Thomas Müntzer (1488 – 1525 hingerichtet)

 

Deutscher prostestantischer Theologe und Revolutionär, der 1519 in Leipzig Luther kennen lernte, welcher ihn 1520 als Prediger nach Zwickau sandte. Dort griff Müntzer Gedanken der Zwickauer Propheten auf. 1521 aus Zwickau vertrieben, gelangte er über Böhmen (»Prager Manifest«, erstes Zeugnis seiner Lehre) 1523 nach Allstedt, wo er (vor Luther) eine deutsche Liturgie einführte und mit Bürgern, Bauern und Bergleuten den »Bund getreulichen und göttlichen Willens« gründete. In Verneinung der Luther’schen »Zwei-Reiche-Lehre« wollte er das Reiches Gottes bereits auf Erden gründen, in dem »völlige Gleichheit« und »Gütergemeinschaft« verwirklicht werden sollten. Luther, den er in seiner »Fürstenpredigt« »Bruder Sanftleben« und »Bruder Mastschwein« nannte, warf er vor, sich auf die Seite der Obrigkeit geschlagen zu haben, damit ja nichts an den bestehenden Verhältnisse verändert würde. Als die sächsischen Fürsten Müntzers »Bund« ablehnten, wurde er zum Sozialrevolutionär. 1524 warnte Luther die Fürsten vor dem »aufrührerischen Geist«. Im selben Jahr - aus Allstedt anschließend aus Mühlhausen vertrieben - setzte sich Müntzer in Süddeutschland mit Wiedertäufern und aufständischen Bauern in Verbindung. Im Februar 1525 kehrte er nach Mühlhausen zurück und erließ eine radikal-demokratische Verfassung, nachdem er die Herrschaft über die Stadt errungen hatte. Von hier aus organisierte er den Bauernaufstand in Thüringen. In der Schlacht bei Frankenhausen (15. 05. 1525) wurde er gefangen genommen und am 27.05.1525 hingerichtet. Müntzers Geschichtsbild ist umstritten. Insbesondere die marxistische Geschichtsschreibung stellt ihn als »großen Revolutionär« heraus. Die neuere kirchengeschichtliche Forschung versucht ihn aus der theologischen Interpretation seiner Schriften zu verstehen. Aus ihnen ergibt sich seine Vorstellung, seine Zeit sei die Zeit des Gerichts, der Trennung von »Gottlosen« und »Auserwählten«. Danach ist er weniger ein »Mystiker«, sondern mehr der »Gerichtsprophet«, dem das »innere Wort« den Kampf gegen die »Gottlosen« befahl. Offen ist, welches Wesen ihm das »innere Wort« einfüsterte, das ihn zur »Fürstenpredigt« bewog.

Siehe auch Wikipedia , Heiligenlexikon und Kirchenlexikon

Inhaltsverzeichnis
Das Prager Manifest 1521
Die Fürstenpredigt

Das Prager Manifest 1521 (Kürzere deutsche Fassung)
Ich Thomas Müntzer von Stolberg bekenne vor der ganzen Kirche und der ganzen Welt, da diese Briefe gezeigt werden mögen — (was) ich auch mit Christus und allen Auserwählten, die mich von Jugend auf gekannt haben, bezeugen mag — dass ich einen höheren Unterricht des heiligen unüberwindlichen Christenglaubens gehabt und erlangt habe. So habe ich mein Lebetag — Gott weiß, dass ich nicht lüge — durch keines Mönchs oder Pfaffen (Vermittlung) die rechte Übung des Glaubens gelernt, auch die nützliche Anfechtung, die den Glauben im Geist der Furcht Gottes verklärt, (und zwar) des Inhalts, dass ein Auserwählter den Heiligen Geist siebenmal empfangen muss. Von keinem Gelehrten habe ich auch nur ein einziges Wörtlein von der in allen Kreaturen ausgedrückten Ordnung Gottes vernommen; auch nicht, dass vom Ganzen her ein Weg verläuft, alle Teile zu erkennen habe ich nicht von denen gehört, die Christen sein wollen, sonderlich nicht von den verfluchten Pfaffen.

Ich habe wohl von ihnen die bloße Schrift gehört, die sie aus der Bibel gestohlen haben wie Mörder und Diebe. Diebstahl heißt es
Jeremia im 23. Kapitel, das Wort Gottes aus dem Munde des Nächsten stehlen, welches sie selber aus dem Munde Gottes keinmal gehört haben. Ich meine, das sind ja feine Prediger, die der Teufel dazu geweiht hat. Aber Sankt Paulus schreibt den Korinthern am dritten der anderen Epistel, dass die Herzen der Menschen das Papier oder Pergament sind, da (hinein) Gott mit seinem Finger, nicht mit Tinte, seinen unverrücklichen Willen und ewige Weisheit einschreibt. (Dies ist) eine Schrift, welche jeder Mensch lesen kann, wenn er eine aufgetane Vernunft hat. Dasselbe schreiben Jeremia und Hesekiel: Gott schreibt sein Gesetz am dritten Tag der Besprechung, wenn die Vernunft der Menschen geöffnet wird Das tut Gott deshalb von Anbeginn in seinen Auserwählten, damit sie nicht ein ungewisses, sondern ein unüberwindliches Zeugnis vom Heiligen Geist haben, der da genugsam Zeugnis gibt unserm Geist, da
ss wir Gottes Kinder sind. Denn wer den Geist Christi nicht in sich spürt, ja der ihn nicht gewiss hat, der ist nicht ein Glied Christi, sondern des Teufels, nach Röm. 8.

Nun hat die Welt infolge Verirrung vieler Sekten eine lange Zeit die Wahrheit unaussprechlich begehrt. So ist der Spruch des Jeremia wahr geworden: Die Kinder haben nach Brot verlangt; es war aber niemand da (gewesen), der es ihnen gebrochen hätte: Es sind ihrer viele da gewesen, auch heutzutage, die ihnen das Brot — das ist das Wort Gottes im Buchstaben — vorgeworfen haben wie Hunden; gebrochen aber haben sie es ihnen nicht (wie es Kinder verdienen). O merkt (auf), merkt (auf)! Sie haben es den Kindern nicht gebrochen. Sie haben nicht erklärt den rechten Geist der Furcht Gottes, in welchem sie wahrhaftigen Unterricht genommen, da
ss sie unverrückliche Kinder Gottes sind.— Daher kommt es, daß die Christen zur Verteidigung der Wahrheit so (un)geschickt sind wie die Memmen. Hernach dürfen sie wohl (auch noch) herrlich schwätzen, daß Gott nicht mehr (unmittelbar) mit den Leuten rede, als sei er nun stumm geworden. Sie meinen, es sei genug, daß es in den Büchern geschrieben steht und sie es so roh ausspeien wie der Storch seinen jungen Frösche ins Nest bringt. — Sie sind nicht wie die Henne, die ihre Küken um(fängt) und sie wärmt. Sie teilen auch nicht das gute Wort Gottes, das in allen auserwählten Menschen lebt, den Herzen mit, wie eine Mutter ihrem Kinde Milch gibt, sondern sie machen es den Leuten in der Weise Bileams. Sie haben (zwar) den armen Buchstaben im Maul, aber das Herz ist wohl über hunderttausend Meilen davon entfernt.

Um solcher Torheit willen wäre es kein Wunder, wenn uns Gott uns samt solchem närrischen Glauben in Trümmer geschlagen hätte. Es wundert mich auch nicht, dass alle Geschlechter der Menschen uns Christen verspotten und verspeien und gar nicht anders können. Da und da ist es geschrieben. ja, liebe Herren, es ist eine schöne »Bewährung«, im Hühnerstall erdichtet. Wenn ein Einfältiger oder ein Ungläubiger zu uns in die Versammlung käme und wir wollten ihn mit unserem Geschwätz übertölpeln, würde er sprechen: »Seid ihr toll oder töricht? Was liegt mir an euerer Schrift?«

Wenn wir aber das rechte lebendige Wort Gottes lernen, können wir den Ungläubigen überzeugen und klar beurteilen. Wird die Heimlichkeit seines Herzens offenbar, muss er demütig bekennen, dass Gott in uns ist.

Siehe, das alles bezeugt Paulus in der ersten Epistel an die Korinther im 14. Kapitel. Dort sagt er, dass ein Prediger Offenbarung haben soll, anders mag er das Wort nicht predigen. Der Teufel glaubt, dass der Christen Glaube recht sei. Sollte das von den Knechten des Antichrists verworfen werden, so müßte Gott ja toll und töricht sein, der da sagt, sein Wort soll nimmermehr vergehn. Wäre es nicht vergangen, wenn Gott aufgehört hätte zu reden?

Merke doch auf den Text, wenn du Hirn im Kopf hast:
Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte werden nimmermehr vergehen.(4. Matth. 24, 35) Ist es nur allein in die Bücher geschrieben und hat es Gott (nur) einmal geredet und ist es so in der Luft verschwunden, so kann es ja nicht des ewigen Gottes Wort sein. So ist es nur Kreatur, das von außen her in das Gedächtnis hineingezogen ist. Da alles ist wider die rechte Ordnung und wider die Regel des heiligen Glaubens; wie Jeremia schreibt. Darum haben alle Propheten die Weise zu reden: »Dies sagt der Herr (jetzt)«. Sie sprechen nicht etwa: Dies hat der Herr gesagt, als wenn es vergangen wäre, sondern sie sagens in der Zeit(form) der Gegenwart.

Dieses unerträglichen und bösen Schadens der Christenheit habe ich mich erbarmt und zu Herzen genommen, nachdem ich mit ganzem Fleiß der alten Väter Geschichte gelesen habe. Ich finde, daß nach dem Tode der Apostelschüler die unbefleckte jungfräuliche Kirche durch den geistlichen Ehebruch zur Hure geworden ist, und zwar der Gelehrten halber, die immer oben sitzen wollen, welches denn Hegesippus und nach ihm Eusebius im 4. Buch am
XXII. Kapitel
schreibt. Auch finde ich in keinem Konzil die wahrhaftige Rechenschaft nach lebendiger Ordnung des unbetrüglichen Gotteswortes. Es sind (laut den Konzilsprotokollen der frühen Kirche) nichts als kindische Possen gewesen.

Durch den nachsichtigen Willen Gottes ist das alles zugelassen worden, damit aller Menschen Werk hervorkommen könnte. Es soll aber -, Gott sei gebenedeit — nicht noch länger so zugehen, dass die Pfaffen und Affen die christliche Kirche (darstellen). Es sollen vielmehr die auserwählten Freunde des Gotteswortes auch prophezeien lernen, wie Paulus lehrt, damit sie wahrhaftig erfahren, wie freundlich Gott — ach so herzlich gerne — mit allen seinen Auserwählten redet.
Dass ich solche Lehre an den Tag bringe, bin ich bereit, um Gottes willen mein Leben zu opfern. Gott wird wunderliche Dinge mit seinen Auserwählten, sonderlich in diesem Lande, tun. Wenn die neue Kirche hier anfangen wird, wird dieses Volk der ganzen Welt ein Spiegel (und Beispiel) sein.

Darum rufe ich einen jeglichen Menschen an, dass er dazuhelfe, damit Gottes Wort verteidigt werden kann. Und auch darauf will ich dich deutlich hinweisen im Geist des
Elia, (nachdem) sie dich lehrten, dem Abgott Baal zu opfern: Wirst du das nicht tun, so wird dich Gott durch den Türken im zukünftigen Jahr schlagen lassen. Ich weiß fürwahr, was ich rede, es ist genauso. Darüber will ich leiden, was Jeremia ertragen musste.

Nehmt es zu Herzen, liebe Böhmen! Rechenschaft fordere ich nicht allein von euch, wie mich der Spruch Petri lehrt, sondern auch Gott gegenüber. Aber auch ich will euch Rechenschaft geben: Kann ich diese Kunst nicht, der ich mich hoch rühme, so will ich sein ein Kind des zeitlichen und ewigen Todes. Ich habe kein höheres Pfand. In diesem Sinne seid Christus befohlen
! Gegeben zu Prag im Jahr 1521 am Tage Allerheiligen.
(Fischer 1378, Wehr: Müntzer Schriften und Briefe, S.39-42)

Die Fürstenpredigt
Auslegung des 2. Kapitels des Propheten Daniel, gepredigt auf‘dem Schloß zu Allstedt vor den tätigen teuren Herzogen und Vorstehern zu Sachsen durch Thomas Müntzer, Diener des Wort Gottes. Allstedt 1524

Zuerst wurde der Text des genannten Kapitels der Weissagung des Propheten Daniel nach seinen klaren (lateinischen) Worten nachgesprochen und dann (ins Deutsche) übersetzt, wobei die ganze Predigt in folgende gedankliche Ordnung gebracht wurde.

Es ist zu wissen, dass der armen, elenden, zerfallenden Christenheit weder zu raten noch zu helfen ist, es sei denn, dass die fleißigen unverdrossenen Knechte Gottes täglich die biblischen Regeln mit Singen, Lesen und Predigen befolgen. Aber da wird der Kopf der verzärtelten Pfaffen fortwährend große Anstöße erleiden oder sein Handwerk aufgeben müssen. Wie soll man ihm aber anders tun, da die Christenheit so jämmerlich durch reißende Wölfe verwüstet ist? Wie geschrieben ist Jes. 5; Psalm 80 vom Weingarten und Sankt Paulus lehrt, wie man sich in göttlichen Lobgesängen üben soll, Eph. 5,19. Denn gleich wie zur Zeit der lieben Propheten Jesaja, Jeremia, Hesekiel und der andern die ganze Gemeinde der Auserwählten Gottes (gemeint ist das Volk Israel) so ganz und gar in die abgöttische Weise geraten war, dass ihr auch Gott nicht helfen mochte, sondern sie gefangen (in die babylonische Gefangenschaft) wegführen und unter den Heiden so lange peinigen ließ, bis sie seinen Namen wieder anerkannten, wie in Jes. 29, Jer. 15, Hes. 36, Ps. 89 geschrieben steht. Nicht weniger ist zu unserer Väter und unserer Zeit die arme Christenheit in hohem Maße verstockt und (sich) doch mit einem unsagbar falschen Scheine göttlichen Namens (verbrämt), Luk. 21, II. Tim. 3, mit dem sich der Teufel und seine Diener hübsch schmücken, II. Kor. 11. Ja, so hübsch (ist sie verbrämt), dass selbst die rechten Freunde Gottes dadurch verführt werden und mit dem größten Fleiß ihren Irrtum kaum bemerken, wie Matth. 24,24 klar anzeigt.


Dies macht alles die erdichtete Heiligkeit und das heuchlerische Entschuldigen (Lossprechen von der Schuld in der katholischen Absolutionspraxis) der gottlosen Feinde Gottes, wenn sie sagen: Die christliche Kirche kann nicht irren; da sie doch den Irrtum verhüten soll, durch stetige Erbauung durch das Wort Gottes und durch Erkenntnis ihrer Sünde. 3. Mose 4, Hos. 4, Mal. 2, Jes. 1.


Aber das ist wohl wahr: Christus, der Sohn Gottes und seine Apostel, ja auch vor ihm seine heiligen Propheten haben wohl eine rechte, reine Christenheit (Christentum) angefangen (gegründet). Sie haben den reinen Weizen in den Acker geworfen. Das heißt, sie haben das teure Wort Gottes in die Herzen gepflanzt, wie in Matth. 12, Mark. 4, Luk. 8 und Hes. 36 geschrieben steht. Aber die faulen, nachlässigen Diener derselben Kirche haben solches mit emsigen Wachen nicht vollführen und erhalten wollen, sondern sie haben das Ihre gesucht, nicht was Jesu Christi (Sache) war, Phil. 2, 21. Deshalb haben sie den Schaden der Gottlosen, das ist das (im Gleichnis gemeinte) Unkraut, kräftig einreißen lassen.

Der in Psalm 80, 9-14, angezeigte Eckstein* ist noch klein gewesen. Von ihm spricht Jes. 28, 16. Ja, er hat die Welt noch nicht ganz erfüllt**. Er wird sie aber gar bald erfüllen und ganz voll machen? Darum ist der aufgerichtete Eckstein im Anfang der neuen Christenheit von den Bauleuten, das ist von den Regenten*** gemäß Ps. 118 und Luk. 20 verworfen worden.
*Der Stein im Traum Nebukadnezars, der die vorhergehenden Königreiche zermalmt, selbst aber das ewiglich bleibende Reich Gottes darstellt.(Dan. 2, 34 f.)
**Der Stein aber . . . ward ein großer Berg, dass er die ganze Welt füllte (Dan. 2, 35).
***Die Regenten, deren Reiche von dem Eckstein zermalmt werden, sind die natürlichen Feinde des Evangeliums.


Also, sag ich, ist die
(neu) angefangene Kirche baufällig geworden an allen Orten bis auf die Zeit der zertrennten Welt. Luk. 21,10; Dan. 2, 35; Esra 4, sodann Hegesippus und Eusebius sagen im 22. Kapitel des 4. Buchs der (Eusebischen Kirchengeschichte), dass die christliche Gemeinde nicht länger bis auf die Zeit des Todes der Apostelschüler eine Jungfrau geblieben ist; bald danach ist sie eine Ehebrecherin geworden, wie es durch die lieben Apostel zuvor verkündigt worden war (2 Petr. 2). Und in der Apostelgeschichte Kap. 20 hat Sankt Paulus zu den Hirten der Schafe Gottes mit klaren hellen Worten gesagt:

» Habt acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, über die euch der Heilige Geist gesetzt hat zu Wächtern, dass ihr sollt weiden die Gemeinde Gottes, welche er durch sein Blut erworben hat. Denn ich
(Paulus) weiß, dass nach meinem Abschied werden unter euch reißende Wölfe kommen, die die Herde nicht verschonen werden. Es werden auch von euch selber Männer aufstehen, die verkehrte Lehre reden, um die Jünger an sich zu ziehen Darum passt auf!«

Desgleichen steht im Sendbrief des hl. Apostels Judas (4-19); Offenbarung 16 zeigt es auch an. Deshalb warnt uns unser Herr Christus, uns vor falschen Propheten zu hüten, Matth. 7, 15 .

Nun ist es klar am Tage, dass — Gott sei es geklagt - kein Ding so schlecht und gering geachtet wird wie der Geist Christi. Und doch kann niemand selig werden, es sei denn, derselbige heilige Geist versichere ihn zuvor seiner Seligkeit, wie geschrieben steht Röm. 8, Luk. 12, Joh. 6 und 17. Wie aber wollen die armen Würmlein hierzu kommen, solange wir die Würde der Gottlosen für achtbar halten, dass Christus, der Sohn Gottes angesichts der großen Titel und Namen dieser Welt wie eine Hanfpotze (Vogelscheuche) und wie ein gemaltes Männlein erscheint. Und er ist doch der wahre Stein, der vom großen Berge (Dan. 2, 45; Ps. 46, 4) von der großen Üppigkeit der Welt ins Meer geworfen wird (Ps. 46, 3).

Er ist der Stein, der ohne der Menschen Hände vom großen Berge gerissen (wird), der da heißt Jesus Christus (1. Kor. 10, 4). Er wurde geboren, als die größte Knechtschaft zu Gange war - zu den Zeiten des Oktavian - da die ganze Welt in Bewegung war und geschätzt wurde (Lukas 1.2), weil ein Ohnmächtiger im Geist (Augustus), ein elender Drecksack, die ganze Welt haben wollte, die ihm doch zu nichts anderem nutze war als zu Pracht und Hoffart. Ja, der ließ sich dünken, er wäre allein groß.

O wie gar klein ist da der Eckstein Jesus Christus in der Menschen Augen gewesen. In den Viehstall wurde er verwiesen wie ein Auswurf der Menschen (Ps. 22, 7). Hiernach verwarfen ihn die Schriftgelehrten (Ps. 118, 22; Matth. 21, 15ff.; Mark. 12, 10; Luk. 20, 17), wie sie (es) noch heutzutage (zu tun) pflegen. Ja, sie haben endlich auch noch die Passion mit ihm gespielt, seitdem die lieben Apostelschüler gestorben sind. Sie haben den Geist Christi wie einen Spottvogel behandelt und tun es noch, wie es Ps. 69, 11ff. geschrieben steht. Sie haben ihn ganz offensichtlich gestohlen wie die Diebe und Mörder (Joh. 10).

Sie haben die Schafe Christi der rechten Stimme beraubt und haben den wahren gekreuzigten Christus zum bloß phantastischen Götzen gemacht. Wie ist das zugegangen? Antwort: Sie haben die reine Kunst Gottes (die mystische Erfahrung des göttlichen Wortes) verworfen und an seiner Statt einen hübschen feinen goldenen Herrgott gesetzt, vor dem die armen Bauern schmatzen, wie Hosea im 4. Kapitel klar gesagt und Jeremia im vierten Kapitel seiner Klagelieder. »Die zuvor gute gewürzte Speise aßen, die haben nun Dreck und Kot übrig behalten«. O weh des erbärmlichen Gräuels, von dem Christus selber redet (Matth. 24, 15), dass er mit dem teuflischen Messehalten (Messelesen in Latein, das niemand versteht) so jämmerlich verspottet wird, mit abgöttischem Predigen, Zeremonien (unchristlicher) Lebensart (der Kirchenleute). Doch nach allem ist da(hinter) nichts (anderes) als ein nur hölzener Herrgott.

Ja, ein abgöttischer hölzener Pfaffe und ein grobes tölpisches knotiges Volk, welches nicht das allergeringste Urteilsvermögen (und Bewusstsein) von Gott hat; ist das nicht ein Jammer, (eine einzige) Sünde und Schande? — Ich halte dafür, dass die Tiere des Bauches (Phil. 3, 19) und die Schweine, von denen in Matth. 7, 6 und 2. Petr. 2 geschrieben steht, haben den edlen Stein Jesus Christus ganz und gar mit Füßen getreten, soviel sie nur vermochten. So ist er zum Fußabstreifer der ganzen Welt geworden, weshalb uns alle ungläubigen Türken, Heiden und Juden aufs billigste verspottet und für Narren halten, für welche man tolle Menschen halten soll, die (auf) den wahren Geist ihres Glaubens nicht hören wollen.

Darum ist das Leiden Christi nichts anders als ein Jahrmarkt bei den vorzweifelten Buben, wie es nie ein Spießknecht gehabt hat und wie der 69. Psalm (11) sagt. Darum, ihr teuren Brüder, sollen wir aus diesem Unflat aufstehn und Gottes gelehrige, von ihm selbst gelehrte Schüler werden (Joh. 6, 48; Matth. 23, 8—11); (tun wir das) so will uns die große, mächtige Stärke behilflich sein, die uns von oben herab verliehen wird, diese unsagbare Bosheit zu strafen und zunichte zu machen. Das ist die allerklarste Weisheit Gottes, (Sprüche 9, 10), welche allein aus der reinen, echten Furcht Gottes entspringt. Dieselbe muß uns allein mit gewaltiger Hand wappnen zur Rache wider die Feinde Gottes mit dem höchsten Eifer zu Gott, wie es in Sprüche 5, 18; Joh. 2, 17; Ps. 69,10 geschrieben steht. Da gibt es auch gar kein Entschuldigen mit menschlichen oder Vernunftgründen, denn die Gestalt der Gottlosen ist über alle Maßen schön und listig, wie die schöne Kornblume unter den gelben Ähren des Weizens (Pred. 8, 14). Aber solches muss die Weisheit Gottes erkennen.


Zum andern müssen wir den Gräuel weiter und wohl ansehen, der diesen Stein verachtet. Sollen wir aber erkennen, dass er der richtige ist so müssen wir der Offenbarung Gottes täglich gewärtig sein. O, das ist ganz teuer und selten geworden in der schalkhaften Welt! Denn die listigen Anschläge der Spitzfindigen würden uns alle Augenblick überfallen und noch viel mehr in der reinen Kunst Gottes behindern (Sprüche 4, 12 und Ps. 3, 14.32). Solchem muss man zuvorkommen in der Furcht Gottes. Wenn dieselbe allein in uns ganz und rein hergestellt würde, dann könnte die heilige Christenheit leicht wieder zum Geist der Weisheit und Offenbarung des göttlichen Willens gelangen. Dies alles ist in der Schrift (Ps. 145, 18 f.; Ps. 111, 5.10; Sprüche 1, 7) enthalten. Die Furcht Gottes aber muss rein sein ohne alle Furcht vor Menschen oder Kreaturen (Ps. 19, 10; Jes. 66, 2; Luk. 12 ,4 f.). O, die Furcht ist uns hoch vonnöten. Dann gleich so wenig als man seliglich zwei Herren (zugleich) dienen kann (Matth. 6, 24), so wenig kann man auch Gott und Kreaturen zugleich fürchten. Gott mag sich auch über uns nicht erbarmen - wie die Mutter Christi unsers Herrn sagt - (Luk. 1, 20), es sei denn, dass wir in aus ganzem Herzen allein fürchten. Darum sagt Gott in Malach. 1, 6):

»Bin ich euer Vater, wo ist dann mein Ehre? Bin ich euer Herr, wo ist dann meine Furcht?«

Also, ihr teuren Fürsten, ist es notwendig, dass wir in diesen ganz gefährlichen Tagen, (1. Timo. 4, 1ff.), den allerhöchsten Fleiß aufzuwenden, solchem hinderlistigen Übel zu begegnen, wie es alle lieben Väter vom Anfang der Welt in den biblischen Schriften aufgezeichnet haben.

Denn die Zeit ist jetzt gefährlich und die Tage sind böse, (2. Timo. 3, 1; Eph. 5, 15). Warum? Allein darum, dass die edle Kraft Gottes so gar jämmerlich geschändet und verunehrt wird, dass die armen, groben Menschen also durch die heillosen Schriftgelehrten mit großem Geplauder so verführt werden, wie der Prophet Micha in Kap. 3, 11 davon sagt. Das ist jetzt fast aller Schriftgelehrten Art mit nur wenigen Ausnahmen, wenn sie lehren und sagen, dass Gott seinen lieben Freunden seine göttlichen Geheimnis nicht mehr offenbare durch rechte Gesichte oder sein mündliches Wort etc. Sie bleiben also bei ihrer unerfahrenen Weise (Sirach, 34, 10) und machen von den Menschen, die mit der Offenbarung Gottes umgehen ein Sprichwort (eine höhnische Redenart), wie die Gottlosen taten dem Jeremias (20, 7 f.): Hör, hat dir Gott auch neulich zugesprochen? Oder hast du den Mund Gottes neulich gefragt und mit ihm beratschlagt? Hast du den Geist Christi? Das tun sie mit großem Hohn und Spott. War es nicht etwas Großes, das zur Zeit Jeremias geschah? Jeremias warnte das arme, blinde Volk vor der Pein der babylonischen Gefangenschaft, ähnlich wie der fromme Lot seine Schwiegersöhne (1. Mos. 19, 14).

Aber das schien ihnen lächerlich zu sein. Sie sagten zu den lieben Propheten: Ja, ja, Gott sollte die Menschen wohl so väterlich warnen. Was ist aber nun dem spöttischen Haufen in der Babylonischen Gefangenschaft widerfahren? Nicht anderes, als dass sie durch diesen heidnischen König Nebukadnezar beschämt worden sind. Sieh hier den Text an (Dan. 2,47)! Er hat die Rede Gottes angenommen, obwohl er doch ein mächtiger Wüterich und eine Zucht-Rute für das Volk der Auserwählten war, die sich wider Gott versündigt hatten. Aber wegen Blindheit und Verstockung des Gottesvolkes musste die allerhöchste Güte der Welt so erklärt werden, wie Sankt Paulus in Römer 11, 22 und Hesekiel 23, 22—35 sagt. Hier sage ich zur Unterrichtung, dass Gott der Allmächtige, dem heidnischen König zur unsagbaren Schmach der Halsstarrigen unter dem Volk Gottes, welche keinem Propheten glauben wollten, nicht allein die zukünftigen Ereignisse vieler Jahren vorab gezeigt hat. Gleichermaßen verhält es auch mit den unversuchten (geistig nicht erprobten) Menschen zu unseren Zeiten. Sie sind der Strafe Gottes nicht gewärtig, selbst wenn sie dieselbe gleich vor Augen sehen. Was soll dann der allmächtige Gott mit uns zu schaffen haben? Darum muss er uns seine Güte entziehen.

Nun folgt der Text (Dan. 2, 1-13): »Der König Nebukadnezar hatte einen Traum, welcher ihm entschwand ... «

Was sollen wir hierzu sagen? Es ist ein unaussprechliche, ja ungewöhnliche und hassenswerte Sache, von den Träumen der Menschen zu reden. Das liegt daran, dass die ganze Welt von Anfang an bis heute durch die Träumer betrogen worden ist, wie es geschrieben steht (5. Mos. 13, 2 ff.; Sirach 34, 7). Deshalb wird in diesem Kapitel angezeigt, dass der König den klugen Wahrsagern und Träumern nicht glauben wollte, als er sprach (Dan. 2, 9): »Sagt mir meinen Traum, dazu noch die Auslegung, sonst würdet ihr mich nur betrügen und belügen!« Was war das? Sie vermochten und konnten ihm den Traum nicht sagen und sprachen (Dan. 2, 10f.): »O lieber König, es vermag dir den Traum kein Mensch auf Erden sagen, als allein die Götter, die mit den Menschen auf Erden keine Gemeinschaft haben.«

Ja, nach ihrem Vorstande reden sie in recht vernünftiger Weise. Sie hatten aber keinen Glauben zu Gott, sondern es waren gottlose Heuchler und Schmeichler, die das reden, was die Herren gern hören, ebenso wie dies in unserer Zeit die Schriftgelehrten tun, die am Hofe gerne Bissen essen . Das steht aber dem entgegen, was in Jer. 5, 13.31 und 8, 8 f. geschrieben steht.
Was steht da außerdem? Der Text (Dan. 2, 28) sagt, dass die Menschen mit dem Himmel Gemeinschaft haben müssen. O, das ist für die Klüglinge ein bitteres Kraut, und doch will es der heilige Paulus in Phil. 3, 20 genau so haben. Dennoch wollen eben diese Gelehrten die Geheimnisse Gottes auslegen. O, der Buben, die sich dies öffentlich anmaßen, gibt es jetzt in der Welt in überreichlichem Maße! Und von denselben saget Jesaias (58, 2):

»Sie begehren meine Wege zu wissen als wären sie ein Volk, das meine Gerechtigkeit schon getan (und das Recht seines Gottes nicht verlassen) hätte«.

Solche Schriftgelehrten sind die Wahrsager, die öffentlich die Offenbarung Gottes leugnen und dem Heiligen Geist ins Handwerk fallen und alle Welt unterrichten wollen. Und was ihrem unerfahrenen Verstande nicht ins Bild passt, das muss alsbald vom Teufel sein. Sie können doch nicht (einmal) ihrer eigenen Seligkeit sicher sein, welche doch nötig ist (Röm. 8, 14 ff.). Sie können hübsch vom Glauben schwatzen und den armen, verwirrten Gewissen einen trunkenen Glauben einbrauen. Dies macht alles das unbescheidene Urteil und der Gräuel, den sie von der hassenswerten Betrügerei der ganz verfluchten, vergifteten Mönchsträume*, in denen der Teufel seinen ganzen Willen ins Werk gebracht, ja selbst viele fromme Auserwählte unstatthaft betrogen hat, wenn sie ohne alle geistige Belehrung den Gesichten und Träumen mit ihrem tollen Glauben unbedenklich stattgegeben haben.
*Gemeint sind die phantastischen Gesichte, die in der blinden Ekstase mönchischer Askese erzeugt werden.

So haben sie ihre Mönchs-Regeln und lose Bockfinzerei (Abgötterei) durch Offenbarungen des Teufels beschrieben, vor denen die Kollosser (2, 8) vom heiligen Paulus eindringlich gewarnt worden sind. Aber die verfluchten Mönchsträumer haben nicht gewusst, wie sie der Kraft Gottes gewärtig sein sollten. Darüber sind sie in einem verkehrten Sinne verstockt und werden jetzt der ganzen Welt von Tag zu Tage in Sünden und Schanden dargestellt wie die untätigen Lotterbuben. Dennoch sind sie blind in ihrer Torheit. Nichts anders hat sie verführt und verführt sie noch bis zum heutigen Tag als der Afterglaube, weil sie ohne Vermittlung des Heiligen Geistes, der (in Christus) die Furcht Gottes meistert, unter Verachtung der göttlichen Weisheit das Gute nicht vom Bösen, das unter dem guten Schein verdeckt, absondern. Dazu verkündet Gott durch Jes. (5, 20): »Weh euch, die ihr das Gute böse heißt und das Böse gut!« Darum ist es nicht frommer Menschen Art, das Gute mit dem Bösen verwerfen. Denn der heilige Paulus sagt zu den Thessalonikern (5, 20 f.): »Ihr sollt die Weissagung nicht verachten, versucht es alles. Was unter dem aber gut ist, das behaltet etc.«

Zum dritten sollt ihr die Meinung wissen, dass Gott seinen Auserwählten also ganz und gar wohlgesonnen ist, und dass, wenn er sie im allergeringsten warnen könnte (5. Mos. 1, 42 und 32, 6, Matth. 23, 37), er dies auf bestmögliche Weise tun würde, wenn sie die Warnung trotz ihres Unglaubens empfangen könnten. Denn hier stimmt dieser Text Daniels mit dem heiligen Paulus überein (1. Kor. 2, 9 f.) und ist aus dem heiligen Jesaia (5. 64, 3) genommen, wo gesagt wird: »Was kein Auge gesehen, kein Ohr gehört hat und in kein Menschenherz gekommen ist, das hat Gott denen bereitet, die ihn lieben. Aber uns hat es Gott offenbart durch seinen Geist, denn der Geist erforscht alle Dinge, ja auch die Tiefe der Gottheit etc.«

Darum ist das in Kürze die wahrhafte Meinung, wir müssen wissen und nicht allein in den Wind glauben, was uns von Gott und was uns vom Teufel oder Natur gegeben ist. Denn wenn unser natürlicher Verstand selbst der Dienstbarkeit des Glaubens unterworfen werden soll, (2. Kor. 10, 5), so muss er zum höchsten Grad seiner Erkenntnis kommen, wie in Röm. 1, 16 ff. und Baruch 3, 2 gezeigt wird. Ohne Gottes Offenbarung kann er aber mit gutem Gewissen zu keiner (wahren) Erkenntnis kommen. Da wird der Mensch klar herausfinden, dass er nicht mit dem Kopf durch den Himmel laufen kann, weil er zuvor ganz und gar zum innerlichen Narren werden muss (Jes. 29, 13 f., 33, 18; Obadja 1,8; 1. Kor. 1, 18 ff.).

O, das ist dann der klugen, fleischlichen, wollüstigen Welt gar ein seltsamer Wind. Da folgen alsbald die Schmerzen wie einer Gebärenden (Ps. 48. 7; Joh. 16, 21). Da findet Daniel (2, 17f.) und jeder frommer Mensch mit ihm, dass er unter solchen Umständen ebenso unmöglich alle Dinge von Gott ausforschen kann wie alle anderen gewöhnlichen Menschen. Das meint der weise Mann, der in Pred. (3, 11) sagt: »Wer Gottes Herrlichkeit ausforschen will, der wird von seinem Preis erdrückt.« - Denn je mehr die Natur nach Gott greift, desto weiter entfernt sich die Wirkung des Heiligen Geistes von ihr, wie der 139. Psalm (6) klar zeigt. Ja, wenn sich der Mensch auf den Vorwitz des natürlichen Lichts verstünde, würde er sich ohne Zweifel nicht viel mit gestohlener Schrift behelfen, wie es die Gelehrten mit einem oder zwei Bruchstücklein tun (Jes. 28, 10; Jer. 8, 8), sondern er würde bald die Wirkung des göttlichen Wortes in seinem Herzen hervorquellen fühlen. (Joh. 4, 14).

Ja, er brauchte das faule Brunnenwasser nicht länger ertragen (Jer. 2, 13), wie es jetzt unsere Gelehrten tun. Die vermengen die Natur mit der Gnade ohne jeden Unterschied. Sie verhindern dem Wort seinen Gang (Ps. 119, 11.110), der vom Abgrund der Seelen ausgeht, wie in 5. Mos. 30, 14 gesagt wird: »Das Wort ist nicht weit von dir. Siehe, es ist in deinem Herzen etc.« Nun fragst du vielleicht, wie es ins Herz kommt? Antwort: Es kommt von Gott oben hernieder in einem wundersamen Erschrecken. Und diese Verwunderung, ob es Gottes Wort sei oder nicht, hebt an, wenn einer ein Kind ist von 6 oder 7 Jahren, wie es im 4. Mos. 19, 20 dargestellt wird. Darum zitiert Sankt Paulus Röm. 10, 8.20 den Mose und Jesaja und redet da vom innerlichen Worte, das durch die Offenbarung Gottes im Abgrund der Seele zu hören ist. Und der Mensch, der dies nicht wahrnimmt und durch das lebendige Zeugnis Gottes empfindet, (Röm. 8, 2), der weiß von Gott nichts Grundlegendes zu sagen, auch wenn er hunderttausend Bibeln gefressen hätte. Daraus mag ein jeder wohl ermessen, wie fern die Welt noch vom Christenglauben ist. Noch will niemand sehen oder hören.

Wenn nun der Mensch des Worts gewahr werden und für es empfänglich sein will, so muss ihm Gott seine fleischlichen Lüste nehmen. Und wenn die Bewegung von Gott ins Herz kommt, um alle Wollust des Fleisches abzutöten, soll der Mensch dieser stattgeben, damit Gott seine Wirkung entfalten kann. Denn ein tierischer Mensch vernimmt nicht, was Gott in die Seele spricht (1. Kor. 2, 14), sondern er muss durch den Heiligen Geist auf die ernsthafte Betrachtung des lauteren, reinen Gesetzesverständnisses (Ps. 19, 8 f.) hingewiesen werden, sonst ist er im Herzen blind und erdichtet sich einen hölzernen Christus und verführt sich selber. Darum sieht man hier, wie sauer es dem lieben Daniel (Dan. 2, 18) geworden ist, dem König Nebukadnezar das Traumgesicht auszulegen, und wie fleißig er Gott darum ersucht und gebeten hat! Also auch zur Offenbarung Gottes muss sich der Mensch von aller Kurzweil absondern und einen ernsten Mut zur Wahrheit tragen (2. Kor. 6, 17). Durch die Übung in solcher Wahrheit muss er die unbetrüglichen Traumgesichte von den falschen unterscheiden erkennen lernen. Deshalb spricht der liebe Daniel (Dan. 10, 1 oder 12): »Es soll ein Mensch für die Gesichte Verständnis haben, auf das sie nicht alle zu verwerfen sind etc.«

Zum vierten sollt ihr wissen, dass ein auserwählter Mensch, der wissen will, welches Gesicht oder welcher Traum von Gott, Natur oder Teufel ist, der muss mit seinem Gemüt und Herzen, auch mit seinem natürlichen Verstande abgeschieden sein von allem zeitlichen Trost seines Fleisches (irdischen Hoffnungen): Es muss ihm gehen, wie dem lieben Joseph in Ägypten (1. Mos. 39) und wie dem Daniel in diesem Kapitel. Denn das Wort Gottes wird kein wollüstiger Mensch annehmen (Luk. 7, 25), denn die »Disteln und Dornen« — das sind die Wollüste dieser Welt, wie der Herr Christus sagt (Mark. 4, 7.18) unterdrücken alle Wirkung des Worts, das Gott in die Seele spricht. Darum, wenn Gott schon sein heiliges Wort in die Seele spricht, so kann es der ungeübte Mensch nicht hören, denn dieser tut keine Einkehr oder hat keinen Einblick in sich selber und in den Abgrund seiner Seele (Ps. 49, 21). Der Mensch will sein Leben nicht kreuzigen mit seinen Lastern und Begierden, wie Paulus der heilige Apostel, lehrt (Gal. 5, 24). Darum bleibt der Acker des Wort Gottes voll Disteln Dornen und voll großer Stauden, welche dem Werk Gottes zuliebe alle weg müssen, damit der Mensch nicht nachlässig oder faul befunden werde (Sprüche 24, 30 f.). Danach sieht man die milde Fruchtbarkeit des Ackers und schließlich das gute Gewächs. Erst dann erkennt der Mensch, dass er (seine Seele) innerhalb seiner irdischen Lebenszeit die Wohnung Gottes und des Heiligen Geistes sein soll.

Ja, dass er in Wahrheit allein für den Zweck geschaffen ist, das von Gott Bezeugte in seinem Leben zu erforschen (Ps. 93 und Ps.119, 95 u. 125). Dessen wird er jetzt stückweise durch bildreiche (sinnbildliche) Weise gewahr, jetzt auch ganz im Abgrund des Herzen (1. Kor. 13, 10 ff.). Zum anderen muss er beachten, dass das Gleichnishafte dieser Figuren in den Gesichten oder Träumen mit allen ihren Umständen in den heiligen biblischen Schriften bezeugt sind, damit der Teufel nicht daneben einbreche und verderbe die Salbe (Gnade) des Heiligen Geistes mit ihrer Süßigkeit, wie der weise Salomo von den Fliegen sagt, die da sterben (Pred. 10, 1).

Desweiteren muss der auserwählte Mensch auf das Zustandkommen der Gesichte acht haben, dass sie nicht durch (eigene oder fremde) menschliche Beeinflussung hervorquellen, sondern einfältig (eigenwillentlich unbeeinflusst) aus Gottes unveränderlichem Willen einfließen. Außerdem muss er sich ganz genau vorsehen, dass nicht das Geringste von dem fehlt, was er gesehen hat, dann es muss tapfer (überzeugend) zur Wirkung kommen. Aber wenn der Teufel etwas wirken will, so verraten ihn doch seine faule Fratzen und seine Lügen gucken doch zuletzt hervor, denn er ist ein Lügner (Joh. 8, 44).

Das ist hier in diesem Kapitel klar gezeigt vom König Nebukadnezar und danach noch im 3. Kapitel bewiesen. Denn er hat die Mahnungen Gottes gar geschwind vergessen. Das haben ohne Zweifel seine fleischlichen Begierden, die er auf die Lüste und Kreaturen gerichtet hatte, verursacht. Denn so muss es gehen, wenn ein Mensch seine Wollust stets pflegen will, mit Gottes Werk (nichts) zu schaffen hat (haben will) und in keiner Betrübnis steht, weil ihn auch die Kraft des Wort Gottes nicht umschatten kann (Luk. 8, 34 f.). Gott der Allmächtige zeigt seinen geliebten Freunden die rechten Gesichte und Träume am allermeisten in ihrer höchsten Betrübnis, wie er es mit dem frommen Abraham machte. (1. Mos. 15, 1—6 und 17, 1ff.). Gott ist ihm da erschienen, als er sich in großer Furcht entsetzte. Dasselbe widerfuhr dem lieben Jakob, als er in großer Betrübnis vor seinem Bruder Esau flüchtete, da träumte er ein Gesicht, in dem eine Leiter am Himmel aufgerichtet war, auf der er die Engel Gottes auf- und absteigen sah (1.Mos. 28, 12). Danach als er wider heimzog und sich über die Maßen vor seinem Bruder Esau fürchtete, erschien ihm der Herr in einem Gesicht, in dem er ihm die Hüfte verrenkte, als er mit ihm rang (1. Mos. 32, 25 f.). Ebenso wurde der fromme Joseph von seinen Brüdern gehasst, und in dieser Betrübnis hatte er zwei (für ihn zunächst gefährliche) Gesichte, (1. Mos. 37, 5). Und als er danach in seiner herzlichen Betrübnis in Ägypten im Gefängnis lag, wurde er von Gottes hochgnädig erleuchtet, so dass er alle Gesichte und Träume auslegen konnte (1. Mos. 39, 20 und 40 und 41). Über alles dies wird den unversuchten, wollüstigen Schweinen, den Klüglingen, der andere heilige Joseph in Matth. 1, 20—23 und 2, 13.19 (beispielhaft) vorgehalten. Dieser hatte vier Träume, als er in seiner Betrübnis verängstigt war. In diesen Träumen wurde ihm – wie auch die Weisen aus dem Morgenland im Schlafe - vom Engel mitgeteilt, nicht wieder zu Herodes zu kommen. Desgleichen haben die lieben Apostel mit dem höchsten Fleiße der Gesichte gewärtig sein müssen, wie es in ihren Geschichten klar beschrieben ist.

Ja, das ist der rechte apostolische, patriarchische und prophetische Geist, der (geduldig) die Gesichte erwartet und in schmerzlicher Betrübnis empfängt.

Darum ist es kein Wunder, dass sie
Bruder Mastschwein und Bruder Sanftleben (Martin Luther) verwirft (Hiob 28, 12 f.). Wenn aber der Mensch das klare Wort Gottes in der Seele nicht vernommen hat, dann muss er Gesichte haben. Als Sankt Petrus in der Apostelgeschichte das Gesetz nicht verstand (3. Mos. 11), an der (rituellen Reinheit) der Speise zweifelte und zögerte die Heiden, in seine Gemeinschaft aufzunehmen (Apg. 10, 10ff.) gab ihm Gott im Überschwang seines Gemüts ein Gesicht, in dem er ein Leinentuch voll vierfüßiger (unreiner) Tiere sah, das an vier Zipfeln vom Himmel auf die Erde niedergelassen wurde und hörte eine Stimme sagen: »Schlachte und iss!« Desgleichen hatte der fromme Cornelius (ein Gesicht), als er nicht wusste, was er tun sollte (Apg. 10, 3—6). Auch als Paulus gen Troja kam, hatte er in der Nacht ein Gesicht, in dem ihm ein Mann aus Mazedonien erschien, der ihn bat: »Komm nach Mazedonien und hilf uns!« Als er aber dieses Gesicht gesehen hatte, »trachteten wir«, sagt der Text (Apg. 16, 10), »alsbald nach Mazedonien zu reisen, denn wir waren gewiss, dass uns der Herr dahin berufen hatte.« Als sich Paulus davor fürchtete, in Korinth zu predigen (Apg. 18, 9 f.), da sagte der Herr in der Nacht durch ein Gesicht zu ihm: »Du sollst dich nicht fürchten etc. Es soll sich niemand unterstehen, dir zu schaden, dann ich habe ein großes Volk in dieser Stadt etc.«

Und ist es nötig noch mehr Zeugnisse aus der Schrift vorzubringen? Es wäre nimmer möglich in solchen weitläufigen, feierlichen Sachen, als dort wo Herzöge und Regenten rechte Prediger haben, die stets dafür sorgen, dass sie sicher und untadelig handeln, wenn sie in der Offenbarung Gottes nicht lebten, wie Aaron von Mose (2. Mos. 4, 15) und David von Nathan und Gad hörten. Deshalb waren für die lieben Apostel die Gesichte nichts Außergewöhnliches, wie der Text in der Apostelgeschichte im 12. Kapitel (7ff.) bestätigt. Da kam der Engel zu Petrus und führt in aus dem Gefängnis des Herodes heraus, wobei Petrus glaubte, dass er ein Gesicht habe und gar er nicht wusste, dass der Engel das Werk seiner Befreiung an ihm vollbrachte. Wenn aber Petrus die Gesichte nicht gewohnt gewesen wäre, wie sollte er dann geglaubt haben können, dass es (seine Befreiung) ein Gesicht sei? Daraus schließe ich nun, dass, wer aus unbelehrtem fleischlichem (Vor-) Urteil den Gesichten feindlich gegenübersteht und sie alle verwirft oder sie alle ohne Unterschied bejaht, weil die falschen Träumer der Welt großen Schaden verursacht haben durch die Ehrgeizigen oder Genusssüchtigen, der wird nicht wohl ankommen, sondern sich stoßen am Heiligen Geist stoßen (Hiob 2, 11 f.), da Gott klar - wie dieser Text Daniels - von der Veränderung dieser Welt spricht.

Er will sie in den letzten Tagen anrichten, damit sein Name gepriesen wird. Er will sie von ihrer Schande entledigen und will seinen Geist über alles Fleisch ausgießen und unsere Söhne und Töchter sollen weissagen und sollen Träume und Gesichte haben etc.

Denn wenn die Christenheit nicht apostolisch werden sollte (Apg. 2, 16ff.), wo Hiob zitiert wird, warum sollte man dann predigen? Wozu dienen dann die Gesichte in der Bibel? Es ist wahr und ich weiß fürwahr, dass der Geist Gottes jetzt vielen auserwählten, frommen Menschen offenbart, dass eine treffliche, unüberwindliche, zukünftige Reformation höchst notwendig ist und durchgeführt werden muss. Es wehre sich gleich ein jeglicher, wie er will, so bleibt die Weissagung Daniels unangetastet, auch wenn ihr niemand glauben will, wie auch Paulus zu den Römern im 3. Kapitel sagt.

Es ist dieser Text
Daniels demnach so klar wie die helle Sonne, und das Werk wird jetzt im Ende des fünften Weltreichs vollzogen. Das erste wird durch den goldenen Knauf erklärt, der das baylonische Reich symbolisiert, das zweite durch silberne Brust und Arm, die das Reich der Medier und Persier darstellen sollen. Das dritte war das Reich der Griechen, welches mit seiner Klugheit erschallt, (im Text) durch das Erz versinnbildlicht, das vierte ist das Römische Reich, welches mit dem Schwert erobert worden und ein Reich des Zwangs gewesen ist. Aber das fünfte ist dies, das wir vor Augen haben (also das Hl. Römische Reich), das auch von Eisen ist und gern bezwingen wollte, aber es ist mit Kot geflickt, wie wir vor klaren Augen sehen, nichts als Machenschaften der Heuchelei, die sich auf dem ganzen Erdreich krümmt und windet. Dann wer nicht betrügen kann, der muss ein verrückter Kopf sein.

Man sieht jetzt schön, wie sich die Aale und Schlangen zusammen auf einem Haufen Unzucht treiben. Die Pfaffen und alle böse Geistlichen sind Schlangen, wie sie Johannes, der Täufer Christi, nennt (Matth. 3, 7), und die weltliche Herren und Regenten sind Aale, wie im 4. Mos. 11, 9—12 in Form von Fischen etc versinnbildlicht wird. Da haben sich die Reiche des Teufels mit Ton beschmiert.

Ach liebe Herren, wie hübsch wird (Gott) der Herr eine eiserne Stange unter die alten Töpfe schmeißen (Ps. 2, 9). Darum, ihr allerteuersten, liebsten Regenten, lernt euere Erkenntnis recht aus dem Munde Gottes, und lasst euch durch eure heuchlerischen Pfaffen (Luther) nicht verführen und mit erdichteter Geduld und Güte aufhalten. Denn der Stein, der ohne Hände vom Berge gerissen wurde, ist groß worden. Die armen Laien und Bauern sehen ihn viel deutlicher als ihr. Ja, Gott sei gelobt, er ist so mächtig geworden, dass, wenn euch andere Herren oder Nachbarn schon um des Evangeliums willen verfolgen wollten, sie von ihrem eigenen Volk vertrieben würden. Das weiß ich führwahr. Ja, der Stein ist groß, davor hat sich die blinde Welt lange schon gefürchtet. Er ist bereits sie über sie gefallen, als er noch kleiner war.

Was sollen wir denn nun tun, nachdem er so groß und mächtig geworden ist? Und weil er so mächtig unverzüglich auf die große Bildsäule geschlagen ist und sie bis auf die alten Töpfe zerschmettert hat? Darum, ihr teuren Regenten von Sachsen, tretet keck auf den Eckstein (Christus), wie der heilige Petrus tat (Matth. 16, 18), und sucht die rechte Beständigkeit göttliches Willens. Er wird euch wohl erhalten auf dem Stein (Ps. 40, 3). Eure Wege werden richtig sein, suchet nur geradewegs Gottes Gerechtigkeit und greifet die Sache des Evangeliums tapfer an! Dann Gott steht so nah bei euch, dass ihr es nicht glaubt. Warum wollt ihr euch dann vom Schreckbild des Menschen fürchten (Ps. 118, 6)? Seht hier den Text genau an. Der König Nebukadnezar wollte die Klugen töten, weil sie ihm den Traum nicht auslegen konnten. Es war (ihr) verdienter Lohn. Dann sie wollten sein ganzes Reich mit ihrer Klugheit regieren und konnten doch nicht das, wozu sie bestimmt waren. So sind auch jetzt unsere Geistlichen. Und ich sage euch führwahr, wenn ihr das Schadensausmaß in der Christenheit richtig einschätzen und bedenken wolltet, so würdet ihr einen ebensolchen Eifer entwickeln wie Jehu, der König (2. Kön. 9 und 10), und wie das ganze Buch Apokalypse (des Johannes) anzeigt. Und ich weiß führwahr, dass ihr euch nur mit großer Not zurückhalten würdet, dem Schwert seine Gewalt wegzunehmen. Denn der erbärmliche Schade in der heiligen Christenheit ist so groß geworden, das ihn zur Zeit noch keine Zunge beschreiben kann.

Darum muss ein neuer
Daniel aufstehen und euch eure Offenbarung auslegen, und dieser muss vorne an der Spitze gehen, wie Moses lehrt (5. Mos.. 20, 2). Er muss den Zorn der Fürsten und des ergrimmten Volks versöhnen. Wenn ihr den Schaden in der Christenheit, die Betrügerei der falschen Geistlichen und der vorzweifelten Bösewichte recht erfahrt, dann werdet ihr euch so sehr über sie ergrimmen, wie es niemand sich vorstellen kann. Es wird euch ohne Zweifel verdrießen und sehr zu Herzen gehen, dass ihr zuvor so gütig gewesen seid, nachdem sie euch mit den allersüßesten Worten zu den allerschändlichsten Ansichten gegen alle aufrichtige Wahrheit verleitet haben (Weisheit 6, 1ff.). Denn sie haben euch genarrt, als ein jeder die Heiligen beschwor, die Fürsten seien weltliche Leute ihres Amts wegen, sie sollen nicht anderes als die bürgerliche Einigkeit erhalten.

Ach, Lieber, ja, da fällt und schlägt der große Stein in Bälde darauf und schmeißt solche vernünftige Pläne zu Boden, wenn er (Christus) sagt: »Ich bin nicht gekommen, Friede zu senden, sondern das Schwert« (Matth. 10, 34). Was soll man aber mit demselben machen? Nichts anderes als die Bösen, die das Evangelium verhindern, wegtun und absondern, wenn ihr nicht des Teufel, sondern Diener Gottes sein wollt, wie euch Paulus sagt (Röm. 13, 4). Ihr dürft nicht zweifeln, Gott wird alle eure Widersacher in Trümmer schlagen, die euch zu verfolgen wagen. Denn seine Hand ist noch nicht verkürzt. (Jes. 59, 1). Darum kann er euch noch helfen und will es tun, wie er dem auserwählten Könige Josia (2. Kön. 22 und 23) und anderen, die den Namen Gottes verteidigt haben, beigestanden hat. Also seid ihr Engel, wenn ihr recht tun wollt, wie Petrus sagt (2. Petr. 1, 4). Christus hat mit großem Ernst befohlen (Luk. 19, 27): »Nehmet meine Feinde und würget mir sie vor meinen Augen!« Warum? Ei darum, weil sie im Namen Christi sein Regiment verfälscht haben und wollen dazu noch ihre Niedertracht unter der Gestalt des Christenglaubens verteidigen und mit ihrem hinterlistigen Schanddeckel die ganze Welt verderben. Darum sagt Christus, unser Herr (Math. 18, 6): »Wer da einen von diesen Kleinen ärgert, für den ist es besser, wenn man ihm einen Mühlstein um den Hals hängt und ihn ins tiefe Meer wirft.« Man kann es hin und her wenden, wie man nur will: Es sind die Wort Christi.

Wenn Christus sagen darf, wer da einen von den Kleinen ärgert . . ., was soll man dann erst sagen, wenn man einen großen Haufen ärgert am Glauben? Das tun die Erzbösewichte, die die ganze Welt ärgern und vom rechten Christenglauben abtrünnig machen, indem sie sagen, dass niemand die Geheimnisse Gottes wissen soll. Ein jeder soll sich nach ihren Worten und nicht nach ihren Werken richten (Matth. 23. 3). Sie sprechen, es sei nicht notwendig, dass der Glaube bewährt sei wie das Gold im Feuer (1. Petr. 1, 7; Ps. 140, 11). Aber auf diese Weise wäre der Christenglaube schlimmer als ein Hundeglaube, der hofft, ein Stück Brot zu empfangen, wenn der Tisch gedeckt wird. Einen solchen Glauben spiegeln die falschen Gelehrten der armen blinden Welt vor. Das ist nicht schwierig für sie, denn sie predigen allein um des Bauches willen (Phil. 3, 19). Sie können auch gar nicht anderes sagen, weil ihr Glaube nicht aus dem Herzen kommt (Matth. 12, 34).
Wollt ihr nun rechte Regenten sein, so müsst ihr das Regiment bei der Wurzel anpacken und wie es Christus befohlen hat. Treibt seine Feinde von den Auserwählten weg, denn ihr seid zuständig dafür. Meine Lieben, macht uns keine Possen vor, als würde es die Kraft Gottes tun ohne das Zutun eures Schwerts: es könnte euch sonst in der Scheide verrosten. Gott gebe es! Es sage euch irgendein Gelehrter, was er will; Christus sagt doch deutlich genug (Matth. 7, 19; Joh. 15, 2.6): »Ein jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, der soll ausgerodet und ins Feuer geworfen werden.«

So ihr nun der Welt ihre Larve wegnimmt, so werdet ihr sie sofort mit rechtem Urteil erkennen (Joh. 7, 24). Fällt auf Gottes Befehl ein gerechtes Urteil. Hilfe habt ihr genug dazu (Weisheit 6), denn Christus ist euer Meister, Matth. 23, 8). Darum lasset die Übeltäter nicht länger leben, die uns von Gott abwenden (5. Mos. 13, 6), denn ein gottloser Mensch hat kein Recht zu leben, sofern er die Frommen hindert. Im 2. Mos. 22,2 sagt Gott: »Du sollst die Übeltäter nicht leben lassen.« Das meint auch Sankt Paulus, wenn er vom Schwert der Regenten sagt, dass es zur Rache an den Bösen verliehen sei und zum Schutz der Frommen (Röm. 13, 4).

Gott ist euer Schirm und wird euch lehren, seine Feinde zu bekämpfen (Ps. 16, 35). Er wird eure Hände geschmeidig machen zum Streite und wird euch auch erhalten. Aber ihr werdet darüber ein großes Kreuz und Anfechtung erleiden müssen, damit euch die Furcht Gottes klar wird. Das kann ohne Leiden nicht geschehen, aber es kostet euch nicht mehr als die Fertigkeit um Gottes willen die Gefahr zu wagen und auf das unnütze Geplauder der Widersacher (Luther) zu verzichten. Denn wenn auch der fromme David durch Absalom von seinem Schloß vertrieben wurde, so er kam doch schließlich wieder dahin zurück, als Absalom erhängt und erstochen worden war. Darum, ihr teuren Väter von Sachsen, ihr müsst es wagen um des Evangeliums willen, aber Gott wird euch aus Liebe züchtigen wie seine allerliebsten Söhne (5. Mos.1, 31), wenn er in seinem alsbaldigen Zorn entbrannt ist. Selig sind dann alle, die sich auf Gott verlassen. Sagt nur frei mit dem Geist Christi (Ps. 3, 7): »Ich will mich vor Hunderttausend nicht fürchten, obgleich sie mich umlagern«.

Vermutlich werden mir hier unsere Gelehrten die Güte Christi vorhalten, welche sie auf ihre Heuchelei beziehen, aber sie sollen dagegen auch den Eifer Christi beachten (Joh. 2, 15 ff.; Ps. 69, 10), da er die Wurzeln der Abgötterei zerstört, wie Paulus im 3. Kapitel (5—9) zu den Kollossern sagt, dass um ihretwillen der Zorn Gottes nicht von der Gemeinde weggetan werden kann. Hat er nun noch unserer Ansicht das Kleine nieder gerissen, würde er ohne Zweifel auch die Götzen und Bilder nicht verschont haben, wenn sie da gewesen wären, so wie er dann selber durch Moses befohlen hat (5. Mos. 7, 5 f.), da er sagt: »Ihr seid ein heiliges Volk. Ihr sollt euch über die Abgöttischen nicht erbarmen. Zerbrecht ihre Altäre! Vernichtet ihre Bilder und verbrennt sie, damit ich nicht mit euch zürne!«

Diese Worte hat Christus nicht aufgehoben, sondern er will sie uns erfüllen helfen (Matth. 5, 17). Es sind alle Gleichnisse durch die Propheten ausgelegt, aber dies sind helle, klare Worte, welche ewig bestehen müssen (Jes. 40, 8). Gott kann heute nicht ja sagen und morgen nein, sondern er ist in seinem Worte unwandelbar (Mal. 3, 6; 1. Kön. 15, 4; 1. Sam. 15, 22; 4. Mos. 22, 6). Wenn aber die Apostel die Abgötter der Heiden nicht zerstört haben, liegt daran, dass Sankt Petrus ein furchtsamer Man gewesen ist und der Heiden geheuchelt hat (Gal. 2, 11ff.).

Er war zugleich das Vorbild aller Apostel, so dass auch Christus von ihm sagte, dass er sich ganz heftig vorm Tode gefürchtet hat (Joh. 21, 15—19). Es ist leicht zu ermessen, dass er aus diesem Grunde keinen Anlass zu einer solchen Handlungsweise gegeben hat. Aber Sankt Paulus hat ganz hart gegen die Abgötterei geredet (Apg. 17, 16—31). Hätte er seine Lehre in Athen vollenden können, hätte er ohne Zweifel die Abgötterei so verworfen, wie Gott durch Moses befohlen hatte und wie es auch später durch die Märtyrer geschichtlich bewahrheitet wurde.

Darum ist uns mit den Fehlern oder der Nachlässigkeit der Heiligen keine Ursache gegeben, den Gottlosen gewähren zu lassen. Nachdem sie Gottes Namen mit uns bekennen, sollen sie unter zweien eins auswählen, den Christenglauben entweder ganz verleugnen oder die Abgötter beseitigen (Math. 18, 8 f.). Dass aber unsere Gelehrten herkommen und mit dem Daniel in ihrer gottlosen, gestohlenen Weise sagen, dass der Widerchrist ohne Gewaltanwendung zerstört werden soll, ist doch zuviel. Der Widerchrist ist schon so verzagt, wie das Volk der Kaaniter es war, als die Auserwählten ins gelobte Land wollten, wie Josua schreibt. Er hat sie gleichwohl mit der Schärfe des Schwerts nicht verschont. Sieh den 44. Psalm, 4 und 1. Chron. 14, 11 an, so wirst du die Lösung finden.

Sie haben das Land nicht durch das Schwert gewonnen, sondern durch die Kraft Gottes, aber das Schwert war das Mittel, so wie uns Essen und Trinken Mittel zum Leben sind. Also ist auch das Schwert notwendig, um die Gottlosen zu vertilgen (Röm. 13, 4).

Damit dies aber in redlicher Weise und ordnungsgemäß geschehe, sollen das unsere teuren Väter, die Fürsten, tun, die Christum mit uns bekennen. Wo sie es aber nicht tun, wird ihnen das Schwert genommen werden (Dan. 7, 27), weil sie ihn nur mit den Worten bekennen, aber mit der Tat verleugnen (Tit. 1, 6). Also sollen sie den Feinden zunächst den Frieden anbieten.(5. Mos. 2, 27—30). Wollen sie geistlich sein und dennoch keine Rechenschaft über die Kunst Gottes ablegen (1.Petr. 3, 12—17), so soll man sie wegtun (1. Kor. 5, 13). Aber ich bitte sie mit dem frommen Daniel, der Offenbarung Gottes nicht zuwiderhandeln. Wo sie aber das Widerspiel treiben, soll man sie ohne alle Gnade erwürgen wie Hiskia, Josia, Cyrus, Daniel, Elias, die Pfaffen Baals zerstört haben. Anders kann die christliche Kirche nicht wieder zu ihrem Ursprung kommen. Man muß das Unkraut aus dem Weingarten Gottes zur Erntezeit ausraufen, dann wird der schöne rote Weizen beständige Wurzeln gewinnen und recht aufgehen (Matth. 13, 24 ff.). Die Engel aber, welche ihre Sicheln dazu schärfen, sind die ernsten Knechte Gottes, die den Eifer göttlicher Weisheit ausführen (Mal. 3, 1—6).

Nebukadnezar vernahm die göttliche Weisheit von Daniel. Er fiel vor ihm nieder, nachdem ihn die kräftige Wahrheit überwunden hatte, aber er wurde bewegt wie ein Rohr vom Winde, wie das 3. Kapitel beweist. Ebenso sind jetzt über die Maßen viele Menschen, die das Evangelium mit großen Freuden annehmen, solange es freundlich zugeht (Luk. 8, 48). Aber wenn Gott solche Leute auf den Brenntiegel oder ins Feuer der Bewährung setzt (1. Petr. 1, 7), ach, da ärgern sie sich am allergeringsten Wörtlein, wie Christus in Mark. 4, 17 verkündigt hat. In dem Maße werden sich ohne Zweifel viele unversuchte Men¬schen an diesem Büchlein ärgern, weshalb ich mit Christus sage (Luk 19, 27 und Matth. 18, 6), und mit Paulus (1. Kol. 5, 7.13), und unter der Berücksichtigung des ganzen göttlichen Gesetzes, dass man die gottlosen Regenten, insbesondere Pfaffen und Mönche töten soll, die das heilige Evangelium als Ketzerei schelten und gleichwohl die besten Christen sein wollen. Da wird die heuchlerische, erdichtete Gütigkeit maßlos ergrimmt und erbittert. Da wollen sie dann die Gottlosen verteidigen und sagt, Christus habe niemand getötet etc. Und will die Freunde Gottes ganz jämmerlich nur dem Winde anbefehlen. Damit ist erfüllt sich die Weissagung des Paulus (2. Timo. 3, 1ff.). In den letzten Tagen werden die Liebhaber der Lüste wohl eine Gestalt der Güte haben, aber sie werden ihre Kraft verleugnen. Es hat darum kein Ding auf Erden eine anziehendere Gestalt und Maske als die erdichtete Güte. Darum sind alle Winkel voll von Heuchlern, von denen sich keiner getraut, die rechte Wahrheit zu sagen.

Damit die unverfälschte Wahrheit an den Tag gebracht werden kann, müsst ihr Regenten euch an den Beschluss dieses Kapitels (Dan.2, 48) halten (Gott gebe, ihr tuts gerne oder nicht), in dem der Nebukadnezar den heiligen Daniel zum Amtmann eingesetzt hat, dass das gute, gerechte Urteil vollstrecken mag, wie der Heilige Geist sagt (Ps. 58, 11 f.). Denn die Gottlosen haben kein Recht zu leben, außer jenem, das ihnen die Auserwählten zugestehen, wie geschrieben steht im Buch des Auszugs des Volkes Israel (2. Mos 23, 29—33). Freut euch, ihr rechten Freunde Gottes, dass den Feinden des Kreuzes das Herz in die Hose gefallen ist: sie müssen das Richtige tun, obwohl sie das wohl sich niemals so hätten träumen lassen. So wir nun Gott fürchten, warum wollen wir dann vor losen, untüchtigen Menschen Furcht haben? (4. Mos. 14, 8 f.; Jos. 11, 6). Seid nur keck! Der will das Regiment selber haben, dem alle Gewalt ist gegeben im Himmel und auf Erden (Math. 28, 18), und der euch, Allerliebste, bewahre ewig. Amen
Vom Herausgeber von Philos-Website anhand des nebenstehenden Originaltextes erstellte Fassung
(C) 2004

 

Erstlich wart der Text des obgemelten Unterschids der Weisagung des Propheten Danielis nach seinen klaren Worten vorzelet und vordolmetschet und auf solchs die ganze Predig mit Verfassen des Text gesatzt wie folget:

Es ist zu wissen, das der armen, elenden, zurfallenden Christenheit widder zu raten noch zu helfen ist, es sei dann, das die fleißigen, unvordroßnen Gottisknechte teglich die Biblien treiben mit Singen, Lesen und Predigen. Aber domit wirt der Kopf der zarten Pfaffen stetlich große Stöße müssen leiden oder seins Hantwerks abgahn. Wie sol man im aber anders tun, dieweil die Christenheit so jemerlich durch reißende Wolfe vorwüstet ist? Wie geschrieben ist Esaie 5 (1ff.), Psal. 80 (9—14) vom Weingarten Gottis. Und Sant Paul leret, wie man sich in götlichen Lobsengen uben soll, Ephe. 5 (19). Dann gleich wie zur Zeit der lieben Propheten Jesaia, Hieremias, Ezechelis und der andern die ganze Gemein der Auserwelten Gottis also ganz und gar in die abgöttische Weise geraten war, das ir auch Got nit helfen möcht, sonder müste sie lassen gefangen wegfuren und sie unter den Heiden so lange peinigen, bis das sie seinen heiligen Namen widder erkanten, wie geschrieben stet Esaia 29 (17—24), Hieremias 15 (11—16), Ezechielis 36 (8—12), Paal. 89 (3 1—38). Also auch nichtsdesdoweniger ist bei unser Veter und unser Zeit die arme Christenheit nach viel höcher vorstocket und doch mit einem unaussprechlichen Scheine göttlichs Namens, Luce 21(5), 2. Thimo. 3 (5), do sich der Teufel und seine Diner hubsch mit schmucken, 2. Corin. 11 (13 ff.), ja also hubsch, das die rechten Gottisfreunde domit verfurt werden und mit dem höchsten vorgewanten Fleiß kaum merken mögen iren Irtumb, wie Mat. 24 (24) klerlich angezeigt.


Dis macht alles die getichte Heilickeit und das heuchlische Entschuldigen der gotlosen Feinde Gottis, do sie sagen, die christliche Kirch kan nit irren, so sie doch, den Irtumb zu vorhütten, darumb durch das Wort Gottis stetlich soll erbauet werden und vom Irtumb erhalten, ja auch die Sunde irer Unwissenheit erkennen soll, Levit. 4 (13 f.), Osee 4 (6), Malach. 2 (1—7), Esaie 1 (10—17).


Aber das ist wol war, Christus, der Sohn Gotis, und seine Aposteln, ja auch vor im seine heilgen Propheten haben wol eine rechte, reine Christenheit angefangen, den reinen Weizen in den Acker geworfen, das ist das teuere Wort Gotis in die Herzen der Auserwelten gepflanzet, wie Matth. 12 (24, 30), Marci 4 (26—29), Luce 8 (5—15) geschriben und Ezechi. 36 (29). Aber die faulen, nachlessigen Diner derselbigen Kirchen haben solchs mit emsigen Wachen nit wollen vorfaren und erhalten, sonder sie haben das ire gesucht, nit was Jesu Christi war, Philip. 2 (21). Derhalben haben sie den Schaden der Gotlosen, das ist das Unkraut, kreftig lassen einreißen,


Psal. 80 (9—14), do der Eckstein, hie angezeicht, nach kleine gewesen ist, von welchem Esaias 28 (16) saget. Ja, er hat nach die Welt nit gar erfullet, er wirt sie aber gar bald erfullen und voll, voll machen. Drumb ist der aufgerichte Eckstein im Anfang der neuen Christenheit bald verworfen von den Bauleuten, das ist von den Regenten, Psal. 118 (22 f.) und Luce 20 (18).







Also, sag ich, ist die angefangen Kirche baufellig worden an allen Orten bis auf die Zeit der zurtrenten Welt, Luce 21(10) und hie Danielis 2 (35), Esdre 4. Dann Egesippus und Eusebius sagen am 4. Buch am 22. Unterschid der christlichen Kirchen, das die christliche Gemein ein Jungfrau bliben sei nit lenger dann bis auf die Zeit des Todes der Apostelnschuler. Und balde dornach ist sie ein Ebrecherin worden, wie dann zuvorn vorkündigt war durch die lieben Aposteln, 2. Petri 2 (14). Und in Geschichten der Aposteln hat Sant Paul gesagt zu den Hirten der Schafe Gottis mit klaren, hellen Worten Apg. 20 (28 - 31):


»Habt Achtung drauf auf euch selber und auf die ganze Herden, uber wilche euch der Heilge Geist gesatzt hat zu Wechtern, das ir sollst weiden die Gemeine Gottis, wilche er durch sein Blüt erworben hat. Dann ich weiß, das nach meinem Abschied werden unter euch reißende Wolfe kummen, die der Herden nit verschonen werden. Es werden auch von euch selber Menner aufstehn, die do verkarte Lere reden, die Jünger nach sich selbs zu zihen. Drumb sehr drauf!«

Desgleichen steht im Sendebrief des heilgen Aposteln Jude (4—19). Apoca. 16 (13) zeicht es auch an. Derhalben warnet uns unser Herr Christus vor falschen Propheten zu hüten, Math. 7 (15).

Nu ist klar am Tage, das kein Ding, Gott sei es geklagt, also schlim und gering geachtet wird als der Geist Christi. Und mag doch niemant selig werden, derselbige Heilige Geist vorsicher in dann zuvorn seiner Seligkeit, als geschrieben ist Roma. 8 (9), Luce 12 (8), Joan. 6 (63) und 17 (2—31). Wie wollen wir armen Wörmlein aber hiezu kummen, weil wir die Wirdickeit der Gotlosen in solcher Achtbarkeit halten, das leider Christus, der zarte Sohn Gottis, vor den großen Titeln und Namen dieser Welt scheinet wie ein Hanfpotze oder gemalts Menlin? Und er ist doch der ware Stein, der vom großen Berge ins Meer wirt geworfen, Psal. 46 (3), von der prechtigen Uppickeit diser Welt.


Er ist der Stein, der on Menschenhende vom großen Berge gerissen, der do heißet Jesus Christus, 1. Corin. 10 (4), der geborn wart gleich do die Haubtschalkeit im Schwang ging, Luce 1 (52), 2 (1), zu den Zeiten Octaviani, do die ganze Welt im Schwang ging und geschatzt wart. Do hat ein Amechtiger im Geist, ein elender Drecksach, wollen die ganze Welt haben, die im doch nirgent zunutze war dann zu Pracht und Hoffart. Ja, er ließ sich dünken, er wer allein groß.


O wie gar klein ist da der Eckstein Jesus Christus gewesen in der Menschen Augen. Er wart vorweiset in den Vihstall wie ein Hinwerfen der Menschen, Psa. 22 (7). Hirnach verworfen in die Schrifrgelarten, Psa. 118 (22), Mat. 21 (15 ff.), Marci 12 (10), Luce 20 (17), wie sie noch heut des Tages pflegen. Ja, sie haben entlich gar wol die Passion mit im gespilet, seit das der lieben Aposteln Schuler gestorben sint. Sie haben den Geist Christi vor einen Spotvogel gehalten und tun es noch, wie geschrieben stet Psal. 69 (11 ff.). Sie haben in ganz visirlich gestolen wie die Diebe und Mörder, Joannis 10.


Sie haben die Schaf Christi der rechten Stimme beraubet und haben den waren gekreuzigten Christum zum lautem fantastischen Götzen gemacht. Wie hat das zugangen? Antwort: Sie haben die reine Kunst Gottis verworfen und an sein Stat einen hubschen, feinen, gulden Hergot gesetzt, do die armen Bauren vor schmatzen, wie Oseas klerlich gesagt hat am 4. Ca. (8) und Hieremi im Buch der Betrubnis (Kl. 4,5) saget: »Die do vorhin gute, gewurzte Speise aßen, die haben nu Dreck und Koet dovor uberkummen.« O leider des erbarmlichen Greuels, dovon Christus selbst redet Matth. 24 (15), das er so jemmerlich vorspottet wirt mit dem teufelischen Meßhalten, mit abgöttischem Predigen, Geberden und Leben und doch darnoch nit anders do ist denn ein eitel hölzener Hergott.



Ja, ein abgötticher, hölzener Pfaff und ein grob, tolpelisch und knuttelisch Volk, wilchs doch das allergeringste Urteil von Got nit beschlißen kan. Ist das nit ein Jamer, Sunde und Schande? Ich halt je, die Tier des Bauchs, Philip. 3 (19), und die Schwein, dovon Matth. 7 (6), 2. Pe. 2 (22) geschriben stet, haben den edlen Stein Jesum Christum ganz und mit Füßen zurtreten, als viel sie vermocht haben. Do is er worden zum Fußhader der ganzen Welt. Drumb haben uns alle ungleubige Turken, Heiden und Juden aufs billichste vorspottet und vor Narren gehalten, als man tolle Menschen halten soll, die ires Glaubens Geist nit wollen hören nennen.


Drumb ist das Leiden Christi nit anders dann ein Jarmerkt bei den vorzweifelten Buben, wie nie kein Spitzknecht gehabt hat und wie der 69. Psal. (11) saget. Drumb, ir teuren Brüder, sollen wir aus diesem Unflat erstehn und Gottis rechte Schuler werden, von Got geleret, Joan. 6 (48), Matth. 23 (8—11), so wil uns vonnöten sein große, mechtige Sterke, die uns von oben hernider vorlihen werde, solche unaussprechliche Bosheit zu strafen und zu schwechen. Das ist die allerklerste Weisheit Gottis, Sapientie 9 (10), wilche allein von der reinen, ungetichten Forcht Gottis entspreuset. Dieselbige muß uns allein mit gewaltiger Hand wapnen zur Rache wider die Feinde Gottis mit dem höch¬sten Yfer zu Gott, als geschrieben stet Sapientie 5 (18), Joan. 2 (17), Psal. 69 (10). Do ist gar kein Entschuldigen mit menschlichen oder vornunftigen Anschlegen, dann der Gotlosen Gestalt ist uber alle Maßen schön und listig, wie die schöne Kornblume unter den gelben Ehern des Weizens, Ecc. 8 (Koh 8, 14). Aber solchs muß die Weisheit Gotis erkennen.


Zum andern mussen wir den Greuel weiter und wol ansehn, der diesen Stein vorachtet. Sollen wir aber das Recht an ihn erkennen, so mussen wir der Offenbarung Gottis teglich gewertig sein. O, das ist ganz teuer und seltzam worden in der schalkhaftigen Welt! Dann die listigen Anschlege der Spitzklugen wurden uns alle Augenblick uberfallen und noch vil höher in der reinen Kunst Gottis vorhindern, Sapien. 4 (12) und Psal. 37 (14.32). Solchem muß man vorkummen in der Forcht Gotis. Wan dieselbige allein in uns ganz und reine vorsorget würde, dann so möchte die heilge Christenheit leichtlich wider zum Geist der Weisheit und Offenbarung götlichs Willens kummen. Dis alles ist verfasset in der Schrift, Psal. 145 (18 f.), Psal. 111 (5.10), Prover. 1 (7). Die Forcht Gottis aber muß reine sein on alle Menschen- oder Creaturenforcht, Psal. 19 (10), Esaie 66 (2), Luce 12 (4 f.). O, die Forcht ist uns hoch vonnöten. Dann gleich so wenig als man seliglich zweien Herren dienen mag, Matth. 6 (24), so wenig mag man auch Gott und Creaturen seliglich förchten. Gott mag sich auch uber uns nit erbarmen (als die Mutter Christi unsers Herrn saget), es sei dann, das wir in aus ganzem Herzen allein forchten. Drumb sagt Gott Malach. 1 (6):

»Bin ich euer Vater, wo ist dann mein Ehre? Bin ich euer Herre, wo ist dann meine Forcht?«



Also, ir teuren Fursten, ist not, das wir in diesen ganz verlichen Tagen, 1. Timo. 4 (1ff.), den allerhöchsten Fleiß vorwenden, wie alle liebe Veter, in der Biblien vorzeichnet, vom Anfang der Welt solchem hinderlistigen Ubel zu begegnen.


Dann die Zeit ist itzt ferlich und die Tage seint böse, 2. Timo. 3 (1), Ephe. 5 (15). Worumb? Allein dorumb, das die edle Kraft Gottis so gar jemmerlich geschendet und voruneret wirt, das die armen, groben Menschen also durch die heillosen Schriftgelerten verfurt werden mit großem Geplauder, als der Prophet Micheas 3 (11) dovon saget, wilchs itzt fast aller Schriftgelerten Art ist und gar wenig ausgenommen, das die leren und sagen, das Gott seinen lieben Freunden seine göttlichen Geheimnis nit mehr offenbare durch rechte Gesichte oder sein müntlichs Wort etc. Bleiben also bei irer unerfarnen Weise, Eccle. 34 (10) und machen von den Menschen, die mit der Offenbarung Gottis ombgehn ein Sprichwort, wie die Gotlosen teten dem Hieremie 20. Capit. (7 f.). Hör, hat dir Got auch neulich zugesprochen? Oder hastu den Mund Gottis neulich gefraget und mit im geratschlaget? Hast du den Geist Christi? Solchs tun sie mit großem Hon und Spot. War es nit ein großes, das zur Zeit Hieremie geschah? Jeremias warnete das arme, blinde Volk vor der Pein des Gefenknis zu Babilonien gleichwie der frume Lot seine Tochtermenner, Gen. 19 (14).


Aber es dunkt sie gar nerrisch sein. Sie sagten zu den lieben Propheten: Ja, ja, Got solte die Menschen wol so veterlich warnen. Was ist aber nu dem spöttischen Haufen in der Babilonischen Gefenknis widerfaren? Nit anders, dann das sie durch diesen heidnischen Künig Nebucadnezar zuschanden worden. Sih hie den Text on (Dan. 2, 47)! Er hat die Rede Gottis angenommen und war doch ein mechtiger Wuetrich und ein Rute des Volks der Auserwelten, die sich wider Got versundigt hatten. Aber von Blintheit und Verstockung des Goteswolkes müste die allerhöchste Gute also der Welt erkleret werden, wie Sant Paul Roma. am 11. (22) und Ezechiel am 23. (22—35) sagen. Also hie zum Unterricht sag ich also, das Gott der Almechtige nit allein die Ding, die in vielen Jaren zukünftig waren, weisete dem heidenischen Könige zur unaussprechlichen Schmach der Halsstorrigen unter dem Volk Gottis, welche keinem Propheten wolten gleuben. Gleichermaßen seint auch die unversuchten Menschen zu unsern Zeiten. Sie seint der Strafe Gotis nit gewertig, wenn sie dieselbigen gleich vor Augen sehn. Was sol dann Gott der Almechtige mit uns zu schaffen haben? Drumb muß er uns sein Gute entzihen.



Nu folgt der Text: »Der König Nebucadnezar hatte einen Traum, wilcher ihm vorschwant etc.«

Was sollen wir hiezu sagen? Es ist ein unaussprechliche, ja ungewönliche und hessige Sache, von Treumen der Menschen zu reden, der Ursach, das die ganze Welt vom Anfang bis anher durch die Treumer betrogen ist, wie geschriben stet Deut. 13 (2 ff.), Ecclesi. 34 (7). Derhalben in diesem Gapitel angezeigt, das der König den klugen Warsagern und Treumern nit gleuben wolte, do er sprach: »Saget mir meinen Traum, darnoch die Auslegung, sonst wurdet ir mir eitel Betriglichkeit und Lügen sagen!« Was war das? Sie vormochten und konten im den Traum nicht sagen und sprachen: »O lieber König, es mag dir den Traum kein Mensch auf Erden sagen, dann allein die Götter, die kein Gemeinschaft mit den Menschen auf Erden haben.«



Ja, noch irem Vorstande redten sie recht in vernunftiger Weise. Sie hatten aber keinen Glauben zu Got, sonder es waren gottlose Heuchler und Schmeichler, die do redten, was die Herren gern hören, gleich wie itzt unser Zeit die Schriftgelerten tun, die do gern gele Bißlen essen zu Hofe. Aber das ist wider sie, das do geschriben stet Hieremie am 5. Cap. (13.31) und am 8. (8 f.). Was ist mehr do! Es saget der Text hie, es müsten Menschen sein, die do Gemeinschaft im Himmel hetten. O, das ist den Klüglingen ein bitter Kraut, und es wil doch der heilge Paulus also haben zun Philippern am 3. Cap. (20). Nach wolten solche Gelerten gleichwol die Geheimnis Gotis auslegen. O, der Buben hat itzt die Welt aus der Maßen viel, die sich solches offentlich vermessen! Und von denselbigen saget Esaias am 58. Cap. (2):


»Sie wollen meine Wege wissen gleich wie das Volk, das do meine Gerechtickeit volfüret hette.«


Solche Schriftgelerten seind die Warsager, die do offentlich die Offenbarung Gottis leugnen und fallen doch dem Heiligen Geist in sein Handwerk, wollen alle Welt unterrichten. Und was irem unerfarnen Verstande nit gemeß ist, das muß in alsbald vom Teufel sein. Und seint doch irer eigen Seligkeit nit vorsichert, wilchs doch nothalben sein solt, Roma. 8 (14 ff.). Sie können hübsch vom Glauben schwatzen und einen trunken Glauben einbrauen den armen, vorwirreten Gewissen. Dis macht alles das unbeschidne Urteil und Greuel, wilchen sie haben von der hessigen Betrigerei der ganz vorfluchten, vorgiftigen Mönchtreume, durch wilche der Teufel alle seinen Willen ins Werk bracht, ja auch viel frumer Auserwelten unerstatlich betrogen hat, wenn sie on allen Bescheit den Gesichten und Treumen mit ihrem tollen Glauben stracks statgegeben haben.




Und also ire Regel und lose Pockfintzerei durch Offenbarung des Teufels beschriben, wider wilchs die Colloser am 2. Capitel (8) heftig gewarnet seint vom heiligen Paulo. Aber die verfluchten Mönchetreumer haben nit gewust, wie sie solten der Kraft Gottis gewertig sein. Daruber seint sie in einem verkarten Sinne vorstockt und sein itzt der ganzen Welt von Tag zu Tage dargestalt zu Sunden und Schanden wie die untetigen Lotterbuben. Noch seint sie blint in irer Torheit. Nichts anders hat sie verfurt und nach auf diesen heutigen Tag je weiter verfüret dann der Afterglaube, do sie on alle erfarne Ankunft des Heiligen Geistes, des Meisters der Forcht Gottis, mit Vorachtung göttlicher Weisheit das Gute nicht vom Bösen (unter dem guten Schein vordecket) absundern. Uber wilche schreiet Gott durch Esaiam am 5. Capitel (20): »Weh euch, die ir das Gute böse heißet und das Böse gut!« Drumb ists nit frumer Menschen Art, das Gute mit dem Bösen verwerfen. Dann der heilge Paulus saget zun Thessaloniern 5. Cap. (20 f.): »Ir sollet die Weissagung nit vorachten, versucht es alles. Was unter dem aber gut ist, das behaltet etc.«


Zum dritten solt ir die Meinung wissen, das Gott seinen Auserwelten also ganz und gar holtselig ist, das, wen er sie im allergeringsten künt warnen, Deut. 1. (42) und 32. Cap. (6), Matth. 23 (37), er tet es aufs höchst, wann sie dasselbige vor großem Unglauben empfahen kunten. Dann hie stimmet dieser Text Danielis mit dem heilgen Paula gleich zu den Corint. am 2. Capitel (9 f.) und ist genommen aus dem heilgen Esaia am 64. Capitel (3), sagende: »Das kein Auge gesehn, kein Ore gehört hat und in keins Menschen Herz kummen ist, dasselbige hat Got den bereitet, die in lieben. Aber uns hat es Got offenbart durch seinen Geist, dann der Geist erforschet alle Ding, ja auch die Tiefe der Gotheit etc.«

Drumb ist das kürzlich die ernstliche Meinung, wir müssen wissen und nit allein in Wind gleuben, was uns von Got gegeben sei oder vom Teufel oder Natur. Dann so unser natürlicher Vorstand doselbst soll zur Dinstparkeit des Glaubens gefangen werden, 2. Corin. 10 (5), so muß er kummen auf den letzten Grad aller seiner Urteil, wie zun Römern am ersten Capitel (16 ff.) und Baruch 3 (2) angezeicht. Der Urteil mag er aber keins beschlißen mit gutem Grund seins Gewissens on Gottis Offenbarung. Da wird der Mensch klerlich finden, das er mit dem Kopf durch den Himmel nit laufen kan, sonder er muß erstlich ganz und gar zum innerlichen Narren werden, Esaie 29 (13 f.), 33 (18); Abdie 1 (8); 1. Corin. 1 (18 ff.).

O, das ist dann der klugen, fleischlichen, wollustigen Welt gar ein seltzamer Wint. Da volgen alsbald die Schmerzen wie einer Gebererin, Psal. 48 (7), Joan. 16 (21). Da findet Daniel und ein itzlicher frumer Mensch mit im, das im aldo alle Ding gleich so unmöglich seind wie andern gemeinen Menschen von Gotte zurforschen. Das meint der weise Man, Eccle. 3 (Koh 3, 11), da er saget: »Wer da wil ausforschen Gottis Herlickeit, der wirt von seinem Preis vordruckt.« Dann je mehr die Natur nach Gotte greift, je weiter sich die Wirkung des Heilgen Geists von ihr entfrembdet, wie klerlich anzeicht der 139. Psalm (6). Ja, wenn sich der Mensch verstunde auf den Vorwitz des natürlich Liechts, er würd on Zweifel nit vil Behelf suchen mit gestolner Schrift, wie die Gelerten mit einem Stucklein oder zweien tun, Esaie 28 (10), Jere. 8 (8), sonder er würde balde empfinden die Wirkung göttlichs Worts aus seinem Herzen quellen, Joan. 4 (14).


Ja, er dorfte der faulen Wasser in Brun nit tragen, Jere. 2 (13), wie itzund unser Gelerten tun. Die verwickeln die Natur mit der Genade an allen Unterscheit. Sie vorhindern dem Wort seinen Gank, Psal. 119 (11.110), welcher vom Abgrund der Selen herkömpt, als Moses saget, Deu. 30 (14): »Das Wort ist nit weit von dir. Sih, es ist in deinem Herzen etc.« Nu fragstu villeicht, wie kumpt es dann ins Herz? Antwort: Es kumpt von Gott oben hernider in einer hohen Verwunderung, wilchs ich itzt laß bestehn bis auf ein andermal. Und diese Verwunderung, ob es Gotis Wort sei oder nit, hebet sich an, wann einer ein Kint ist von 6 oder 7 Jaren, wie figurirt ist Num. am 19. (20). Drumb treget Sant Paul hervor den Mosen und Esaiani zun Römern am 10. Capitel (8.20) und redet do vom innerlichen Worte zu hören in dem Abgrund der Selen durch die Offenbarung Gottis. Und wilcher Mensch dieses nit gewar und empfindlich worden ist durch das lebendige Gezeugnis Gottis, Roma. 8 (2), der weiß von Gotte nichts gründlich zu sagen, wenn er gleich hunderttausent Biblien hett gefressen. Doraus mag ein itzlicher wol ermessen, wie fern die Welt noch vom Christenglauben sei. Noch wil niemant sehen oder hören.

Sol nu der Mensch des Worts gewar werden und das er sein empfintlich sei, so muß im Gott nemen seine fleischlichen Luste, und wenn die Bewegung von Gott kumpt ins Herz, das er töten wil alle Wollust des Fleisches, das er ihm do statgebe, das er seine Wirkung bekummen mag. Dann ein tirischer Mensch vernimpt nit, was Got in die Sele redet, 1. Corin. 2 (14), sonder er muß durch den Heilgen Geist geweiset werden auf die ernstliche Betrachtung des lautern, reinen Vorstands des Gesetzes, Psal, 12 (8 f.), sunst ist er blint im Herzen und tichtet im einen hölzern Christum und vorfuret sich selber. Drumb sih hie zu, wie sauer es dem lieben Daniel ist worden, dem Könige das Gesichte auszulegen, und wie fleißig er Got drumb besucht und gebeten hat! Also auch zur Offenbarung Gottis muß sich der Mensch von aller Kurzweil absondern und einen ernsten Mut zur Warheit tragen, 2. Corin. 6 (17). Und muß durch die Ubung solcher Warheit die unbetriglichen Gesicht vor den falschen erkennen. Derhalben spricht der liebe Daniel am 10. Cap. (1 oder 12): »Es soll ein Mensch Verstand haben in den Gesichten, uf das sie nit alle zu vorwerfen seint etc.«



Zum vierden solt ihr wissen, das ein auserwelter Mensch, der do wissen wil, wilch Gesicht oder Traum von Gott, Natur oder Teufel sei, der muß mit seinem Gemüt und Herzen, auch mit seinem naturlichen Vorstande abgeschiden sein von allem zeitlichen Trost seines Fleisches und muß im gehn, wie dem lieben Joseph in Egipten, Genn. 39 und alhie Daniel in diesem Capitel. Dann es wirt kein wollustiger Mensch annemen, Luce 7 (25), dann die Disteln und Dornen - das seint die Wolluste diser Welt, als der Herr saget, Marci 4 (7.1 8) — vordrucken alle Wirkung des Worts, das Gott in die Selen redet. Drumb, wann Got schön sein heiliges Wort in die SeIen spricht, so kan es der Mensch nicht hören, so er ungeübt ist, dan er tut keinen Einkehr oder Einsehn in sich selber und in Abgrund seiner Selen, Psal. 49 (21). Der Mensch wil sein Leben nit kreuzigen mit seinen Lastern und Begirden, wie Paulus leret, der heilge Apostel. Drumb bleibet der Acker des Wort Gottis voll Disteln und Dornen und vol großer Stauden, wilche alle wekmussen zu diesem Werk Gottis, auf das der Mensch nit nachlessig oder faul befunden werde, Prove. 24 (30 f.). Darnoch so siht man die Mildigkeit des Ackers und zum letzten das gute Gewechse. Dann wirt der Mensch erst gewar, das er Gotis und des Heilgen Geist Wonung sei in der Lenge seiner Tage.



Ja, das er warhaftig geschaffen sei allein der Ursach, das er Gottis Gezeugnis in seinem Leben erforschen sol, Psalm. 93 und 119 (95 u. 125). Desselbigen wirt er itzt gewar in den Teilen durch bildreiche Weise, itzt auch im ganzen im Abgrund des Herzen, 1. Corint. 13 (10 ff.). Zum andern muß er gar wol zusehn, das solcher Figurn Gleichnis in den Gesichten oder Treumen mit allen iren Umbstendigkeiten in der heilgen Biblien bezeuget seint, auf das der Teufel nit darneben einreiße und vorterbe die Salbe des Heilgen Geistes mit irer Sußickeit, als der weise Man von den Fligen saget, die do sterben, Eccle. 10 (Koh 10, 1).


Zum dritten muß der auserwelte Mensch Achtung haben auf das Werk der Gesichte, das es nit raußerquelle durch menschliche Anschlege, sonder einfaltig herfließe nach Gottis unvorrücklichem Willen, und muß sich gar eben vorsehn, das nit ein Stiplen doran gebreche, was er gesehn habe, dann es muß tapfer ins Werk kummen. Aber wenn der Teufel etwas wirken wil, so verraten in doch sein faule Fratzen und seine Lugen gucken doch zuletzt hervor, dann er ist Lugner, Joan. 8 (44).



Dasselbige ist hie in disem Capitel klar angezeicht vom Könige Nebucadnezar und darnoch am 3. im Werk beweiset. Dann er hat di Vermanung Gotis gar schwind vergessen. Das haben on Zweifel seine fleischlichen Begir, die er auf die Luste und Creaturn erstrecket hat, verursacht. Dann also muß es gehn, wann ein Mensch wil seiner Wollust stetiglich pflegen, mit Gottis Werk zu schaffen haben und in keinem Betrübnis sein, so kan in auch die Kraft des Wort Gottis nit umbschetigen, Luce 8 (34 f.). Got der Almechtige weiset die rechten Gesichte und Treume seinen geliebten Freunden am allermeisten in irem höchsten Betrübnis, als er tet dem frumen Abraham, Gen. 15 (1—6) und 17 (1ff.). Do ist im Got erschinen, do er sich in großer Forcht entsatzte. Item der liebe Jacob, do er mit großer Betrübnis flüchtik ward vor seinem Bruder Esau, do kam im ein Gesicht, das er die Leitern am Himmel sah aufge¬richt und die Engel Gottis auf- und absteigen, Gen. 28 (12). Darnoch do er wider heimzoch, hat er sich uber die Maßen vor seinem Bruder Esau geforcht. Do erschein im der Herr im Gesicht, do er im die Huften zurknirschet und mit im ringet, Gen. 32 (25 f.). Item der frume Joseph ward verhasset von seinen Brüdern, und in solchem Betrübnis hatte er zwei nötliche Gesichte, Gen. 37 (5). Und darnoch in seinem herzlichen Betrübnis in Egipten im Gefenknis wart er also hoch von Gott erleuchtet, das er alle Gesichte und Treum kunt auslegen, Gen. 39 (20) und 40 und 41. Uber alles dis wirt den unvorsuchten, wollustigen Schweinen, den Klüglingen, vorgehalten der ander heilge Joseph in Math. am ersten (20—23) und andern Capitel (13.19). Er hatte vier Treume, do er geengestet wart in seiner Betrübnis, und wart durch die Treume vorsichert, wie auch die Weisen im Schlafe unterrichtet vom Engel, zu Herode nit wider zu kummen. Item die lieben Aposteln haben müssen mit dem höchsten Fleiße der Gesichte gewertig sein, wie es in iren Geschichten klerlich beschriben ist.




Ja, es ist ein rechter apostlischer, patriarchischer und prophetischer Geist auf die Gesichte warten und dieselbigen mit schmerzlichem Betrübnis uberkommen.

Drumb ists nicht Wunder, das sie Bruder Mastschwein und Bruder Sanfteleben vorwirfet, Job 28 (12 f.). Wann aber der Mensch das klare Wort Gottis in der Selen nicht vornummen hat, so muß er Gesichte haben. Wie Sant Peter in den Geschichten der Aposteln vorstund das Gesetz nicht, Levit. am 11. Capitel, er zweifelte an der Speise und an den Heiden, sie zu seiner Geselschaft zu nemen, Act. 10 (10ff.), do gab im Gott ein Gesicht im Uberschwang seins Gemütes. Do sach er ein leinen Tuch mit vier Zipfeln, vom Himmel auf die Erden gelassen, voll vierfußiger Tier und hörte eine Stim, sagend: »Schlachte und iß!« Desgleichen hatte der frume Cornelius, do er nicht wust, wie er tun solte, Actorum 10 (3—6). Auch do Paulus gen Troaden kam, erschein ihm ein Gesicht in der Nacht, das war ein Man von Macedonien, der stund und bat in und sprach: »Kum hernider gen Macedonien und hilf uns!« Do er aber solchs Gesicht gesehn hatte, trachten wir, saget der Text do Actorum 16 (10), also balde zu reisen gen Macedonia. Dann wir waren gewiß, das uns der Herr dohin berufen hatte. Item do sich Paulus forchte, zu predigen in Corintho, Act. 18 (9 f.), do sagte der Herr in der Nacht durch ein Gesichte zu ihm: »Du solt dich nicht förchten etc. Es soll sich niemand unterstehn, dir zu schaden, dann ich habe ein großes Volk in dieser Stadt etc.«



Und was ist not, viel Gezeugnis der Schrift vorzuwenden. Es wer nimmermehr möglich in solchen weitleuftigen, ferlichen Sachen, als do rechte Prediger Herzogen und Regenten haben, das sie sich allenthalben solten bewaren, sicherlich und ungetadelt zu handeln, wann sie in der Offenbarung Gottis nicht lebten, wie Aaron höret von Mose und David von Nathan und Gad. Derhalben waren die lieben Aposteln der Gesichte ganz und gar gewonet, wie der Text beweret in den Geschichten am 12. Capitel (7ff.). Do der Engel zu Petro kam und furet in aus dem Gefenknis Herodis, und es dunkte in, er hette ein Gesichte, er wuste nicht, das der Engel das Werk seiner Erlösung an ihm volfuret. Wer aber Petrus der Gesichte nit gewont gewesen, wie solt in dann solchs gedunkt haben, ein Gesichte sein. Doraus schlies ich nu, das, wer do wil aus fleischlichem Urteil also unbeschiden den Gesichten feint sein und sie alle vorwerfen oder alle aufnemen on allen Bescheid, darumb das die falschen Treumer der Welt solchen Schaden getan haben durch die Ehrgeizigen oder Genießsucher, der wirt nicht wol anlaufen, sonder wird sich stoßen an den Heilgen Geist, Johelis am 2. Capitel (11 f.), do Gott klerlich saget, wie dieser Text Danielis, von der Voranderung der Welt.



Er wil sie in den letzten Tagen anrichten, das sein Nam sol recht gepreiset werden. Er wil sie von irer Schande entledigen und wil seinen Geist uber alles Fleisch ausgißen und unser Söne und Töchter sollen weissagen und sollen Treume und Gesichte haben etc.

Dann so die Christenheit nicht solt apostolisch werden, Act. 27, do Johel vorgetragen wirt, warumb solt man dann predigen? Wozu dienet dann die Biblien von Gesichten? Es ist war und weiß vorwar, das der Geist Gottis itzt vilen auserwelten, frumen Menschen offenbart, eine treffliche, unuberwintliche, zukünftige Reformation von großen Nöten sein, und es muß volfüret werden. Es were sich gleich ein itzlicher, wie er wil, so bleibet die Weissagung Danielis ungeschwecht, ob ir wol nimant gleuben wil, wie auch Paulus zun Römern am 3. Capi. (3) saget.


Es ist dieser Text Danielis also klar wie die helle Sonne, und das Werk geht itzt im rechten Schwange vom Ende des funften Reichs der Welt. Das erst ist erkleret durch den gulden Knauf, das war das Reich zu Babel, das ander durch die silbern Brust und Arm, das war das Reich der Medier und Persier. Das dritte war das Reich der Krichen, wilchs erschallet mit seiner Klugheit, durch das Erz angezeicht, das vierde das Römische Reich, wilchs mit dem Schwert gewonnen ist und ein Reich des Zwingens gewesen. Aber das funfte ist dis, das wir vor Augen haben, das auch von Eisen ist und wolte gern zwingen, aber es ist mit Kote geflickt, wie wir vor sichtigen Augen sehn, eitel Anschlege der Heuchelei, die do krimmet und wimmet auf dem ganzen Erdreich. Dann wer nit plasteucken kan, der muß ein toller Kopf sein.



Man sieht itzt hubsch, wie sich die Öle und Schlangen zusammen verunkeuschen auf einem Haufen. Die Pfaffen und alle böse Geistlichen seint Schlangen, wie sie Joannes, der Teufer Christi, nennet, Matthei 3 (7), und die weltliche Herren und Regenten seint Öle, wie figurits ist Levit. am 11. Capitel (9—12) von Vischen etc. Do haben sich die Reich des Teufels mit Tone beschmiret.

Ach lieben Herren, wie hubsch wirt der Herr do unter die alten Töpf schmeißen mit einer eisern Stangen, Psal. 2 (9). Darumb, ir allerteursten, liebsten Regenten, lernt euer Urteil recht aus dem Munde Gottis, und last euch eure heuchlisch Pfaffen nit verfüren und mit getichter Gedult und Gute aufhalten. Dann der Stein, on Hende vom Berge gerissen, ist groß worden. Die armen Leien und Baurn sehn in viel scherfer an dan ir. Ja, Got sei gelobt, er ist so groß worden, wann euch andere Herren oder Nachpaurn schon umb des Evangelion willen wolten verfolgen, so wurden sie von irem eigen Volk vortrieben werden. Das weiß ich vorwar. Ja, der Stein ist groß, do hat sich die blöde Welt lange vor geforcht. Er hat sie uberfallen, do er noch kleine war.



Was sollen wir denn tun, weil er so groß und mechtig ist worden? Und weil er so mechtig unvorzöglich auf die große Seul gestrichen und sie bis auf die alten Töpf zuschmettert hat? Drumb, ihr teuren Regenten von Sachsen, tretet keck auf den Eckstein, wie der heilige Petrus tat, Matthei am 16. (18), und sucht die rechte Bestendigkeit göttliches Willens. Er wirt euch wol erhalten auf dem Stein, Psalm. 40 (3). Eure Genge werden richtig sein, suchet nor stracks Gottis Gerechtigkeit und greifet die Sache des Evangelion tapfer an. Dann Got stet so nah bei euch, das ihrs nicht gleubt. Warumb wolt ir euch dann vorm Gespenst des Menschen entsetzen, Psalmo 118 (6)? Seht hie den Text wol an. Der König Nebucadnezar wolte die Klugen darumb töten, das sie im den Traum nicht kunten auslegen. Es war vordienter Lohn. Dann sie wolten sein ganzes Reich mit irer Klugheit regiren und kunten solchs nicht, dozu sie doch gesatzt waren. Solchermaßen seind auch itzt unser Geistlichen. Und ich sag euch vorwar, wann ihr der Christenheit Schaden so wol erkennen möchtet und recht bedenken, so wurdet ir eben solchen Yfer gewinnen wie Jehu, der König, 4. Regum 9 und am 10., und wie das ganze Buch Apocalip. darvon anzeicht. Und ich weiß vorwar, das ihr euch so mit großer Not wurdet enthalden, dem Schwert sein Gewalt zu unternehmen. Dann der erbermlich Schade der heilgen Christenheit ist so groß worden, das ihn noch zur Zeit kein Zunge mag ausreden.


Drumb muß ein neuer Daniel aufstehn und euch eure Offenbarung auslegen, und derselbige muß forn, wie Moses leret, Deut. 20 (2), an der Spitzen gehn. Er muß den Zorn der Fursten und des ergrimren Volks vorsunen. Dann so ir werdet recht erfaren den Schaden der Christenheit und Betriegerei der falschen Geistlichen und der vorzweifelten Bösewicht, so werdet ihr also auf sie ergrimmen, das es niemand bedenken mag. Es wirt euch an Zweifel vordrißen und sehr zu Herzen gehn, das ir also gütig gewesen seit, nachdem sie euch mit den allersußesten Worten zu den allerschendlichsten Urteiln geleitet haben, Sapien. 6 (1ff.), wider alle aufgerichte Warheit. Dann sie haben euch genarret, das ein jeder zun Heilgen schwuer, die Fursten seind heidnische Leute ires Ampts halben, sie sollen nicht anders dann burgerliche Einigkeit erhalten.


Ach, Lieber, ja, do fellt und streicht der große Stein balde drauf und schmeist solche vornünftige Anschlege zu Boden, do er saget Matthei am 10. (34): Ich bin nicht kummen, Frid zu senden, sonder das Schwert. Was soll man aber mit demselbigen machen? Nicht anders dann die Bösen, die das Evangelion vorhindern, wektun und absundern, wolt ir anders nicht Teufel, sonder Diener Gottis sein, wie euch Paulus nennet zun Römern am 13. (4). Ir dörft nicht zweifeln, Gott wirt all eur Widersacher zu Drümmern schlaen, die euch zu vorfolgen unterstehn. Dann sein Hand ist noch nicht vorkörzet, wie Esaias sagt 59 (1). Drumb mag er euch noch helfen und wil es tun, wie er dem auserwelten Könige Josia und andern, die den Namen Gottis vortediget haben, beigestanden hat. Also seit ir Engel, wo ir recht tun woller, wie Petrus saget, 2. Petri 1 (4). Christus hat befolen mit großem Ernst, Luce 19 (27), und spricht: »Nemet meine Feinde und würget mir sie vor meinen Augen!« Warumb? Ei darumb, das sie Christo sein Regiment vorterbet und wollen noch darzu ire Schalkeit unter der Gestalt des Christenglaubens vorteidigen und ergern mit irem hinterlistigen Schanddeckel die ganze Welt. Drumb saget Christus, unser Herr, Math. 18 (6): »Wer do einen aus diesen Kleinen ergert, ist im besser, das man im einen Mulstein an den Hals henke und werf in in das tiefe Mer.« Es glosiere, wer do wil, hin und her. Es seind die Wort Christi.


Darf nu Christus sagen, wer do einen von den Kleinen ergert, was sol man dann sagen, so man einen großen Haufen ergert am Glauben? Das tun die Erzbösewicht, die die ganze Welt ergern und abtrinnig machen vom rechten Christenglauben und sagen, es sol die Geheimnis Gottis niemand wissen. Es sol sich ein itlicher halten noch iren Worten und nicht nach iren Werken, Matthei am 23 (3). Sie sprechen, es sei nicht vonnöten, das der Glaub beweret sei wie das Golt im Feur, 1. Petri 1 (7), Psalmo 140 (11). Aber mit der Weise were der Christenglaub erger dann ein Hundesglaub, wann er hofft, ein Stuck Brots zu empfahen, so der Tisch gedeckt wird. Solchen Glauben bilden die falschen Gelerten der armen blinden Welt vor. Das ist ihn nicht seltzam, dann sie predigen allein umb des Bauchs willen, Philipp. am 3. Capitel (19). Sie künnen von Herzen nicht anderssagen, Matthei am 12. Capitel (34). Solt ihr nu rechte Regenten sein, so müst ihr das Regiment bei der Wurzeln anheben und wie Christus befolen hat. Treibt seine Feinde von den Auserwelten, dann ihr seit die Mitler dozu. Lieber, gebt uns keine schale Fratzen vor, das die Kraft Gotis es tun sol an eur Zutun des Schwerts, es möcht euch sunst in der Scheiden vorrusten. Got geb es! Sage euch wilcher Gelerter, was er wil, so saget Christus gnung Matthei am 7. (19), Joannis am 15. Capitel (2.6):
»Ein irzlicher Baum, der nicht gute Frucht tut, der soll ausgerod werden und ins Feur geworfen.«




So ihr nu die Larve der Welt wegtut, so werdet ihr sie bald erkennen mit rechtem Urteil, Joannis am 7. Capitel (24). Tut ein recht Urteil, aus Gottis Befel. Ir habt Hülf gnung dozu, Sapientie am 6., dann Christus ist eur Meister, Matthei am 23. Capitel (8). Drumb lasset die Ubelteter nit lenger leben, die uns von Gott abwenden, Deut. 13 (6), dann ein gottloser Mensch hat kein Recht zu leben, wo er die Frumen vorhindert. Exodi am 22. Capitel (2) saget Got: »Du solt die Ubelteter nicht leben lassen.« Das meinet auch Sant Paulus, do er vom Schwert saget der Regenten, das es zur Rache der Bösen vorlihen sei und Schutz der Frumen, Roma. am 13. Capitel (4).

Gott ist eur Beschirmung und wird euch leren streiten wider seine Feinde, Psalmo am 18. (35). Er wird eure Hende leufrig machen zum Streite und wird euch auch erhalten. Aber ihr werdet darüber ein großes Creuz und Anfechtung müssen leiden, auf das euch die Forcht Gottis erkleret werde. Das mag on Leiden nicht gescheen, aber es kost euch nichts mehr dann die Ferligkeit umb Gots willen gewoget und das unnütz Geplauder der Widersacher. Dann so der frume David schon von seinem Schlos würde vortriben vom Absalom, er kam doch entlich wider drauf, wann Absalom erhangen und erstochen wird. Drumb, ihr teuren Veter von Sachsen, ir must es wogen umb des Evangelion willen, aber Gott wirt euch freuntlich steupen wie seine allerliebsten Söhne, Deut. 1 (31), wann er in seinem korzen Zorn inbrünstig ist. Selig seind dann alle, die sich do auf Gott vorlassen. Saget allein frei mit dem Geist Christi: »Ich wil mich vor Hunderttausent nit fürchten, ob sie mich schon umblagern.«


Ich halt aber, alhie werden mir unser Gelerten die Gütigkeit Christi vorhalten, wilche sie auf ire Heuchelei zerren, aber sie sollen dokegen ansehn auch den Yfer Christi, Joannis 2 (15 ff.), Psalmo 69 (10), do er die Worzeln der Abgötterei vorstöret, wie Paulus saget zun Colloss. am 3. Capitel (5—9), das umb derselbigen willen der Zorn Gottis nicht mag weggetan werden von der Gemeine. Hat er nu noch unserm Ansehn das Kleine hernider gerissen, er würde on Zweifel auch der Götzen und Bilder nicht geschonet haben, wo sie do weren gewesen, wie er dann selber durch Mosen befolen hat, Deut. 7 (5 f.), do er saget: »Ir seit ein heilges Volk. Ir sollet euch nit erbarmen uber die Abgöttischen. Zurbrecht ire Altar! Zurschmeißet ire Bilde und vorbrennet sie, auf das ich mit euch nicht zörne!«

Diese Wort hat Christus nicht aufgehoben, sondern er wil sie uns helfen erfullen, Mat. 5 (17). Es seind die Figurn alle durch die Propheten ausgelegt, aber dis seind helle, klare Wort, wilche ewig müssen bestehn, Esaie 40 (8). Gott kan heut nicht ja sagen und morgen nein, sonder er ist unwandelbar in seinem Worte, Malach. 3 (6); 1. Regum 15 (1. Sam. 15, 22); Nume. 22 (6). Das aber die Aposteln der Heiden Abgötter nicht vorstöret haben, antwort ich also: das Sant Peter ein forchtsamer Man gewesen ist, Galla. 2 (11ff.), hat er geheuchelt mit den Heiden.

Er war aller Aposteln Figur, das auch Christus von im sagte, Joann. am letzten (15—19), das er sich ganz heftig vorm Tode geforchtet hat. Und demselbigen darumb durch solchs keine Ursach gegeben, ist leichtlich zu ermessen. Aber Sant Paul hat ganz hart gered wider die Abgötterei, Actorum 17 (16—31). Hett er sein Ler kunt aufs höchst treiben bei den von Athenis, er hett an Zweifel die Abgötterei gar hernidergeworfen, wie Got durch Mosen befolen hatte und wie es auch hernachmals durch die Merterer geschah in bewerten Historien.


Drumb ist uns mit der Heilgen Gebrechen oder Nachlassen kein Ursach gegeben, den Gottlosen ire Weise zu lassen. Nochdem sie Gottis Namen mit uns bekennen, sollen sie unter zweien eins erwelen, den Christenglauben gar vorleugnen oder die Abgötter wectun, Math. 18 (8 f.). Das aber unser Gelerten herkommen und sagen mit dem Daniel mit ihrer gottlosen, gestolenen Weise, das der Widerchrist soll an Hand vorstöret werden, ist also viel. Er ist schon vorzaget, wie das Volk war, do die Auserwelten ins gelobte Land wolten, wie Josua schreibet. Er hat gleichwol in der Scherfe des Schwerts irer nit verschonet. Sich an den 44. Psal. (4) und 1. Paralip. 14 (11), do wirstu finden die Auflösung also.


Sie haben das Lant nicht durch das Schwert gewonnen, sonder durch die Kraft Gottis, aber das Schwert war das Mittel, wie uns essen und trinken ein Mittel ist zu leben. Also nötlich ist auch das Schwert, die Gotlosen zu vertilgen, Rom. am 13. (4).

Das aber dasselbige nu redlicher Weise und fuglich geschee, so sollen das unser teuren Veter, die Fursten, tun, die Christum mit uns bekennen. Wo sie aber das nicht tun, so wirt ihn das Schwert genommen werden, Danielis am 7. Capitel (27), dann sie bekennen ihn also mit den Worten und leugnen sein mit der Tat, Titum 1 (6). Also sollen sie den Feinden vortragen den Fride, Deut. 2 (27—30). Wollen sie geistlich sein und die Kunst Gottis nit berechnen, 1. Petri 3 (12—17), so sol man sie wegtun, 1. Corint. 5 (13). Aber ich bitt vor sie mit dem frumen Daniel, wo sie Gottis Offenbarung nicht wider sein. Wo sie aber das Widerspiel treiben, das man sie erwürge on alle Gnade wie Iskias, Josias, Cirus, Daniel, Helias, 3. Regum die Pfaffen Baal vorstöret haben. Anders mag die christliche Kirche zu irem Ursprung nicht widerkummen. Man muß das Unkraut ausreufen aus dem Weingarten Gottis in der Zeit der Ernten, dann wirt der schöne rote Weiz bestendige Worzeln gewinnen und recht aufgehn. Matth. 13 (24 ff.). Die Engel aber, wilche ire Sicheln darzu scherfen, seint die ernsten Knechte Gottis, die den Eifer gütlicher Weisheit volfüren, Malachei 3 (1—6).

Nebucadnezar vernam die götliche Weisheit im Daniele. Er vil nider vor im, nochdem in die kreftige Warheit uberwunden hatte, aber er ward bewegt wie ein Rohr vorm Winde, wie das 3. Capitel beweiset. Desgleichen seint itzt uber die Maße vil Menschen, die das Evangelion mit großen Freuden annemen, dieweil es also fein freuntlich zugeht, Luce 8 (48). Aber wann Gott solche Leute wil auf den Test oder aufs Feur der Bewerung setzen. 1. Pe. 1 (7), ach, do ergern sie sich im allergeringsten Wortlein, wie Christus im Marco am 4. Capitel (17) vorkündigt hat. In der Maßen werden sich one Zweifel vil unversuchter Menschen an diesem Büchlein ergern, drumb das ich mit Christo sage, Luce 19 (27) und Matth. 18 (6), und mit Paulo 1. Corint. 5 (7.13), und mit der Unterrichtung des ganzen göttlichen Gesetzes, das man die gotlosen Regeisten, sunderlich Pfaffen und Mönche töten sol, die uns das heilge Evangelion Ketzerei schelten und wollen gleichwol die besten Christen sein. Do wirt die heuchlische, getichte Gütigkeit uber die Maße ergrimmet und erbittert. Do wil sie dann die Gotlosen vertedigen und saget, Christus habe niemand getötet etc. Und wil die Freunde Gottis also ganz jemmerlich schlecht dem Winde befelen, so ist erfullet die Weissagung Pauli. 2. Timo. 3 (1ff.). In den letzten Tagen werden die Liebhaber der Lüste wol ein Gestalt der Gütickeit haben, ber sie werden vorleucnen ire Kraft. Es hat kein Ding auf Erden ein besser Gestalt und Larve dann die getichte Güte. Drumb seint alle Winkel vol eitel Heuchler, unter welchen keiner so kün ist, das er die rechte Warheit möchte sagen.

Drumb das die Warheit möchte recht an den Tag bracht werden, do müst ir Regenten (Got gebe, ir tuts gerne oder nicht) euch halten nach dem Beschlus dieses Capitels, das der Nebucadnezar hat den heiligen Daniel gesetzt zum Amptman, auf das er mochte gute, rechte Urteil volfüren, wie der Heilige Geist saget, Psalmo 58 (11 f.). Dann die Gottlosen haben kein Recht zu leben, allein was ihn die Auserwelten wollen gönnen, wie geschrieben stet im Buch des Ausgangs am 23. (25—33). Freuet euch, ir rechten Freunde Gottis, das den Feinden des Creuzes das Herz in die Bruch gefallen ist, sie müssen recht tun, wie wol sie es kein mal getreumet hat. So wir nun Gott fürchten, warumb wollen wir uns vor losen, untüchtigen Menschen entsetzen? Numeri am 14. (8 f), Josua am 11. (6). Seit noer keck! Der wil das Regiment selbern haben, dem alle Gewalt ist gegeben im Himmel und auf Erden, Math. zum letzten (18), der euch, Allerliebsten, bewar ewig. Amen.
Aus: Thomas Müntzer, Die Fürstenpredigt, Theologisch-politische Schriften, Herausgegeben von Günther Franz Reclams Universalbibliothek Nr. 8772/73 © 1967 Philipp Reclam jun., Stuttgart