Barnabas [aramäisch: Sohn des Trostes], ursprüngl. Josef (? – um 61)

Heiliger apostolischer Vater, christlicher Levit, Sohn eines jüdischen Gutsbesitzers aus Zypern, der (nach Apostelgeschichte 13) Paulus auf seiner ersten Missionsreise begleitet hat und den so genannten »Barnabasbrief« verfasst haben soll, der sich allerdings an keine spezielle Gemeinde, sondern ganz allgemein an die Christenheit richtet. Der Barnabasbrief gliedert sich im Wesentlichen in zwei Teile. Während der erste Teil mehr dogmatischer (belehrender) Natur ist, befasst sich der zweite Teil mit den zwei Wegen der Erkenntnis und Macht: dem Weg des Lichtes und dem der Finsternis.

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Vollständiger Text des Barnabasbriefes: Bibliothek der Kirchenväter

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Statue of Saint Barnabas ; church in the Mafra National Palace; Mafra, Portugal;

21. September 2006 ( 2006-09-21 )

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Georges Jansoone

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Aus dem Barnabasbrief
18. Kapitel

Zweiter Teil
Die beiden Wege
1. Nun wollen wir aber übergehen zu der anderen Erkenntnis und Lehre. Es gibt zwei Wege der Lehre und der Macht, nämlich den des Lichtes und den der Finsternis. Der Unterschied zwischen den beiden Wegen aber ist groß. Auf dem einen sind nämlich aufgestellt lichttragende Engel Gottes, auf dem anderen aber Engel des Teufels.

2. Und jener ist Herr von Ewigkeit zu Ewigkeit, dieser aber ist der Fürst dieser gegenwärtigen, gottlosen Zeit.

19. Kapitel
Der Weg des Lichtes
1. Der Weg des Lichtes nun ist dieser: Wenn einer seinen Weg gehen will bis zum vorgesteckten Ziele, so soll er sich beeilen durch seine Werke. Die Erkenntnis nun, die uns gegeben wurde darüber, wie wir auf diesem Wege wandeln müssen, ist also:

2. Liebe den, der dich erschaffen, fürchte den, der dich gebildet, verherrliche den, der vom Tode dich erlöst hat! Sei geraden Herzens und reich im Geiste! Verkehre nicht mit denen, die wandeln auf dem Wege des Todes! Hasse alles, was Gott nicht gefällt, hasse jegliche Heuchelei! Versäume nichts von Gottes Geboten!

3. Erhebe dich nicht selbst, denke demütig in jeglicher Hinsicht, schreibe dir selbst keine Ehre zu! Fasse keinen bösen Anschlag wider deinen Nächsten! Gestatte deiner Seele keine Anmaßung!

4. Treibe nicht Unzucht, Ehebruch, Knabenschändung! Das Wort Gottes rede nicht bei der Unreinheit anderer! Schau nicht auf die Person, wenn du jemand zurechtweisest über einen Fehltritt! Sei milde, ruhig, zittere vor den Worten, die du gehört hast! Deinem Bruder trage Böses nicht nach!

5. Sei nicht geteilter Meinung, ob es (= die Verheißungen) sich erfüllen werde oder nicht!

»Du sollst den Namen Gottes nicht eitel nennen«!
(Deut. 5, 11.)

Liebe deinen Nächsten
mehr als deine eigene Seele! Töte das Kind nicht durch Abtreibung, noch auch töte das Neugeborene! Ziehe deine Hand nicht zurück von deinem Sohne oder von deiner Tochter, sondern lehre sie von jung auf die Furcht Gottes!

6. Begehre nicht nach dem Besitze deines Nächsten, werde nicht habsüchtig! Geselle dich nicht in deinem Herzen zu den Hochmütigen, sondern verkehre mit den Demütigen und Gerechten! Was dir Übles zustößt, das nimm als gut an und wisse, dass ohne Gott nichts geschieht!

7. Denke nicht noch rede zwiespältig! Denn die Doppelzüngigkeit ist ein Fallstrick des Todes. Sei untertan deinem Herrn als dem Vertreter Gottes in Achtung und Furcht! Gib deinem Knecht und deiner Magd, die auf den gleichen Gott hoffen, deine Befehle nicht in Bitterkeit, damit sie nicht einmal ablegen ihre Furcht vor Gott, der über euch beide herrscht. Denn er ist nicht gekommen, um zu berufen nach Ansehen der Person, sondern zu denen, die der Geist vorbereitet hat.

8. Von allem sollst du deinem Nächsten mitteilen und nicht sagen, es sei dein eigen! Wenn ihr nämlich die unvergänglichen Güter gemeinsam habt, um wieviel mehr die vergänglichen? Sei nicht vorlaut! Ein Fallstrick des Todes ist nämlich der Mund. Soviel du kannst, führe ein reines Leben deiner Seele zulieb!

9. Sei nicht so, dass du deine Hand ausstreckst zum Nehmen, zum Geben aber sie zuhältst! Liebe wie deinen Augapfel (Deut. 32, 10; Ps. 16, 8.) jeden, der dir das Wort des Herrn verkündet!

10. Bei Tag und bei Nacht denke an den Tag des Gerichtes und suche täglich das Antlitz der Heiligen, sei es dass du durch Reden dich abmühest, hingehest, sie zu trösten, und nachsinnest, wie du durch die Rede eine Seele rettest, oder dass du mit den Händen (= durch Almosen) arbeitest zur Tilgung deiner Sünden.

11. Zweifle nicht, ob du geben sollst, und gib ohne Murren! Du wirst einsehen, wer der herrliche Erstatter deines Lohnes ist. Bewahre, was du erhalten, ohne etwas hinzuzufügen oder wegzunehmen! (Deut. 12, 32.) Das Böse hasse in Ewigkeit! Urteile gerecht! (Deut. 1, 16; Sprichw. 31, 9)

12. Rufe keine Spaltungen hervor, sondern stifte Frieden, indem du Streitende versöhnst! Bekenne deine Sünden! Schreite nicht zum Gebete mit einem schlechten Gewissen! Das ist der Weg des Lichtes.

20. Kapitel
Der Weg der Finsternis
1. Der Weg der Finsternis aber ist krumm und voll Fluch. Es ist nämlich der Weg zum ewigen Tode voll Strafe; auf diesem befindet sich das, was ihre Seelen zugrunde richtet: Götzendienst, Frechheit, Überhebung wegen der Macht, Heuchelei, Doppelherzigkeit, Ehebruch, Mord, Raub, Stolz, Übertretung, List, Bosheit, Anmaßung, Giftmischerei, Zauberei, Habsucht, Vermessenheit gegen Gott.

2. Leute, die die Guten verfolgen, die Wahrheit hassen, die Lüge lieben, den Lohn der Gerechtigkeit nicht kennen, dem Guten nicht nachstreben (Röm. 12, 9.) und dem gerechten Urteil, sich nicht bemühen um Witwen und Waisen, sich nicht kümmern um die Gottesfurcht, sondern um das Böse, von denen gar weit entfernt ist Sanftmut und Geduld, die das Eitle lieben, nach Vergeltung haschen (Ps. 4, 3.), kein Mitleid haben mit dem Bettler, sich nicht annehmen um den Niedergebeugten, die bereit sind zum Verleumden, die ihren Schöpfer nicht anerkennen, Kinder morden (Is. 1, 12.), die Geschöpfe Gottes im Mutterschosse umbringen, dem Bedürftigen den Rücken zukehren, den Bedrängten unterdrücken, den Reichen beistehen, die Armen ungerecht richten, Sünder in allen Stücken.

Aus: Die apostolischen Väter. Aus dem Griechischen übersetzt von Dr. Franz Zeller. 1918 Kempten&München.Verlag der Jos. Köselschen Buchhandlung (S. 101-104)