Hoffmann von Fallersleben, eigentl. August Heinrich Hoffmann (1798 – 1874)

Deutscher Lyriker und Literaturhistoriker, der von 1830 – 1842 als Professor für deutsche Sprache und Literatur in Breslau lehrte und 1842 wegen seiner freiheitlich-nationalen »Unpolitischen Lieder« (1840/41) entlassen und erst 1848 rehabilitiert wurde. Im Jahre 1841 dichtete er auf Helgoland das nach der Melodie von Joseph Haydn vertonte Lied »Deutschland, Deutschland über alles«: die heutige Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland beinhaltet seit 1991 allerdings aus gutem Grunde nur noch die dritte Strophe! Von Fallersleben schrieb auch volkstümliche Lieder wie »Alle Vögel sind schon da« und »Kuckuck, Kuckuck ruft's aus dem Wald«.
Im Kreise des Freiherrn Meusebach, dessen gutbestückte Privatbibliothek in ganz Preussen berühmt war, befreundete sich Hoffmann u. a. mit Friedrich Karl von Savigny , Georg Friedrich Hegel , Adelbert von Chamisso und Ludwig Uhland .

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Inhaltsverzeichnis
Das Lied der Deutschen
Auswanderungslied
Höchst und Allerhöchst
Pfaffen
Von Gottes Gnaden

Das Lied der Deutschen
Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt,
Wenn es stets zum Schutz und Trutze
Brüderlich zusammenhält,
Von der Maas bis an die Memel,
Von der Etsch bis an den Belt -
Deutschland, Deutschland über alles,
Über alles in der Welt!

Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang
Sollen in der Welt behalten
Ihren alten schönen Klang,
Uns zu edler Tat begeistern
Unser ganzes Leben lang -
Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang!

Einigkeit und Recht und Freiheit
Für das deutsche Vaterland!
Danach lasst uns alle streben
Brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
Sind des Glückes Unterpfand -
Blüh im Glanze dieses Glückes,
Blühe, deutsches Vaterland.

Auswanderungslied
9. Oktober 1846
Unsre Fürsten hatten viel versprochen,
Doch das Halten schien nicht ihre Pflicht.
Haben wir denn nun so viel verbrochen,
dass sie hielten ihr Versprechen nicht?

Schlimmer wird es jetzt von Tag zu Tage,
Schweigen ist nur unser einzig Recht:
Untertanen ziemet keine Klage,
Und gehorchen muss dem Herrn der Knecht.

Unsre Brüder werden ausgewiesen,
Mehr als alles Recht gilt Polizei.
Heute trifft es jenen, morgen diesen,
Jeder, jeder Deutsch' ist vogelfrei.

Deutsche Freiheit lebet nur im Liede,
Deutsches Recht, es ist ein Märchen nur.
Deutschlands Wohlfahrt ist ein langer Friede -
Voll von lauter Willkür und Zensur.

Darum ziehn wir aus dem Vaterlande,
Kehren nun und nimmermehr zurück,
Suchen Freiheit uns am fremden Strande -
Freiheit ist nur Leben, ist nur Glück.
Hoffmann von Fallersleben: Unpolitische Lieder und Zeitgedichte, Reclams Universal-Bibliothek, Nr. 7947, S. 77

Höchst und Allerhöchst
30. Dezember 1839
Gott ist nur der Höchst' auf Erden,
doch der Allerhöchste nicht.
Willst du dessen inne werden,
nun so hast du hier Bericht:

Alles Allerhöchst' auf Erden
ist von Königesgeschlecht,
und das kann doch Gott nicht werden,
denn das ist für ihn zu schlecht.

Hoffmann von Fallersleben: Unpolitische Lieder und Zeitgedichte, Reclams Universal-Bibliothek, Nr. 7947, S. 29

Pfaffen
22. Mai 1840
Ihr seid nicht Christen, seid nur Pfaffen,
und nicht des Heilands Ebenbild;
ihr führet nicht der Liebe Waffen
und traget nicht der Demut Schild.

Der Heiland hat der Welt den Frieden,
und nur der Sünde Krieg gebracht:
Ihr aber habt zum Krieg hienieden
die ganze Menschheit angefacht.

Ihr kreuzigt täglich noch den Heiland;
erschien er, wie er einst erschien,
ihr riefet, wie die Juden weiland
und lauter nur: ha, kreuzigt ihn!

Hoffmann von Fallersleben: Unpolitische Lieder und Zeitgedichte, Reclams Universal-Bibliothek, Nr. 7947, S. 60

Von Gottes Gnaden

27. Juni 1841
Sie haben sich von Gottes Gnaden
zu Herren dieser Welt gemacht -
Das könnt uns weiter gar nicht schaden,
wär's wahr, was sie sich ausgedacht.

Denn wären sie die Gottesholden,
so sorgte Gott für sie allein.
gar herrlich würd er sie besolden,
uns aber würde wohler sein.

Wir würden dann die Erde haben,
den Himmel aber hätten sie;
wir können uns hienieden laben,
doch an dem Himmelreiche nie.

Hoffmann von Fallersleben: Unpolitische Lieder und Zeitgedichte, Reclams Universal-Bibliothek, Nr. 7947, S. 60f.