Xenophanes
aus Kolophon (6. – 5. Jh. v. Chr.)
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Griechischer
Dichter und Philosoph, der sich nach einem Wanderleben in Elea
in Unteritalien niederließ. Xenophanes bekämpfte
die althergebrachte Vorstellung der griechischen Volksreligion, die Götter
seien menschenähnliche Wesen. Nach ihm existiert nur ein Gott, der
weder äußerlich an Gestalt noch innerlich in Wahrnehmung, Einsicht und Erkenntnis den sterblichen Menschen gleicht. Die schon von Platon im Sophistes bezeugte Meinung, er sei der Begründer der eleatischen
Schule, ist umstritten. Siehe auch Wikipedia |
Inhaltsverzeichnis
Der neue Gott,
Das All-Eine.
Vom Menschen
Der
neue Gott
Nicht Kämpfe der Titanen oder Giganten und Kentauren zu besingen, hat Wert
— Fabeln vergangener Zeit! —, oder wilden Bürgerzwist, aus
dem keinerlei Segen entspringt; aber stets der Götter in Ehrfurcht zu gedenken,
das hat Sinn und Verstand.
aus fr. 1, 21- 24
Alles haben Homer und Hesiod den Göttern angedichtet, was nur immer bei den Menschen Schimpf und Schande
ist: Stehlen, Ehebrechen und sich gegenseitig Betrügen. fr.11
Doch die Sterblichen wähnen, die Götter würden
geboren und hätten Gewand, Stimme und Gestalt ähnlich wie sie selber. fr. 14
Die Äthiopen stellen sich ihre Götter schwarz und stumpfnasig
vor, die Thraker dagegen blauäugig und rothaarig.
fr. 16
Wenn Kühe, Pferde oder Löwen Hände hätten
und damit malen und Werke wie die Menschen schaffen könnten, dann würden
die Pferde pferde-, die Kühe kuhähnliche Götterbilder malen und
solche Gestalten schaffen, wie sie selber haben. fr.
15
<herrscht
doch nur einziger Gott, unter Göttern und Menschen der Größte,
weder an Aussehen noch den Sterblichen ähnlich, noch an Gedanken fr.23
Ganz sieht er, ganz denkt
er, ganz hört er. fr.24
Doch ohne Mühe bewirkt er
den Umschwung des Alls durch des Geistes Denkkraft. fr.25
Immer verharrt er am
selbigen Ort, sich gar nicht bewegend; ziemt es sich doch nicht für ihn,
bald hierhin, zu gehen hierhin und dorthin. fr.26
Das Wesen Gottes sei kugelförmig und
gleiche in nichts dem Menschen.. Ganz sehe er und ganz höre er; atmen freilich
tue er nicht. Und er sei ganz Geist und Weisheit und ewig. Diogenes
Laertius IX 19
Wenn aber die Gottheit das Mächtigste
von allem ist, dann kann sie nur eine einzige sein ... denn sie könnte
unmöglich alles, was sie wollte, wenn es mehrere Götter gebe. Es kann
also nur eine Gottheit geben. Pseudoaristoteles, Von
Melissos, Xenophanes und Gorgias 3, 3
Er äußert sich auch über die Götter, wobei
er die Ansicht vertritt, daß es keinerlei Führerschaft
unter ihnen gebe. Denn es sei ein unmöglicher
Gedanke, daß einer von den Göttern geknechtet würde. Und keiner von ihnen bedürfe überhaupt irgendetwas. Pseudoplutarch, Stromateis 4
Das
All-Eine
<Der Fremde aus Elea spricht.> Die aber von
uns ausgehende eleatische Sekte, die von Xenophanes und
noch früher ihren Ursprung genommen hat, geht von der Voraussetzung aus,
daß das, was man die Gesamtheit aller Dinge nennt, ein einziges Wesen
ist.
Platon, Sophistes
Wohin ich auch meinen Sinn richtete, er löste sich <mir
stets> in ein und dasselbe Allwesen auf. <Das> All aber, das
ewig ist, nach allen Seiten hin in der Schwebe gehalten, offenbarte <mir
immer wieder> ein einziges gleichartiges Wesen. Timon
Xenophanes lehrt, daß ... das All eins ist und keiner Änderung ausgesetzt. Hippolytos I 14,2
Xenophanes, der die eleatische Sekte
begründet hat, behauptete, das All sei eins, kugelförmig
und begrenzt, nicht entstanden, sondern ewig und durchaus unbewegt. Theadoret
IV 5 <aus Aetius,>
Xenophanes aber, der zuerst von diesen
die Einheitslehre aufgebracht hat (denn Parmenides soll sein Schüler gewesen
sein) ... und auf das ganze Weltall seinen Blick richtete, erklärt, das
Eine sei die Gottheit. Aristoteles, Metaphysik
Im Gegensatz zu den Vorstellungen der übrigen Menschen behauptet Xenophanes, das All sei eins, und die Gottheit
sei mit der Gesamtheit der Dinge verwachsen; sie sei kugelförmig, jedem
Leiden und jeder Veränderung entrückt, und sie wäre ein vernünftiges Wesen. Sextus Empiricus. Pyrrhonische Grundrisse
Xenophanes ... erträumte sich,
unbekümmert um die menschlichen Vorstellungen, die Gottheit als in jeder
Hinsicht gleichartig, unbewegt, jedem Leiden entrückt, geistiger als Geist.
Timon
Vom
Menschen
Zuerst nun müssen verständige Manner die Gottheit
preisen mit frommen Reden und reinen Worten. Wenn sie ihr aber gespendet
und sie gebeten haben, ihnen Kraft zu verleihen, das Rechte zu tun — liegt
doch solche Bitte am nächsten — dann ist es
kein Frevel, soviel zu trinken, daß man eben noch ohne Begleitung nach
Hause kommen kann, falls man nicht schon ein steinalter Mann ist. Von
den Männern aber verdient der ein besonderes Lob, der nach dem Trunk edle
Gesinnung offenbart, wie sein Sinnen und Trachten der Tugend gilt. fr.1
Xenophanes hat zuerst ausgesprochen, daß
alles Gewordene vergänglich ist und daß die Seele ein Hauch ist.
Diogenes Laertius IX 19
Nimmer noch gab es den Mann und nimmer wird es ihn geben, der die Wahrheit erkannt
von den Göttern und allem auf Erden. Denn auch, wenn er einmal das Rechte
vollkommen getroffen, wüßte er selbst es doch nicht. Denn Wähnen
nur ist uns beschieden. fr 34
Wenn Gott nicht den gelben Honig hätte werden lassen, so
würden die Menschen meinen, daß die Feigen viel süßer
wären. fr. 38
Die Götter haben den
Sterblichen nicht von Anfang an alles offenbart, sondern erst nach und nach
finden diese suchend das Bessere. fr. 18
Kröner Stuttgart, Kröners Taschenausgabe
Band 119, Die Vorsokratiker herausgegeben von Wilhelm CapelleDie Fragmente und
Quellenberichte übersetzt und eingeleitet von Wilhelm Capelle (S.122-125)
Veröffentlichung auf Philos-Website mit
freundlicher Erlaubnis des Alfred Kröner Verlags, Stuttgart