Ludwig Büchner (1824 – 1899)
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Deutscher
Arzt und Philosoph, der ein Bruder des bekannten Dichters Georg Büchner war. Ludwig Büchner war ein engagierter
Vertreter des natuwissenschaftlichen Vulgärmaterialismus. Siehe auch Wikipedia |
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Inhaltsverzeichnis
Die Materie ist der Urgrund alles Seins
Der Kosmos selbst ist ein Komplex unabänderlicher Naturgesetze
Die Gottesidee
Persönliche Fortdauer
Die
Materie ist der Urgrund alles Seins
Haben diejenigen, welche von Gott und nicht von der Materie
ausgehen, uns jemals eine Auskunft über die Qualitäten des Stoffs oder die Gesetze, nach denen, wie sie sagen, die Welt regiert wird, geben können?
Konnten sie uns sagen, ob die Sonne gehe oder stehe? ob die Erde rund sei oder
eine Ebene? was Gottes Plan und Absicht sei? usw. Nein! denn es wäre eine
Unmöglichkeit. »In der Betrachtung und Erforschung
der Natur von Gott ausgehen« ist eine Redensart ohne Sinn, welche
nichts bedeutet und nichts erreicht. Diejenige traurige Richtung der Naturforschung
und philosophischen Naturbetrachtung, welche glaubte, von theoretischen Vordersätzen
ausgehend, das Weltall konstruieren und Naturwahrheiten auf spekulativem
Wege ergründen zu können, ist glücklicherweise längst überwunden,
und gerade aus der entgegengesetzten wissenschaftlichen Richtung sind jene großen
Fortschritte und segensreichen Wirkungen der Naturforschung in den letzten Jahrzehnten
hervorgegangen. Warum sollen also diejenigen, welche von der Materie ausgehen,
die Materie nicht begreifen können? In der
Materie wohnen alle Natur- und geistigen Kräfte, in ihr allein können
sie offenbar werden, in die Erscheinung
treten; die Materie ist der Urgrund alles Seins. An wen anders könnten wir uns daher in der Erforschung von Welt
und Dasein
zunächst halten, als an die Materie selbst?
Kröner, Stuttgart, Kröners Taschenausgabe
Band 102, Büchner, Kraft und Stoff, S. 27
Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Alfred
Kröner Verlags, Stuttgart
Der
Kosmos selbst ist ein Komplex unabänderlicher Naturgesetze
Dogmatische Werke nennen es eine Gottes unwürdige
Ansicht, dass die sichtbare Welt gleich einem Uhrwerk von
selbst gehe; vielmehr müsse Gott als der stete Regulator und Neuschöpfer
angesehen werden. So hat man es auch Alexander von
Humboldt übelgenommen, dass er den Kosmos
als Komplex von Naturgesetzen und nicht als ein Produkt eines
schaffenden Willens
dargestellt hat (Erdmann). Ebensowohl könnte
man es den Naturwissenschaften übelnehmen, dass sie überhaupt
existieren; denn nicht die Naturforscher, sondern die Natur selbst hat uns den Kosmos als einen Komplex unabänderlicher Naturgesetze
kennen gelehrt. Alles, was theologisches Interesse oder wissenschaftliche Borniertheit
gegen dieses Faktum vorbringen mag, scheitert an der Macht der Tatsachen, die klar und unzweifelhaft
nur für eine Seite entscheiden. Freilich fehlt
es auch den Gegnern der Naturforschung angeblich nicht an Tatsachen; freilich
trocknete Gott das Rote Meer aus, damit die Juden hindurchziehen konnten; freilich
erschreckte er zu allen Zeiten die Menschen mit Kometen oder Sonnenfinsternis,
freilich kleidet er die Lilien auf dem Felde und nährt die Vögel unter
dem Himmel. Aber welcher Verständige kann heute darin etwas anderes erblicken,
als das ewige, unabänderliche Spiel und Walten natürlicher Kräfte,
und wer wüsste nicht, dass auch die Vögel unter dem Himmel
dem Mangel nicht zu widerstehen imstande sind? - Und kann es endlich als eine
Gottes würdigere Ansicht angesehen werden,
wenn man sich in demselben eine Kraft
vorstellt, welche hier und da der Welt in ihrem Gange einen Stoß versetzt,
eine Schraube zurechtrückt usw., ähnlich einem Uhrenreparateur? Die
Welt soll von Gott vollkommen
erschaffen sein; wie könnte sie einer Reparatur bedürfen?
Kröner, Stuttgart, Kröners Taschenausgabe
Band 102, Büchner, Kraft und Stoff, S. 33f.
Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Alfred
Kröner Verlags, Stuttgart
Die
Gottesidee
Gott ist eine leere Tafel, auf der nichts
weiter steht, als was du selbst darauf geschrieben.
Luther
In seinen Göttern malt sich der Mensch.
Schiller
Wenn es richtig ist, dass es keine angebornen Anschauungen gibt, so muß
auch die Behauptung derjenigen unrichtig sein, welche annehmen, daß die
sogenannte Gottesidee oder der Begriff eines höchsten
persönlichen Wesens, welches die Welt erschaffen hat, regiert und erhält,
etwas dem menschlichen Geiste von Natur Eingeborenes, Notwendiges und darum durch alle Vernunftgründe Unwiderlegliches sei. Es
behaupten die Anhänger dieser Ansicht, es werde durch die Erfahrung gelehrt,
daß es keine noch so rohen oder ungebildeten Völker oder Individuen
gebe, bei denen die Gottesidee oder der Glaube an ein höchstes persönliches
Wesen nicht vorgefunden werde. In der Tat aber lehrt uns eine genaue Kenntnis
und unbefangene Beobachtung der Einzelnen wie der Völker in rohen und unentwickelten
Bildungszuständen gerade das Gegenteil. Gewiß nur eine bereits befangene
Meinung wird imstande sein, in den sogenannten Tierreligionen
alter und neuer Völker etwas dem wahren Gottesglauben Analoges
zu erkennen. Es entspricht keineswegs dem Begriffe einer Gottesidee, wenn wir die Menschen solchen Tieren eine besondere Verehrung
erweisen sehen, welche ihnen erfahrungsmäßig Nutzen oder Schaden
bringen; wenn der Ägypter die Kuh oder das Krokodil, wenn der Indianer
die Klapperschlange, der Afrikaner die Kongoschlange anbetet usw.
Den Negern auf Guinea ist ein Stein, ein Klotz, ein Baum, ein Fluß, ein
Alligator, ein Bündel Lumpen, eine Schlange göttliches Idol.
Esdrückt sich in solcher Verehrung nicht die Idee an ein über Natur und Menschen herrschendes allmächtiges
und allweises Wesen, welches die Weltregierung leitet, aus, sondern nur eine blinde Angst vor Naturmächten,
welche dem ungebildeten Menschen furchtbar oder überirdisch scheinen, weil
er nicht im Stande ist, den inneren natürlichen Zusammenhang der Dinge zu erkennen. Wäre wirklich die Idee eines höchsten Wesens der menschlichen
Natur durch überirdische Weisheit und in unverwischbarer Weise eingeprägt worden, so könnte es nicht
möglich sein, daß dieser Begriff alsdann in so unklarer, unvollkommener,
roher und unnatürlicher Weise, wie in diesen Tierreligionen, zutage träte.
Das Tier ist seinem ganzen Wesen nach dem Menschen unter-, nicht übergeordnet,
und ein Gott in Gestalt eines Tieres ist kein Gott, sondern eine Fratze. Englische
Reisende in Nordamerika (London Athenaeum, Juli 1849)
erzählen, »daß die religiösen
Ansichten der Indianer des Oregongebiets einem
ganz niederen Ideenkreise angehören. Es ist zweifelhaft, ob sie überhaupt
von einem höchsten Wesen
eine Vorstellung haben. Das Wort Gott suchte man natürlich bald zu übersetzen, allein
in keinem der Oregonschen Dialekte war selbst mit Hilfe der Missionäre
und geschickter Dolmetscher ein passender Ausdruck aufzufinden. Ihre größte
Gottheit heißt der Wolf und scheint, ihren Beschreibungen zufolge, eine
Art Zwittergeschöpf von Gottheit und Tier zu sein.« -
Die sogenannten Kaloschen, ein indianischer Stamm,
haben gar keinen äußern Kultus und stellen sich das höchste
Wesen unter dem Bilde eines Raben vor. Von den Tusken, einer zur mongolischen Rasse gehörigen
Völkerschaft an der nordöstlichen Spitze des asiatischen Kontinents
von sehr guten Charaktereigentümlichkeiten, erzählt der britische Leutnant Hooper: »Ob
bei ihnen die Ahnung einer göttlichen Vorsehung,
einer höheren sogenannten Weltregierung dämmert, ob sie einen wohlwollenden Geist neben den
Dämonen verehren,
dies war nicht zu ermitteln, oder vielmehr davon ergab sich keine Spur.«
Von den Corrados, den ehemaligen Souveränen
in der Provinz Rio de Janeiro, erzählt Burmeister,
daß das Bedürfnis nach Religion bei ihnen nicht vorhanden scheine. Sie drücken
sich an den Kirchentüren vorbei, ohne den Kopf zu wenden oder den Hut zu
ziehen. Der südamerikanische Wilde oder Urmensch hat keinerlei religiöse Anschauungen; er läßt sich die Taufe
gefallen, weiß aber nicht, was sie bedeutet. Ähnliche oder gleichlautende
Fakta bei verschiedenen Völkern kann man fast in jeder Reisebeschreibung
lesen. Die ursprüngliche Religion des Buddha weiß nichts weder von Gott noch von Unsterblichkeit.
-
Derselben Erscheinung begegnen wir in unserer eigenen Mitte bei solchen Individuen,
bei denen Erziehung, Lehre oder Mitteilung keine Gelegenheit hatte, die Idee
eines höchsten Wesens wachzurufen. Häufig genug kann man lesen, wie
vor den Zuchtpolizeigerichten großer Städte, wie Paris oder London,
fortwährend Menschen erscheinen, welche von den Begriffen, die man mit
den Worten Gott, Unsterblichkeit, Religion u.
dgl. verbindet, auch nicht die leiseste Ahnung besitzen. Der letzte Zensus in
England hat nachgewiesen, daß daselbst sechs Millionen Menschen leben,
die nie die Schwelle einer Kirche betreten haben und die nicht wissen, welcher
Sekte oder welchem Glaubensbekenntnis sie angehören. Der Taubstumme Meystre
hatte, wie im vorigen Kapitel erzählt wurde, keine Idee von Gott, und konnte
ihm eine solche trotz aller Anstrengung nicht beigebracht werden. Wenn die Natur
nicht imstande ist, mit größerer Gewalt ihr Recht auch ohne Lehre
und Erziehung geltend zu machen, so muß geschlossen werden, daß
dieselbe von solchen ursprünglichen Begriffen überhaupt nichts weiß.
Wollte man die Gottesidee eine angeborene nennen, so könnte man am Ende
nicht anders, als auch der Idee eines bösen, mit höherer Macht ausgerüsteten Wesens, eines Teufels,
Satans, eines oder mehrerer Dämonen, dasselbe Prädikat
beizulegen. Der Glaube
an böse, den Menschen feindliche Mächte
hat nachweisbar dieselbe, ja unter Naturvölkern oft eine noch weit größere
Ausbreitung und Bedeutung gewonnen, als der Glaube an einen wohlwollenden Gott.
Alle diese Begriffe sind anerzogene, aus eignem oder anderer Nachdenken hervorgegangene, geschlossene, nicht angeborne.
Niemand hat den rein menschlichen Ursprung der Gottesidee besser erklärt
und nachgewiesen als Ludwig Feuerbach. Derselbe
nennt alle Vorstellungen von Gott und göttlichem Wesen
Anthropomorphismen, d.h. Erzeugnisse menschlicher Phantasie
und menschlicher Anschauungsweise,
gebildet nach dem Muster der eignen menschlichen Individualität.
Den Ursprung
dieses Anthropomorphismus
sucht Feuerbach in dem Abhängigkeitsgefühl
und sklavischen Sinn, welcher der menschlichen Natur innewohnt.
»Der außer- und übermenschliche Gott«,
sagt Feuerbach, »ist nichts anderes als das außer- und übernatürliche Selbst, das seinen Schranken entrückte, über sein objektives Wesen
gestellte subjektive Wesen des Menschen.« In der Tat ist die Geschichte
aller Religionen ein fortlaufender Beweis für diese Behauptung, und
wie könnte es auch anders sein? Ohne Kenntnis oder Begriff vom Absoluten,
ohne eine unmittelbare Offenbarung, deren Dasein zwar von fast allen religiösen
Sekten behauptet, aber nicht bewiesen wird - können alle Vorstellungen
von Gott, einerlei welcher Religion sie angehören, keine andern als
menschliche sein, und da der Mensch in der belebten Natur kein höher
stehendes geistig begabtes Wesen als sich selbst kennt, so können auch
seine Vorstellungen eines höchsten Wesens nicht anders als von seinem eignen
selbst abstrahiert sein, sie müssen eine Selbstidealisierung darstellen. Daher spiegeln sich denn auch in den religiösen Vorstellungen aller Völker die jedesmaligen Zustände,
Wünsche, Hoffnungen, ja die geistige Bildungsstufe und besondere geistige
Richtung eines jeden Volkes jedesmal auf treueste und charakteristischste ab,
und wir sind gewohnt, aus dem Götterdienste eines Volkes auf seine geistige
Individualität und den Grad seiner Bildung zu schließen. Man denke
an den poetischen, von ideellen Kunstgestalten bevölkerten Himmel der Griechen, in welchem die in ewiger Jugend und Schönheit blühenden Götter
menschlich genießen, lachen, kämpfen, Intrigen spinnen und den eigentlichen
Reiz ihres Daseins in dem persönlichen Eingreifen in menschliche Schicksale finden - jenen Himmel, welcher Schiller zu seinem schönen sehnsüchtigen
Gedichte an die Götter Griechenlands begeisterte.
Man denke an den zürnenden, finstern Jehovah der
Juden, welcher bis ins dritte und vierte Glied straft; an den christlichen
Himmel, in welchem Gott seine unendliche Allmacht mit seinem Sohne teilt und
die himmlische Rangordnung der Seligen ganz nach menschlichen Begriffen bestimmt;
an den Himmel der Katholiken, in welchem die im Schoße des Heilands liegende
Jungfrau Maria ihre sanfte weibliche Überredungskunst zugunsten der Straffälligen
bei dem himmlischen Richter geltend macht; an den Himmel der Orientalen, welcher
blühende Huris in Menge, rauschende Kaskaden, ewige Kühle und ewigen
sinnlichen Genuss verspricht; an den Himmel des Grönländers,
in welchem dessen höchster Wunsch in dem reichlichsten Überfluß an Tran und Fischen sich ausspricht; an den Himmel des jagenden Indianers, in
welchem eine ewige reichliche Jagd den Seligen lohnt usw.
Auch in der Art des religiösen Kultus, der äußeren Form der Gottesverehrung, wies Feuerbach die rein menschliche Vorstellungsweise von Gott überall mit Evidenz
nach. Der Grieche opfert seinen Göttern Fleisch und Wein, der Neger speit
die zerkauten Speisen seinen Götzen als Opfer ins Gesicht; der Ostiake
beschmiert seine Götzen mit Blut und Fett und stopft ihnen die Nase mit
Schnupftabak voll; der Christ und Mohammedaner glauben ihren Gott durch persönliches
Zureden, durch Gebete zu versöhnen. Überall menschliche Schwächen,
menschliche Leidenschaften, menschliche Genußsucht! Alle Völker
und Religionen teilen die Gewohnheit, hervorragende Menschen unter die Götter
oder die Heiligen zu versetzen - ein auffallender Beweis
für das menschliche Wesen der göttlichen Idee! Wie fein und
richtig ist die Bemerkung Feuerbachs, dass der gebildete Mensch ein unendlich
höheres Wesen als der Gott der Wilden ist, der Gott, dessen geistige und
körperliche Beschaffenheit natürlich in gradem Verhältnis zu
dem Bildungsgrade seiner Verehrer stehen muss. Dieser notwendige Zusammenhang
des Menschlichen mit dem Göttlichen und die Abhängigkeit des letzteren
von dem ersteren muss sich selbst Luther als
unabweisbar aufgedrängt haben, da er sagt: »Wenn
Gott für sich allein im Himmel säße, wie ein Klotz, so wäre
er nicht Gott.«
Ist der einfache Menschenverstand nicht imstande gewesen, eine reine und abgezogene
Idee vom Absoluten zu gewinnen, so ist der Verstand der Philosophen in diesen
Versuchen womöglich noch unglücklicher gewesen. Wollte sich jemand
die Mühe nehmen, alle die philosophischen Definitionen, welche von Gott,
vom Absoluten oder von der sogenannten Weltseele der Naturphilosophen gemacht
worden sind, zusammenzustellen, so müßte ein höchst wunderlicher
Mischmasch herauskommen, in welchem von Anbeginn der historischen Zeit an bis
heute trotz des engeblichen Fortschritts der philosophischen Wissenschaften
nichts wesentlich Neues oder Besseres zutage gebracht wurde. An schönen
Worten und klingenden Phrasen würde es dabei freilich nicht fehlen, aber
solche können kein Ersatz für den Mangel innerer Wahrheit sein. Hören
wir z.B., wie sich einer unserer jüngsten Schriftsteller, der gläubige
Naturforscher Fechner,
in seinem Zendavesta über jenen Begriff äußert: »Gott als Totalität des
Seins und Wirkens hat keine Außenwelt mehr außer sich, kein Wesen sich äußerlich mehr gegenüber,
er ist der einzige und alleinige; alle Geister regen sich in der Innenwelt seines
Geistes; alle Körper in der Innenwelt seines Leibes; rein kreist er in
sich selbst, wird durch nichts von außen mehr bestimmt, bestimmt sich
rein aus sich in sich, indem er aller Existenz Bestimmungsgründe einschließt.« Welcher denkende Mensch ist imstande, sich aus solchen Phrasen eine klare Vorstellung
von der Meinung des Definitors zu machen! Ein Gott, in dessen leiblichem und
geistigem Innern sich alle Geister und Körper regen sollen und der dabei
nur in sich selbst kreist und durch nichts von außen mehr bestimmt wird!
Wenn sich alle Geister in dem Geist, alle Leiber in dem Leib Gottes regen, wenn
er keine Außenwelt mehr außer sich hat, wie kann er da noch persönlicher Gott sein?
Persönlicher Gott, als welchen ihn Fechner an andern Stellen ausdrücklich auftreten lässt! Ist er alsdann
nicht vielmehr Inbegriff alles körperlichen und geistigen Daseins oder
die Gesamtsumme der Welt selbst, welche sich der Definitor in Gestalt einer
Person gedacht hat, während doch gerade die Welt in ihrer unendlichen
Vielheit und Mannigfaltigkeit die Verneinung jeder Personifikation ist! Jene
Vorstellung einer durch die ganze Welt verbreiteten und in deren Äußerungen
unmittelbar sich manifestierenden Göttlichkeit hat man mit einem philosophischen
Kunstausdruck »pantheistisch« schon zu einer Zeit genannt, da Herrn Fechners persönliche Seele
noch tief in der Weltseele verborgen lag. Aber unsere modernen Philosophen glauben eine Tat zu tun, wenn
sie altes Gemüse mit neuen Redensarten aufwärmen und als letzte Erfindung
der philosophischen Küche auftischen!
Kröner, Stuttgart, Kröners Taschenausgabe
Band 102, Büchner, Kraft und Stoff, S.145ff.
Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Alfred
Kröner Verlags, Stuttgart
Persönliche
Fortdauer
Vom Augenblicke des Todes an hat der
Leib wie die Seele ebensowenig irgendeine
Empfindung wie vor der Geburt.
Plinius
Wir glauben in einem vorhergehenden Kapitel die innige und unlösliche
Verbindung von Geist und Körper, von Seele und Gehirn, und die unbedingte
Abhängigkeit der Seele in allen bemerkbaren Lebensäußerungen
von ihrem materiellen Substrat durch sprechende Tatsachen nachgewiesen zu haben;
wir haben dieselbe zugleich mit diesem Substrat entstehen,
wachsen, abnehmen und erkranken gesehen. Können wir uns auch über
das nähere Wie dieser Verbindung keine ganz klare Vorstellung machen, so
sind wir doch durch jene Tatsachen zu dem Ausspruche berechtigt, dass diese
Verbindung in einer Weise besteht, welche jede dauernde Trennung beider als
unmöglich erscheinen lässt.
So wenig ein Gedanke ohne Gehirn sein kann, so wenig kann ein normal gebildetes
und ernährtes Gehirn sein, ohne zu denken, und es wiederholt sich
in diesem Gesetz der oberste Grundsatz unserer philosophischen Naturbetrachtung:
»Kein Stoff ohne Kraft! keine Kraft ohne Stoff!«
- »Es ist so unmöglich«, sagt
Moleschott, »dass ein unversehrtes Gehirn nicht
denkt, wie es unmöglich ist, dass der Gedanke einem andern Stoff als
dem Gehirn als seinem Träger angehöre.« Ein Geist ohne
Körper ist ein ebenso undenkbares Ding, als eine Elektrizität, ein
Magnetismus ohne Metalle oder ohne jene Stoffe, an welchen diese Kräfte
wirksam und sichtbar werden. Im Einklang damit haben wir nachgewiesen, wie die
tierische Seele nicht mit sogenannten angebornen Anschauungen zur Welt kömmt,
wie sie nicht ein ens per se darstellt, sondern ein Produkt der in einer gegebenen
Zeit auf sie einwirkenden Außendinge ist, und wie sie ohne diese Außendinge
niemals existierend geworden sein würde.
Im Angesicht eines solchen Komplexes von Tatsachen kann eine vorurteilsfreie
Naturforschung nicht anders, als sich mit Entschiedenheit gegen die Ideen einer
individuellen Unsterblichkeit, einer persönlichen Fortdauer nach dem Tode
zu erklären. Mit dem Untergang und Zerfall seines materiellen Substrats
und mit dem Heraustritt aus derjenigen Umgebung, durch welche allein es zu einem
bewussten Dasein und zu einer Person geworden ist, muss auch ein geistiges
Wesen ein Ende nehmen, das wir allein auf diesem doppelten Boden und in innigster
Abhängigkeit von demselben haben emporwachsen sehen. Alle Kenntnis, welche
diesem Wesen zuteil geworden ist, bezieht sich auf irdische Dinge; es hat sich
selbst erkannt und ist sich seiner bewusst geworden nur in, mit und durch
diese Dinge; es ist Person geworden nur durch sein Gegenübertreten gegen
irdische abgegrenzte Individualitäten; wie sollte es denkbar oder möglich
sein, dass dieses Wesen, herausgerissen aus diesen ihm wie Lebensluft nötigen
Bedingungen, mit Selbstbewusstsein und als dieselbe Person weiterexistieren
könne! Nicht Überlegung, sondern nur eigensinnige Willkür, nicht
die Wissenschaft, sondern nur der Glaube können die Idee einer persönlichen
Fortdauer stützen.
»Die Physiologie«, sagt Karl
Vogt, »erklärt sich bestimmt und kategorisch
gegen eine individuelle Unsterblichkeit, wie überhaupt gegen alle Vorstellungen,
welche sich an diejenige der speziellen Existenz einer Seele anschließen.
Die Seele fährt nicht in den Fötus, wie der böse Geist in den
Besessenen, sondern sie ist ein Produkt der Entwicklung des Gehirns, so gut
als die Muskeltätigkeit ein Produkt der Muskelentwicklung, die Absonderung
ein Produkt der Drüsenentwicklung ist. Sobald die Substanzen, welche das
Gehirn bilden, wieder in derselben Form zusammengewürfelt werden, so werden
auch dieselben Funktionen wieder eintreten usw. - Wir haben gesehen, daß
wir die Geistestätigkeiten zerstören können, indem wir das Gehirn
verletzen; wir können uns ebenso leicht aus der Beobachtung der embryonalen
Entwicklung und aus derjenigen des Kindes überzeugen, daß die Seelentätigkeiten
sich in dem Maße entwickeln, als das Gehirn seine allmähliche Ausbildung
erlangt. Man kennt keine Äußerungen von Seelentätigkeit bei
dem Fötus. Erst nach der Geburt entwickeln sich die Seelentätigkeiten;
aber nach der Geburt auch erst bekommt das Gehirn allmählich diejenige
materielle Ausbildung, welche es überhaupt erlangen kann. Mit dem Umlauf
des Lebens erhalten auch die Seelentätigkeiten eine bestimmte Veränderung
und hören ganz auf mit dem Tode des Organs.« -
In der Tat lehrt uns denn auch die alltäglichste und einfachste Beobachtung
und Empirie, dass der geistige Effekt mit der Zerstörung seines materiellen
Substrats zugrunde geht, dass der Mensch stirbt.
»Da war's Gebrauch«, sagt Macbeth,
»dass, war das Hirn heraus, der Mensch auch
starb.« Keine wirkliche Erscheinung gibt es und keine hat es jemals
gegeben, welche uns glauben oder annehmen ließe, es existiere die Seele
eines gestorbenen Individuums weiter; sie ist tot auf Nimmerwiederkehr. »Dass die Seele eines gestorbenen Individuums«, sagt Burmeister, »mit
dem Tode desselben zu erscheinen aufhört, wird von verständigen Leuten
nicht bestritten. Geister oder Geistererscheinungen haben nur kranke oder abergläubische
Leute beobachtet.« -
Nachdem wir so unsere Ansicht im ganzen festgestellt, können wir nicht
umhin, im folgenden auf einige der hauptsächlichsten Gründe, welche
man im Interesse individueller Unsterblichkeit geltend gemacht hat, näher
einzugehen, und werden dabei Gelegenheit finden, diese wichtige und interessante
Frage von einigen empirischen Seiten spezieller
zu beleuchten. Dabei muss der große Eifer verdächtig erscheinen,
mit welchem man zu verschiedenen Zeiten häufig und unaufgefordert und mit
Aufwand aller nur erdenklichen Argumente eine Sache zu verteidigen sich bemüht
hat und noch täglich bemüht, welche aus leicht begreiflichen Gründen
im ganzen ziemlich selten ernsthafte wissenschaftliche Anfechtung erfahren hat.
Es deutet dieser Eifer darauf hin, daß es den Verteidigern jener Sache
bei ihrer eigenen zukünftigen Gottseligkeit etwas bange ums Herz sein muß,
da der schlichte Verstand und tägliche Erfahrung doch gar wenig zugunsten
einer Voraussetzung reden, welche nur theoretische Gründe für sich
ins Feld führen kann. Komisch mag es auch erscheinen, dass man zu
allen Zeiten durchschnittlich diejenigen am lautesten für individuelle
Unsterblichkeit kämpfen und eifern sah, deren persönliche Seele einer
so langen und sorgsamen Aufbewahrung vielleicht am wenigsten würdig gewesen
wäre!
Zunächst hat man von naturphilosophischer Seite versucht, aus der Unsterblichkeit
der Materie auf die Unsterblichkeit des Geistes zu schließen. Wie es überhaupt,
sagte man, keine absolute Vernichtung gibt, so ist es auch an sich undenkbar,
ja unmöglich, dass der menschliche Geist, einmal vorhanden, wiederum
vernichtet werde; es streitet diese Annahme gegen Vernunft- und Naturgesetz.
Dagegen ist zu bemerken, dass jene Analogie zwischen Materie und Geist
bezüglich der Unzerstörbarkeit gar nicht besteht. Während die
sicht- und greifbare Materie ihre Unzerstörbarkeit auf sinnliche Weise
zur Evidenz dartut, kann von dem Geist oder der Seele, welche nicht selbst Materie,
sondern nur ideelles Produkt einer gewissen Kombination mit Kräften begabter
Stoffe darstellt, unmöglich dasselbe gesagt werden. Mit dem Auseinanderfall
jener Stoffe, ihrer Zerstreuung und ihrem Eingang in andere, untereinander nicht
in Zusammenhang befindliche Kombinationen muß auch jener Krafteffekt verschwinden,
welchen wir Seele nannten. Zertrümmern wir eine Uhr, so zeigt sie keine
Stunde mehr und wir zerstören gleichzeitig den ganzen ideellen Begriff,
welchen wir mit einem solchen Instrumente zu verbinden gewohnt sind; wir haben
keine stundenzeigende Uhr mehr vor uns, sondern einen Haufen beliebiger Stoffe,
welche nichts Ganzes mehr darstellen. Daß eine solche Analogie anwendbar
ist, indem die organische Welt nicht, wie viele meinen, Ausnahmsgesetzen folgt,
sondern ganz von denselben Stoffen und Naturkräften gebildet wird, wie
die anorganische - dies werden wir in dem Kapitel »Lebenskraft«
näher zu erörtern Gelegenheit haben. - Mit dieser Anschauungsweise
im Einklang lehrt uns denn auch die Erfahrung, dass die persönliche
Seele trotz ihrer angeblichen Unvernichtbarkeit eine Ewigkeit lang in derTat
vernichtet, nicht existierend war! Wäre sie unvernichtbar wie der Stoff,
so müßte sie nicht nur gleich diesem ewig bleiben,
sondern auch ewig gewesen sein.
Wo aber befand sich dieselbe, als der Leib, zu dem sie gehört, noch nicht
gebildet war? Sie war nicht da; kein, auch nicht das leiseste Zeichen verriet
ihre Existenz, und eine solche dennoch anzunehmen, wäre eine rein willkürliche
Hypothese. Was aber einmal nicht war, kann auch wieder
untergehen, vernichtet werden. - Einen weiteren ganz direkten Beweis
für die Vernichtbarkeit der Seele liefert der Zustand des Schlafes. Infolge
körperlicher Verhältnisse wird die Funktion des Denkorgans im Schlaf
für einige Zeit sistiert und damit die Seele im wahren Sinne des Wortes vernichtet. Das geistige Wesen ist entflohen, und
nur der Körper existiert oder vegetiert weiter ohne Selbstbewußtsein
und in einem Zustand, welcherdem Zustand jener Tiere gleicht, denen Flourens
die Gehirnhemisphären weggeschnitten hatte. Beim Erwachen findet sich die
Seele genau da wieder, wo sie sich beim Einschlafen vergessen hatte; die lange
Zwischenzeit war für sie nicht vorhanden, sie befand sich im Zustand eines
geistigen Todes. Dieses eigentümliche Verhältnis ist so in die Augen
springend, daß manvon je Schlaf und Tod miteinander verglich und sie Brüder
nannte. Während der französischen Revolution ließ der bekannte
Chaumette die Inschrift an die Kirchhofstüren setzen: »Der
Tod ist ein ewiger Schlaf.« Andreä, der Verfasser einer alten descriptio reipublicae christianopolitanae
aus dem Jahr 1619, sagt: »Diese eine Republik kennt
den Tod nicht, und doch ist er bei ihr in aller Vertraulichkeit, aber sie nennen
ihn Schlaf.« Im Moment des Einschlafens
beschleicht uns das unheimliche Gefühl der bevorstehenden geistigen Vernichtung
und der Unwissenheit darüber, ob sie zeitlich oder ewig sein werde. Mit
schönen Worten schildert dies Gefühl der Dichter:
»Ich will zur Ruh und sterben jetzt im Schlaf -
Denn Schlaf ist Tod. Hinweg, o Seele, fliehe
Und schwebe ob dem ruhenden Gerüst,
Das leblos lebt, und schütz' und hüte es
Vor der heimtück'schen Nacht, daß sie mich wieder
Heraus dem Leben gibt......«
Gegen diese ganze Anschauung hat man die Träume als faktischen Gegenbeweis geltend zu machen versucht und behauptet, dieselben
zeigten, dass der Geist auch im Schlafe, wenn auch in einer untergeordneten
Weise, tätig sei. Dieser ganze Einwand beruht auf einem tatsächlichen
Irrtum. Es ist bekannt genug, dass die Träume nicht den Zustand des
eigentlichen Schlafs, sondern nur der Übergangszeit zwischen Schlaf und
Wachen, also eine Art Halbwachen, bezeichnen. Diese Bemerkung kann jeder aufmerksame
Beobachter an sich selbst machen. Ganz gesunde Menschen kennen nicht einmal
diesen Übergang, sie träumen bekanntlich überhaupt nicht. Der
tiefe Schlaf kennt keinen Traum, und ein aus solchem Zustand plötzlich
aufgerüttelter Mensch besitzt gewöhnlich eine Zeitlang nach dem Erwecken
so wenig den Gebrauch seiner geistigen Kräfte, dass dieser Zustand
als kriminelle Unzurechnungsfähigkeit bedingend angesehen wird, indem der
Übergang aus dem einen Zustand in den andern allzu schroff und unvermittelt
ist. - Noch mehr als der Schlaf sind gewisse krankhafte Zustände geeignet,
diese Vernichtbarkeit unseres geistigen Wesens darzutun. Es gibt Krankheiten
des Gehirns, z.B. Erschütterungen, Verletzungen usw., welche dasselbe in
seiner Funktion derart beeinträchtigen, daß das Selbstbewusstsein
vollkommen aufgehoben wird und die Kranken von ihrem körperlichen oder
geistigen Zustande nicht die geringste Empfindung, Vorstellung oder Erinnerung
haben. Solche vollkommen bewußtlose Zustände können unter Umständen
sehr lange, selbst Monate hindurch andauern. Kommen solche Kranke zur Genesung,
so macht man an ihnen die Erfahrung, dass sie nicht die geringste Ahnung
oder Rückerinnerung von dieser ganzen langen Zeit besitzen, sondern ihr
geistiges Leben wiederum an dem Zeitpunkt fortsetzen, an welchem ihnen zuerst
das Bewusstsein entschwunden ist; diese ganze Zeit war für sie eine
Zeit tiefen Schlafes oder geistigen Todes; sie sind gewissermaßen gestorben
und zum zweitenmal geboren. Tritt nach einer solchen Periode anstatt der Genesung
der wirkliche Tod ein, so ist der Moment dieser Katastrophe ganz irrelevant
für das betreffende Individuum; der geistige Tod setzte sich in den körperlichen
fort, ohne dass ihm dieser Moment zum Bewusstsein kam; es war als
Person, als geistig belebtes Wesen bereits früher gestorben, d.h. in jenem
Moment, als die Krankheit das Selbstbewusstsein schwinden machte.
Es möchte denjenigen, welche an eine persönliche Unsterblichkeit glauben,
sehr schwer, ja unmöglich werden, den Zusammenhang solcher Vorgänge
zu erklären und auch nur eine gegründete Vermutung darüber auszusprechen, wo und wie die Seele in solchen Zeiträumen
sich verhalten habe. In den Dachrinnen unserer Wohnhäuser lebt ein Infusorium [Aufgusstierchen, Wimpertierchen: der Einzeller entwickelt sich,wenn Wasser auf tierische oder pflanzliche Reste gegossen wird und dort längere Zeit verbleibt],
welches mit dem Ablauf des Wassers vertrocknet und aufhört zu leben. Dieser
scheinbare Tod dauert so lange, bis ein neuer Regen dasselbe Tierchen zu einem abermaligen Lebenszyklus erweckt, und so fort. Zeigt sich
in solchen Beispielen die Seele nicht recht deutlich als ein stofflicher Effekt?
- Nicht minder müssen wir uns gegen diejenige Anschauungsweise erklären,
welche, von der persönlichen Seele abstrahierend,
eine allgemeine geistige Materie, eine Grundseele,
annehmen zu dürfen glaubt, aus welcher die einzelnen Seelen bei ihrer Entstehung
ausströmen und in welche sie bei Vernichtung ihres materiellen Substrats
wieder zurückkehren sollen. Solche Vorstellungen sind ebenso hypothetisch
als nutzlos. Die Annahme einer solchen geistigen Materie halten wir überdem
für einen Widersinn, weil Geist und Materie, wenn auch unzertrennlich verbunden,
doch begrifflich einander entgegengesetzt sind, und weil wir für den Begriff
»Geist«, »Kraft«, »Eigenschaft« an sich
gerade das Nichtstoffliche, das Stofflose als charakteristisch anzusehen genötigt
sind.Die Kraft kann nur sichtbar, überhaupt effektiv werden am Stoff und
durch den Stoff; sie würde ohne ihn nicht sein; aber
sie ist darum nicht selbst Stoff. »Imponderable
Materie«, sagt Burmeister, »ist ein Widerspruch in sich selbst.« Darum scheint uns der Begriff einer »geistigen Materie« oder einer »Seelensubstanz« unmöglich. Überdem ist mit einer solchen
Annahme für die Anhänger der persönlichen Unsterblichkeit nichts
gewonnen; die Rückkehr in eine allgemeine Urseele, mit Aufgeben der Individualität,
mit Verlust der Persönlichkeit und damit der Rückerinnerung an konkrete
Zustände käme einer wirklichen Vernichtung gleich, und es könnte
dabei für den Einzelnen ganz einerlei sein, ob sein sogenannter geistiger
Stoff weitere Verwerfung im Wiederaufbau anderer Seelen fände. Der Glaube,
es werde die menschliche Seele nach dem Tode zwar nicht vom Stoffe getrennt
werden, aber in einen vollkommener gebauten, feineren Körper übergehen,
ist vollkommen hypothetisch und steht im Widerspruch mit physiologischen Tatsachen,
welche lehren, dass der menschliche Körper ein mit den feinsten und
vollkommensten Organen ausgerüstetes Ganzes ist, welches man sich weder
feiner, noch vollkommener in seiner Art denken
kann. -
Hat man vom naturphilosophischen Standpunkt aus gegen die Vernichtung der persönlichen
Seele nach dem Tode protestiert, so hat man dasselbe nicht minder vom moralischen
Standpunkte aus versucht. Man hat gesagt, es streite der Gedanke an eine ewige
Vernichtung so sehr gegen alle menschliche Empfindung und empöre so sehr
das innerste Gefühl, dass er schon aus diesem Grunde ein unwahrer
sein müsse. Abgesehen davon, dass eine solche Appellation an das Gefühl
sehr unklare und unwissenschaftliche Standpunkte voraussetzt, so muss gewiss zugegeben werden, dass der Gedanke an ein ewiges
Leben unendlich abschreckender ist und das innerste Gefühl unendlich mehr
abstößt, als der Gedanke an eine ewige Vernichtung. Ja
dieser letztere kann für einen philosophisch denkenden Menschen nicht einmal
etwas Abschreckendes haben. Vernichtung, Nichtsein ist vollkommene Ruhe,
Schmerzlosigkeit, Befreiung von allen quälenden oder überhaupt das
geistige Wesen alterierenden Eindrücken und darum auch nicht zu fürchten.
Es kann kein Schmerz in der Vernichtung liegen, so wenig wie in der Ruhe des
Schlafes, sondern nur in dem Gedanken daran. »Die
allen Menschen, selbst den Unglücklichsten oder auch den Weisesten natürliche
Furcht vor dem Tode ist nicht ein Grauen vor dem Sterben, sondern«,
wie Montaigne richtig sagt, »vor
dem Gedanken, gestorben zu sein, den also der Kandidat des Todes nach dem Sterben
noch zu haben vermeint, indem er das Kadaver, was nicht mehr er selbst ist,
doch als sich selbst im düsteren Grabe oder irgend sonstwo denkt.«
Sehr wahr sagt Fichte: »Es
ist ganz klar, dass derjenige, welcher nicht existiert, auch keinerlei
Schmerz fühlt. Vernichtung, wenn sie stattfindet, ist daher aus diesem
Grunde gar kein Übel.« Kann es unsbekümmern, dass
wir nicht da waren, als die Griechen Troja belagerten? Ebensowenig kann es uns
bekümmern, daß wir nicht da sein werden, wenn zukünftige Kämpfe
die Erde oder daß Menschengeschlecht aufregen. Im Gegenteil ist die Idee
des ewigen Lebens, der Gedanke des Nichtsterbenkönnens wohl der abschreckendste,
den die menschliche Phantasie ersinnen kann, und seine ganze Furchtbarkeit hat
die Mythe längst in der Erzählung des nichtsterbenkönnenden Ahasverus
ausgedrückt. - Die Schulphilosophen, welche die Haltlosigkeit des Bodens,
auf dem sie in der Unsterblichkeitsfrage stehen, wohl fühlen, aber gleichwohl
Philosophie und Religion zusammenschweißen wollen, haben sich mitunter
auf sehr wunderliche und unphilosophische Weise in dieser kitzligen Frage zu
helfen gesucht.
»Die Sehnsucht unserer Natur«, sagt z. B. Carrière,
»der Drang der Erkenntnis nach der Lösung so
vieler Rätsel verlangt die Unsterblichkeit, und viele Schmerzen der Erde
würden eine schreiende Dissonanz im Weltakkorde sein, wenn diese nicht
dadurch ihre Auflösung in einer höheren Harmonie fände, daß
jene für die Läuterung undFortbildung der Persönlichkeit fruchtbar
bleiben. Diese und andere Betrachtungen machen uns die Unsterblichkeit auf unserem
Standpunkte zur subjektiven Gewißheit, zur Herzensüberzeugung usw.«
Herzensüberzeugungen können
auch Philosophen haben, sollten aber lieber nicht davon reden. Entweder verträgt
sich etwas mit Vernunft und Erfahrung - dann ist es wahr; oder es verträgt
sich nicht - dann ist es unwahr und kann vielleicht in kirchlichen, nicht aber
in philosophischen Systemen eine Stelle finden. Mag sein, dass wir von
vielen Rätseln umgeben sind - mag sein, dass dies Herrn Carrière insbesondere sehr ungelegen ist - mag sein, dass es vielleicht recht schön
wäre, wenn im Himmel, wie im letzten Akt eines Rührdramas, sich plötzlich
alles in eine wehmütige Harmonie oder allgemeine Freudigkeit und Aufklärung
auflösen würde - aber die Wissenschaft hat es nicht mit dem zu tun,
was sein könnte, sondern mit dem, was ist; und darnach ist sie gezwungen,
aus ihren zahlreichen Erfahrungen mit Notwendigkeit den Schluss auf die
Endlichkeit des Menschen zu ziehen. Ja eine vollständige Enthüllung
der »Rätselhaftigkeit«des Weltganzen, wie sie Herr Carrière
verlangt, also eine vollkommene Erkenntnis muss für
den menschlichen Geist aus inneren Gründen als eine Unmöglichkeit
angesehen werden. In dem Augenblicke, da wir an diesem Punkte angelangt wären,
würden wir Selbstschöpfer und imstande sein, die Materie ganz nach
unserem Willen zu lenken. Diese Erkenntnis aber wäre gleichbedeutend mit
Auflösung, Vernichtung, Untergang, und kein Wesen existiert, welches sie
besitzen kann. Wo kein Streben, da kann auch kein Leben mehr sein; die volle
Wahrheit wäre ein Todesurteil für den, der sie begriffen, und er müßte
an Apathie und Tatenlosigkeit zugrunde gehen. Schon Lessing verknüpfte
mit dieser Idee eine solche Vorstellung von Langeweile, dass ihm, »Angst
und Wehe dabei ankam.« Wollte man sich aber damit begnügen,ein
immerdauerndes, wenn auch vollkommeneres Streben in einem anderen Leben anzunehmen,
so wäre für die letzte Frage von der Endlichkeit oder Unendlichkeit
des menschlichen Geistes gar nichts gewonnen, sondern die Entscheidung nur um
einige Zeitspannen weiter hinausgerückt; das zweite Leben wäre eine
vermehrte und verbesserte Wiederholung des ersten, aber mit denselben Grundmängeln,
mit denselben Widersprüchen, mit derselben endlichen Resultatlosigkeit.
Aber wie der angehende Staatsaspirant lieber eine Anstellung auf unbestimmte
Zeit als gar keine annimmt, so klammern sich Tausende und aber Tausende in geistiger
Beschränktheit an eine unbestimmte und ungewisse Aussicht auf eine problematische
ewige oder zeitliche Fortdauer. - Solche Philosophen endlich, welche in der
Frage von der individuellen Unsterblichkeit sich nicht entblöden, die philosophische
Denkweise, mit der sie sonst so sehr sich brüsten, geradezu an den Nagel
zu hängen und an eine unbestimmte Übersinnlichkeit zu appellieren,
verdienen kaum eine Berücksichtigung. So dekretiert der Philosoph Fichte:
»Die unendliche Fortdauer ist aus bloßen Naturbedingungen
nicht erklärlich, braucht es aber auch nicht zu sein, weil sie über
alle Natur hinausliegt. Wenn wir auch vom sinnlich empirischen Standpunkt nicht
einsehen, wie eine ewige Fortdauer möglich sei, so muß sie doch möglich
sein; denn sie liegt in dem, was über alle Natur erhaben ist.«
Solche Dekrete können natürlich nur für den Gültigkeit haben,
der mit Gewalt glauben will, der siealso eigentlich nicht nötig hat; alle
anderen werden es natürlich finden, daß man an eine streitige Frage
den Maßstab menschlich-geistiger Erkenntnis lege und untersuche, ob sich
Schlüsse bezüglich derselben aus Erfahrung, Vernunft und Naturkenntnissen
ziehen lassen. Bei dieser Untersuchung werden sie finden, daß Fichte recht
hatte, als er verlangte, daß man Vernunft und sinnliche Erkenntnis an
den Nagel hängen müsse, um die Wahrheit der persönlichen Fortdauer
zu begreifen. - Kaum einen größeren Wert als diese philosophischen
Dekrete haben die Erfindungen einzelner Naturphilosophen, welche glauben, auf
hypothetischem Wege wissenschaftliche Anhaltspunkte für die individuelle
Unsterblichkeit liefern zu können. So entdeckte Herr Droßbach, dass
jeder Weltkörper eine endliche Anzahl selbstbewusstseinsfähiger
Monaden enthält, die nach und nach zur Entwicklung des Bewusstseins
gelangen, beim Tode aber wieder zurückfallen. Entweder in sehr später
Zeit oder auf anderen Weltkörpern treten diese Monaden wieder zusammen
und bilden einen neuen Menschen mit Erinnerung an sein früheres Leben!
Diese problematischen Monaden sind zu ungreifbar, als dass wir uns weiter
versucht fühlen könnten, uns an ihnen zu vergreifen. -
Nur im Vorbeigehn möchten wir in bezug auf individuelle Unsterblichkeit
an die große Menge unbesiegbarer äußerer Schwierigkeiten und
Unmöglichkeiten erinnern, welche aus dem ewigen Fort- und Zusammenleben
jener zahllosen Scharen von Seelen entstehen müßten, welche lebenden
Menschen angehört haben, und deren auf der Erde erlangte geistige Bildungsstufe
eine so unendlich verschiedene und bis in die äußersten Extreme auseinanderlaufende
ist. Das ewige Leben soll nach ziemlich übereinstimmenden Ansichten eine
Vervollkommnung, Fortbildung des irdischen darstellen. Darnach würde es
notwendiges Erfordernis sein, daß für jede Seele auf der Erde wenigstens
eine gewisse Stufe der Bildung erreicht würde, von welcher anfangend weiter
gebildet werden könnte. Nun denke man aber an die Seelen der frühe
verstorbenen Kinder oder der wilden ungebildeten
Völker oder auch nur der unteren Stände unserer europäischen
Gesellschaft! Soll die mangelhafte Volksbildung und Kindererziehung sich drüben
in einem höheren Maßstabe fortsetzen? »Ich
habe das Sitzen auf den Schulbänken satt«, sagt Danton
in Georg Büchners »Dantons
Tod.« -
Und was soll, möchten wir zuletzt fragen, mit den Seelen der Tiere geschehen? Der menschliche Hochmut hat bei Besorgung dieser Angelegenheit zunächst
nur an sich gedacht und nicht einsehen wollen, dass dem Tiere das nämliche
Recht zukommt wie dem Menschen. Dass zwischen Mensch und Tier kein wesentlicher
und prägnanter naturhistorischer Unterschied besteht, sondern daß
hier, wie überall in der Natur, die allmählichsten Übergänge
stattfinden, und dass Menschen- und Tierseele fundamental dasselbe sind - werden wir in einem folgenden Kapitel näher auszuführen
Gelegenheit finden. Nun dürfte es für die Anhänger der persönlichen
Fortdauer, welche die Unsterblichkeit der Tierseele nicht statuieren, schwer,
ja unmöglich werden, die Grenze zu bestimmen, an welcher denn die Unvernichtbarkeit
der tierischen oder menschlichen Seele beginnen soll. Es unterscheidet sich
die letztere von der ersteren nicht qualitativ, sondern nur quantitativ, und
ein allgemein gültiges Naturgesetz muss auf beide seine gleichmäßige
Anwendung finden. »Ist die menschliche Seele unsterblich,
so muss es auch die tierische sein. Beide haben, vermöge ihrer gleichen
Grundqualitäten, auch gleiche Ansprüche auf Fortdauer«
(Burmeister). Verfolgt man nun diese
Konsequenz bis in die untersten Tierreihen, welchen ebensowenig eine Seele abgesprochen
werden kann wie den höchsten, so fallen alle jene moralischen Gründe,
welche man für individuelle Unsterblichkeit geltend gemacht hat, in sich
zusammen, und es kommen Absurditäten heraus, welche das ganze Gebäude
schöner Hoffnungen umstürzen müssen.
Man hat behauptet und behauptet es noch, dass die Unsterblichkeitsidee (in derselben Weise wie die Gottesidee) eine dem innersten geistigen Wesen jedes
Menschen an- und eingeborene, darum durch alle Vernunftgründe unwiderlegliche
sei, und daß es auch aus demselben Grunde keine Religion gebe, welche
die individuelle Unsterblichkeit nicht als einen ihrer ersten und Hauptgrundsätze
festhalte. Was die angeborenen Ideen betrifft, so glauben wir uns darüber
bereits hinlänglich verbreitet zu haben, und an Religionen und Religionssekten,
welchen die Unsterblichkeitsidee unbekannt war, hat es niemals gefehlt. Die
angesehenste Religionssekte der Juden, die Essäer, kannte keine persönliche Fortdauer. Die ursprüngliche Religion des
großen Konfutse weiß nichts von einem himmlischen Jenseits. Der Buddhismus, welcher zweihundert
Millionen Anhänger zählt, kennt weder Gott noch Unsterblichkeit und
predigt das Nichtsein als das höchste Ziel der Befreiung.
Die edle und in vielen Stücken der Bildung unsere eingebildete Jetztwelt
weit überragende Nation der Griechen kannte nur ein Jenseits der Schatten,
und dass im ganzen römischen Altertume
der Unsterblichkeitsglaube ein äußerst schwacher und seltener war,
ist bekannt. -
Unter den gebildeten und aufgeklärten Männern aller Nationen und Zeiten
hat der Unsterblichkeitsglaube nicht allzu viele Anhänger gehabt, wenn
auch diese Verneinung sich nicht immer mit gleicher Gewalt an das Licht drängte
als ihre Gegnerin. Welche Anfeindungen musste der berühmte Voltaire erdulden, weil er es wagte, seine Überzeugung von der Vergänglichkeit
des menschlichen Geistes offen zu bekennen! Nachdem die französische Revolution
Herzen und Zungen entfesselt hatte, trat die tiefere Überzeugung des menschlichen
Herzens bekanntlich in zahlreichen interessanten Beispielen deutlicher und ungescheuter
als sonst zutage und ließ die Mehrzahl der großen Männer jener
Zeit oft mit merkwürdigen Äußerungen von der Bühne des
Lebens abtreten. Man erstaunt über den Todesmut, mit dem dieselben im Vollgenuß
ihrer Kraft und ihres geistigen Bewusstseins dem unheimlichen Augenblicke
der Vernichtungentgegengingen. Mirabeau sagte auf
dem Totenbette: »Ich gehe ins Nichts!« und der große Danton, als man ihn vor dem
Revolutionstribunal nach Stand und Wohnung fragte, rief aus: »Meine Wohnung wird bald das Nichts sein!« Auch einer unserer
ersten deutschen Geister, Friedrich
der Große, bekannte, dass er an keine persönliche
Fortdauer glaube. -
Wie weit sich in dem Punkte der individuellen Unsterblichkeit die religiösen
Ansichten der Gebildeten nicht minder als der Ungebildeten in unserem Jahrhundert
durchschnittlich von den Dogmen der Kirche entfernen, kann nur derjenige richtig
beurteilen, welcher Gelegenheit hatte, die Menschen in ihrer innersten Häuslichkeit
und Heimlichkeit und in verzweifelten Lagen des Lebens kennenzulernen. Ein solcher
wird nicht selten Erfahrungen machen, die den herkömmlichen Ansichten sehr
zuwiderlaufen. Verfasser hat an manchem Sterbebette gestanden und nichts von
jenen gläubigen Exklamationen gehört, welche angeblich bei keinem
Sterbenden fehlen sollen; im Gegenteil musste er häufig erstaunen
über Äußerungen, welche ihm bewiesen, dass der Glaube an
eine persönliche Fortdauer nach dem Tode entweder ein sehr schwacher oder
gar nicht vorhandener war. »Wer kann«, sagt Feuerbach sehr richtig, »wenn
er anders ein Paar Augen im Kopfe hat, verkennen, dass der Glaube an individuelle
Fortdauer längst aus dem allgemeinen Leben verschwunden ist, daß
er nur in der subjektiven Einbildung der Einzelnen, wenn auch unzähliger,
noch existiert?« - Wie sollte denn auch sonst die trotz allen Tröstungen
der Religion unter den Menschen fortherrschende Todesfurcht zu erklären
sein, wie sollte es möglich sein, dass die Mehrzahl der Menschen den
Tod als das größte Übel ansieht, weil er der kurzen Freude des
Daseins ein plötzliches Ende macht!
Hören wir zuletzt die ebenso schönen als treffenden Worte, welche
ein italienischer Philosoph, Pomponatius, der zu Anfang des 16. Jahrhunderts lebte, über diesen
Gegenstand äußert: »Will man die Fortdauer
des Individuums annehmen, so muß man vor allem den Beweis führen, wie die Seele existieren könne, ohne
den Körper
als Subjekt oder
Objekt ihrer Tätigkeit
zu bedürfen. Ohne Anschauungen vermögen wir nichts zu denken;
diese aber hängen von der Körperlichkeit und ihren Organen
ab. Das Denken an
sich ist ewig und immateriell,
das menschliche jedoch ist mit den Sinnen verbunden, erkennt das Allgemeine
nur im Besonderen, ist niemals anschauungslos und niemals zeitlos, da seine
Vorstellungen nacheinander kommen und gehen. Darum ist unsere Seele
in der Tat sterblich, da weder das Bewusstsein
bleibt noch die Erinnerung.«
- »Die Tugend ist doch viel reiner, welche um ihrer selbst willen geübt wird, als um
Lohn. Doch sind diejenigen Politiker nicht gerade zu tadeln, welche um des allgemeinen
Besten willen die Unsterblichkeit
der Seele lehren lassen,
damit die Schwachen und Schlechten wenigstens aus Furcht und Hoffnung auf dem rechten Wege gehen, den edle, freie Gemüter aus Lust
und Liebe einschlagen.
Denn das ist geradezu erlogen, dass nur verworfene
Gelehrte die Unsterblichkeit geleugnet und alle achtbaren Weisen sie angenommen;
ein Homer, Plinius, Simonides
und Seneca waren ohne diese Hoffnung nicht schlecht,
sondern nur frei von knechtischem Lohndienst.«
Kröner, Stuttgart, Kröners Taschenausgabe
Band 102, Büchner, Kraft und Stoff, S.153ff
Veröffentlichung auf Philos-Website mit freundlicher Erlaubnis des Alfred
Kröner Verlags, Stuttgart