Jakob Lorber (1800 – 1864)

 

Der Grazer Mystiker wird von den Anhängern seiner Lehre als Prophet angesehen, aus dem der Geist Gottes sprach, den er als eine innere Stimme empfand und hörte:»Bezüglich des inneren Wortes, wie man dasselbe vernimmt, kann ich, von mir selbst sprechend, nur sagen, dass ich des Herrn heiliges Wort stets in der Gegend des Herzens wie einen höchst klaren Gedanken, licht und rein, wie ausgesprochene Worte, vernehme. Niemand, mir noch so nahestehend, kann etwas von irgendeiner Stimme hören. Für mich erklingt diese Gnadenstimme aber dennoch heller als jeder noch so laute materielle Ton.« Von 1840 bis zu seinem Tode empfing Lorber als »Schreibknecht Gottes« eine Reihe von »Neu-Offenbarungen«, die er in 25 Büchern und kleineren Schriften niederlegte und von denen er selbst sagte, dass sie die Bibel nicht überflüssig machten, sondern ergänzten und ihre Enthüllung darstellten. Früh schon interessierte sich Jakob Lorber u. a. für Werke von Jakob Böhme (1575 – 1624), Johannes Tennhardt (1661 - 1720), Emanuel Swedenborg (1688 - 1772), Immanuel Kant (1724 – 1804), Johann Heinrich Jung-Stilling (1740 - 1817), Justinus Kerner (1786 – 1862), und natürlich insbesondere für die im Buch der Bücher, der Bibel, verborgenen geistigen und symbolischen Geheimnisse. Hauptwerke: Das große Evangelium Johannes (Gr), Die geistige Sonne (GS)

Siehe auch Wikipedia und Kirchenlexikon

Inhaltsverzeichnis

Die Dreieinigkeit Gottes - Erklärung des Mysteriums
Wie der Allmächtige seine Allmacht gebraucht
Die Festigkeit der Himmelswelten
Die Welt ist ein großes Schulhaus

Probeleben
Es gibt zwei Wege zu Gottvater

Über die Unfruchtbarkeit der philosophischen Lehren
Über das herrschsüchtige Getriebe der Alleinseligmacherin
Alleinseligmachend ist allein nur die Liebe an Gott
Die drei Glaubensartikel

>>>Christus
Jesus — wahrer Mensch und wahrer Gott

Die Dreieinigkeit Gottes.
Die Erklärung des Mysteriums
Das Geheimnis von Vater, Sohn und Heiligem Geist hat den Christen schon viel Kopfzerbrechen gemacht. Nicht ohne Grund sagte Jesus dieserhalb zu seinen Jüngern: »Wenn ihr das Irdische nicht begreift, wie werdet ihr dann das Himmlische fassen?« (Gr II 32, 6)

Petrus fragt den Herrn: »Du redest immer vom Vater im Himmel wie von einer zweiten Person, während wir Dich bisher immer so ganz heimlich auch für den Vater hielten; wer bist Du denn so ganz eigentlich?«
(Gr I 109, 14)

Hierauf wurde den Jüngern von Jesus folgendes gesagt: »Die Urweisheit Gottes oder das eigentliche innerste Gottwesen ist in der Liebe, gleichwie das Licht in der Wärme (der Flamme) ist; wie ursprünglich aus der Liebe mächtige Wärme entsteht und entspringt und endlich durch sein Dasein abermals Wärme erzeugt, und diese allzeit wieder Licht, ebenso entsteht aus der Liebe, die gleich dem Vater und im Grunde des Grundes der Vater selbst ist, das Licht der göttlichen Weisheit, das da gleich ist dem Sohne oder der eigentliche Sohn selbst, der aber nicht zwei, sondern völlig eins ist mit dem, das da ,Vater‘ heißt, gleichwie Licht und Wärme oder Wärme und Licht eins sind, indem die Wärme fortwährend das Licht und das Licht fortwährend die Wärme erzeugt.«
(Gr I 4, 13)

»Geht denn nicht das Licht von der Flamme, die ein Feuer ist, aus? Und weil es von der Flamme ausgeht, ist es darum etwas anderes als die leuchtende Flamme?«
(Gr II 32, 7)

»Siehe die Flamme der leuchtenden Lampe an! Kannst du das Licht von der Flamme trennen oder die Flamme vom Licht? Die Flamme aber ist das, was Ich »Vater« und »Liebe« nenne, und das Licht ihr Sohn, das von der Flamme ausgesandt wird, um zu erleuchten die Finsternis der Nacht. Sind da nicht die Flamme und ihr Licht ein Wesen?« (Gr VIII 138, 11)

»Glaubt es Mir: Vater und Sohn sind nicht zwei, sondern in allem vollkommen eins.« (Gr I 230, 9)

»Und was ist denn mit dem Heiligen Geist?« fragt Petrus. »Mit dem Heiligen Geist wissen wir alle nichts anzufangen.«
(Gr VI 229, 6—1)

Die Antwort des Herrn lautet:

»Der Vater. Ich als Sohn und der Heilige Geist sind unterscheidbar eines und dasselbe von Ewigkeit. Der Vater in Mir ist die ewige Liebe und als solche der Urgrund und die eigentliche Ursubstanz aller Dinge, die da die ganze Unendlichkeit erfüllt. Ich als der Sohn bin das Licht und die Weisheit, die aus dem Feuer der ewigen Liebe hervorgeht. Dieses mächtige Licht ist das ewige vollkommenste Selbstbewusstsein und die hellste Selbsterkenntnis Gottes und das ewige Wort in Gott, durch das alles, was da ist, gemacht worden ist. Damit aber das alles gemacht werden kann, dazu gehört noch der mächtigste Wille Gottes, und das ist eben der Heilige Geist in Gott, durch den die Werke und Wesen ihr volles Dasein bekommen. Der Heilige Geist ist das große ausgesprochene Wort >Werde!< — und, es ist (jetzt) da, was die Liebe und die Weisheit in Gott beschlossen haben.

Und seht, das alles ist nun da in Mir: die Liebe, die Weisheit und alle Macht! Und somit gibt es nur einen Gott, und der bin Ich, und Ich habe nun darum hier einen Leib angenommen, um Mich euch Menschen dieser Erde, die Ich völlig nach Meinem Ebenmaße erschaffen habe aus der Ursubstanz Meiner Liebe, in eurer Persönlichkeit näher offenbaren zu können — wie es nun soeben der Fall ist.«
(Gr VI 230, 2—6)

»Stoßet euch nicht an dem Text, da es heißt: >Der Vater ist mehr als der Sohn<, denn solches besagt, daß die Liebe als der Vater in sich das Grundwesen Gottes ist, und aus ihr geht ewig hervor das Licht und der ewig mächtige Geist.« (GS I 74, 17)

»In der Liebe liegt noch gar vieles verborgen, was keine Weisheit ergründet hat, darum ist der Vater als die ewige Liebe auch größer als der Sohn, der als ihr Licht hier vor euch (den Jüngern, d. Vf.) ist.«
(Gr VI 242, 13)

»Aber es kommt bald die Stunde (der Auferstehung, d. Vf.), in der der Vater in Mir auch mit seinem Allerinnersten vollends eins wird mit Mir, dem einzigen Sohne von Ewigkeit. . .«
(Gr IV 252, 4)

»Denket nicht, daß bei der Taufe Jesu im Jordan eine göttliche Dreipersönlichkeit geoffenbart wurde, sondern was dabei geschah, war nur eine Erscheinlichkeit, vom Herrn zugelassen, damit die Menschen dadurch sollten in dem einen Herrn die volle Allmacht und die volle Göttlichkeit erkennen.«
(GS I 51, 21 f.)
Aus: Kurt Eggenstein: Der Prophet Jakob Lorber verkündet bevorstehende Kathastrophen und das wahre Christentum, S.175-177), Lorber-Verlag, Bietigheim

Die Festigkeit der Himmelswelten
»Du fragst hier in deinem Gedanken: Ist denn Solches nicht auch der Fall mit diesem ewigen Morgen? - Nein, dieser steht unter einem ganz anderen Verhältnisse, und ist in all' seinen Teilen vollkommen unveränderlich fest also, wie eine jede naturmäßige Welt fest ist - und die unerschütterliche Festigkeit des Morgens steht als inwendige ewige Grundfeste gegenüber der äußeren naturmäßigen Festigkeit. Der Grund davon aber liegt darin, weil für's Erste - Ich Selbst in Meinem Wollen ewig unveränderlich bin; und was Ich einmal bestimmt gestaltet habe, das bleibt auch ewig unveränderlich und bestimmt, wie unveränderlich und bestimmt Ich Selbst in Meinem ewigen Wollen bin.

Für's Zweite aber ist diese Gegend darum eine unveränderliche feste, weil Meine Kinder, die hierher zu Mir kommen, zufolge ihrer großen Liebe zu Mir in ihrem Wollen und in ihrem Erkennen vollkommen Eins sind mit Mir, - oder mit anderen Worten gesagt: weil sie sich völlig bis auf den letzten Tropfen gedemütiget, und zufolge ihrer Liebe zu mir ihren Willen völlig hintan gegeben, und an dessen Stelle Meinen ewig lebendigen in sich aufgenommen haben. -

»Daher auch wollen sie hier nichts anderes, als was Ich will: Mein Wille aber ist eine allerklarste, ewig fest bestimmte Darstellung des Guten und Wahren; daher ist denn auch diese Gegend, in der Ich mit den Meinen wohne, eine vollkommen unveränderlich feste (räumlich und zeitlich unzerstörbare Gegend), und ist in ihr nirgends eine Täuschung. Was du hier ansiehst, das ist auch vollkommen so wie von Innen, also von außen. Alle die Pflanzen, die Bäume, die Früchte, die Getreidefelder sind hier nicht bloß erscheinliche Entsprechungen, sondern sie sind vollkommen bestimmte Realitäten. Wenn du hier von einem Orte zum andern gehst, so kannst du deine Schritte zählen, und du wirst hin und her dieselbe Entfernung finden. -

»Du fragst mich wohl, ob diese Festigkeit mit der Festigkeit der Welt etwas gemein hat? - »Die Festigkeit dieser Himmelswelt hat mit der Festigkeit der materiellen Welt durchaus nichts gemein; denn die Festigkeit der Welt ist ebenfalls nur eine scheinbare, und dauert für den betreffenden Geist nur so lange, als derselbe ein Bewohner der Materie ist, hat er aber die Materie verlassen, dann vergeht für ihn auch derselben Festigkeit. - Aber nicht also ist es hier; denn diese Festigkeit ist eine wahre Festigkeit, und ist unveränderlich und unzerstörbar für alle Ewigkeiten der Ewigkeiten, weil sie ist ein vollkommener Ausdruck Meiner ewigen Vaterliebe! -

»Du fragst, wie weit diese Gegend wohl geht? - Mein lieber Freund, Bruder und Sohn! Diese Gegend, wie du sie gegen den Morgen hin erschauest, hat fürder ewig und nimmer ein Ende, und ist sonach so groß, dass, wenn auf allen unendlich vielen Weltkörpern ewig hin Menschen geboren werden, und alle kommen möchten in diese (himmlische) Gegend, so würden sie nach dem Verlaufe von tausend Ewigkeiten im Verhältnis zu der Größe dieser Gegend noch nicht mehr betragen, als ein Sandkörnchen beträgt im Verhältnisse zu der Unendlichkeit des ewigen Raumes.

»Du fragst Mich nun wohl, wie Ich alles übersehen kann, und ob Diejenigen, so von hier endlos weil gegen den tieferen Morgen hin wohnen, Mich wohl je zu sehen bekommen? - Mein lieber Freund, Bruder und Sohn! auch Solches will Ich dir sagen; denn Meinen Kindern soll nichts vorenthalten sein! -
Aus Die geistige Sonne, Band 1, S. 331-303; Neu-Salemsverlag. Joh. Busch Nachf. Bietigheim a. Enz Württbg. 1907

Die Welt ist ein großes Schulhaus

»Die Welt ist als eine gefestete Unterlage Meiner Liebe ein großes Schulhaus, in welchem alle Menschen durch eine kurze Abgeschiedenheit von mir durch den eigenen Antrieb ihres inneren Lebens eine große Sehnsucht nach Mir bekommen sollen. Die äußeren Reize der Welt sind nur der Versuchung wegen da, damit sich die Menschen selbst richten sollen nach Meiner Liebe. Sobald jemand durch Führung und Erfahrung an der Welt kein Wohlgefallen mehr findet, sondern in stets wachsender Sehnsucht nur nach Mir trachtet, dem wird dann alsbald das innere Auge und Ohr erschlossen, und er wird, wenn auch noch im sterblichen, verführerischen Leibe, alsbald den heiligen Vater hören und dann und wann zu sehen bekommen. Der Geist der ewigen Liebe wird ihn dann erfüllen. Er wird schauen die Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit allörtlich. Und des Leibes Tod wird jeden mit einer unaussprechlichen Wonne erfüllen, da er dann überklar zu schauen wird anfangen, dass der Tod des Leibes kein Tod, sondern nur ein vollendetes Wachwerden zum ewigen Leben ist.
Haushaltung Gottes, Band 1, Kap. 80, 4ff.)

Probeleben
Wer da lebt und atmet, und empfindet die endlose Wohltat des Lebens, und fühlt die unaussprechliche Süßigkeit desselben, der bedenke wohl, dass dies irdische Leben nur ein Probeleben ist, und ist in Allem eine Gabe des heiligen Vaters.

Wer es sich törichterweise wird aneignen wollen, wird es verlieren auf ewig; wer es aber in Allem dem großen heiligen Geber wieder also, wie es nun zur Genüge gezeiget wurde, wieder anheim stellen wird, sich selbst opfernd, der wird es behalten im reinsten Vollbestande für ewig, ewig, ewig in Gott, unser Aller heiligstem, liebvollstem Vater!

Haushaltung Gottes, Band 1b, S. 53; Neu-Salemsverlag. Joh. Busch Nachf. Bietigheim a. Enz Württbg. 1905

Es gibt zwei Wege zu Gottvater

… es genüget zum Leben bei weitem nicht, dass da Jemand nur wisse, glaube und dann sage: Es ist ein Gott! – Wahrlich solches ist nicht schwer!

Aber um Vieles schwerer und um Vieles mehr sagend ist es, einen Gott über Alles zu lieben, da man ihn nicht sieht.

Wer somit Gott lieben will, der muss nicht nur wissen und glauben, dass Er sei, sondern er muss Gott wahrhaftig erkennen in sich; und wenn er Gott stets mehr und mehr erkennen wird durch sein emsiges Forschen nach Ihm in den Werken, so wird er Ihn ja auch stets mehr und mehr lieben müssen, indem er stets heller erkennen wird, dass Gott in Sich die allerhöchst reinste, d. h. die alleruneigennützigste Liebe, und die allerhöchste und allerheiligste Weisheit selbst es ist!

Also ist die wahre Erkenntnis Gottes der Grund zur Liebe zu Ihm; daher sei auch Jedermanns vorzüglichstes Geschäft, Gott zu erkennen, damit Er Ihn dann über Alles wird zu lieben vermögen!

Das aber ist dann auch das ewige Leben, dass wir Gott erkennen, und Ihn dann über Alles lieben; denn aus der Liebe des allgütigen, allerheiligsten Vaters sind wir aus ihm hervorgegangen, und können daher nur wieder durch die Liebe zu Ihm gelangen.

Solches aber merke dir wohl noch hinzu zu diesem Worte Gottes aus meinem Munde an dein Herz, dass da zwei Wege sind, die zum Vater führen, der eine heißt die wahre eifrige Erkenntnis Gottes; der andere aber heißt die Liebe!
Haushaltung Gottes, Band 1b, S. 362; Neu-Salemsverlag. Joh. Busch Nachf. Bietigheim a. Enz Württbg. 1905

Über die Unfruchtbarkeit der philosophischen Lehren
Betrachtet dagegen menschliche Lehren, z. B. die Philosophie, die Mathematik und dergleichen mehr: sie sind wie eine Maschine, die nur unter einer bestimmten Form und Einrichtung die stets gleiche Wirkung hervorbringt. In der Mathematik ist ohne alle Sektiererei zwei mal zwei gleich vier. Ein Aristoteles lässt nur eine Sekte, nämlich die rein aristotelische zu, ebenso ein Wolf, ein Leibniz, eine Fichte, ein Kant und ein Hegel; denn sie alle pflanzten nur tote Bäume.

Nicht so verhält es sich mit der Gotteslehre Christi. Jeder verpflanzte Zweig fasst Wurzeln, grünt fort, wächst bald zu einem Lebensbaum und trägt Früchte. Und das ist der gewichtige Unterschied zwischen einem Gotteswerk und dem toten Werke eines Menschen. Zugleich auch der größte Beweis für die unleugbare Göttlichkeit einer Lehre, die unter den verschiedenartigsten Kultformen bei guter und gewissenhafter Pflege stets dieselben Lebensfrüchte trägt.
Von der Hölle zum Himmel – Die jenseitige Führung des Robert Blum, Band 01, Kapitel 114, Vers 16-17

Über das herrschsüchtige Getriebe der Alleinseligmacherin
So nach deiner weisen Erörterung Christus der Herr und Gott des Himmels und der Erde ist, so fragt es sich, welche Glaubenssekte der Erde ist der Wahrheit am nächsten? Und wie steht es bei Christus vollernstlich mit der römisch-katholischen Kirche? - Wer kennt nicht das alte, im höchsten Grad herrschsüchtige Getriebe der Alleinseligmacherin? Das Wort Gottes verkümmert und verkrüppelt, ist da nur ein gleisnerisches (heuchlerisches) Aushängeschild, hinter dem der Wolf seine reißende Gier verbirgt. Alle möglichen Stürme haben versucht, diesem Wolfsdrachen sein Lammfell vom Leibe zu ziehen, aber leider bisher rein vergeblich! Dieser Moloch, dieser siebenköpfige Drache, diese alte Welthure gedeiht und vegetiert unverwüstbar fort und treibt ihr ruchloses Metier ganz ohne Beirrung aus dem Himmel.

So Christus, der die Schändlichkeiten der jüdischen Pfaffen bei allen Gelegenheiten nachdrücklich gerügt hat, Gott ist und lebt wie wir nach unserer Leiber Tod – so sage uns: Wie kann er solchen Gräueln nun schon über fünfzehn Jahrhunderte den Lauf lassen und gemächlich zusehen, wie diese schwarzen Gottesdiener mit Ihm ein weit ärgeres Schindluder treiben als alle jene altrömischen Henkersknechte, die Ihn ans Kreuz geheftet haben? Mehr als vier Fünftel der Christenheit sieht dieses arge Treiben klar ein und sagt »Unter allen christlichen Sekten ist Rom die älteste und muss sonach auch am besten wissen, was sie von Christus und seiner Lehre zu halten habe! Durch ihre, der Lehre Christus schnurgerade entgegenlaufenden Handlungen aber zeigt sie, dass sie selbst an diese Lehre noch nie geglaubt hat und somit noch weniger an Christus. Sie backt Ihn, sie verkauft Ihn, ja sie verfluchte Ihn sogar zur Hölle, wo Er es wagte, etwa auch mit einer anderen Sekte Gemeinschaft zu machen. Dadurch werden alle Bekenner Seiner Lehre in ihrem Glauben erschüttert und sind dann auf diese Weise genötigt, solch einer Lehre mit Verachtung den Rücken zu kehren!«

Sage, so es einen Christus gibt, sieht Er das nicht oder will Er es nicht sehen? Oder ist es etwa doch Sein Wille, dass die römisch-katholische Kirche ebenso fortwalte, wie sie allzeit schändlich genug bestanden hat? Hat Christus im Ernst ein Wohlgefallen an solchen Werken? Kann Er im Ernst nur lateinisch und lebt über alles die leerste, nichtssagende Zeremonie? Er, der zu Seinen Lebzeiten doch nichts so sehr bedroht hat wie die schändliche Augendienerei! – Als, Freund, dies Rätsel noch löse uns und wir sind dann ganz deines Gottes.

Spricht Bruno:
»Freund, dein Einwurf wegen Rom ist gewiss bestbegründet und es lässt sich für diese Kirche wahrlich schwer irgendeine Befürwortung anbringen. Nichtsdestoweniger muss der Herr dennoch einen Grund haben, dass Er sie bestehen lässt. Es ist vollkommen wahr, dass das Gotteswort Christi sogar bei den Juden und Mohammedanern bei weitem größeres Ansehen genießt als eben bei den Römlingen, die aus Christus machen, wie es in ihren herrsch- und habsüchtigen Kram gerade am besten taugt.

Dieser nun schon sehr alte Baum hat in geistiger Hinsicht beinahe dieselbe Degeneration erlitten wie der alte Kastanienbaum in Sizilien nahe am Ätna, dessen Kern schon vor nahezu eintausend Jahren morsch, faul und tot geworden ist. Da aber dieser Baum in seiner Jungzeit mächtige Wurzeln und weitausgebreitete Äste getrieben hat, so hat sich in späterer Zeit zwischen Wurzeln und Ästen eine neue Rumpflinie gebildet. So entstand aus dem ehemals einen, gesunden Baum nun ein Vielbaum, der bloß in der Krone und lange nicht mehr in der Wurzel als ein und derselbe Baum zusammenhängt. Dieser Baum trägt wohl noch hier und da sparsam Früchte, aber sie sind geschmacklos, hat und beinahe ungenießbar. Der Grund davon dürfte wohl der sein, weil der Baum den ersten Hauptlebenskern schon lange gänzlich verloren hat. Wohl haben sich aus den starken Seitenwurzeln in den geteilten Blattstämmen auch eigene Kerne gebildet. Damit ist dem Hauptstamm wenig geholfen, von dessen alleiniger Vollgesundheit auch die wohlgenießbare Frucht abhängt. Dieser Baum wird jetzt mehr eine historische Rarität denn als ein eigentlich nutzbarer Baum angesehen und vom einfachen Volk unter allerlei Märchen und Fabeln (die sich sehr gern an alles sehr Alte ankleben) verehrt und von stockblinden Narren sogar als ein Heiligtum angebetet. Das Beste an diesem Baum ist, dass er bei plötzlich eintretenden Unwettern den Wanderern einen dürftigen Schutz gewährt.

Ebenso verhält es sich mit dem in hohem Grad zerrissenen Bestand der katholischen Kirche. Sie hat keinen eigentlichen Stamm und keinen Kern mehr. Sie hat noch äußerlich das Ansehen von einem Lebensbaum; aber im Grunde ist sie ebenso wenig mehr ein solcher, wie der alte Kastaniebaum ein nützlicher Fruchtbaum mehr ist. Sie vegetiert wohl noch und hat in ihren Gliedern noch ein Äußerlichkeitsleben, trägt auch noch Blüten und Früchte; aber sie sind nicht mehr zu genießen, sind hart und geschmacklos und werden von einigen Reisenden nur als eine Rarität gekauft. Wie der der sizilianische natürliche Baum eigentlich schon lange tot ist und nun seiner gänzlichen Auflösung entgegengeht, so nun auch der altersschwache geistliche Baum Roms. Ich sage dir: Bald wird Rom nur mehr in den Geschichtsbüchern existieren.
Von der Hölle zum Himmel – Die jenseitige Führung des Robert Blum, Band 01, Kapitel 115, Vers 02-07

Alleinseligmachend ist allein nur die Liebe an Gott
Einer von den Wandlern spricht:
»Gut, wir wollen dir folgen. Aber das merke dir im voraus, dass du uns in kein katholisches Haus bringst! Denn da wäre für uns keines Bleibens, indem wir gegen nichts einen so starken Widerwillen haben als gegen den über alle Pest stinkenden römischen Katholizismus, namentlich gegen den Papst, gegen seine Bischöfe und gegen das über alles schlechte Mönchstum der römischen Hure!«

Spricht der Bischof Martin:
»Was Papst, was Bischof, was Mönch, was Luther, was Calvin, was Mohammed, was Moses, was Brahma, was Zoroaster?! Das gilt nur auf der dummen Welt etwas; hier im Reiche der Seelen und Geister hören alle diese irdischen dummen Unterschiede so gut wie ganz auf! Hier gibt es nur eine Losung, und diese heißt Liebe. Mit dieser allein kommt man hier weiter; alles andere zählt soviel wie nichts!

Als ich auf der Welt war, war ich ein römischer Bischof und bildete mir was Ungeheures darauf ein. Aber hier angelangt, lernte ich bald kennen, wie ganz und gar nichts daran gelegen ist, was man auf der Welt war, sondern alles liegt daran, was man auf der Welt getan hat und wie und unter welchen Bedingungen!

Daher lasst auch ihr euch weder durch Luther, noch durch Calvin beirren, sondern folget mir! Wahrlich, ihr sollt es nicht bereuen! Wird es euch bei mir aber nicht behagen, so steht euch dieser Weg noch immer offen!«
Bischof Martin, Kapitel 23, Vers 09-12