf. <Das> All aber, das ewig ist, nach allen Seiten hin in der Schwebe gehalten, offenbarte <mir immer wieder> ein einziges gleichartiges Wesen.
Timon

Xenophanes lehrt, daß ... das All eins ist und keiner Änderung ausgesetzt
.
Hippolytos I 14,2

Xenophanes, der die eleatische Sekte begründet hat, behauptete, das All sei eins, kugelförmig und begrenzt, nicht entstanden, sondern ewig und durchaus unbewegt.
Theadoret IV 5 <aus Aetius,>

Xenophanes aber, der zuerst von diesen die Einheitslehre aufgebracht hat (denn Parmenides soll sein Schüler gewesen sein) ... und auf das ganze Weltall seinen Blick richtete, erklärt, das Eine sei die Gottheit.
Aristoteles, Metaphysik

Im Gegensatz zu den Vorstellungen der übrigen Menschen behauptet Xenophanes, das All sei eins, und die Gottheit sei mit der Gesamtheit der Dinge verwachsen; sie sei kugelförmig, jedem Leiden und jeder Veränderung entrückt, und sie wäre ein vernünftiges Wesen.
Sextus Empiricus. Pyrrhonische Grundrisse

Xenophanes ... erträumte sich, unbekümmert um die menschlichen Vorstellungen, die Gottheit als in jeder Hinsicht gleichartig, unbewegt, jedem Leiden entrückt, geistiger als Geist
. Timon

Vom Menschen

Zuerst nun müssen verständige Manner die Gottheit preisen mit frommen Reden und reinen Worten. Wenn sie ihr aber gespendet und sie gebeten haben, ihnen Kraft zu verleihen, das Rechte zu tun — liegt doch solche Bitte am nächsten dann ist es kein Frevel, soviel zu trinken, daß man eben noch ohne Begleitung nach Hause kommen kann, falls man nicht schon ein steinalter Mann ist. Von den Männern aber verdient der ein besonderes Lob, der nach dem Trunk edle Gesinnung offenbart, wie sein Sinnen und Trachten der Tugend gilt. fr.1

Xenophanes hat zuerst ausgesprochen, daß alles Gewordene vergänglich ist und daß die Seele ein Hauch ist
. Diogenes Laertius IX 19

Nimmer noch gab es den Mann und nimmer wird es ihn geben, der die Wahrheit erkannt von den Göttern und allem auf Erden. Denn auch, wenn er einmal das Rechte vollkommen getroffen, wüßte er selbst es doch nicht. Denn Wähnen nur ist uns beschieden. fr 34

Wenn Gott nicht den gelben Honig hätte werden lassen, so würden die Menschen meinen, daß die Feigen viel süßer wären.
fr. 38

Die Götter haben den Sterblichen nicht von Anfang an alles offenbart, sondern erst nach und nach finden diese suchend das Bessere
. fr. 18
Kröner Stuttgart, Kröners Taschenausgabe Band 119, Die Vorsokratiker herausgegeben von Wilhelm CapelleDie Fragmente und Quellenberichte übersetzt und eingeleitet von Wilhelm Capelle (S.122-125) Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Alfred Kröner Verlags, Stuttgart